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Kannibalismus

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Leonhard Kern: Menschenfresserin, Elfenbeinskulptur, um 1650
Leonhard Kern: Menschenfresserin, Elfenbeinskulptur, um 1650

Als Kannibalismus wird das Verzehren von Artgenossen oder Teilen derselben bezeichnet. Insbesondere versteht man darunter den Verzehr von Menschenfleisch durch Menschen (Anthropophagie). In modernen Gesellschaften ist Kannibalismus mit einem strikten Tabu belegt.

Auch in die Astronomie hat der Begriff Einzug gehalten, hier bezeichnet er das "Verschlucken" kleiner Galaxien durch größere Nachbarn. Ebenfalls übertragen wurde der Begriff auf die Fertigungssteuerung: Hier bezeichnet er (allerdings nicht normgerecht) den Ausbau von Teilen aus bereits montierten Baugruppen oder Produkten mit dem Ziel, die so „kannibalisierten“ Teile in andere Baugruppen einzubauen, die schneller fertig werden müssen. In der Wirtschaft gibt es den sinnverwandten Begriff der Kannibalisierung.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Kannibalismus unter Menschen wird heute von den meisten Religionen durch Gebote und Verbote untersagt. Verwendet wird der Begriff in der Völkerkunde, der Ethnologie, der Zoologie und der Psychiatrie, die den Kannibalismus als Paraphilie bzw. Fetischismus einordnet. Außerdem gibt es den Begriff Anthropophagie.

Christian Spiel unterscheidet in seinem Buch Menschen essen Menschen - Die Welt der Kannibalen zwischen dem mythisch begründeten Kannibalismus (in Weltschöpfungsmythen geschilderte Weltschöpfung durch Kannibalismus), dem religiösen (Körperteil als direkte Opfergabe an die Götter wie z.B. das Herz bei den Azteken für den Sonnengott, damit die Sonne jeden Tag neu ihren Lauf über den Himmel ausführen könne, der Leichenrest für die Menschen), dem rituellen (als Form der Bestattung im Menschen: den verstorbenen Vorfahren in sich aufnehmen und so seine Wiederkehr verhindern), dem Pietätskannibalismus (den Verwandten, sei es ein Vorfahre oder ein eigenes Kind, aus Respekt, Liebe oder Trauer würdevoll ehren, aber auch sicher verwahren), dem Angst-Kannibalismus (den getöteten Feind am sichersten denkbaren Ort, in sich selbst, verwahren und so seine Wiederkehr verhindern), dem magischen Kannibalismus (Vorstellung, dass Eigenschaften wie Kraft und Mut vom Opfer durch Verzehren auf den Esser übergehen), dem justiziellen oder Gerichts-Kannibalismus (das Verspeisen von Verurteilten oder das Trinken ihres Blutes) und dem Kannibalismus zu Ernährungszwecken.

Etymologie

Das Wort „Kannibalismus“ geht auf die Kariben, die Ureinwohner der Westindischen Inseln, zurück. Als Kolumbus auf seiner ersten Reise vor der Insel Hispaniola ankerte, notierte er in seinem Logbuch am 14. November 1492, dass die Einwohner dieser Insel in steter Furcht vor den „Caniba“ oder „Canima“ lebten, den angeblich einäugigen, hundsgesichtigen und menschenfressenden Einwohnern der Nachbarinsel Bohío. Kolumbus stellte in seinem Logbucheintrag vom 12. Dezember selbst etymologische Betrachtungen über dieses monströse Volk an und mutmaßte, dass es sich bei ihm wohl um die Untertanen des Gran Can handeln müsse, also des „Großen Khans“, des Herrschers über das fernöstliche Reich, das zu erreichen er aufgebrochen war.

Was Kolumbus als Caniba oder Canima vernahm, war die Eigenbezeichnung dieses Indianervolks, die ursprünglich soviel wie „tapfer“ bedeutete (vgl. Tupi caryba, „Held“); da in ihrer Sprache die Laute l, n und r als Allophone variieren, ist es durchaus möglich, dass Kolumbus das Gehörte recht lautgetreu wiedergab. Während sich die Bedeutung der Variante caribe bzw caribal im spanischen Sprachgebrauch zur Bezeichnung der Bewohner der Küsten der Karibik verengte, erlangte canibal die Bedeutung „Menschenfresser“ und verbreitete sich so in viele europäische Sprachen; im Deutschen ist es 1508 erstmals bezeugt.

Da man in der vorwissenschaftlichen Ethnologie der Antike und des Mittelalters fest davon überzeugt war, dass am Rand der bekannten Welt anthropophagische und halbmenschliche Völker lebten, konnte die Literatur des 16. Jahrhunderts in den karibischen Canibales eine besonders aktuelle und real scheinende Verkörperung dieser alten Idee entdecken. Der Name wurde zum Begriff; als solcher verbreitete er sich sehr schnell und wurde zum Synonym für den zuvor üblichen griechischen Begriff Anthropophage.

Im heutigen Deutsch wird die Bezeichnung Menschenfresser vor allem für Märchen- und Sagenfiguren oder -völker gebraucht, Kannibalismus dagegen für bezeugte oder zumindest für möglich gehaltene Vorkommnisse.

Kannibalismus im Tierreich

Beim Hecht ist aktiver Kannibalismus stark ausgeprägt
Beim Hecht ist aktiver Kannibalismus stark ausgeprägt

Beim Kannibalismus in der Zoologie wird unterschieden zwischen aktivem und passivem Kannibalismus. Ein aktiver Kannibale jagt und tötet Artgenossen, bevor er sie frisst, während ein passiver Kannibale nur bereits tote Artgenossen verspeist. Letztere sind häufig Aasfresser wie verschiedene Arten von Krabben im Meer.

