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Flamenco - Wikipedia

Flamenco

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Tablao flamenco in Sevilla, im Jahre 2005
Tablao flamenco in Sevilla, im Jahre 2005

Flamenco ist die Bezeichnung für eine Gruppe von Liedern und Tänzen aus Andalusien. Er gilt als traditionelle spanische Musik, geht jedoch auf Einflüsse unterschiedlicher Kulturen zurück.

Flamenco besteht in erster Linie aus Cante (Gesang), Toque (das Spiel der Gitarre) und Baile (Tanz).

Charakteristisch für den Flamenco sind seine besonderen Rhythmen (compás, Takt), da die meisten Formen nicht in einfachen 3/4- oder 4/4-Takten gespielt werden, sondern in einem 12er-Schema mit unterschiedlichen Betonungen. Abweichend von den meisten anderen Musikarten wird nicht mit einer Betonung auf der „eins“ begonnen, sondern auf der „zwölf“ (wie auf dem Zifferblatt einer Uhr). Typische Betonungen liegen hierbei auf der „3“, der „8“, der „10“ und der „12“ (z.B. „12-1-2-3-4-5-6-7-8-9-10-11“).

Harmonisch basiert die Musik oft auf der sogenannten andalusischen Kadenz, tonartlich ist sie meist an den modo dórico (in der Musiktheorie als phrygischer Modus bezeichnet) oder an das Zigeunermoll gebunden. Der Gesang zeichnet sich durch die starke Verwendung von Melismen aus.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Herkunft der Bezeichnung

Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wird das Wort flamenco zum ersten Mal schriftlich festgehalten, lange nachdem die dazugehörige Musik entstanden ist. Über seine Herkunft gibt es daher nur Hypothesen, die alle mehr oder weniger unsicher sind:

  • Der Begriff Flamenco rührt von dem seinen Interpreten eigenen Manierismus und dessen Ähnlichkeit mit den Bewegungen des Flamingos her. (Eine poetische Erklärung ohne Belege.)
  • Es handelt sich um eine phonetisch korrupte Form des hispano-arabischen Ausdrucks “fellah mengu”, der wörtlich “Bauer ohne Erde” bedeutet und auf maurischen Ursprung zurückzuführen ist. (Diese Theorie stammt von Blas Infante, einem der Begründer des andalusischen Nationalismus, wird jedoch ebenfalls von keiner dokumentarischen Basis gestützt.)
  • Immigranten aus dem mittleren Norden Europas wurden in Spanien früher generell flamencos (Flamen) genannt, so auch die ersten Zigeuner und in Folge die Musik, die sie mitbrachten. (Zwischen der Ankunft der Zigeuner und der ersten Erwähnung des Wortes Flamenco in der Geschichtsschreibung liegen allerdings vier Jahrhunderte. Andererseits gibt es viele palos, die nie von bedeutenden Zigeuner-Interpreten ausgeführt wurden.)
  • Der Ursprung des Wortes liegt in den Tänzen, die zu den Krönungsfeierlichkeiten des Königs Karl I. von Spanien getanzt wurden. Da dieser König aus Flandern kam, begleitete man sie mit dem Schrei „¡Báilale al flamenco!“ (ungefähr: „Tanzt es zu Ehren des Flamen!“).

[Bearbeiten] Die Vorgeschichte des Flamenco

Den Schwierigkeiten geschuldet, die die wissenschaftliche Erforschung des Flamenco mit sich bringt, haben sich viele der Stile, die den Flamenco beeinflusst haben im Dunkel der Zeiten verloren. Man kann all jene Phasen seiner Entwicklung als vorgeschichtlich bezeichnen, die stattfanden, bevor sich im 18. Jahrhundert die ersten Nachrichten von professionellen Flamenco-Interpreten finden.

Die Substrate, die dieser Vorgeschichte angehören, lassen sich zwar noch in keiner Weise Flamenco-artig nennen, haben jedoch in mehr oder weniger großem Maße zu seiner Entstehung beigetragen.

