Burg Frankenstein (Bergstraße)
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Die wenige Kilometer südlich von Darmstadt auf Gemarkung der Gemeinde Mühltal liegende Burg Frankenstein ist die nördlichste einer Reihe von Ritterburgen (teilweise auch Burgruinen) am westlichen Rand des Odenwaldes, entlang der hessischen Bergstraße mit Blick auf die Rheinebene.
Berühmtheit verdankt die Burg Frankenstein der Tatsache, dass sie der Namensgeber für Mary Shelleys bekanntes Buch "Frankenstein oder der moderne Prometheus" war, das auch mehrfach verfilmt wurde. Ob Shelley, die Autorin des Gruselromans um Victor Frankenstein, im Jahre 1816 die Burg wirklich besuchte und sich dadurch zu dem Roman inspirieren ließ, ist nicht gesichert. Verbürgt ist jedoch, dass Mary Shelley in einem Gasthaus im nahen Darmstadt-Eberstadt eingekehrt war.
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[Bearbeiten] Geschichte der Burg
Die Burg Frankenstein steht auf einem 370 m hohen Ausläufer des Ilbes-Berges und wurde erstmals 1252 urkundlich erwähnt. Erbaut wurde sie durch Konrad II. Reiz von Breuberg, der durch eine Heirat mit Elisabeth von Weiterstadt zu dem Baugrund kam. Seine Nachkommen nannten sich nach der Burg. Es bildete sich eine kleine Herrschaft, die Teile von Nieder-Beerbach und Eberbach umfasste.
Im vierzehnten Jahrhundert erklärte sich Friedrich von Frankenstein zum Burgmann der Grafen Wilhelm und Diether von Katzenelnbogen. Als dann später die Landgrafen von Hessen als Nachfahren der Fürsten von Katzenelnbogen ihr Erbe antraten, kam es zu Differenzen und Ludwig IV. von Frankenstein erklärte, dass die Burg auf keinen Fall in den Besitz des Hauses Hessen kommen dürfe. Seine Erben ignorierten allerdings seinen Wunsch und so gelangte die Burg 1662 in den Besitz der Fürsten. Die Landgrafen von Hessen als Erben der Katzenelnbogener beanspruchten die Oberhoheit über die kleine Herrschaft Frankenstein.
1661 erwarben die Hessen von der jüngeren Frankensteiner Linie Eberbach, 1662 von der älteren Linie die Burg mit dem Rest der Herrschaft. Die Herren von Frankenstein, seit 1670 Freiherren, die auch noch in der Wetterau begütert waren, wichen nach Franken (Ullstadt) aus, wo sie eine neue Herrschaft gekauft hatten.
Bis zum 18. Jahrhundert diente die Burg als Invalidenhaus und Militärstrafanstalt, verfiel dann aber zusehends. Von 1765 an existierte nur noch ein Forsthaus auf dem Gelände. Die Burgmauern wurden abgetragen, um die Steine zu verwerten.
Erst im 19. Jahrhundert wurde die Ausbeutung gestoppt und dem Verfall entgegengewirkt.
Im Laufe der Zeit entstanden mehrere Wirtschaftsgebäude, Stallungen und eine Kapelle, in der auch heute noch Trauungen stattfinden.
[Bearbeiten] Lebendige Geschichte
Mit der Burg beschäftigt sich auch ein Verein für mittelalterliche Geschichte, der sich regelmäßig auf der Burg Frankenstein trifft und das Leben aus der Entstehungszeit der Burg darstellt. Die Mitglieder des eingetragenen gemeinnützigen Vereins haben es sich zur Aufgabe gemacht, Geschichte erlebbar zu machen.
[Bearbeiten] Architektur der Burg
Die Burg selbst besteht aus einer historischen Trutz- oder Wehrburg (Gipfelanlage) mit zwei Türmen, Halsgraben verstärkt mit Bastion aus dem 16. Jahrhundert, Burgmauern, an Süd- und Westseite schildmauerartig verstärkt und vorgelagertem Pulverturm. Die inneren Gebäude sind bis auf die Kapelle nicht erhalten. Im 20. Jahrhundert wurde in einem neueren Burgteil ein Restaurant mit Aussichtsterrasse angebaut.
[Bearbeiten] Kriegsdenkmal
Nahe der Burg, neben dem Parkplatz, wurde ein Kriegsdenkmal errichtet, das an die beiden Weltkriege erinnert. Es ist in Form eines Schwertes konstruiert, welches gegen ein steinernes Podest lehnt. Auf der Parierstange ist die Aufschrift Gedenkt der Toten und dessen, wofür sie starben zu lesen, darunter 1914-18 (Erster Weltkrieg) und 1939-45 (Zweiter Weltkrieg). Oberhalb des Heftes befindet sich das Symbol der national orientierten Turnbewegung.
