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Baumsteigerfrösche

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Baumsteigerfrösche
Färberfrosch (Dendrobates tinctorius) in Bromelie
Färberfrosch (Dendrobates tinctorius) in Bromelie
Systematik
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Amphibien / Lurche (Amphibia)
Unterklasse: Lissamphibia
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)
Familie: Baumsteigerfrösche
Wissenschaftlicher Name
Dendrobatidae
Cope, 1865

Die Baumsteigerfrösche (Dendrobatidae), auch Pfeilgiftfrösche genannt, sind eine Familie der Froschlurche (Anura) und gehören dort zur Unterordnung Neobatrachia. Die tagaktiven Frösche werden in etwa neun Gattungen und etwa 228 Arten untergliedert. Eine Art wurde erstmals bereits im 18. Jahrhundert von einem Europäer beschrieben: der Färberfrosch, Dendrobates tinctorius (Schneider, 1799).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorkommen

Die Dendrobatiden bewohnen den süd- und mittelamerikanischen Regenwald; einige Arten sind auch noch im Hochland von Ecuador anzutreffen. Die nördliche Verbreitungsgrenze ist Nicaragua. Es besteht außerdem noch eine allochthone Population von Dendrobates auratus auf Hawaii. Diese Frösche wurden dort Anfang des 20. Jahrhunderts ausgesetzt.

Die Tiere leben bei Tagestemperaturen um 25 °C und Nachttemperaturen um 20 °C sowie einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70-100 %. Sie bewohnen alle Zonen des tropischen Regenwaldes von der Laubschicht des Bodens (Dendrobates tinctorius) bis kurz unter die Baumkronen (Dendrobates ventrimaculatus).

[Bearbeiten] Taxonomie

  • Adelphobates (4 Arten - früher Dendrobates)
  • Allobates Zimmermann & Zimmermann, 1988 (42 Arten)
  • Ameerega (25 Arten - früher Epipedobates)
  • Aromobates Myers, Paolillo & Daly, 1991 (12 Arten)
  • Anomaloglossus (19 Arten)
  • Colostethus Cope, 1866 (18 Arten)
  • Dendrobates Wagler, 1830 – Baumsteiger (5 [6] Arten)
  • Epipedobates Myers, 1987 (5 Arten)
  • Hyloxalus (57 Arten)
  • Mannophryne La Marca, 1992 (12 Arten)
  • Minyobates (1 Art)
  • Oophaga (9 Arten - früher Dendrobates)
  • Phyllobates Duméril & Bibron, 1841 – Blattsteiger (5 Arten)
  • Ranitomeya (27 Arten - früher Dendrobates)
  • Rheobates (2 Arten)
  • Siverstoneia (3 Arten)


Siehe auch: Systematik der Amphibien, mit Referenzen für die hier gebräuchliche Taxonomie der Amphibien.
Ferner Informationen zu einem völlig neuen, phylogenetisch basierten Systematik-Modell.

FORTPFLANZUNG

Die Laichablage erfolgt bei kleineren Arten (Dendrobates pumilio- und quinquevittatus-Gruppe) überwiegend auf Blättern von Pflanzen. Größere Arten (Dendrobates tinctorius und D. auratus) sind auch Höhlenlaicher. Je nach Art umfasst ein Gelege zwischen zwei und 35 Eiern. Dem Laichen geht ein teils stundenlanges Balzritual voraus. Dem durch seine Rufe lockenden Männchen nähert sich das Weibchen und streicht ihm mit den Vorderbeinen über den Rücken. Beide suchen sich dann einen geeigneten Platz zum Ablaichen. Die Abgabe des Laichs erfolgt beispielsweise an Bromelienblättern über deren Blattachseln beziehungsweise in der Blattachsel selbst. Die Besamung der Eier durch das Männchen geschieht äußerlich unmittelbar nach deren Abgabe. Die Gelege werden meistens vom Männchen bewacht, bei manchen Arten auch regelmäßig bewässert.