[Bearbeiten] Das präromanische Substrat

Einige lateinische Autoren erwähnen bereits, dass bei den römischen Festen zigeunerische Tänzerinnen auftraten (puellae Gaditanae), die rhythmische, sinnliche Tänze mit zuckenden Bewegungen ausführten, die sie mit einer Art Klappern begleiteten, die wahrscheinlich Vorläufer der modernen Kastagnetten waren. Diese augenfälligen Ähnlichkeiten und die Tatsache, dass die Abgelegenheit Andalusiens auf seinem Boden die Bewahrung kultureller Ausdrucksweisen erlaubte, die in anderen Gegenden Europas ausgestorben waren, haben einigen Flamencologen Grund zu der Annahme gegeben, dass auf diese Weise tartessische Tänze im traditionellen Flamenco-Tanz überlebt haben könnten.

[Bearbeiten] Das hispano-romanische Substrat

In Al-Andalus entstand der Ausdruck zamra (daher später die zambra), um Tänze der Mozaraber zu definieren, deren Ursprünge muslimischen Autoren zufolge in der heidnischen Epoche lagen. Besagte Autoren beschreiben das festliche Ambiente, das diese zamras umgab, wo man Wein trank und Lieder in romanischer Sprache gesungen wurden.

[Bearbeiten] Das frühchristliche Substrat

In der Baetica des 2. bis 8. Jahrhunderts verbreitet und festigt sich das Christentum, das damals stark von der griechischen und der jüdischen Kultur geprägt war, auf dem kulturellen lateinischen Untergrund. Später bleibt Andalusien infolge der muslimischen Eroberung abgeschnitten von den musikalischen Reformen des Westens, die um Gregor den Großen stattfanden. Daher überlebte in Spanien der Mozarabische Ritus mit seinen spezifischen Eigenschaften, die es vom Rest des christlichen Europa unterschieden.

[Bearbeiten] Das andalusische Substrat

Die muslimische Eroberung der Insel fand rasch und ohne eine große Veränderung der Bevölkerungsstruktur statt, so dass die arabisch-islamische Kultur sich mit dem lateinischen Substrat mischte. Es entstand daraus eine eigene Kultur, die sich von der des übrigen Dar al-Islam unterschied und sich stark an die klassische Tradition anlehnte. Das andalusische Substrat findet sich im Flamenco auf verschiedenen Ebenen. Auf der einen Seite finden sich in den Tonarten und Melodien des Flamenco musikalische Ähnlichkeiten mit der Musik des östlichen Mittelmeerraumes, die mit der musikalischen Reform Ziryabs ihren offiziellen Einzug in Andalusien hielt. Andererseits entstanden auf andalusischem Boden Gattungen der Poesie, die sich von den klassischen arabischen qasidas unterschieden, wie der zéjel, die moaxaja und besonders die jarchas, Strophenformen, die die älteste romanische Lyrik darstellen und in denen einige Arabisten Ähnlichkeiten mit manchen coplas gefunden haben. Schließlich hat man arabische Etymologien für einige palos vorgeschlagen, wie für den fandango, die caña oder die siguiriya.

[Bearbeiten] Das kastilische Substrat

Die kastilische Eroberung des unteren Andalusien im 13. Jahrhundert bringt die Texte der kastilischen Romanzen ins Tal des Guadalquivir. Im 19. Jahrhundert werden die ersten Ethnologen entdecken, dass die Zigeuner, die sich professionell dem Flamenco-Gesang widmeten (Angehörige einer nicht alphabetisierten Minderheit) immer noch lange Versionen dieser Romanzen wieder- und weitergaben, die aus der Zeit stammten, bevor ihre eigene Volksgruppe nach Spanien gekommen war, ihrer Kultur völlig fremd waren. So wurden viele Quartette der Romanzen abgetrennt, verändert und neu formuliert um in einfache, bekannte coplas verwandelt zu werden. Meist bediente man sich ihrer rhythmischen und metrischen Basis, um eine eigene Thematik darauf zu übertragen, wodurch schließlich eine eigene lyrische Untergattung entstand, die von Autoren wie Fernán Caballero, Demófilo und Schuchardt dokumentiert wurde. Zusammen mit der Romanze haben andere musikalische Gattungen wie die seguidillas oder der fandango, die auch in anderen Gegenden Spaniens verbreitet waren, bestimmte palos beeinflusst.