[Bearbeiten] Mythen und Sagen rund um die Burg
[Bearbeiten] Hexenkult
Auf dem nahe der Burg gelegenen Ilbes-Berg (Magnetberg) befinden sich magnetische Steine. Der Magnetismus soll durch Hexen entstanden sein. Außerdem soll dieser Berg nach dem Brocken der zweitgrößte Hexenkultplatz Deutschlands sein.
[Bearbeiten] Jungbrunnen
In der ersten Vollmondnacht nach Walpurgis mussten alte Dorfweiber am Jungbrunnen innerhalb der Burg Mutproben bestehen. Wer diese am besten meisterte, wurde wieder jung wie in der Hochzeitsnacht.
[Bearbeiten] Ritter Georg und der Drachen
In dem Steinbruch unterhalb der Burg soll Ritter Georg von Frankenstein einen Lindwurm besiegt haben. In der Nähe des Steinbruchs erinnert auch heute noch ein steinerner Lindwurm an diese Sage.
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
[Bearbeiten] Halloween-Burg-Festival
Seit Ende des 20. Jahrhunderts erlangte die Burg auch Bekanntheit durch das vor allem von den in Darmstadt und Umgebung stationierten US-Amerikanern abgehaltene Halloween-Burg-Festival. Dieses findet regelmäßig an drei Wochenenden im Oktober (rund um Halloween) auf dem Gelände der Burg statt. Dabei werden die zahlreichen Besucher von verkleideten Schauspielern und Special-Effects erschreckt und unterhalten. Wegen des großen Besucherandrangs werden die Zufahrtswege zur Burg an den entsprechenden Wochenenden gesperrt und ein Bustransfer eingerichtet.
[Bearbeiten] Frankenstein-Trophy
Bei der Frankenstein-Trophy handelt es sich um eine ca 2,5 km lange, permanente, Zeitfahrstrecke auf der Eberstädter Seite des Berges. Beginn und Ende der Strecke sind jeweils durch einen roten Strich am Fahrbahnrand markiert.
[Bearbeiten] Wanderwege
Rund um die Burg gibt es insgesamt sechs Wanderwege:
- Magnetberg-Weg (ca 1,1 km), Einstieg: Parkplatz unterhalb der Burg, Ziel: Magnetberg mit den Magnetsteinen
- Burg-Weg (ca 1,2 km), Einstieg: Parkplatz unterhalb der Burg, Ziel: Die Burg Selbst
- Felsenpfad (ca 2,5 km), Einstieg: Parkplatz unterhalb der Burg, Ziel: kleine Schutzhütte auf dem Magnetberg
- Untere-Burgweg (ca 1,3 km), Einstieg: Parkplatz unterhalb der Burg, Ziel: Die Burg selbst
- Himmelsleiter, Einstieg: Nieder-Beerbach (Haltestelle Frankenberger Mühle), Ziel: Die Burg selbst
- Herrenweg (Hier ist einst Fürst Bismarck zu Tal gefahren), Einstieg: Nieder-Beerbach (Haltestelle Frankenberger Mühle), Ziel: Tal
[Bearbeiten] Trivia
Im Jahr 1673 wurde der Theologe, Alchemist und Arzt Johann Konrad Dippel auf der Burg geboren.
Auf der Burg befindet sich u.a. auch das Amateurfunk-Relais DM0FS (Eingabe 144,68 MHz; Ausgabe 432,75 MHz).
Benachbarte Burgen und Schlösser: Burg Tannenberg, Schloss Alsbach, Schloss Auerbach, Starkenburg
[Bearbeiten] Literatur
- Art. "Frankenstein", in: Hessen, hg. v. Georg W. Sante, Stuttgart 1960 (= Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 4. Bd.), S. 117
- Nieder-Beerbach, in: Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Hessen, bearb. v. Magnus Backes, 1966, S. 622
[Bearbeiten] Siehe auch
Commons: Burg Frankenstein (Bergstraße) – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
[Bearbeiten] Weblinks
- Website der Burg-Frankenstein
- Website zu historischen Fakten der Burg
- Halloween Burg-Frankenstein
- Freyes Lager, Verein für Mittelalterliche Geschichte
- Infos und Zeiten zur Frankenstein Trophy
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Koordinaten: 49° 47' 36" N, 8° 40' 6" O