Diego Garcia
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
![]()
Flagge des Britischen Territoriums im Indischen Ozean
|
Diego Garcia ist die größte der Chagos-Inseln, die das letzte verbliebene Britische Territorium im Indischen Ozean sind.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Daten
Die höchste Erhebung dieser Insel ist 6,70 Meter, durchschnittlich allerdings nur 1,2 Meter, über dem Meeresspiegel. Sie hat eine Fläche von ca. 60 km² und eine Küstenlinie von rund 69 km.
Die USA haben die Insel bis zum Jahr 2016 gepachtet und nutzen sie ausschließlich militärisch beziehungsweise geheimdienstlich. Die strategisch günstige Lage zwischen Afrika, Australien, Indien und der Arabischen Halbinsel macht die Insel für diese Nutzung interessant. Im Zuge der militärischen Nutzung wurden ein Flugplatz mit einer Startbahn (3047 Meter) angelegt (ICAO-Code FJDG). Daneben befindet sich ein kleiner Hafen auf dieser Insel.
Ebenfalls aufgrund dieser Nutzung werden dort ein Mittelwellen- (1485 AM), zwei UKW-Radiosender (Power 99 FM und 101.9 FM) und drei Fernsehsender (Island 8, Newsports 10 und Tropical 12) betrieben. Alle Arten der Anbindung (weitere Fernseh- und Radiosender, Telefon und Internet) werden über Satellit abgewickelt. Die dazugehörige Bodenstation wird von Cable and Wireless Diego Garcia betrieben.
[Bearbeiten] Geschichte
Die unbewohnte Insel Diego Garcia wurde nach 1500 (das genaue Datum ist unbekannt) von portugiesischen Seefahrern entdeckt. Die Einzelheiten der Entdeckung wie auch der Ursprung des Namens sind umstritten. Teils wird davon ausgegangen, dass die Insel nach ihrem Entdecker benannt wurde, teils, dass zwei Kapitäne kurz nacheinander auf die Insel stießen - der eine mit Namen Diego, der andere mit Namen Garcia.
Bis kurz nach 1700 gehörte die Insel, zumindest formell, zu Portugal, danach wurde sie von Frankreich beansprucht und von Mauritius aus verwaltet. Nach Ende der Napoleonischen Kriege musste Frankreich Diego Garcia gemeinsam mit Mauritius an Großbritannien abtreten.
Seit Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Inseln besiedelt und zwar von Europäern (es gab eine Leprakolonie), schwarzen Sklaven und Indern. 1838 wurde die Sklaverei offiziell abgeschafft. 1859 gab es 338 Einwohner. 1895 wurde die erste Kirche erbaut. Die Bevölkerung, Ilois oder auch Chagosianer genannt, wuchs bis Ende der 1960er Jahre auf zwischen 1.200 und 2.000 Personen an. Bis 1971 war der wichtigste Wirtschaftsfaktor ein aus Kokosnüssen (Kopra) gewonnenes Öl.
1965 kaufte Großbritannien der jungen Republik Mauritius die Chagosinseln ab und verpachtete sie umgehend für fünfzig Jahre an die USA. In den folgenden Jahren wurden die Einwohner allmählich nach Mauritius und zu den Seychellen zwangsumgesiedelt, während militärische und geheimdienstliche Strukturen aufgebaut wurden.
Im November 2000 wurde den Ilios von einem englischen Gericht das Recht zugesprochen, in ihre Heimat zurückzukehren. Darüber, wie das Urteil konkret umgesetzt werden soll, gibt es aber noch keine Planungen. Momentan vertritt die britische Regierung die Meinung, dass dies erst möglich sei, wenn keine militärische Notwendigkeit für die weitere Nutzung spricht. Dies wird auch durch den Umstand bestätigt, dass der Vertrag für die militärische Nutzung durch die USA noch bis 2016 läuft. Die USA haben die Möglichkeit, den Vertrag um 20 Jahre zu verlängern. Aufgrund des Urteils wurde auch die britische Staatsangehörigkeit der Ilios bestätigt, womit sie auch EU-Bürger sind.