[Bearbeiten] Das jüdische Substrat

Man kann hier von einem doppelten Substrat sprechen. Das erste, ältere Substrat basierte auf der frühchristlichen Liturgie und war mit der griechisch-lateinischen Kultur des östlichen Mittelmeerraumes verbunden. Es erhielt sich über die Zeiten hinweg dank des Respekts, den die muslimischen Eroberer gegenüber Juden und Mozarabern während der Epochen des Emirates, des Kalifates und der Taifas zeigten. Manche Flamencologen schreiben diesem Einfluss die Melodien der einfachen tonás zu. Das zweite Substrat ist das mittelalterliche, auf die kastilisierten Juden zurückgehende, das sich auf musikalische Ähnlichkeiten einiger palos mit der Musik der türkischen und balkanischen Sephardim stützt, sowie auf den kryptischen Inhalt einiger Flamenco-Texte, besonders der peteneras und saetas.

[Bearbeiten] Das maurische Substrat

Von der kastilischen Rückeroberung des Königreiches von Granada Ende des 15. Jahrhunderts an findet eine Neubesiedlung des oberen Andalusien statt, während gleichzeitig noch hunderttausende von Mauren dort. Sie sind Erben der hispano-romanischen und andalusischen Kultur des Südens der Halbinsel. Die neuen Siedler schreiben jener zamra maurischen Ursprung zu, die die Andalusier als hispano-romanische Erfindung betrachten. Nach mehreren Aufständen werden die Mauren zunächst in Randbereiche der großen Städte am unteren Guadalquivir (die später die Wiegen des Flamenco sein werden) verdrängt. Dort mischen sie sich zum ersten Mal mit der zigeunerischen Bevölkerung, die sich damals bereits im Süden Spaniens konzentrierte. Nach der Anordnung der endgültigen Vertreibung können viele unter den Zigeunern untertauchen, um die Abschiebung zu vermeiden, so dass sich während einiger Jahrzehnte eine ethnische Verbindung ergibt, die den kulturellen Austausch ermöglicht. Außerdem wird einigen der ältesten erwähnten palos geographischer Ursprung in den östlichen Gebirgen des oberen Andalusien zugeschrieben, eine Gegend starker muslimischer Prägung, in der ebenso das musikalische Fossil der verdiales überlebt hat.

[Bearbeiten] Das zigeunerische Substrat

Seine Eigenart als umherziehendes Volk bestimmte einerseits, dass die Zigeuner als Verbindung zwischen der maurischen Minderheit und der städtischen Kultur fungierten und andererseits, dass viele von ihnen sich dem andalusischen Gesang und Tanz widmeten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, so dass sie sich mit der Zeit zu den Hauptvertretern der Flamencokunst entwickelten. Besonders seit dem Ende des 18. Jahrhunderts entstand dadurch die Unterscheidung zwischen dem aficionado, dem Liebhaber, und dem professionellen Flamenco-Interpreten. Dennoch verbietet die fehlende musikalische Verbindung der Flamencomusik zu den Musikarten der Zigeuner in anderen Teilen Europas den Schluss, dass es sich bei der zigeunerischen Kultur um den hauptsächlichen Ursprung des Flamenco handelt, obwohl man ihnen durchaus einige palos wie die mariana oder die alboreá sowie die binären Taktarten im Flamenco zuschreibt.

[Bearbeiten] Das afrikanische Substrat

Der mögliche Einfluss, den die schwarze Bevölkerung auf die andalusische Musik gehabt haben könnte, ist wenig untersucht, obwohl ihre Präsenz ab dem 15. Jahrhundert belegt ist und obwohl einige palos wie der tango zumindest etymologisch afrikanischem Ursprung zugeordnet werden.

[Bearbeiten] Der amerikanische Einfluss

Zwei der wichtigsten Ursprungsorte des Flamenco, Sevilla und Cádiz, hatten über drei Jahrhunderte das Monopol auf den Handel mit Amerika, wodurch ein kulturelles Geben und Nehmen entstand. Es reichte von der Gastronomie bis zur Architektur und schloss den Flamenco und jene seiner cantos mit ein, die daher de ida y vuelta (gegangen und wiedergekommen) genannt werden. Sie reisten mit den ersten Siedlern nach Amerika, erfuhren indianischen Einfluss und entwickelten sich unabhängig weiter. Mit dem Verlust der Kolonien kehrten sie zurück und verschmolzen zu neuen palos.

