Baden (Land)
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Flagge | Wappen |
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Landeshauptstadt | Karlsruhe |
Regierungsform | Monarchie, Republik |
Staatsoberhaupt | Großherzog (bis 1918) |
Dynastie | Zähringer |
Bestehen | 1771–1945 |
Fläche | 15.070 km² |
Einwohner | 1.507.179 (1875) 2.312.462 (1925) |
Bevölkerungsdichte | 153 Einwohner/km² |
Entstanden aus | |
Aufgegangen in | Württemberg-Baden, Baden |
Hymne | Badnerlied |
Stimmen im Bundesrat | 3 Stimmen |
Kfz-Kennzeichen | IV B |
Lage im Deutschen Reich | |
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Das Land Baden war von 1806 bis 1945 ein deutscher Staat und ist heute ein Landesteil von Baden-Württemberg. Im Mittelalter herrschten hier verschiedene Linien des gleichnamigen Adelsgeschlechts, deren Fürstentümer zwar „Baden“ im Namen führten, jedoch unterschiedliche Regionen umfassten. Das in der Napoleonischen Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts geformte Großherzogtum Baden wurde mit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 zum Bundesstaat, dessen Grenzen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs bestehen blieben.
Von 1947 bis 1952 bestand ebenfalls ein Land „Baden“, das aber nur aus der Südhälfte des historischen Badens bestand. Siehe hierzu Baden (Südbaden). Nordbaden war in dieser Zeit Teil von Württemberg-Baden.
1952 gingen Südbaden und Württemberg-Baden (Nordbaden) im neu geschaffenen Bundesland Baden-Württemberg auf.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Bevölkerung und Fläche
15.070 km²; 2.518.103 Einwohner (Mai 1939)
[Bearbeiten] Geographische Lage
Baden liegt im Südwesten Deutschlands. Zentrale Landschaft Badens mit den meisten großen Städten ist die Oberrheinische Tiefebene. Im Westen und Süden von Rhein und Bodensee begrenzt, erstreckt sich das Land rechtsrheinisch vom Linzgau über Lörrach, Freiburg und Karlsruhe bis zur größten Stadt Mannheim, mit einer Fortsetzung bis an Main und Tauber. Es grenzt an das französische (vor Ende des 17. Jhd. und 1871 bis 1918 deutsch) Elsass im Westen, an die Schweiz im Süden, die Pfalz im Nordwesten, Hessen und Bayern im Nordosten. Die östliche Grenze nach Württemberg verläuft durch Kraichgau und Schwarzwald; von dort bis zum Rhein war Baden in der Mitte teilweise nur 30 km breit. Die engste Stelle („Wespentaille“) betrug nur 17,2 km (Abstand von der württembergischen Grenze im Bereich der Gemarkung Michelbach bis zum Rhein.
[Bearbeiten] Städte und Regionen
Karlsruhe, die Hauptstadt Badens, war ab 1715 Residenz, zunächst der Markgrafen von Baden-Durlach, dann ab 1771 der vereinigten Markgrafschaften Baden-Durlach und Baden-Baden und später der Großherzöge von Baden, sowie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Hauptstadt des 1918 gegründeten Freistaats beziehungsweise der Demokratischen Republik Baden.
Großstädte auf badischem Gebiet sind (von Nord nach Süd): Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, Pforzheim und Freiburg im Breisgau.
Größere Mittelstädte in Baden sind (von Nord nach Süd): Weinheim, Bruchsal, Ettlingen, Rastatt, Baden-Baden, Offenburg, Villingen-Schwenningen (badisch jedoch nur der Stadtteil Villingen), Singen (Hohentwiel) und Konstanz.
Landschaften in Baden: geordnet von Süden nach Norden
- Bodensee
- Linzgau
- Hegau
- Baar
- Klettgau
- Hochrhein
- Hotzenwald
- Markgräflerland
- Schwarzwald
- Rheinebene
- Breisgau
- Kaiserstuhl
- Ortenau
- Hanauerland
- Kurpfalz
- Kraichgau
- Odenwald
- Bauland (Landschaft)
- Taubergrund
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Markgrafschaft
Hauptartikel: Markgrafschaft Baden
Der Name stammt von den Markgrafen von Baden, einer im 12. Jahrhundert etablierten Seitenlinie der Herzöge von Zähringen. Hermann II. war der erste Zähringer, der sich, nach dem neuen Stammsitz, der Burg Hohenbaden hoch über den Thermalbädern der damaligen Stadt Baden (heute Baden-Baden), Markgraf von Baden nannte. Herrschaftsgebiete der badischen Markgrafschaften waren Baden-Durlach (seit 1938 Stadtteil von Karlsruhe), Baden-Baden, Baden-Hachberg bei Emmendingen sowie Sausenburg-Rötteln bei Lörrach. Letztere Herrschaft bestand aus Besitzungen zwischen Lörrach bis südlich von Freiburg und ist heute als Markgräflerland bekannt.