Nach dem Unglück der Raumfähre Columbia am 1. Februar 2003 wurde Diego Garcia als offizieller Notlandeplatz für weitere Space-Shuttle-Missionen ausgewählt.
Das Erdbeben im Indischen Ozean 2004 wurde, laut Aussage des US-Militärs, ohne relevante Schäden überstanden.
[Bearbeiten] Militärische Nutzung
Ab Ende der 1960er Jahre wurde auf der Insel ein gemeinsamer Militärstützpunkt Großbritanniens und der USA angelegt, auf dem normalerweise etwa 1.700 Mitglieder der Streitkräfte und 2.000 zivile Mitarbeiter stationiert sind. 1973 nahm auf der Insel der US-Geheimdienst NSA einen Horchposten in Betrieb, um den Verkehr sowjetischer Kriegsschiffe zu überwachen. Vom Militärpersonal entfallen ca. 50 Personen auf die Briten. Bei dem Rest handelt es sich um US-Personal. Im Zuge geplanter Umstrukturierungen plant Großbritannien jedoch, die Basis wieder stärker zu nutzen und das militärische Personal bis zum Ende des Jahrzehnts auf bis zu 500 Personen aufzustocken.
Die Einrichtungen werden von der US Navy und der US Air Force gemeinsam genutzt. Der US Navy dient Diego Garcia u.a. als Stützpunkt für Schiffsverbände zur Versorgung von Marineeinheiten sowie zum Transport von Militärgerät für Bodentruppen.
Die US Air Force hat dort Einheiten mit Fernbombern (hauptsächlich Boeing B-52 Bomber sowie Boeing KC-135 Stratotanker zur Luftbetankung) stationiert. Bei den US-amerikanischen Militäraktionen in der Golfregion (Zweiter und Dritter Golfkrieg sowie den Einsätzen in Afghanistan nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den USA) wurden von Diego Garcia aus Bombenangriffe geflogen.
Es war geplant, ab 1993 vier Northrop B-2 Bomber auf Diego Garcia zu stationieren. Erst im Zuge der Operation Enduring Freedom 2001 wurden einige Northrop B-2 Bomber nach Diego Garcia verlegt. Die geplante Stärke von vier Maschinen wurde allerdings erst 2004 erreicht, zu erkennen an den vier goldenen Kuppeln am linken Bildrand. Hierbei handelt es sich um Extra Large Deployable Aircraft Hangar Systems (ehemals: B-2 Shelter Program oder B-2 Shelter System), die für die Wartung der B-2 benötigt werden.
Im August 2003 wurde bekannt, dass auf Diego Garcia ein Gefangenenlager nach dem Vorbild von Guantánamo Bay auf Kuba angelegt wurde. Der Washington Post zufolge wurden in dem kaum bekannten Lager mutmaßliche Al-Qaida-Terroristen gefangen gehalten. Bis zur zufälligen Enttarnung des Lagers handelte es sich anders als bei Guantánamo um ein komplett geheimgehaltenes Lager.
Die US-Soldaten auf Diego Garcia waren die einzigen Menschen, die 2004 vor dem großen Tsunami zeitnah von der US-Wetterbehörde gewarnt wurden, nachdem die Flutwelle bereits Teile Südostasiens erreichte.
[Bearbeiten] Weblinks
- Dokumentarfilm über Diego Garcia, dessen Bevölkerung gezwungen wurde, den Bau militärischer Basen zu erlauben (engl.)
- Seite mit einigen älteren Bildern (engl.)
- allgemeine Informationen zur Militärbasis auf Diego Marcia bei GlobalSecurity.org (engl.)
- Naval Central Meteorology and Oceanography Detachment auf Diego Garcia (engl.)
- US-Navy Support Einrichtung auf Diego Garcia (engl.)
- Naval Computer and Telecommunications Area Master Station Pacific Detachment Diego Garcia (engl.)
Koordinaten: 7° 18' 48 S 72° 24' 40 O