[Bearbeiten] Der aragonesische Einfluss

Während des Unabhängigkeitskrieges wurde Cádiz zur Hauptstadt des widerständischen Spanien, so dass von dort stammenden Lieder den Einfluss der patriotischen jotas erfuhren. Einige von ihnen prägten in Text und Ausführung die alegrías.

[Bearbeiten] Formen und ihre regionale Herkunft

[Bearbeiten] Die Formen

Tanz Herkunft Takt Tonart Bemerkung
Alegrías Cádiz
Bulerías Cádiz
Jerez
Sevilla
6/8 +  3/4 phrygisch/
Dur/
Moll
sehr flexible und komplexe Form des Flamenco
Colombianas Sevilla 4/4 schwungvolle Tänze mit Einflüssen aus Mittel- und Südamerika.
Fandangos ganz
Andalusien
3/4 Gilt als elementare Form des Flamenco. Ursprung von Malagueña, Taranta, Granaina, Minera u.a. Viele Unterarten.
Farruca nicht-
andalusisch
Sehr zackige, spektakuläre Form, von Männern gern getanzt.
Garrotín Sevilla 4/4
Granaina Granada
Málaga
Guajira Cádiz
Malagueñas Málaga
Cádiz
Die Familie der Malagueñas umfasst 18 Unterarten.
Martinete Cádiz
Sevilla
frei Schmiedegesang im Rhythmus der Siguiriya. A palo seco, jedoch von Schlägen auf den Amboß begleitet.
Minera Almería
Jaén
wohl aus dem Taranto entstanden
Rumba Sevilla Oft sehr schnell gespielt. Laut Flamencologen ein cante de ida y vuelta kubanisch-afrikanischen Ursprungs.
Saeta ganz
Andalusien
Gesang, der zu den Prozessionen der Semana Santa (Karwoche) zu Ehren der Virgen (der Jungfrau Maria) gesungen wird. A palo seco.
Sevillanas Sevilla 3/4 Dur/Moll Paartanz, meist bei Festen getanzt. Heute oft in modernisierter, popularisierter Form, die nicht mehr zum reinen Flamenco gerechnet werden kann.
Seguiriyas Cádiz
Sevilla
12/8 phrygisch Der „Blues“ unter den Flamencogesängen, besonders dramatisch. Die ursprünglichste Form des cante jondo, eine der ältesten des Flamenco überhaupt.
Soleá
(Soleares)
Cádiz
Córdoba
Sevilla
phrygisch majestätisch
Soleá por Bulerías 12/8
Akzente auf
3, 6, 8,
10 und 12
phrygisch eine Soleá mit Buleríasharmonie, etwas schneller als Soleares
Taranta Almería
Jaén
frei gehört zu den Cantes de Levante und darin zu den Cantes de las Minas
Taranto Almería ähnlich der Taranta, jedoch acompasado
Tangos Cádiz
Málaga
Sevilla
4/4 Nicht zu verwechseln mit dem lateinamerikanischen Tango (tango argentino).
Tanguillo Cádiz 3/4
triolisch
mit diversen Tempowechseln
Tientos Cádiz
Sevilla
4/4
langsam
Eine der älteren Formen des cante jondo. Nicht zu verwechseln mit dem Tiento der Kunstmusik.
Zambra Granada Arabisch inspirierte Tanzform, die vor allem in Granada in den Höhlen des Sacromonte interpretiert wird.
Flamenco-Aufführung der Gruppe La Primavera
Flamenco-Aufführung der Gruppe La Primavera

[Bearbeiten] Glossar

  • acompasado: (etwa: „in den Takt gebracht“) rhythmisch determiniert
  • a palo seco (etwa: „auf trockene Art“): eine Bezeichnung für Gesänge ohne Instrumentalbegleitung)
  • cante de ida y vuelta (etwa: „Gesang, der ausgegangen und wieder zurückgekehrt ist“): Von den spanischen Conquistadoren nach Südamerika mitgenommene und verändert zurückgekehrte Gesänge werden so benannt. Dazu gehören Guajira, Colombianas, Milongas und Rumbas.
  • cante jondo: „tiefer Gesang“, die große, ernste Variante des Flamenco
  • modo dórico: nicht mit dem dorischen Modus der Kirchentonarten zu verwechseln; entspricht eigentlich dem phrygischen Modus
  • modo menor/mayor: Moll/Dur

[Bearbeiten] Cante

Der cante (Gesang) bildet die Grundlage des Flamenco. Zum cante gesellen sich der Rhythmus (die palmas, das Händeklatschen), der Tanz (baile) und zuletzt die Gitarrenbegleitung.