  • Aktiver Kannibalismus ist sehr häufig unter Fischen zu beobachten. Es wird geschätzt, dass bis zu 90 Prozent aller jungen Hechte von größeren Artgenossen gefressen werden. Ähnliches gilt für den Flussbarsch sowie viele andere Raubfische.
  • Beim intrauterinen Kannibalismus, der bei einigen ovoviviparen Haien vorkommt, fressen die Embryonen noch im Mutterleib andere (meist) unbefruchtete Eier (Oophagie). Im Falle der Tigerhaie fressen die Jungtiere sogar andere Föten, so dass vom gesamten Wurf lediglich zwei Jungtiere geboren werden, da das Muttertier zwei getrennte Gebärmütter hat.
  • Gottesanbeterinnen und andere räuberische Insekten sowie Webspinnen verhalten sich nach landläufiger Meinung kannibalisch. Freilich lässt sich dies nicht pauschalisieren und ist u.U. sogar falsch. Im Tierreich, insbesondere bei den echten Webspinnen, wurden ausgefeilte Verhaltensweisen und Duftstoffe und Sinne entwickelt, die eine Unterscheidung zwischen Artgenossen und Beute ermöglicht. Zuweilen werden trotzdem unvorsichtige Artgenossen als Beute verzehrt. Schwierig wird das bei der Paarung. Die Männchen müssen versuchen, ihre Partnerin zu überraschen, zu umwerben oder durch Fesseln oder „Brautgeschenke“ (Raubspinnen) ruhigzustellen. Nicht immer klappen diese Methoden, und so werden die Spinnenmännchen manchmal noch vor oder während der Paarung zu einer willkommenen Beute des Weibchens. Das andere Extrem bilden soziale Spinnen. Baldachinspinnen leben als Paar noch nach der Paarung zusammen; andere Spinnenarten bilden sogar Kolonien mit Aufgabenteilung, gemeinsamer Brutpflege, Aufzucht und Beutefang (Semisozilität).
  • Bei Mäusen und Ratten kann Kannibalismus ebenfalls auftreten. Bei starker Zunahme der Populationsdichte werden häufig Jungtiere von mutmaßlich gestressten Erwachsenen getötet und gefressen (siehe hierzu auch Infantizid). Dieses Phänomen tritt auch bei der intensiven Tierhaltung auf. Hier fressen Schweine einander die Schwänze oder Ohren ab, Hühner verletzen oder töten sich durch gegenseitiges Anpicken.
  • Männliche Alligatoren, Warane und Schlangen töten häufig Artgenossen, denen sie überlegen sind, und fressen diese. So stellen bei solchen Arten besonders die ausgewachsenen Männchen eine große Gefahr für Jungtiere dar, die sich entsprechend bis zum Erreichen einer bestimmten Körpergröße verstecken müssen.
  • Besondere Aufmerksamkeit wurde von Verhaltensbiologen dem Infantizid bei Löwen gewidmet, nachdem wiederholt im Freiland beobachtet worden war, dass ein neu in ein Rudel kommender Löwe die dort bereits vorhandenen Jungtiere tötet. Im Ergebnis kann sich der neue Rudelführer relativ rasch mit den Löwinnen seines neuen Rudels verpaaren und eigene Nachkommen zeugen. Auch bei der Hauskatze ist ein vergleichbares Verhalten häufig. Dieses als Infantizid bezeichnete Phänomen taucht auch bei verschiedenen Primaten auf, so bei Mantelpavianen und bei Hulmanen, eventuell auch bei Schimpansen.

Kannibalismus in Ethnologie und Menschheitsgeschichte

Die Ableitung von Kannibalismus aus vor- und frühgeschichtlichen Knochenfunden wird von verschiedenen Autoren bestritten [1], aber es gibt auch bekannte Autoren, die Belege für Kannibalismus als glaubwürdig ansehen, etwa der Anthropologe Marvin Harris, der Geologe Emil Carthaus und der Würzburger Psychiater Bruno Bernhard. Hier wurde besonders die Karhof-Höhle im Hönnetal Gegenstand der Untersuchung. Die gemachten Funde lassen sich auf die Zeit 1000-700 v. Chr. datieren, aber auch weitaus ältere Funde weisen auf vermutlich kannibalistische Praktiken hin, die auf dem Gebiet des heutigen Deutschland vor allem von den Neandertalern praktiziert worden sein sollen. Für verschiedene spätere Kulturen liegen ebenfalls Funde und Quellen vor, zum Beispiel für China.

„Als archäologische Kriterien für Kannibalismus gelten Knochenzertrümmerungen, Hack- und Schnittspuren, Längsspaltung der Röhrenknochen zur Mark- und Öffnung des Schädels zur Gehirnentnahme sowie Feuereinwirkung, die in gleicher oder ähnlicher Weise auch an Tierknochen vorkommen und auf die gleiche Behandlung von Mensch und Tier schließen lassen.“[2]

Kannibalen in Südamerika, Illustration zu einem Reisebericht von Hans Staden (1557)
Kannibalen in Südamerika, Illustration zu einem Reisebericht von Hans Staden (1557)

Vor- und Frühgeschichte

Die frühesten angeblichen Hinweise auf Kannibalismus sind 350.000 Jahre alt und wurden in der Höhle von Zhoukoudian in China entdeckt. Sie stammen von Frühmenschen der Unterart Homo erectus pekinensis. Bei diesen Funden weisen die Schädel ein erweitertes Hinterhauptloch auf, welches zur Entnahme des Gehirns angelegt worden sein könnte. Die Schenkelknochen sind aufgebrochen worden, möglicherweise um das Knochenmark extrahieren zu können.