Von 1535 bis 1771 war die Herrschaft in die Linien Baden-Durlach (evangelisch) und Baden-Baden (katholisch) geteilt. Die Bevölkerung musste daher nach Gebietskäufen (beispielsweise der Gemarkung von Gersbach vom katholischen Vorderösterreich) die Konfession wechseln. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, der so genannte „Türkenlouis“ (1677 bis 1707), machte Rastatt zu seiner Residenz und erhielt den kaiserlichen Auftrag, das Land vor Übergriffen aus Frankreich zu schützen. Dazu errichtete er vor allem an Passübergängen im Schwarzwald zwei Verteidigungslinien mit Wehranlagen. Besonders gut erhalten sind diese sogenannten Barockschanzen in Gersbach (Südschwarzwald). Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach wählte das 1715 erbaute Karlsruhe als neue Residenz. 1771 erbte Karl Friedrich von Baden-Durlach die Besitzungen der erloschenen Linie Baden-Baden, wodurch die beiden Markgrafschaften wieder vereinigt wurden.
[Bearbeiten] Die Entstehung des Großherzogtums
Das moderne Land Baden entstand am Beginn des 19. Jahrhunderts unter der Protektion Napoleons und durch die geschickte Diplomatie des badischen Gesandten Sigismund Freiherr von Reitzenstein, der als der eigentliche Schöpfer des modernen Baden gilt. In der Folge der napoleonischen Neuordnungen erreichte Baden in den Jahren 1803 bis 1810 erhebliche Gebietsgewinne - rechtsrheinische Territorien vieler kleiner Fürstentümer, geistliche Gebiete und Reichsstädte - von einem Vielfachen seiner bisherigen Größe:
- im Reichsdeputationshauptschluss 1803 nominell als Entschädigung für an Frankreich verlorene linksrheinische Gebiete
- Teile der rechtsrheinischen Kurpfalz (mit Mannheim und Heidelberg)
- den rechtsrheinischen Besitz der Bistümer Konstanz, Basel, Straßburg und Speyer,
- die Reichsstädte der Ortenau (Offenburg, Gengenbach, Biberach, Zell am Harmersbach) und des Linzgau (Überlingen und Pfullendorf) sowie Wimpfen, das jedoch unmittelbar darauf an Hessen-Darmstadt abgetreten wurde,
- die Gebiete vieler Abteien und Stifte, u. a. das Reichsstift Petershausen
- im Frieden von Pressburg 1805 große Teile von Vorderösterreich, namentlich
- den Breisgau (mit Freiburg im Breisgau),
- die Stadt Konstanz,
- in der Rheinbundakte 1806 u.a.
- den größten Teil des fürstenbergischen Territoriums,
- das kurz zuvor errichtete Fürstentum Leiningen,
- den Teil der Grafschaft Wertheim links des Mains mit der Residenzstadt Wertheim
- die Landgrafschaft Klettgau
- im Vertrag von Paris zwischen Württemberg und Baden 1810[1] (Württemberg wurde von Bayern entschädigt, dieses wiederum durch ehemals preuß. Gebiete) u.a.
- württembergische Gebiete im mittleren Schwarzwald (Hornberg, Schiltach, Gutach)
- das württ. Oberamt Stockach (ehem. Lgft. Nellenburg).
Mit den Neuerwerbungen kam Baden, das bis dahin über keine eigene höhere Bildungsstätte verfügt hatte, auch in den Besitz der beiden Universitäten in Freiburg im Breisgau und Heidelberg. Mit dem Beitritt zum Rheinbund wurde der bereits im Reichsdeputationshauptschluss zum Kurfürsten erhobene Markgraf Karl Friedrich außerdem zum Großherzog erhoben.
