Fiaker
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Als Fiaker (serb. fijaker) wird sowohl eine zweispännige Lohnkutsche bezeichnet als auch deren Kutscher selbst.
Der Begriff Fiaker wurde im 18. Jahrhundert aus dem Französischen entlehnt: in der Rue de Saint Fiacre befand sich der erst Standplatz für Lohnkutschen, die der französische Kaufmann und Pferdehändler Nicolas Souvage bereits 1662 zum Einsatz brachte. Die Rue de Saint Fiacre wiederum hat als Namenspatron den Einsiedler Fiacrius, der im 7. Jahrhundert von Irland nach Frankreich kam und in einem Waldstück im heutigen Departement Moselle (Elsass) eine Einsiedelei gründete. Den nötigen Grund und Boden verdankte er der Freizügigkeit des Bischofs Faro von Méaux.
Der Begriff Fiaker war indes schon nach kurzer Zeit im deutschen Sprachraum nur noch in Bayern und Österreich gebräuchlich (aber auch zum Beispiel in der tschechischen oder serbischen Sprache), während sich außerhalb Bayerns und Österreichs in der deutschen Sprache schon bald der Begriff Droschke durchsetzte.
In Wien wurde knapp dreißig Jahre später (1693) die erste Lizenz erteilt. Die nummerierten Kutschen lösten die früher unnummerierten Janschky-Wagen ab. Um 1700 gab es in Wien ungefähr 700 Fiaker. Um 1860 - 1900, der stärksten Zeit, waren es über 1000. Die Fiaker waren oft stadtbekannte Originale. In vielen Liedern spielen die Fiaker eine Rolle. Auch Richard Strauss widmete die Figur der Fiakermilli der Oper Arabella.
Heute stellen sie eine beliebte Touristenattraktion dar, und bieten von mehreren Standplätzen aus meist Rundfahrten im Bereich der Wiener Altstadt an. Es gibt zur Zeit 58 Fiaker im täglichen Einsatz. Viele dieser Pferdekutschen sind schon mittlerweile über 100 Jahre alt und werden in den Wintermonaten aufwändig restauriert.
Standplätze: Stephansplatz, Albertina/hinter Wiener Staatsoper, Heldenplatz/Michaelerplatz, Burgtheater, Petersplatz
Angeblich wohnten früher besonders viele Fiaker beim heutigen Fiakerplatz im 3. Bezirk.
Rundfahrten: (Stand 18. Dezember 2006)
- ca. 20 Min. Altstadt pro Fiaker € 40.--
- ca. 40 Min. Altstadt - Teil der Ringstraße € 65.--
- ca. 60 Min. Altstadt Ringstraße € 95.--
Seit 1998 ist eine spezielle Prüfung, die Fahrdienstprüfung, notwendig, um einen Fiaker lenken zu dürfen.
Die zunehmende Verunreinigung der Wiener Innenstadt durch Pferdeäpfel der umherfahrenden Fiaker und die dadurch gegebene Geruchsbelästigung führte dazu, dass den Wiener Fiakerpferden im Jahr 2004 per Landesgesetz Pferdewindeln (sogenannte Pooh-Bags) verordnet wurden. Diese unter den Fiakern umstrittene Regelung ist seit dem 1. Juli 2004 in Kraft. Bei Missachtung des Gesetzes ist eine hohe Geldstrafe vorgesehen.
Fiaker gab es natürlich auch in anderen Städten der k.u.k Donau-Monarchie (von Prag über Budapest bis Lemberg) und noch bis heute sind sie in zahlreichen anderen österreichischen Tourismushochburgen (zum Beispiel in Salzburg) ein selbstverständliches Altstadtbild und beliebtes Postkartenmotiv.
[Bearbeiten] Literatur
- Barthel F. Sinhuber: Die Fiaker von Wien. Dachs-Verlagsgesellschaft, Wien 1992, ISBN 3-85058-064-4