Im Oktober 1999 entdeckten Forscher im französischen Rhône-Tal die Reste eines Festmahls von Neandertalern. Neben den Knochen von Wild und anderen Tieren wurden auch Knochen von Menschen entdeckt, welche, den Spuren auf den Knochen nach zu urteilen, auf brutale Art und Weise ums Leben gekommen sein mussten. Danach wurde ihr Fleisch - wie jenes der Wildtiere - von den Knochen entfernt und wahrscheinlich gegessen. Viele Paläontologen sind seitdem der Ansicht, dass es zur Zeit der Neandertaler Gruppen gab, welche systematisch Artgenossen töteten und aßen.

Auch wenn die Neandertaler nicht direkt mit dem modernen Homo sapiens verwandt sind, gibt es doch auch Hinweise, dass bereits Frühmenschen vor rund 800.000 Jahren zum Kannibalismus geneigt haben könnten, wie beispielsweise Knochenfunde mit Schnittkerben aus dem Jahr 1997 in der Nähe von Burgos in Nordspanien belegen. Untersuchungen an Knochenfunden der Anasazi-Indianer mit dem Raster-Elektronenmikroskop an der Arizona State University brachten kürzlich ebenfalls Hinweise zutage, dass Kannibalismus unter Menschen historisch gesehen möglicherweise öfter vorkam als zunächst angenommen. Doch sind all diese Hinweise sehr vage und eine eindeutige Interpretation nicht möglich.

In Bilzingsleben in Thüringen wurde ein Pflaster-Halbrund gefunden, das als Ritualplatz gedient haben soll. Dort wurden angeblich vor etwa 300.000 Jahren die Schädel von Frühmenschen zertrümmert, um an deren Gehirn zu gelangen. In dieselbe Zeit fällt die Tötung einer Frau in Steinheim an der Murr (Baden-Württemberg). Diesem so genannten „Steinheim-Menschen“ ist der Schädel eingeschlagen und vom Hals abgetrennt worden. Kannibalismus ist ein Phänomen, das in vielen Kulturen weltweit vermutet wird. So wird auch für den Neandertaler angenommen, dass er rituellen Kannibalismus praktizierte. Darauf deuten Bearbeitungsspuren an menschlichen Knochen. Auch diese wurden wohl aufgebrochen, um an das Mark zu gelangen. Die meisten Eingriffe wurden in Kroatien und Frankreich entdeckt. In der Halbhöhle von Krapina nördlich von Zagreb (Kroatien) barg man von 1899 bis 1905 zerschlagene und teilweise angebrannte Knochenreste von mindestens 24 Menschen, die angeblich auf Kannibalismus hindeuten. In Hortus (Südfrankreich) wurden Reste von maximal 36 Menschen gefunden, deren Knochen allesamt zerbrochen waren und die inmitten von Mahlzeit- und Tierresten lagen.

Einblick in die Opferpraktiken der ersten Bauern erbrachten die Ausgrabungen bei Eilsleben (Kreis Wanzleben) in Sachsen-Anhalt. Der 7.000 Jahre alte Fundort der Linienbandkeramiker erbrachte Reste von angeblich geopferten Tieren und Menschen. Aus derselben Kultur stammen die Funde aus der Jungfernhöhle von Tiefenellern bei Bamberg in Bayern (mit angeblichen Kannibalismusspuren), der Höhle Hanseles Hohl im Alb-Donau-Kreis (Baden-Württemberg), Ober-Hörgern im Wetteraukreis (Hessen) und Zauschwitz (Kreis Borna) in Sachsen. An diesen Orten haben Angehörige der Bandkeramischen Kultur angeblich ihre Opfer dargebracht. Die ersten Bauern kamen jedoch in etwa zeitgleich auch über Südfrankreich nach Europa. Die Höhle von Fontbrégoua ist einer der wenigen westeuropäischen Plätze, an denen J. Courtin angeblich Kannibalismus der Cardial- oder Impressokultur, anhand der Schnittspuren auf dem Skelettmaterial und der Mark- bzw. Gehirnentnahme, nachweisen kann. In den 2000 Jahre jüngeren Dolmen dieser Gegend finden sich dagegen (anders als im Nordkreis) keine Spuren mehr von einer Destruktion der Skelette. Angebliche Menschenopfer aus der Urzeit wurden in der Höhle von Bad Frankenhausen, im Kyffhäusergebirge (Thüringen) entdeckt. Dort barg man die Skelettreste von mehr als 100 Menschen, die angeblich in der Bronzezeit geopfert worden sind.

Als Fundstätten aus der Eisenzeit können die Honert-, die Karhof-, die Leichen- und die Grosse Burghöhle im Hönnetal angesehen werden. Der Grabungsbericht von Emil Carthaus aus dem Jahr 1891 galt lange als verschollen und wurde erst 1990 im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund wiedergefunden.

Antike

Francisco de Goya: Kronos frisst eines seiner Kinder
Francisco de Goya: Kronos frisst eines seiner Kinder

Herodot (III,38) berichtete von einem (dunkelhäutigen) indischen Volksstamm der Kallatier, bei denen die Leichen der Eltern aufgegessen wurden.

Des Weiteren war der Kannibalismus angeblich bei den Niam-Niam am Tschadsee und den Batak auf Sumatra verbreitet. Auch bei den nordamerikanischen Anasazi-Indianern soll Kannibalismus vorgekommen zu sein; in einem Fall sind Spuren von menschlichem Fleisch in einem vertrockneten Kotballen nachgewiesen worden.