Durch dieses Bündnis mit Napoleon kämpften badische mit Soldaten der anderen Rheinbundstaaten in den Schlachten Napoleons mit. So wurde 1812 der Rückzug Napoleons aus Moskau über die Beresina von badischen Truppen gedeckt. Von den 7000 Badenern in der Grande Armée kehrten nur ein paar hundert zurück. Auch in der Völkerschlacht bei Leipzig stand Baden noch an der Seite Napoleons. Trotz Napoleons Niederlage bei Leipzig erreichte Großherzog Karl auf dem Wiener Kongress die Bestätigung seiner Neuerwerbungen, womit der Bestand des Landes gesichert war. 1819 erhielt Baden in Abwicklung der Wiener Kongressakte im Frankfurter Territorialrezess außerdem noch die inmitten seines Territoriums liegende Grafschaft Geroldseck.
[Bearbeiten] Das Großherzogtum Baden im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert konnten sich in Baden Demokratie und Parlamentarismus freier entwickeln als anderswo. 1818 erhielt das Großherzogtum eine für damalige Verhältnisse sehr fortschrittliche liberale Verfassung, die Baden zur konstitutionellen Monarchie machte. Sie sah ein Zweikammernparlament vor, dessen zweite Kammer große politische Bedeutung erhielt. Diese wurde nicht ständisch gegliedert, sondern mit nach Bezirken gewählten Vertretern bestückt. Die Debatten wurden trotz der Zensur im vollen Wortlaut veröffentlicht, was eine starke Teilnahme der Bürger an politischen Fragen ermöglichte. Dies führte zu wiederholten Konflikten mit den konservativen Kräften im Deutschen Bund unter Führung des österreichischen Staatskanzlers Klemens Metternich, aber auch mit den eher konservativen Großherzögen Karl und Ludwig. Der liberale Großherzog Leopold gab 1832 den Forderungen nach unbeschränkter Pressefreiheit nach, musste das Gesetz aber auf Druck Metternichs noch im gleichen Jahr wieder zurücknehmen. 1835 trat Baden dem Deutschen Zollverein bei und erlebte in der Folge einen wirtschaftlichen Aufschwung. Große Infrastrukturprojekte wurden mit der Rheinkorrektur nach den Plänen von Johann Gottfried Tulla 1815 und dem Eisenbahnbau seit 1840 begonnen. Gerüchte um das rätselhafte Auftreten von Kaspar Hauser, in dem manche einen badischen Erbprinzen vermuteten, führten 1845 zu einem Hofskandal, der das Ansehen des Herrscherhauses beschädigte und bis heute nicht geklärt ist.
Missernten und wirtschaftliche Schwierigkeiten in den Jahren 1846/47 verursachten soziale Spannungen, die die Unzufriedenheit über die fehlenden Mitbestimmungsrechte und die Zersplitterung Deutschlands noch steigerten.
Von einer badischen Volksversammlung in Offenburg, die am 12. September 1847 die Forderungen des Volkes verabschiedete, ging 1848 die Badische Revolution und darüber hinaus die Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes aus. Ein erster republikanischer Umsturzversuch durch Friedrich Hecker, Gustav Struve und Georg Herwegh wurde noch von Bundestruppen und ein zweiter Aufstand um Gustav Struve durch badisches Militär niedergeschlagen. Nach dem Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung schloss sich im Mai 1849 einem neuerlichen Aufstand in Baden auch das Militär an. Mit der Flucht des Großherzogs Leopold, der Bildung einer provisorischen Regierung und Neuwahlen wurde Baden faktisch Republik. Durch vor allem preußisches Militär wurden die Badische Republik und die verbündete Pfälzische Republik schließlich mit Gewalt beseitigt. Im Juli mussten sich die letzten badischen Truppen nach fast zweimonatiger Belagerung in der Festung Rastatt ergeben. In der Folge kam es zu Verhaftungen, Erschießungen und zur Auswanderung von ca. 80.000 Badenern (5% der Bevölkerung), vor allem nach Amerika. Baden blieb bis 1851 von preußischen Truppen besetzt. Mit der Errichtung von Verwaltungsgerichten durch Gesetz vom 5. Oktober 1863 war Baden das erste der deutschen Länder, welches die Verwaltungsgerichtsbarkeit einführte[2]. Von 1851 bis 1871 gab das Land Baden eigene Briefmarken aus (siehe: Badische Postgeschichte). Friedrich I. tat sich als Förderer von Bildung und Kultur hervor, baute die Hochschulen aus und ermöglichte bereits 1900 das Frauenstudium.