Der Gesang ist auf Grund seiner arabischen Melismatik und des dorischen Modus für Mitteleuropäer äußerst schwierig zu verstehen. Darüber hinaus werden die oft lokal gebundenen coplas (Gesangsstrophen) in regionalen Dialekten vortragen. Man unterscheidet generell den cante grande oder cante jondo vom cante chico, den großen, ernsten Gesang vom unterhaltsamen „kleinen“. Allerdings kann auch ein cante chico, wie etwa die Alegrías, mit großer Inbrunst vorgetragen werden. Typisch für den cante jondo sind u.a. die Siguiriyas, der Taranto, die Soleá (oder Soleares), die Malagueñas. Typische Vertreter des cante chico hingegen sind Alegrías, Bulerías, der Tango flamenco, der Fandango, die Rumba und die Sevillanas.

Viele Texte sind mündlich überliefert und werden wenig verändert. Jedoch findet immer wieder neue Lyrik Eingang in den cante. Themen sind oft der Verlust oder die Unerreichbarkeit der Liebe, das Leid und die Ungerechtigkeit. Aber auch andere Aspekte des Lebens finden ihren Niederschlag.

[Bearbeiten] Guitarra

Die Gitarre begleitet den Gesang oder den Tanz (oder beide). Dabei werden folgende typischen Techniken eingesetzt:

  • Tremolo - diese Technik gleicht dem des klassischen Tremolo, wobei diese mit Zeigefinger, Ringfinger, Mittelfinger und kleinem Finger ausgeführt wird und nicht wie im klassischen mit Ringfinger, Mittelfinger und Zeigefinger.
  • Wechselschlag - ähnlich der klassischen Gitarrenmusik, wird diese Technik für Melodik (im Flamenco: Falseta) benutzt. Dabei stützt sich der Guitarrista mit dem Daumen auf der Dicksten (Tiefsten) Saite ab und übt einen abwechselnden Zeige- und Mittelfingeranschlag auf einer darunter liegenden Saite aus.
  • Tresillo - der Tresillo ist eine besonders schnelle Anschlagtechnik, bei der der Guitarrista nur die 2 Finger Daumen und Mittelfinger benutzt. Dabei wird 3(Tre-) Mal angeschlagen: Daumen hoch, Mittelfinger herunter, Daumen herunter.
  • Cuatrillo - diese Anschlagtechnik wird mit den 4 Fingern dem Zeige-, Mittel, Ring- und dem kleinen Finger ausgeübt, wobei der Spieler sich, wie beim Wechselschlag, mit dem Daumen auf einer darüber liegenden Saite abstützt, während er die 4 Finger kraftvoll aus einer Faust heraus auf mehrere Saiten herabschlagen lässt.
  • Rasgueados - verschieden klingende druckvolle Technik, bei der, je nach Art des Rasgueado, 2, 3 oder 4 Finger in schneller Abfolge gespielt werden. Es entsteht ein „rasselnder“ Ton
  • Golpe - ist die Bezeichnung für das Klopfen mit dem Finger auf die Gitarrendecke. Deshalb haben Flamenco-Gitarren meist einen Hartplastik-Schlagschutz vom Schallloch bis zum Steg.
  • Apagado - Dies ist eine spezielle Abdämpftechnik, kann sowohl mit der linken oder rechten Hand während des Spiels benutzt werden.

Der Gitarrist begleitet traditionell den Sänger oder die Tänzerin. Dabei ist der Compas das Wichtigste. Eine Soloeinlage nennt man Falseta und spezielle Teile für den Tanz Escobilla.

Als Schlagwerk dient heute meist der Cajón (auch: Rumbakiste), eine Holzkiste mit einem Schallloch auf der Rückseite, in der innen Saiten, manchmal auch Drähte oder Glöckchen angebracht sind. Man unterscheidet einen brillanten, hohen und einen dumpfen, tiefen Schlag. Der Cajón wurde in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts von Paco de Lucía aus Perú eingeführt. Aber auch Tablas und andere Trommeln werden heute benutzt.