Mittelalter und Neuzeit

Im Jahre 1150 n. Chr. wurden nach Ansicht von R. Marlar in Colorado Menschen getötet und verzehrt. Das Fleisch der Bewohner „dreier Erdhäuser“ wurde angeblich in Töpfen gegart, deren Scherben man in einer Erdgrube fand. Mit über 1.000 Schnittspuren versehene Knochen von mindestens sieben Menschen beiderlei Geschlechts blieben auf dem Hüttenboden zurück. Bevor einer der Täter den Platz verließ, verrichtete er angeblich in der Feuerstelle seine Notdurft. Die Menschenfleischspuren konnte R. Marlar angeblich mit biochemischen Methoden an den Scherben und in den Exkrementen nachweisen. Es fand sich auch Myoglobin, ein Eiweißstoff, der für die Sauerstoffspeicherung in den Muskeln zuständig ist. Diesen Stoff entdeckte er im getrockneten Kot, den er in Größe und Form als mit menschlicher Provenienz übereinstimmend befand. „Myoglobin kommt im Skelett und Herzmuskelgewebe, nicht aber im Verdauungstrakt vor. Wenn es in Exkrementen gefunden wird, kann es nur von Menschenfleisch stammen, das gegessen wurde“, so Marlar.

Auch bei den Azteken war der Kannibalismus als Begleiterscheinung der Menschenopfer an die Götter angeblich üblich; die Menschenopfer waren Bestandteil religiöser Rituale.

Tradition, Ritual und Religion

Der rituelle (d. h. symbolische) Verzehr von Menschenfleisch, teilweise als Menschenopfer, wurde von verschiedenen Kulturen ausgeübt. Dabei waren es vor allem die Körper oder Teile besiegter Feinde, welche die Kannibalen und Kopfjäger verzehrten, um ihre Kräfte zu erlangen. Einige Völker aßen jedoch vornehmlich die Gehirne von Verwandten und Freunden (vgl. den Verzehr des Leibes Christi in der Eucharistie). Alle diese Verhaltensweisen dienten nicht dem normalen Nahrungserwerb. Sie hatten eher religiöse, rituelle und psychologische Hintergründe, die Verzehrenden wollten Eigenschaften der Toten wie Stärke oder Intelligenz mit der Mahlzeit aufnehmen. Deshalb wurden auch Körperteile bevorzugt, bei denen der Sitz der Zauberkraft der Seele vermutet wurde, wie beispielsweise Gehirne und Herzen. Im Umgang mit verstorbenen Angehörigen dient die Aufnahme in den Körper der Lebenden dem Erhalt der Seele des Verstorbenen.

Beispiele

  • Im Jahr 1876 soll der englische Missionar Thomas Baker auf der Insel Nubutautau, die zu Fidschi gehört, auf Grund einer Tabuverletzung verspeist worden sein. Denn es gilt auf den Fidschi-Inseln als Beleidigung, wenn man die Haare eines anderen berührt. Die Bewohner der Insel entschuldigten sich bei den Nachfahren Bakers im Jahr 2003 in feierlicher Form.
  • Im Opferkult der Azteken sollen in religiösen Schlachtfesten von 1325 bis 1519 (Beginn der spanischen Eroberung) jeweils bis zu 14.000 Opfer verspeist worden sein. Dazu zählten oft tausende von Kriegsgefangenen aus gegnerischen Stämmen. Das Herz ging dabei für die Verwendung in Feuer-Ritualen an die Priester, die Schädel wurden für Massenkruzifixe zur Abschreckung reserviert. Der Rest des Körpers ging an die Familie des Kriegers, der das Opfer gefangen hatte, wurde gegart, leicht gesalzen und ungepfeffert zu gekochtem Mais gegessen. Bernal Díaz del Castillo fand allein in der Stadt Xocotlan über 100.000 als Reliquien aufbewahrte Schädel.
  • Im Jahre 1782 wurden einige "Zigeuner" angeklagt, sie hätten mehrere Menschen getötet und gegessen. Sie wurden daher teilweise hingerichtet. Während weitere "Zigeuner" noch auf ihre Hinrichtung warteten, leitete Kaiser Joseph II. eine Untersuchung ein und man fand, dass die angeblich Verspeisten noch lebten.
  • In Papua-Neuguinea soll für den Stamm der Fore belegt sein, dass sie das Fleisch der verstorbenen Angehörigen aus rituellen Gründen essen. Darauf soll auch die Ausbreitung der Kuru-Krankheit zurückzuführen sein. Dies wird allerdings von manchen Autoren in Frage gestellt.[3]
  • Die im Amazonas ansässigen Yanomami rühren die Asche ihrer Verstorbenen während einer Zeremonie in einen Bananenbrei, welcher dann verzehrt wird. Aschekonsum (besonders Knochenaschetrinken) ist eine glaubhaft belegte Form von sozial akzeptierten Kannibalismus.

China

In China haben sich bis in die heutige Zeit spezielle Bestattungsrituale und ein Ahnenkult erhalten, die wesentliche Bestandteile der chinesischen Kultur sind. Den Verstorbenen werden vor ihrer Beerdigung von den leiblichen Verwandten Opferspeisen dargebracht, die heute vor allem aus Reisgerichten bestehen. Die Quellen belegen jedoch, dass früher auch Menschenopfer üblich waren, die dann auch rituell verspeist wurden. „Über die Länge der chinesischen Geschichte hinweg läßt sich bei den Opferspeisen eine Entwicklung ablesen. Sie reicht vom Menschenopfer zum Tieropfer und schließlich zum vegetarischen Opfer. (...) Das Opfern von Menschen bedeutete zugleich das Verspeisen von Menschen.“[4] Geopfert wurden vor allem Kriegsgefangene, die zu Barbaren erklärt und dadurch auf eine Stufe mit Tieren gestellt wurden, also mit jagbarem Wild. „Möglicherweise wurden manche Kriegszüge nur deswegen durchgeführt, weil man Menschen als Opfer für die Ahnen benötigte.“[4] Durch Quellen belegt sind Menschenopfer für die Ahnen für die Shang-Dynastie und die Zhou-Dynastie.