Quellen
- ↑ http://www.documentarchiv.de/nzjh/1810/grenzvertrag_wuertemberg-baden.html
- ↑ Werner Frotscher, Bodo Pieroth: Verfassungsgeschichte, 5. Aufl., München 2005, Rn 422.
[Bearbeiten] Baden im Kaiserreich
Im Deutschen Krieg 1866 stand Baden an der Seite Österreichs. 1871 trat Baden dem Deutschen Reich bei, an dessen Gründung Großherzog Friedrich I. maßgeblich beteiligt war - Nach Wilhelms Ausrufung zum deutschen Kaiser gab der Großherzog im Spiegelsaal zu Versailles das erste Hurra auf den Kaiser aus. Im Kaiserreich war Baden eine Hochburg der Liberalen und der Zentrumspartei. Nach der Niederlage des Kaiserreichs im 1. Weltkrieg musste der letzte Großherzog Friedrich II. 1918 abdanken. Baden wurde Republik.
[Bearbeiten] Republik Baden 1918–1945
Siehe auch: Republik Baden
Der Freistaat Baden, dessen Verfassung am 13. April 1919 vom Volk angenommen wurde, wurde bis 1933 meistens von der Zentrumspartei regiert. Baden blieb in seinen Grenzen, trotz württembergischer Versuche während der Zeit des Nationalsozialismus, die Vereinigung herbeizuführen, bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs unverändert. Das Land wurde durch die nationalsozialistische Reichsregierung jedoch 1933 gleichgeschaltet und einem Reichsstatthalter unterstellt.
[Bearbeiten] Nachkriegszeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Baden durch eine Besatzungsgrenze geteilt.
- Nordbaden (mit dem Landkreis Karlsruhe als südlichstem Gebiet) bildete mit Nordwürttemberg das Land Württemberg-Baden (Hauptstadt Stuttgart) in der US-amerikanischen Zone.
- Südbaden (mit dem Landkreis Rastatt als nördlichstem Gebiet) bildete das Land Baden mit der Hauptstadt Freiburg im Breisgau und war Teil der französischen Besatzungszone. Ministerpräsident dieses Landes war Leo Wohleb.
1952 schlossen sich die Länder Württemberg-Baden und Baden mit dem Land Württemberg-Hohenzollern zum heutigen Bundesland Baden-Württemberg zusammen.
[Bearbeiten] Kampf um den Südweststaat
Die Situation der durch die Besatzungszonen vorgegebenen Ländergrenzen wurde allgemein als unbefriedigend empfunden. Infolgedessen kamen erneut Überlegungen zur Gründung eines „Südweststaats“ aus den alten Ländern Baden, Württemberg und der Hohenzollernschen Lande auf. In Mittel- und Südbaden gab es viele Gegner des Zusammenschlusses. Diese favorisierten eine Wiederherstellung der früheren Länder in den Grenzen vor dem Krieg (daher Altbadener genannt). „Vom See bis an des Maines Strand die Stimme dir mein Badnerland“, war auf den Wahlplakaten von 1951 zu lesen. Die Regierung von (Süd)Baden unter Leo Wohleb kämpfte dabei für eine Wiederherstellung des alten Landes Baden. Entscheidend war der Abstimmungsmodus. Durch eine Probeabstimmung wusste man, dass in Nordbaden nur eine dünne Mehrheit für den Südweststaat zu erwarten war, sich durch die starke Ablehnung in Südbaden jedoch eine gesamtbadische Ablehnung ergeben würde. Deshalb plädierten die Befürworter des Südweststaats für eine Auszählung nach Stimmbezirken, die Gegner forderten vergeblich eine Auszählung nach den alten Ländern. Das 1951 neu gegründete Bundesverfassungsgericht, das seinen Sitz in der ehemaligen badischen Residenzstadt Karlsruhe hat, konnte sich bei Stimmengleichheit nicht auf eine Haltung gegen die Modalitäten der Volksabstimmung (Mehrheit in drei von vier Abstimmungsbezirken) festlegen. Bei der Volksabstimmung unterlagen die Befürworter eines selbstständigen Baden. Zwar votierten 53 % aller Stimmberechtigten im Vorkriegsbaden für die Wiederherstellung des Landes Baden; entscheidend war jedoch das Abstimmungsverhalten des bevölkerungsreichen Nordbadens, wo 57 % für den Südweststaat votierten. Insbesondere die alte Kurpfalz mit Mannheim und Heidelberg war gegen Baden. Für die Vereinigung stimmte auch die Bevölkerung im Landesbezirk (Nord-)Württemberg und in Württemberg-Hohenzollern. Durch die Mehrheiten in drei von vier Teilgebieten wurde die Vereinigung zum „Südweststaat“ beschlossen, die 1952 erfolgte.
