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Elwetritsch - Wikipedia

Elwetritsch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Elwetritschenbrunnen von Gernot Rumpf in Neustadt an der Weinstraße
Elwetritschenbrunnen von Gernot Rumpf in Neustadt an der Weinstraße

Die Elwetritsch (auch Elwedritsch, Ilwedritsch u. ä., Plural Elwetritsche oder Elwetritschen, lat. bestia palatinensis) ist ein vogelähnliches Fabelwesen, von dem in Südwestdeutschland und hier vor allem in der Pfalz berichtet wird. Man könnte sie als eine lokale Konkurrenz des Wolpertingers ansehen. Darlegungen zum Wesen der Elwentritsch überliefern als pfälzische Gesprächstradition vermutlich unangreifbare Formen des Ulkens über eine als dumm erscheinende Obrigkeit.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Verbreitung

Der Verbreitungsraum der Erzählungen von der Elwetritsch erstreckt sich vom Pfälzer Wald im Westen nach Osten über die Rheinebene hinweg bis in den südhessischen Odenwald. Als „Hauptstadt“ der Elwetritschen gilt Neustadt an der Weinstraße, wo auch ein Elwetritschen-Brunnen steht, den Gernot Rumpf geschaffen hat. Andere Quellen dagegen nennen Dahn in der Südwestpfalz (gleichfalls mit einem Elwetritschen-Brunnen) oder Erfweiler bzw. andere Gemeinden als heimliche Hauptstädte der Fabelwesen. Besonders selten sind diese im Nordpfälzer Bergland.

Pennsylvaniadeutsche[1] sind der Meinung, nach Amerika ausgewanderte Pfälzer (von denen diese Volksgruppe vorwiegend abstammt) hätten einige „Elbedritschlicher“ mitgenommen, „so ass sie kenn Heemweh gricke deete“ (hochdeutsch wörtlich: damit sie kein Heimweh kriegen täten).

Auch in der Oberpfalz kommt das Tier, dort unter dem Namen Ebatrietscherl bekannt, vereinzelt vor. Vermutlich wurde es im späten Mittelalter von den Söhnen der Pfälzer Kurfürsten eingeführt, als sie damals in Amberg das Regieren lernen sollten.

[Bearbeiten] Schreibweise und Wortherkunft

Die überregional gebräuchlichste Schreibweise[2] ist Elwetritsch. In der Pfalz halten sich Elwetritsch und Elwedritsch in etwa die Waage. Elbe(n)-, Elfe(n)-, Elwen-, Ilbe(n)- und Ilwe(n)-(t/d)ritsch sowie Elwetrittche werden erheblich seltener gebraucht.

Die Herkunft des zweiten Wortteils ist unklar und strittig, während der erste nach einer Ansicht Bezug nimmt auf die Elben als weibliche Waldgeister aus der germanischen Mythologie. Eine andere Ansicht vermutet eine Wurzel in im Französischen; danach handelte es sich eigentlich um einen "triche des élèves" bzw. elsässisch um einen "Eleventriche", zu deutsch also um einen Handwerksgesellen-Schwindel oder Handwerksgesellen-Ulk. Auch eine Herleitung aus "Elbentriche" (Waldgeister-Schwindelmärchen) wäre plausibel.

[Bearbeiten] Aussehen und Verhalten

Schlüpfende Elwetritsch
Schlüpfende Elwetritsch

Elwetritschen werden meist als hühnerähnlich beschrieben. Allerdings seien die Flügel der Tiere kaum zu gebrauchen, weshalb sie überwiegend im Unterholz oder unter den Rebstöcken lebten. Der Legende nach sind sie eine Kreuzung von Hühnern, Enten und Gänsen, die sich mit im Wald lebenden Fabelwesen wie Kobolden und Elfen vermischt hätten. Manchmal werden Elwetritschen auch mit einem Hirschgeweih abgebildet, ihr Schnabel wird oft als sehr lang dargestellt. Elwentritschen bewegen sich rückwärts bergauf laufend und sind nur auf ganz außergewöhnliche Weise jagdlich zu fangen.

[Bearbeiten] Vorkommen im Alltag

[Bearbeiten] Jagd

Falle zur nächtlichen Jagd auf Elwetrischen im Pfälzer Wald
Falle zur nächtlichen Jagd auf Elwetrischen im Pfälzer Wald
Sack zum Fangen von Elwetritschen
Sack zum Fangen von Elwetritschen

In etlichen pfälzischen Gemeinden wird für Touristen der Erwerb eines Elwedritschen-Jagdscheins als launiger Zeitvertreib angeboten; Einheimischen ist die Jagderlaubnis dagegen selbstverständlich „in die Wiege gelegt“ worden. Die Elwetritschenjagd wird als eine „hohe Kunst“ ausgegeben, da Elwetritschen als sehr scheu gelten. Jagdzeit sind dunkle Neumondnächte. Der Fänger benötigt einen Sack, eine Öllampe und einen Knüppel. Natürlich sind auch Treiber vonnöten. Diese versuchen, durch lautes „Tritsch, tritsch“-Rufen und durch das Schlagen mit Stöcken gegen Bäume oder Weinbergspfähle die Elwetritschen aufzuscheuchen, damit sie in den Sack des (häufig ahnungslosen) Fängers flüchten. Dieser wird gelegentlich heimlich im Freien zurückgelassen, bis er endlich durchgefroren - und ohne Jagdbeute - heimfindet. Dann gibt es den obligatorischen Festschmaus und dazu passende Getränke zum Aufwärmen, z. B. Wein oder Obstbrände. In einem Weingut im pfälzischen Bissersheim wird sogar ein spezieller „Elwedritsche-Drobbe“ (-Tropfen) hergestellt.