Auch verhasste Feinde wurden mitunter als besondere Strafe und als Ausdruck des Triumphes im alten China verspeist, ebenfalls zu Ehren der eigenen Ahnen. „Als zum Beispiel Zhou, der letzte Herrscher der Shang-Dynastie, sich durch Vorwürfe zweier Herren in seiner Ehre getroffen fühlte, ließ er den einen zu Hackfleisch in Pökelsoße verarbeiten, den anderen kochen und ihn, gewürzt und in Scheiben geschnitten, servieren. Diese Speise opferte er unter Beachtung der Riten im Tempel seiner Ahnen.“[5] Im Jahr 756 nach unserer Zeitrechnung soll ein Rebellenführer einen Gegner aufgegessen haben. Eine Quelle aus der Zeit der Song-Dynastie berichtet von Menschenopfern in der Provinz Hunan.[6] Obwohl Kannibalismus unter dem Einfluss des Buddhismus unüblich wurde, kam er Quellen zufolge auch in jüngster Vergangenheit noch vor, allerdings nicht mehr religiös motiviert. Der bekannte chinesische Schriftsteller Zheng Yi dokumentierte einige Fälle von Kannibalismus während der Zeit der Kulturrevolution in der Provinz Guangxi, wo angebliche Klassenfeinde zu Opfern wurden.[6]

„Kannibalismus gab es in historischer Zeit auch, wenn jemand eines natürlichen Todes in der Familie gestorben war. Hier diente der Kannibalismus zugleich dazu, die Knochen des Toten von der Verunreinigung durch das sich zersetzende Fleisch des Leichnams zu befreien. Der Leichnam wurde auf diese Weise rituell gereinigt. Dies geschah dadurch, daß der Nachfolger des Verstorbenen in der Familienhierarchie vom Fleisch des Verstorbenen aß oder eine davon bereitete Brühe trank. (...) Dieser innerhalb der Familie praktizierte Kannibalismus galt als eine Pflicht der Pietät gegenüber dem Verstorbenen.“[6]

Kritik

Hinweise auf Kannibalismus in der Literatur sowie auf Grund von archäologischen Funden werden von einigen Autoren sehr kritisch beurteilt oder als unwahr angesehen, da der Vorwurf des Kannibalismus bis in die jüngste Vergangenheit in Europa als Vorwand für die Diskriminierung von Naturvölkern und anderen Ethnien, früher oft als „Wilde“ oder „Barbaren“ bezeichnet, benutzt wurden. Auch können Hinweise auf Kannibalismus durch die Archäologie nach ihrer Auffassung nicht eindeutig bestätigt werden. So wurden angeblich schon mehrmals Missinterpretationen aufgedeckt, indem nachgewiesen wurde, dass Kratzspuren, die zuerst als Anzeichen für Kannibalismus gedeutet wurden, von Tieren stammten. Das Fehlen von Organen könne auch von Begräbnisritualen herrühren, wenn z.B. wie im alten Ägypten während der Mumifizierung die inneren Organe entnommen wurden.

Kannibalismus und Krankheitsübertragung

Eine besondere Brisanz erhält der Kannibalismus seit der Entdeckung der Prionen. Diese für die Rinderkrankheit BSE und die Scrapie der Schafe verantwortlichen "Erreger" werden durch den Verzehr befallener Organe übertragen. Dies ist auch der Fall bei der Krankheit Kuru, die bei dem Stamm der Fore in Papua-Neuguinea auftaucht und auf einen rituellen Kannibalismus zurückgeführt wird. Einige Autoren nennen auch andere Erklärungungen.[7]

Kannibalismus in Notfällen

Für das 20. Jahrhundert ist Kannbalismus in Notsituationen belegt, zum Beispiel bei der so genannten Donner Party.

Besonders bei Schiffbruch wurde Kannibalismus praktiziert, um das eigene Leben zu erhalten, wenn auch nur wenige Fälle dokumentiert sind, da es meist keine Überlebenden gab, oder die verbliebenen Überlebenden sich über das Geschehene ausschwiegen. In solchen Fällen wurde allerdings von einem Prozess wegen Totschlags gegen die geborgenen Kannibalen abgesehen. Das Bild Das Floß der Medusa (1819) von Théodore Géricault behandelt dieses Thema.

Bekannte Fälle, bei denen der Verzehr von Leichen in Notsituationen vorkam, sind die Leningrader Blockade (1941 - 1944) und der Flugzeugabsturz in den chilenischen Anden 1972, der auch unter dem Titel Überleben verfilmt wurde. Belegt ist Kannibalismus aus Hunger auch unter Kriegsgefangenen in russischen Lagern im 2. Weltkrieg. Die Wissenschaftliche Kommission für deutsche Kriegsgefangenengeschichte hat acht Fälle dokumentiert, darunter sechs in Stalingrad. Ein in russische Gefangenschaft geratener deutscher Arzt sagte bei seiner späteren Befragung: „Aus dem Lager, in dem ich selbst war, weiß ich aus eigener Erfahrung, dass der Hunger dort zum Kannibalismus führte. Von den nachts Gestorbenen waren am nächsten Morgen sichtbar Leichenteile angeknabbert, wobei dann über die Urheber natürlich nur gemunkelt wurde.“[8]

Kannibalismus und Sexualität

Die Verbindung zwischen Kannibalismus und Sexualität taucht bereits in den Mythen und Fabeln vieler Völker auf.

