Buchstabendreher
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Buchstabendreher, manchmal auch Wortdreher oder Wechselstaben-Verbucht-ungen, sind Wortspielereien, bei denen (meist) die anlautenden Konsonanten, seltener Vokale, zweier zusammengehöriger Wörter vertauscht werden, so dass sich ein neuer, meist alberner Sinn oder Klang ergibt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Beispiele
[Bearbeiten] Gesprochene Sprache
- Kentucky schreit Ficken (Kentucky Fried Chicken, aus RTL Samstag Nacht)
- Kaufen Sie Ihrem Sohn lieber eine Rinderkutsche oder ein sterngefeuertes Auto? (aus RTL Samstag Nacht)
- Stichelmatt (Michelstadt)
- Bechstaben verwuchseln (Buchstaben verwechseln) bzw. Tauben versilschen (Siben vertauschen)
- 's war Heibelderg, das sich erwählten, als Freudenort die Jungvermählten (aus einem Neurophysiologiebuch)
- Hei Dringer auf's Ferz (Otfried Preußler, in Der Räuber Hotzenplotz)
- Wer wagt es, Knappersmann oder Ritt, zu schlunden in diesen Tauch? ... Wer wagt es, Knippersmann oder Ratt, zu schlauchen in diesen Tund?... (Heinz Erhardt in: Der Tauchenichts) (nach Schillers Ballade Der Taucher (1797))
- Hauptpreis sind ein Paar kopflose Schnurhörer (Top Of The Pops Deutschland).
- Eine Kaffe Tassee (Helge Schneider)
- (Ober)schweineöde für den Ortsteil (Ober)schöneweide im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick
- Friedhof Bahnrichstraße
- Bretterbuzel
- Solz-Pisse (genießbar!)
- Pisser-Wastole (ungefährlich)
- Sudel-Nuppe
- Sitten-Wellich
- Wackel-Buhl
- Spiegel-Vonne
- Qual-Kaupe
- Benz-Watte
- Aller-Kessel
- Messer-Wallone
- Affen-Schwein
- Monster-Findnis
- Seuder-Schlitz
- Bauch-Schlot
- Schaum-Riff
- Zart-Schocker-Bitolade
- Stümmler-Sack
- Mini-Hoden
- Schirma-Bohne
- Kleistermasse
- Hagen-Saft!
- Flohschnecke
- Krusten-Team
- geiler Zäger
- Liechtentum Fürstenstein
- Buddhistisches Standesamt (Frank Elstner)
[Bearbeiten] Geschriebene Sprache
- Manche meinen,
- lechts und rinks
- kann man nicht velwechsern,
- werch ein Illtum
- (Ernst Jandl)
Einen besonderen Reiz haben geschriebene Verdreher, da sie normalerweise zuerst überlesen werden: Unser Gehirn erfasst eher die äußere Form (den "Umriss") und zuerst den (richtigen) Sinn eines Wortes als die genaue Buchstabenreihenfolge. Ein extremes Beispiel kursiert seit einiger Zeit im Internet:
- Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät, ist es nchit witihcg in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige was wcthiig ist, ist daß der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems.
In der deutschen Sprache funktioniert das aber nur unter gewissen Voraussetzungen problemlos.
- Buchstabengruppen und Mehrfachbuchstaben (ch, sch, st, ... / aa, ll, ff, ...) sollten nicht auseinandergerissen werden.
- Das 'flasch' geschriebene Wort muss bekannt sein: Beim Wort "Desoxyribonukleinsäure" würde es nicht klappen, da viele dieses Wort nicht kennen.
- Eine auf- oder absteigende Sortierung der mittleren Buchstaben muss vermieden werden.
- Beispiel: Sbeeeklmnnnnnorue (Sonnenblumenkerne)
Eine besondere Form von Wortdrehern findet man in Reimform in Schüttelreimen. Eine weiter Form der Verfremdung ist das umstellen der ursprünglichen Zuweisung des Verbs auf sein Substantiv und umgekehrt, ohne direkte Veränderung des Wortes in seiner Lesbarkeit.
- Hihihi scheute das Grinsal, schwanzte den Kniff ein und astete von Hüpf zu Hüpf. (G.Cohn)
- Als das Klingel telefonte, treppte ich die Rannte runter und türte gegen die Bumms. (G.Cohn)
Tippgicht bezeichnet im weitesten Sinne Schreibfehler, deren Ursache schnelles Schreiben ist. Klassische Rechtschreibfehler zählen nicht dazu. Typischerweise trifft man auf diese Tippfehler im Internet-Chat, da dort schnell und viel geschrieben wird. Auch in E-Mails können sie vorkommen; dort sind sie aber seltener, da der Autor dort meist mehr Zeit für die Korrektur verwendet. Oft werden bei E-Mails auch Rechtschreibprüfungen verwendet.
Ende 2005 ging eine angebliche Studie der Universität von Cambridge durch die Medien, welche besagte, dass die Reihenfolge der Buchstaben in einem Wort für den Leser wenig relevant sei, sofern der erste und letzte Buchstabe korrekt seien. Das Gehirn könne das Gelesene ohne große Schwierigkeiten verarbeiten. Die ursprüngliche Meldung war ein Fake; eine entsprechende Studie entstand jedoch später tatsächlich.
- Nach eienr Stidue der Uinverstiät Cmabridge ist es eagl, in wlehcer Reiehnfogle die Bchustebaen in Wöretrn vokrmomen.
Tippgicht tritt besonders bei Buchstabenkombinationen auf, bei denen mehrere Finger benutzt werden. So z. B. beim ch oder sch. Oft „wandert“ das c oder das h (z.B. wird aus Ich Cih oder aus schon shcon).
[Bearbeiten] Literatur
- Keith Rayner (Universität Massachusetts, Amherst) et al.: Psychological Science, Bd. 17, Nr. 3
- Ulrich Schnabel: "Bnuter Bchutsabensalat - Wie srtak draf man Wröter vrdereehn, dmait man eienn Txet ncoh vtsheert?" In: Die Zeit Nr.7 vom 09.02.2006
[Bearbeiten] Siehe auch
Metathese (Phonetik), Gestaltwahrnehmung, Redundanz (Kommunikationstheorie)
[Bearbeiten] Weblinks
- Artikel auf wissenschaft.de zu Tippfehlern