Aufgrund einer Klage des Heimatbundes Baden entschied das Bundesverfassungsgericht 1956, dass die badische Bevölkerung nochmals abstimmen dürfe, denn ihr Wille bei der Abstimmung 1951 sei durch die Trennung des Landes Baden nach 1945 „überspielt“ worden. Erst 1970 kam es aufgrund dieser Klage nochmals zu einer Volksabstimmung, an der sich diesmal die Württemberger nicht beteiligen durften. Da die Abstimmung vor allem von Kurt-Georg Kiesinger immer wieder verschleppt wurde, bedurfte es 1969 einer erneuten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes, welches die Abstimmung bis spätestens 30. Juni 1970 anordnete. Den Zeitläufen entsprechend waren nur noch wenige für die Wiederherstellung eines historischen Landes zu begeistern; die überwältigende Mehrheit (82%) der Bevölkerung von Baden stimmte für den Verbleib in Baden-Württemberg.
[Bearbeiten] Grenzen im Bundesland Baden-Württemberg
Die 1952 gebildeten Regierungsbezirke Nordbaden und Südbaden griffen die Grenzen des alten Landes Baden wieder auf: Im Norden an Hessen und Bayern grenzend, im Süden am Bodensee nur 30 km entfernt von Bayern und in der Mitte teilweise nur 30 km, an der engsten Stelle gar nur 17,2 km schmal, fasste die Ostgrenze des Landes das Territorium von Württemberg sichelartig ein. Mit der Kreisreform, die zum 1. Januar 1973 vollzogen wurde, wurden die historischen Grenzen der Regierungsbezirke aufgehoben und die Namen der Landesteile verschwanden. Die Gebiete aller vier Regierungsbezirke Freiburg, Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen wurden hauptsächlich nach geografischer Zweckmäßigkeit neu abgegrenzt. Dabei verschwanden die alten Grenzen auf der Verwaltungsebene endgültig: der ehedem württembergische Teil des Schwarzwalds gehört seitdem zu den Regierungsbezirken in Karlsruhe beziehungsweise Freiburg, und ehemals badische Kreise gehören jetzt zu den Regierungsbezirken Stuttgart bzw. Tübingen.
[Bearbeiten] Baden heute
Die alten Grenzen des Landes Baden spiegeln sich heute noch darin wider, dass es einen eigenständigen Badischen Sportbund und eine eigenständige Evangelische Landeskirche in Baden gibt. Auch die Einteilung der katholischen Bistümer (Erzbistum Freiburg bzw. Bistum Rottenburg-Stuttgart) entspricht den alten Grenzen. In der Organisation der Justiz haben sich die alten Grenzen ebenfalls erhalten. Manche Medien orientieren sich noch immer an den alten Grenzen von Baden und Württemberg: Zum Beispiel veranstaltet der SWR Hörfunk-Regionalprogramme wie „Baden Radio“ oder „Radio Südbaden“ im Programm SWR4 Baden-Württemberg und die Tageszeitung Südkurier erscheint im Landkreis Tuttlingen nur für die badischen Städte und Gemeinden.