In der griechischen Mythologie kommen Kannibalismus, Sexualität und Inzest zusammen, als Tereus Philomele, die Schwester seiner Frau Prokne vergewaltigte, wofür seine Frau ihren gemeinsamen Sohn kochte und ihn dem unwissenden Tereus zum Essen vorsetzte. Eine Geschichte, die später auch von Geoffrey Chaucer in The Legend of Good Women (um 1387) wiedererzählt wird.

Die Schöpfungsgeschichte der Yanomami handelt davon, wie sich die "ersten Wesen" in einem Wechselspiel aus Mord, Vergewaltigung und Kannibalismus gegenseitig ausrotten, so dass aus einem Überlebenden Geist die ersten Yanomami werden. Unter anderem töten zwei junge Männer einen älteren Mann, der ein Kind aufaß, woraufhin sie eine andere Frau vergewaltigen und ihre Vagina in einen Mund mit Zähnen verwandeln, damit dieser den nächsten Penis esse. Im weiteren Verlauf der Geschichte verwandelt sich die Frau in eine große Schlange, die noch heute darauf lauert, Yanomami-Männer zu essen. Die zahlreichen Bemerkungen von "Hunger aufeinander" in der Gründungsgeschichte sind doppeldeutig, da kopulieren und essen in der Sprache der Yanonamami durch dasselbe Verb gekennzeichnet werden. [9]

Das Wendigo-Fabelwesen der Algonkin heiratet in einer Geschichte im Sommer die Tochter einer Familie, der er mit Nahrungsmitteln über ihre Hungersnot geholfen hat, um sie im Winter zu verspeisen. [10].

Bei den Azteken gehörte ritueller Kannibalismus zu den Fruchtbarkeitsriten. Auf besonderes Interesse der europäischen Kolonisatoren stießen dabei junge männliche Priester, die mit der abgezogenen Haut einer Frau bekleidet waren. [11]

Die Faszination des Themas zeigt sich aber auch in Beschreibungen von Europäern, die immer wieder auf das Thema zurückkommen - meist, ohne dass es tatsächlich Kannibalismus gab. Amerigo Vespucci schildert, wie bei seiner Ankunft die Frauen eines Eingeborenendorfes einen besonders schönen und jungen Mann erschlagen und essen, in einem späteren Brief beschrieb er den üblichen Brauch, dass Frauen die Penisse ihrer Geschlechtspartner abbeißen. [12] Der Anthropologe Lew Priday schildert in den 1850ern in dem Aufsatz Cannibal Island im Pacific Island Monthly, wie gleich die ganze Kultur der Kanaken Neukaledoniens um Kannibalismus kreist, nicht ohne zu erwähnen, dass besondere Spezialitäten wie die Brüste junger Frauen nur den Häuptlingen zuständen.[13] Andere, wie William Blake schreiben das Thema nicht den Eingeborenen zu, sondern externalisieren es in vermenschlichten Affen. In seinem Werk The Marriage of Heaven and Hell beschreibt er ebenfalls detailliert, wie stärkere Affen schwächere fangen und Geschlechtsverkehr mit ihnen haben, um sie danach körperlich auseinander zu nehmen. [14]

Die Theorie der an Freud angelehnten Psychoanalyse interpretiert das Nuckeln des Säuglings an der Mutterbrust als sowohl sexuelle wie kannibalistische Identifikation des Kindes mit der Mutter. [15]

Eine komplexe Aufarbeitung des Topos versucht die US-amerikanische Trägerin des Pulitzer-Preises Willa Cather in ihrem Roman Sapphira and the Slave Girl (1940), der in der Zeit der Sklaverei in den US-Südstaaten spielt. Die weiße Sklavenhalterin versucht die Sexualität der jungen Sklavin Nancy zu kontrollieren, wozu sie unter anderem auch eine Vergewaltigung Nancys arrangiert, während die Sklavin Jezebel ihre kannibalischen Instinkte wiederentdeckt, wenn sie an Nancy denkt. Offensichtlich arbeiten Sapphira und Jezebel zusammen und handeln in geistig-emotionaler Übereinstimmung. Im Buch selber gibt es mehrere Andeutungen, dass Sapphira immer mehr an Gewicht zulegt, während gleichzeitig die Sklavinnen mysteriös verschwinden.[16]

Die kroatische Autorin Slavenka Drakulic nähert sich dem Zusammenhang zwischen Sexualität, Liebe und Kannibalismus wesentlich direkter und detailreicher in ihrem Buch Das Liebesopfer, als eine heftige körperliche Beziehung darin endet, dass die Polin Tereza ihren Partner Jose mit Fleischermesser und Knochensäge seziert und verspeist.

Die Begriffe Gynophagie (griech. gynä = Frau, phágein = essen), besser bekannt unter dem englischen Wort Gynophagia, und analog dazu Androphagie bezeichnen Paraphilien, bei denen kannibalistische Handlungen Gegenstand sexueller Fantasien oder Taten sind. Bei einer Androphagie sind Männer Gegenstand der entsprechenden Fantasien oder Bestrebungen und Taten. Beide Begriffe sind geschlechtsspezifische Unterformen der Anthropophagie.