Die nach 10-16 Tagen geschlüpften Kaulquappen werden auf dem Rücken des Männchens in kleine Wasseransammlungen, etwa mit Wasser gefüllte Blattachseln, überführt. Bei kannibalistischen Arten, deren Kaulquappen von adulten Artgenossen gefressen werden (beispielsweise Dendrobates imitator) erfolgt der Transport einzeln, bei anderen (beispielsweise Epipedobates tricolor) kann er das gesamte Gelege umfassen. Die Weibchen einiger Arten füttern die Kaulquappen mit unbefruchteten Nähreiern bis zur Metamorphose, bei anderen ernähren sich die Larven von Algen oder Insekten, die in die Blattachseln fallen. Die Entwicklung von der Kaulquappe zum Jungfrosch beträgt zwischen sechs und 14 Wochen.

[Bearbeiten] Toxizität

Gelbgebänderter Baumsteiger (Dendrobates leucomelas)
Gelbgebänderter Baumsteiger (Dendrobates leucomelas)

Dendrobatiden sondern über ihre Haut basische Alkaloide ab, von denen etwa 200 Varianten bekannt sind (beispielsweise Pumiliotoxin bei Dendrobates, Batrachotoxin bei Phyllobates). Batrachotoxin wirkt auf das zentrale Nervensystem. Es bewirkt eine irreversible Durchlässigkeit der Zellmembranen für Natriumionen. Es treten Muskel- und damit auch Atemlähmungen auf, die in schweren Fällen beim Menschen zum Tod nach etwa 20 Minuten führen können. Das Gift dringt durch kleine Verletzungen oder Hautporen in den Blutkreislauf ein. Ein Gegengift ist Tetrodotoxin.

Die Frösche nehmen ihr Gift durch Verspeisen von giftigen Beuteinsekten (beispielsweise Ameisen, Tausendfüßler) auf und akkumulieren es in ihrem Körper. Möglicherweise erfolgt auch eine Metabolisierung der aufgenommenen Giftstoffe. Die Giftigkeit von in Gefangenschaft gehaltenen Tieren nimmt mit der Zeit ab, wenn keine geeigneten Futterinsekten zur Verfügung stehen. In Gefangenschaft geborene Nachzuchten besitzen in den meisten Fällen kein Hautgift mehr.

Ihren deutschen Beinamen haben Pfeilgiftfrösche der Tatsache zu verdanken, dass ihr Hautgift von Indianern im Regenwald zur Beutejagd verwendet wird. Sie vergiften mit diesem Pfeilgift die Pfeile für ihre Blasrohre. Das dazu verwendete Batrachotoxin stammt von drei Froscharten aus der Gattung Blattsteiger: Phyllobates terribilis („Schrecklicher Blattsteiger“), Phyllobates bicolor und Phyllobates aurotaenia.

Mit ihrer auffälligen Körperfärbung signalisieren Pfeilgiftfrösche ihre Ungenießbarkeit. In der Biologie wird dieser Mechanismus als Aposematismus bezeichnet. Fressfeinde müssen allerdings in der Regel diese Ungenießbarkeit erst erlernen. Meist ist eine einzige Erfahrung für einen Fressfeind ausreichend, um eine lebenslange Aversion und damit Meidung dieser Tierart zu entwickeln. Lehrmodell sind einzelne Individuen, die dabei häufig verletzt oder gar gefressen werden und für die sich diese evolutionäre Anpassung nicht auszahlt. Die Kosten sind jedoch auf alle Individuen einer Population verteilt und insgesamt für die Population lohnend.

[Bearbeiten] Artenschutz

Die Gattungen Dendrobates, Epipedobates, Phyllobates sowie die frühere Gattung Minyobates werden auf Anhang II des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens (CITES) geführt. Der Handel mit diesen Tieren ist streng reglementiert.