[Bearbeiten] Bevölkerung
Ungebrochen ist das besonders im Süden und im Raum Karlsruhe vorherrschende Bewusstsein, mit dem sich die Menschen als Badener oder Badner bezeichnen – oft schon allein, um sich von der Landesregierung im württembergischen Stuttgart abzugrenzen. Dazu eignet sich zum Beispiel das Badnerlied hervorragend, das in Baden einen viel höheren Stellenwert und Bekanntheitsgrad besitzt als die anderen Landeshymnen. So ertönt das Badnerlied seit den 1990er Jahren in den Stadien des SC Freiburg und des Karlsruher SC zu Beginn der Spiele. Bis heute sieht man gerade in Südbaden viele badische Flaggen, und auch der badische Wein trägt die Identität des Landes fort. Ein Kern des badischen Regionalstolzes ist auch die demokratische und revolutionäre Tradition der Freiheitsbewegung von 1848. So ist beispielsweise der radikale Republikaner Friedrich Hecker bis heute eine Art badischer Nationalheld. Die mit einer Identitätsbildung einhergehende Abgrenzung erfolgt bevorzugt gegenüber Schwaben. Von diesen werden die Bewohner der Region manchmal - oft auch bewusst - als Badenser bezeichnet. Diese Bezeichnung wird, obwohl sie gemäß Duden eine Bezeichnung der badischen Bevölkerung ist, heutzutage als abwertend empfunden.
Es gibt mehrere Vereine, die badische Interessen vertreten, z.B.
- Landesverein Badische Heimat Heimatkunde, Kultur, Natur- und Denkmalschutz
- Landesvereinigung Baden in Europa Politische Interessenvertretung des badischen Landesteils
- Bund Freiheit statt Baden-Württemberg Badische Vereinigung, die sich für die Abschaffung der Schilder „Baden verboten“ einsetzt und jedes Jahr einen oder eine Badener/in des Jahres durch ihre Mitglieder wählt.
Auch außerhalb Badens gibt es Badener, die an ihrer Identität festhalten. Sie sind teilweise in den 14 Badener-Vereinen organisiert, die es meist in Großstädten der Bundesrepublik gibt. Die Badener-Vereine sind in der Arbeitsgemeinschaft der Badenervereine mit Sitz in Karlsruhe zusammengeschlossen.
[Bearbeiten] Sprache
Die gemeinhin als Badisch bezeichnete Mundart umfasst sowohl den südfränkischen Dialekt, der etwa um Karlsruhe, Pforzheim und Rastatt gesprochen wird, als auch den alemannischen Dialekt in Südbaden.
Um Mannheim und Heidelberg wird mit dem Kurpfälzischen ein pfälzischer Dialekt gesprochen, der im Gegensatz zu den genannten beiden Dialektgruppen nicht als „Badisch“ bezeichnet wird. Im Badischen Wörterbuch ist dieser Dialekt jedoch ebenso berücksichtigt wie das Ostfränkische, welches im Nordosten des Territoriums (an Main und Tauber) gesprochen wird.
Siehe auch: Badische Dialekte
[Bearbeiten] Kultur
Als Markenzeichen der badischen Volkstrachten gilt der Bollenhut, der allerdings nur in der Umgebung von Gutach im Schwarzwald beheimatet ist. Das Kartenspiel Cego oder Zego war dagegen noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur in Baden und in einigen Grenzgebieten zu Württemberg und Hohenzollern das beliebteste Kartenspiel, und somit absolut typisch badisch. Große Bedeutung im Jahreslauf hat die Fasnacht, die vom Schmutzigen Donnerstag bis Aschermittwoch dauert. In dieser Zeit sind in vielen Gegenden Badens manche Büros und Geschäfte geschlossen, weil in jedem Ort Umzüge und Feste stattfinden. Umzüge und Fasnachtssitzungen sind aber auch schon ab dem Dreikönigstag üblich.
Wohl beeinflusst durch die Nähe zu Frankreich hat die badische Küche einen hohen Stellenwert. Sie gilt als leichter als andere deutsche Regionalküchen und kann eine große Zahl an Sterne-Restaurants aufweisen. Typische Zutaten sind Spargel und Wein.