Autokannibalismus

Als Autokannibalismus bezeichnet man den Verzehr von Teilen des eigenen Körpers. Neben der Autoaggression kann ein Grund dafür zum Beispiel eine abnorme Spielart (und abnorme Intensität) des Sexualtriebs sein (spezieller Fetisch). Allerdings gilt auch Fingernägel kauen als autokannibal. Autokannibalismus kann aber auch ein Zeichen von gewollter Selbstzerstörung aus Selbsthass bzw. anderen psychologisch motivierten Gründen sein. (Siehe hierzu Borderline'sche Störung).

Rechtsfälle zum Kannibalismus im modernen Europa

Einer der bekanntesten Kannibalen der deutschen Rechtsgeschichte ist der aus Hannover stammende Fritz Haarmann. Es ist allerdings nie geklärt worden, ob der Fleischer seine Opfer selbst aß oder „nur“ als Dosenfleisch verkaufte. Beides ist jedoch nicht erwiesen. Der Fall wurde unter dem Titel „Der Totmacher“ mit Götz George verfilmt.

Zu den spektakulärsten Fällen in der deutschen Nachkriegszeit gehörten die Taten des Serienmörder Joachim Kroll, der von der Polizei auf frischer Tat ertappt wurde, als er die Hand seines letzten Opfers zum Verzehr zubereitete.

Im Jahr 2002 wurde im Rheinland die Tat eines 21-jährigen Elektrikers bekannt. Der als Kannibale von Koblenz bekannt gewordene Mann soll seine Cousine umgebracht haben. Die Polizei fand Teile der Leiche zubereitet mit Reis im Backofen des mutmaßlichen Täters. Bis heute bestreitet der Mann die Tat, jedoch konnten einige Teile der Leiche nie aufgefunden werden, was die ermittelnden Behörden zu der Annahme veranlasst, dass diese vom Beschuldigten bereits verspeist wurden.

Im Jahr 2003 erregte ein weiterer Fall von Kannibalismus in Deutschland Aufsehen. Der Berliner Bernd Jürgen Armando Brandes antwortete auf eine Internetanzeige und stellte sich als Opfer für ein kannibalisches Essen zur Verfügung, das der Rotenburger Armin Meiwes vornahm. Mit "Einwilligung" des Berliners hat Meiwes ihn nach eigener Aussage vor laufender Kamera getötet und Teile seines Körpers gegessen. Im Mai 2006 wurde Meiwes zu lebenslanger Freiheitsstrafe wegen Mordes und Störung der Totenruhe verurteilt. Es gibt in Deutschland kein explizites gesetzliches Verbot von Kannibalismus.

Kannibalismus in Mythen und Literatur

In alten Mythen ist von Menschenopfern und kannibalistischen Themen die Rede:

  • Autokannibalismus spielt auch in Mythen eine Rolle. Das bekannteste Beispiel dafür ist die Schlange Ouroboros, die sich in ihren Schwanz beißt.
  • Etwas verdeckter kommt dieses Motiv der Kindsopferung bzw. -verspeisung im Märchen Rumpelstilzchen daher. All diese Überlieferungen gehen auf reale vorzeitliche Vorgänge zurück, vermutlich Opferrituale, welche anfänglich eine kannibalistische Form hatten und am Ende zu Brandopfern werden. Siehe dazu auch Hexenverbrennung.
  • Die Schottische Legende von Alexander „Sawney“ Bean, der Anfang des 15. Jahrhunderts gelebt und mit seiner Familie mehr als 1000 Menschen verspeist haben soll.
  • In seiner Kurzgeschichte "Tagebuch eines Verrückten" wendet Lu Xun die Allegorie des Kannibalismus an, um die traditionelle chinesische Kultur und konfuzianische Ethik zu kritisieren.
  • Die (vermutlich wahre) Geschichte von Alferd Pecker wurde in Cannibal! The Musical satirisch mit schwarzem Humor verfilmt.

Tiefenpsychologen sehen in Geschichten, die von Menschenfresserei handeln, Probleme, Ängste und Traumata der beginnenden Geschlechtsreife und Mutter/Kind-Ablösung, Sexualität und Trieb, aber auch die Angst vor dem eigenen Alter und Tod literarisch verarbeitet und umgesetzt. Ein klassisches Beispiel dazu ist auch das Thema Vampire.

Kannibalismus im Film

  • "Das Schweigen der Lämmer", "Roter Drache",sowie "Hannibal" und "Hannibal Rising" erzählen die Geschichte des wohl bekanntesten Film-Kannibalen Hannibal Lecter.
  • Der Film "Dumplings" von Fruit Chan mit Schauspielerin Bai Ling, erschienen 2005, der das Verarbeiten von Föten zu Essen und den damit verbundenen Wunsch nach ewiger Jugend zum Thema hat.
  • In der Folge "Der Tote im Bär" der Serie Bones - Die Knochenjägerin ist die forensische Anthropologin Temperance Brennan einem Kannibalen auf der Spur. Die Folge liefert interessante Hintergundinformationen (beispielsweise gesundheitliche Folgen für den Kannibalen, wie die Prionkrankheit)
  • Eine Liste mit rund 200 Filmen zum Thema "Kannibalen" findet sich am Ende des folgendem Aufsatzes: Michaela Krützen: "I'm having an old friend for dinner." Ein Menschenfresser im Klassischen Hollywoodkino. In: Das Andere Essen. Kannibalismus als Motiv und Metapher in der Literatur/ hg. von Walter Pape und Daniel Fulda. Freiburg im Breisgau: Rombach Verlag 2001, S. 483-531