Traditionell - vor allem in der Folklore - werden auch Kastagnetten verwendet - zwei löffelförmige Hölzer, die mit den Fingern der Hand aufeinander geschlagen werden, wodurch rhythmische Figuren gebildet werden. Im Flamenco verloren sie jedoch an Bedeutung.

Sehr wichtig sind die palmas („Handflächen“) - das Klatschen. Es gibt zwei Arten von palmas: palmas claras oder palmas agudas, die laut und peitschenden, und palmas sordas, die leise und dumpf geklatscht werden. Gute palmeros sind rar, da diese oft mehrere Minuten sehr schnell und genau, sowie oft versetzt mit einem zweiten Palmero klatschen müssen.

Zu den Palmas werden von den Flamenco-Künstlern häufig auch Kontras eingesetzt (von anderen Palmeros oder von den Tänzern). Contrapalmas werden sehr oft mit dem Mund als eine Art Schnalzlaut asynchron zu den Palmas eingebracht.

[Bearbeiten] Baile

Der Tanz ist das Zentrum des Flamencos. Was auch nicht verwunderlich ist, da chronologisch nach dem cante erst der Tanz aufkam, dann der Rhythmus und zuletzt die Gitarre. Die TänzerInnen brauchen höchste Konzentration. Sie sind völlig im Zentrum des Geschehens. Die anderen Musiker, außer dem Sänger, sind dem Tänzer/der Tänzerin untergeordnet und passen sich dem Tanz an.

Männer und Frauen tanzen normalerweise allein, also nicht paarweise (außer bei Sevillanas, die eigentlich nicht mehr zum Flamenco gezählt werden). Die TänzerInnen tragen traditionell Schuhe mit nägelbeschlagenen Absätzen aus Holz, die dazu dienen den Rhythmus zu schlagen. Dies geschieht allerdings nicht, wenn der Sänger seine Strophen singt. Zwischen Gesang und Tanz herrscht also ein komplexes Wechselspiel, das für den ungeübten Zuschauer kaum zu durchschauen ist, aber sehr strengen Regeln folgt.

Der Flamencotanz ist allerdings nicht völlig auf die rhythmische Fußtechnik zentriert. Wie z. B. beim Ballett oder bei orientalischen Tänzen ist beim Flamenco jeder Teil des Körpers involviert: Oberkörper, Arme, Hände, Finger, ja selbst die Blickrichtung ist wichtig. Vor allem die langsamen Passagen verlangen von einem Tänzer/einer Tänzerin sehr viel Ausdrucksstärke, um die Spannung aufrecht zu erhalten.

Die vielgestaltige Abwechslung zwischen schnellen Fußtechniken und langsamen Passagen machen den eigentlichen Reiz und die Schönheit des Flamenco-Tanzes aus. Der typische Flamenco-Stil ist ein sehr bodenverhafteter Tanz, bei dem sich viele Impulse nach unten richten, also „erdverbunden“ im Gegensatz etwa zur typischen Ballettfigur, die meist von schwebendener Leichtigkeit durchdrungen ist.

Die Frauen tragen oft Röcke, die einen besonderen Schnitt haben, da sie beim Tanz eingesetzt werden. Die Männer tragen oft auch traditionelle Kleidung. Gegenteilig zu der weit verbreiteten Annahme werden nur in sehr wenigen Tänzen, und auch nur von Frauen, Castagnetten (Castanuelas) verwendet. Der große Unterschied im Tanz der Männer zu dem der Frauen ist, dass bei den Tänzern häufig eckige und zackige Formen eingebaut werden, während die Tänzerinnen mehr runde Bewegungen zeigen. Außerdem sind die Hand- und Armbewegungen im Ausdruck sehr unterschiedlich, lassen sich aber auf dieselbe Grundform zurückführen. Die verschiedenen Formen passen sich seit einiger Zeit jedoch immer mehr aneinander an. So gibt es Tänzer, die z.B. auch mehr Hüftbewegungen einsetzten und die für den Flamenco so typische Handdrehung (floreos) schon weitgehend der weiblichen Form angepasst haben.