Bei einer anderen Variante der Jagd nimmt man einen Sack, der an beiden Enden eine Öffnung hat. Man stellt den Sack mit Hilfe eines Astes zu einer Art Schlauch auf. An die hintere Öffnung des Sackes stellt man die Lampe. Nun wartet man, bis eine Elwetritsche durch das Licht angezogen durch die vordere Öffnung in den Sack geht. Dann schließt man den Sack. Allerdings entkommt die Elwetritsche dabei meist durch die zweite Öffnung. Um sich vor Angriffen der Elwetritschen zu schützen, trinken die Jäger vor und während der Jagd reichlich Alkohol, dessen Geruch die Elwetritschen abhält.

In letzter Zeit wird vermehrt die Forderung laut nach der Einführung eines nachhaltigen und bestandsschonenden „Elwetritschen-Watching“.

[Bearbeiten] Brauchtumspflege

In mehreren pfälzischen Städten gibt es Vereine, die sich der Brauchtumspflege der pfälzischen Sagen annehmen. Der älteste ist der Elwetrittche-Verein von 1982 e. V. in Landau. Ein Landauer Square Dance-Verein nennt sein einmal jährlich stattfindendes Dance-Special die Landauer Elwetrittche-Jagd. In Pirmasens gibt es eine Elwetritsche-Akademie.

[Bearbeiten] Fußball

Im Frankenthaler Vorort Flomersheim wird alljährlich im August ein Fußballturnier um einen Wanderpokal ausgetragen, der Elwedritsche-Pokal heißt und den der örtliche Keramikkünstler und Pfälzer Mundartdichter Walter Rupp (s. u. Literatur und Weblinks) gefertigt hat.

[Bearbeiten] Forschung

Im Verbreitungsgebiet der Fabelwesen wird die Elwetritsch nicht nur im Rahmen der Erzählforschung oder Volkskunde, sondern auch als wissenschaftlicher Witz zoologisch und damit vorgeblich naturwissenschaftlich untersucht. So ist ein pfälzisches Forscherteam unter Leitung des Neustadter Agrarbiologen Dr. Stephan Dreyer bestrebt, in Zusammenarbeit mit noch nicht ganz namhaften „Tritschologen“ die Existenz von Elwetritschen auch in anderen Wirbeltiergruppen zu belegen.

Zur Weiterpflege und Modernisierung der Systematik werden gar Fisch-, Lurch-, Kriechtier- und Säugetiertritschen diskutiert. In den bisher lediglich in vereinzelten Vorträgen (z. B. in der Schlaraffia) publizierten Beiträgen der Gruppe wird auch die Ernährungsweise (ursprünglich angeblich nur von Trauben der Rebstöcke!) als vielmehr sehr mannigfaltig dargestellt. Gehandelt hat bereits die pfälzische Gemeinde Otterstadt bei Speyer. Sie ließ 2004 durch Gernot Rumpf den Otterdritschenbrunnen errichten, der die Verbindung zwischen Elwetritschen und Fischottern herstellt. Der Schulfilm „The Elwedritsche Project“ (Ludwigshafen) geht gar von der Existenz von Raubdritschen aus, eine Meinung, der sich auch Dreyers Team anschließt.

Historisch und fabel-„naturwissenschaftlich“ erwiesen scheinen die verwandtschaftlichen Beziehungen zum bayerischen Wolpertinger (Hirschgeweih, Säugetierbezug) zu sein. Auch deswegen ist die überwiegende Definition und biologische Klassifizierung der Tritschen - ob Elwe-, Ilwe- oder sonstige - als Vögel oder vogelartige Fabelwesen in Frage zu stellen. Womöglich gibt es auch sekundäre Kreuzungen dieser beiden Fabelwesengruppen, die dann wohl aus der Zeit stammen müssen, als die Pfalz noch bayerisch war. Allerdings müsste es in diesem Fall auch im räumlich dazwischengelegenen badisch-schwäbischen Korridor zu Bayerisch-Schwaben hin ähnliche Wesen geben, und auch entlang der recht kurzen Verbindung zwischen Odenwald und Franken sollten Elwetinger oder Wolperdritschen vorkommen. Über entsprechende Forschungen ist bisher nichts bekannt.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen

  1. Deutsch-Pennsylvanischer Arbeitskreis
  2. Suchmaschinenabfragen 2003

[Bearbeiten] Literatur

Gedichte und Texte über die Elwetritschen haben - teils in Standardsprache, teils in Pfälzer Mundart - geschrieben:

  • Albert H. Keil
  • Hans-Jürgen Schweizer
  • Walter Rupp (s. u. Weblinks)

[Bearbeiten] Weblinks

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