[Bearbeiten] Literatur

  • Grant, T.D., D.R. Frost, J.P. Caldwell, R. Gagliardo, C.F.B. Haddad, P.J.R. Kok, B.D. Means, B.P. Noonan, W. Schargel & W.C. Wheeler. 2006. Phylogenetic systematics of dart-poison frogs and their relatives (Anura: Athesphatanura: Dendrobatidae). Bulletin of the American Museum of Natural History, 299: 1-262.
  • Christmann, S. P. (Jahr?): Dendrobatidae – Baumsteigerfrösche. Die phantastische Reise durch Ecuador – Peru – Kolumbien. (Ein umfangreiches dreibändiges Werk mit vielen Fotos über Verhalten, Vorkommen, Fortpflanzung und Terrarienhaltung von Baumsteigerfröschen sowie Berichten von Reisen in die Ursprungsgebiete.) – Eigenverlag durch http://www.christmanns-froschbuch.de. ISBN 3-00-012726-7.
  • Divossen, H. (2002): Faszination Pfeilgiftfrösche. (Mit Beiträgen über Dendrobates leucomelas in Venezuela, Dendrobates fantasticus, Phyllobates vittatus, Dendrobates tinctorius, Pfeilgiftfrösche im peruanischen Regenwald, Springschwanzzucht, Kurzflügelgrille und Bau einer Silikonrückwand.) – Journal No. 1, Zeitschrift im Selbstverlag, Trebur, 63 Seiten.
  • Divossen, H. (2002): Faszination Pfeilgiftfrösche. (Mit Beiträgen über Epipedobates tricolor, E. bassleri im Gewächshaus, Minyobates steyermerki, Bau eines Regenwald-Terrariums, Weiße Asseln, Dendrobates pumilio.) – Journal No. 2, Zeitschrift im Selbstverlag, Trebur, 66 Seiten, 136 Farbfotos.
  • Divossen, H. (2003): Faszination Pfeilgiftfrösche. (Mit Beiträgen über Dendrobates azureus, Erdbeerfrösche in Costa Rica, Zwergblattsteigerfrosch, Bromelien, Bohnenblattlaus.) – Journal No. 3, Zeitschrift im Selbstverlag, Trebur, 66 Seiten, 141 Farbfotos.
  • Divossen, H. (2005): Faszination Pfeilgiftfrösche. (Mit Beiträgen über Granulierte Pfeilgiftfrosch in Costa Rica, Zucht des Schrecklichen Pfeilgifrosches, Dendrobates auratus, Pfeilgiftfrösche im Gewächshaus, Zucht von D. fulguritus.) – Journal No. 4, Zeitschrift im Selbstverlag, Trebur, 68 Seiten, über 100 Farbfotos.
  • Keller, G. & E.-G. Schneider (2005): Ihr Hobby Pfeilgiftfrösche. – Bede Verlag Ruhmannsfelden, geb. 96 S., 119 Farbfotos.
  • Schmidt, G. (1994): Wie pflege ich Pfeilgiftfrösche? – Natur- und Tierverlag Münster, kt. 88 S., 40 Farb- und SW-Fotos.
  • Schmidt, W. & F.W. Henkel (2004): PraxisRatgeber Pfeilgiftfrösche. – Chimaira-Verlag Frankfurt a. M., geb. 176 Seiten, 150 Farbfotos.
  • Ulber, T. (1995): Ratgeber Pfeilgiftfrösche. – Bede Verlag Ruhmannsfelden.
  • Der Autor Peter Garski (A-Crime-Verlag, Dieter Auer) hat in seinem Krimi „Der Intendant stirbt dramatisch“ das Thema Pfeilgiftfrösche spannend behandelt. Dabei geht es um einen Theater-Mord, bei dem der Intendant mit einem Blasrohr-Pfeil, der mit dem Gift eines Pfeilgiftfrosches behandelt wurde, heimtückisch von hinten getroffen wird.

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Baumsteigerfrösche – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

[Bearbeiten] Deutsch

[Bearbeiten] Englisch

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