Bedeutende Schriftsteller
- Johann Peter Hebel
- Joseph Victor von Scheffel: v.a. die Romane „Ekkehart“ und „Der Trompeter von Säckingen“
- Heinrich Hansjakob
- Martin Walser
Erfinder:
- Karl Drais: Fahrrad, Draisine
- Carl Benz: Erfinder des Automobils
- Felix Wankel: Erfinder des Wankelmotors
[Bearbeiten] Verwaltungsgliederung
Siehe Verwaltungsgliederung Badens
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Staatsoberhäupter
Die Staatsoberhäupter (Markgrafen, Kurfürsten und Großherzöge) von Baden von 1738 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 waren:
- 12. Mai 1738 – 10. Juni 1811: Karl Friedrich (* 1728; † 1811) Markgraf, ab 5. Mai 1803 Kurfürst, ab 5. Mai 1806 Großherzog
- 10. Juni 1811 – 8. Dezember 1818: Carl Ludwig Friedrich (* 1786; † 1818), Großherzog
- 8. Dezember 1818 – 30. März 1830: Ludwig I. (* 1763; † 1830), Großherzog
- 30. März 1830 – 24. April 1852: Leopold (* 1790; † 1852), Großherzog
- 24. April 1852 – 22. Januar 1858: Ludwig II. (* 1824; † 1858), Großherzog (nominell)
- 5. September 1858 – 28. September 1907: Friedrich I. (* 1826; † 1907), Großherzog (seit 1852 bereits Regent, ab 1856 auch mit dem Titel Großherzog)
- 28. September 1907 – 14. November 1918: Friedrich II. (* 1857; † 1928), Großherzog
[Bearbeiten] Staatsminister 1871–1918
Staatsminister und damit Regierungschefs des Großherzogtums waren:
- 1809–1810: Sigismund von Reitzenstein
- 1810–1810: Conrad Karl Friedrich von Andlau-Birseck
- 1810–1812: Christian Heinrich Gayling von Altheim
- 1812–1817: Karl Christian von Berckheim
- 1817–1818: Sigismund von Reitzenstein
- 1818–1831: Wilhelm Ludwig Leopold Reinhard von Berstett
- 1832–1833: Sigismund von Reitzenstein
- 1833–1838: Ludwig Georg von Winter
- 1838–1839: Karl Friedrich Nebenius
- 1839–1843: Friedrich Landolin Karl von Blittersdorf
- 1843–1845: Christian Friedrich von Boeckh
- 1845–1846: Karl Friedrich Nebenius
- 1846–1848: Johann Baptist Bekk
- 1848–1849: Karl Georg Hoffmann
- 1849–1856: Friedrich Adolf Klüber
- 1856–1860: Franz von Stengel
- 1861–1866: Anton von Stabel
- 1866–1868: Karl Mathy
- 1868–1876: Julius Jolly
- 1876–1893: Ludwig Karl Friedrich Turban
- 1893–1901: Franz Wilhelm Nokk
- 1901–1905: Carl Ludwig Wilhelm Arthur von Brauer
- 1905–1917: Alexander von Dusch
- 1917–1918: Heinrich von Bodmann
[Bearbeiten] Weitere bekannte Politiker aus Baden
- Prinz Max von Baden, letzter Kanzler des deutschen Kaiserreichs
- Friedrich Ebert, erster Reichspräsident der Weimarer Republik
- Wolfgang Schäuble, Innenminister der Bundesrepublik Deutschland
- Volker Kauder, ehem. CDU-Generalsekretär und derzeitiger Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
- Gerhard Mayer-Vorfelder, Finanzminister a.D. von Baden-Württemberg, Politiker (CDU) und Sportfunktionär.