Auf Bühnen (meist Kleinbühnen) werden einstudierte Choreographien vorgetanzt. Dabei werden normalerweise traditionelle Elemente und Schritte verwendet, die nur sehr fortgeschrittene TänzerInnen spontan im Wechselspiel mit dem Sänger zusammenstellen können. Wenn FlamencotänzerInnen eine klassische Tanzausbildung genossen haben - was bei dem hohen körperlichen sowie künstlerischen Anspruch dieses Tanzes naheliegend ist - werden auch Flamencotänze mit neueren Tanzschritten verbunden (z.B. Joaquin Cortés). Puristen dieser Kunst verabscheuen diese Aufweichung der Tradition. Allerdings kann man entgegenhalten, dass der Flamencotanz schon immer im Wandel und nie allzu starr war.

An dieser Stelle wäre noch zu unterscheiden zwischen dem Flamencotanz, der in Tanzschulen gelehrt wird, und den Ursprüngen dieser Kunst. Dabei werden zwar dieselben Schritte und ganze Choreographien gelehrt, aber der ursprüngliche Flamenco baut auf einer anderen Tradition. Dazu muss noch einmal die Geschichte dieser Kunstform berührt werden. Innerhalb der relativ armen und isolierten Bevölkerungsschicht der Gitanos war der Flamenco nicht eine Bühnen- sondern eine Familienkunst, die man im kleineren Kreis ohne Zuschauer gepflegt hat, und die als Hauptzweck die Entwicklung und Bewahrung einer Identität besaß. In dieser Weise war Flamenco eine spontane und glaubwürdige Darstellung der Gefühle, der (Familien-)Geschichte und des persönlichen Schicksals. Nur in diesem Zusammenhang ist der sogenannte Duende zu verstehen, der das höchste Verbundensein mit Tanz und Gesang zum Ausdruck bringt. Davon wesentlich verschieden in der Intention ist die Entwicklung des Flamencos für die Bühne. Während viele der ganz großen Flamencokünstler auch heute noch aus den Kreisen stammen, in denen die ursprüngliche Form des Flamenco weiterlebt, hat der Flamenco der Tanzschule und der Bühne dennoch wenig gemein mit seinen eigentlichen Wurzeln.

Der Flamenco ist eine echte Volkskunst. In peñas flamencas (eine Art Verein) werden wöchentlich Künstler eingeladen und gemeinsam angesehen und angehört.

[Bearbeiten] Wichtige Persönlichkeiten

Gitarristen:

Niño Miguel, Vicente Amigo, El Cabrero, Paco Cepero, Santiago Lara, Sabicas, Paco de Lucía, Carlos Montoya, Ramon Montoya, Gerardo Núñez, Paco Peña, Nino Ricardo, Rafael Riqueni, Manolo Sanlúcar, Pedro Soler, Tomatito, Chicuelo, Armik, Gerhard Graf-Martinez, Ulrich Gottwald "El Rizos"

Tänzerinnen und Tänzer:

Leonor Moro, Carmen Amaya, Sara Baras, Juana Amaya, Javier Baron, Antonio Canales, Ciro, Carmen Cortés, Joaquín Cortés, Antonio Gades, Cristina Hoyos, Andrés Marín, Belén Maya, María Serrano, Joaquín Ruiz, Mercedes Ruiz, Sara Vargas, El Farruco, Farruquito, La Lucía, La Lupi, Israel Galvan, Miguel Vargas, Carmen Ledesma

Sängerinnen und Sänger:

La Martirio , Antonio Chacón, El Chocolate, Fosforito, El Indio Gitano, Camarón de la Isla, El Lebrijano, Antonio Mairena, Pepe Marchena, Mayte Martín, José Mercé, Enrique Morente, Estrella Morente, Pansequito, La Perla de Cádiz, Manuel Torre, Diego „El Cigala“, Arcangel, Rocìo Jurado, La Perlita de Huelva, Antonio Molina, Paco Toronjo, Ojos de Brujo, Esperanza Fernandez, Elena Andújar, Mateo Maqueda, Yasmin Levy

[Bearbeiten] Siehe auch

  • ¡ANDA! ist eine deutschsprachige Flamenco-Zeitschrift.

[Bearbeiten] Weblinks

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