Literatur

  • William Arens: The Man-Eating Myth, Anthropology and Anthrophagy. Oxford University Press, New York 1979. ISBN 0-19-502506-7
  • Günter Behm-Blancke, "Höhlen Heiligtümer Kannibalen", Dingsda-Verlag Querfurt, Leipzig 2005, ISBN 3-928498-86-X
  • Silvia Freiin Ebner von Eschenbach: Speise für die Toten - Speise aus den Toten. Ahnenopfer und Kannibalismus in China, in: Perry Schmidt-Leukel (Hg): Die Religionen und das Essen, Kreuzlingen 2000, ISBN 3-7205-2115-X, S. 203-223
  • Marvin Harris: Wohlgeschmack und Widerwillen. Die Rätsel der Nahrungstabus. Klett-Cotta, Stuttgart 1988 (Originaltitel Good to eat. Riddles of Food and Culture. 1985), ISBN 3-608-93123-6
  • Gereon Janzing: Kannibalen und Schamanen - Verbreitete Irrtümer über fremde Völker. Werner Pieper & The Grüne Kraft. ISBN 978-3-922708-59-9
  • Oscar Kiss Maerth: Der Anfang war das Ende — Der Mensch entstand durch Kannibalismus, Düsseldorf, 1971
  • Volker Mergenthaler: Völkerschau - Kannibalismus - Fremdenlegion. Zur Ästhetik der Transgression (1897-1936), Tübingen 2005, ISBN 3-484-15109-9
  • Josef Nussbaumer/Guido Rüthemann: Hungernde, Unwetter und Kannibalen, Studienverlag Innsbruck/München 2004.
  • Jörg Orschiedt: Manipulationen an menschlichen Skelettresten. Taphonomische Prozesse, Sekundärbestattungen oder Kannibalismus?. Tübingen 1999.
  • Walter Pape/Daniel Fulda: Das Andere Essen. Kannibalismus als Motiv und Metapher in der Literatur, Freiburg im Breisgau, Rombach Verlag 2001
  • Heidi Peter-Röcher: Mythos Menschenfresser. Ein Blick in die Kochtöpfe der Kannibalen Beck'sche Reihe 1262. München : Beck, 1998. ISBN 3406420621.
  • Hedwig Röckelein (Hrsg.): Kannibalismus und europäische Kultur. Edition Diskord, Tübingen 1996. ISBN 3-89295-582-4
  • Michael Schneider: Tödliches Begehren - Kannibalen und Serienmörder, BOD, Norderstedt 2004, ISBN 3833412690
  • Christian Spiel: Menschen essen Menschen: Die Welt der Kannibalen, Fischer Verlag, Frankfurt/M. 1974, ISBN 3-436-01952-6
  • Reay Tannahill: Fleisch und Blut — Eine Kulturgeschichte des Kannibalismus, München, 1979, ISBN 344211215X
  • Ewald Volhard: Kannibalismus, 1939, 540pp. 42 figs. 20 maps, Die umfangreichste ethnologische Studie zum Thema
  • Hans-Volker Werthmann: Die Leere war weg. Psychoanalytische Anmerkungen zum Rothenburger Kannibalismus-Fall. In: Psyche 2006, 8, S.763-775.

Quellen

  1. vgl. Stefan Enste: Kannibalismus in Westfalen
  2. Ulrike Zischka u.a. (Hg), Die anständige Lust. Von Esskultur und Tafelsitten, München 1994, S. 37
  3. Steadman, Lyle B. & Charles F. Merbs (1982): Kuru and Cannibalism. In: American Anthropologist 84: 611-627.
  4. a b Silvia Freiin Ebner von Eschenbach, Speise für die Toten - Speise aus den Toten - Ahnenopfer und Kannibalismus in China, in: Perry Schmidt-Leukel (Hg), Die Religionen und das Essen, Kreuzlingen 2000, S. 214
  5. Silvia Freiin Ebner von Eschenbach, S. 215
  6. a b c Silvia Freiin Ebner von Eschenbach, S. 216
  7. Steadman, Lyle B. & Charles F. Merbs (1982): Kuru and Cannibalism. In: American Anthropologist 84: 611-627; Janzing, Gereon (2007): Kannibalen und Schamanen. Verbreitete Irrtümer über fremde Völker.
  8. Albrecht Lehmann, Hungerkultur. Zur Erfahrung des Nahrungsmangels in der totalen Institution sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs, in: Uwe Spiekermann (Hg), Ernährung in Grenzsituationen, Berlin 2002, S. 113
  9. Peggy Reeves Sanday: Female Power and Male Dominance: On the Origins of Sexual InequalityCambrdige; Cambridge University Press 1981 S. 48f.
  10. Peggy Reeves Sanday: Divine Hunger: Cannibalism as a Cultural System Cambridge, Cambridge University Press 1986 S. 108
  11. Merry E Wiesner-Hanks: Christianity and Sexuality in the Early Modern World: Regulating Desire, Reforming Practice New York Routledge 2000 S. 146
  12. Jennifer L Morgan: Laboring Women: Reproduction and Gender in New World Slavery Philadelphia, University of Pennsylvania Press 2004 S.19.
  13. Arturo J Aldama (Hrsg): Violence and the Body: Race, Gender, and the State Bloomington, Indiana University Press S. 164
  14. Debbie Lee: Slavery and the Romantic Imagination Philadelphia, University of Pennsylvania Press, 2004 S. 78ff.
  15. John McLeish: Theory of Social Change: Social Theory and Methodology London, Routledge 2003 S.38
  16. Robin Hackett: Sapphic Primitivism: Productions of Race, Class, and Sexuality in Key Works of Modern Fiction Piscataway, NJ Rutgers University Press 2004 S. 138ff.

siehe auch

Weblinks

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