- Ute Vogt, SPD-Landesvorsitzende
[Bearbeiten] Literatur
- Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden 1789–1918. Führer durch die landes- und kulturgeschichtliche Abteilung. INFO Verlag, Karlsruhe 2001, ISBN 3-88190-273-2
- Hermann Bausinger: Die bessere Hälfte. Von Badenern und Württembergern. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart/München 2002, ISBN 3-421-05591-2
- Frank Engehausen: Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806–1918. G. Braun Buchverlag, Leinfelden-Echterdingen 2005, ISBN 3-7650-8328-3
- Helmut Engler: Große Badener. Gestalten aus 1200 Jahren. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1994, ISBN 3-421-06676-0
- Rolf Gustav Haebler: Badische Geschichte. Battert Verlag, o. Ort 1987, ISBN 3879891427
- Wolfgang Hug: Geschichte Badens. Theiß, Stuttgart 1992, ISBN 3-8062-1022-5
- Aloys Schreiber: Badische Geschichte Braun, Karlsruhe 1817 (Digitalisat)
- Hansmartin Schwarzmaier: Geschichte Badens in Bildern 1100–1918. Kohlhammer, Stuttgart 1993, ISBN 3-17-012088-3
[Bearbeiten] Weblinks
- Landeskunde Online: Baden
- Landeskunde „Surfin’ Süden“
- Landkarte von Baden
- Landeskundliche Texte
- Großherzogtum Baden
- Regierungssystem, Wahlergebnisse und Ereignisse im Freistaat Baden
- Großherzogtum Baden (Amtsbezirke und Gemeinden) 1910
- Portal für das Land Baden
- Die Badischen Neuesten Nachrichten über Badenervereine in Deutschland
- Wanderungen durch die Länder Badens - badischewanderungen.de
Rang erhöht durch Napoleon → Königreiche: Bayern | Sachsen | Württemberg | Großherzogtümer: Baden | Hessen
Napoleonische Staaten → Königreiche: Westphalen | Großherzogtümer: Berg | Würzburg | Fürstentümer: Aschaffenburg (ab 1810 als Großherzogtum Frankfurt) | Von der Leyen | Regensburg (bis 1810)
Unverändert → Herzogtümer: Anhalt-Bernburg | Anhalt-Dessau | Anhalt-Köthen | Arenberg | Mecklenburg-Schwerin | Mecklenburg-Strelitz | Nassau | Oldenburg | Sachsen-Coburg-Saalfeld | Sachsen-Gotha-Altenburg | Sachsen-Hildburghausen | Sachsen-Meiningen | Sachsen-Weimar, Sachsen-Eisenach (seit 1741 Personalunion, ab 1809 Realunion), Sachsen-Weimar-Eisenach | Fürstentümer: Hohenzollern-Hechingen | Hohenzollern-Sigmaringen | Isenburg-Birstein | Liechtenstein | Lippe-Detmold | Reuß-Ebersdorf | Reuß-Greiz | Reuß-Lobenstein | Reuß-Schleiz | Salm-Kyrburg | Salm-Salm | Schaumburg-Lippe | Schwarzburg-Rudolstadt | Schwarzburg-Sondershausen | Waldeck
Kaiserreich: Österreich | Königreiche: Preußen | Bayern | Sachsen | Hannover | Württemberg | Kurfürstentümer: Hessen-Kassel | Großherzogtümer: Baden | Hessen-Darmstadt | Luxemburg | Mecklenburg-Schwerin | Mecklenburg-Strelitz | Oldenburg | Sachsen-Weimar-Eisenach | Herzogtümer: Anhalt (ab 1863) | Bernburg (bis 1863) | Dessau (bis 1863) | Köthen (bis 1847) | Braunschweig | Holstein | Lauenburg | Limburg | Nassau | Sachsen-Altenburg (ab 1826) | Sachsen-Coburg-Saalfeld ab 1826 als Sachsen-Coburg-Gotha | Sachsen-Gotha-Altenburg (bis 1826) | Sachsen-Hildburghausen (bis 1826) | Sachsen-Meiningen | Fürstentümer: Hessen-Homburg | Hohenzollern-Hechingen (bis 1850) | Hohenzollern-Sigmaringen (bis 1850) | Liechtenstein | Lippe | Reuß ältere Linie | Reuß jüngere Linie | Schaumburg-Lippe | Schwarzburg-Rudolstadt | Schwarzburg-Sondershausen | Waldeck | Freie Städte: Frankfurt am Main | Hamburg | Lübeck | Bremen
Anhalt | Baden | Bayern | Braunschweig | Bremen | Elsaß-Lothringen | Hamburg | Hessen-Darmstadt | Lippe | Lübeck | Mecklenburg-Schwerin | Mecklenburg-Strelitz | Oldenburg | Preußen | Reuß ältere Linie | Reuß jüngere Linie | Sachsen | Sachsen-Altenburg | Sachsen-Coburg und Gotha | Sachsen-Weimar-Eisenach | Sachsen-Meiningen | Schaumburg-Lippe | Schwarzburg-Rudolstadt | Schwarzburg-Sondershausen | Waldeck | Württemberg
Anhalt | Baden | Bayern | Braunschweig | Bremen | Hamburg | Hessen | Lippe | Lübeck | Mecklenburg-Schwerin | Mecklenburg-Strelitz | Oldenburg | Preußen | Sachsen | Schaumburg-Lippe | Thüringen | Waldeck | Württemberg