Fliegerdenkmal (Wasserkuppe)
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Das Fliegerdenkmal auf der Wasserkuppe in der Rhön wurde 1923 errichtet und erinnert an die im Ersten Weltkrieg (1914 - 1918) gefallenen Feldpiloten.
Es wird oft fälschlich für ein Denkmal an alle verstorbenen Flieger gehalten.
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[Bearbeiten] Die Lage
Das Fliegerdenkmal steht am Westhang der Wasserkuppe oberhalb von Abtsroda. (Koordinaten: Koordinaten: 50° 29' 53" N, 9° 55' 59" O50° 29' 53" N, 9° 55' 59" O) Es wurde errichtet auf einem Vulkanschlot, früher Lerchenhügel, später "Loessl Steine" genannt. Carl Oskar Ursinus hatte diesen Ort für eine jährliche Gedenkfeier bestimmt, da während des ersten Rhönwettbewerbs Eugen von Loessl am 9. August 1920 von hier zu seinem letzten Flug gestartet war. Am 14. August 1921 starb hier auch der Weltkriegspilot Wilhelm Leusch, der zweite Tote des Segelflugs, durch Flächenbruch aufgrund einer Fehlkonstruktion seines Segelflugzeuges "Weltensegler".
Ursprünglich auf den 9. August festgelegt, findet zwischenzeitlich an jedem 2. Sonntag im August eine Gedenkfeier für alle verstorbenen Flieger statt.
[Bearbeiten] Die Entstehungsgeschichte
Nach Ende des Ersten Weltkrieges waren verschiedene „kameradschaftliche Vereinigungen" entstanden, die sich später im „Ring der Flieger e.V." vereinigten. Vermutlich 1922 entstand die Idee einer „Deutschen Flieger-Gedenkstätte". Diese sollte ursprünglich im Harz errichtet und all jenen geweiht werden, „die im Frieden und im Kriege im Kampf um die Eroberung der Luft ihr Leben gewagt und eingesetzt, mit ihren Tode ihr Streben besiegelt haben." (Zitat aus dem Spendenaufruf)
Die Verbindung zur Rhön ergibt sich durch die Entwicklung des Segelflugs auf der Wasserkuppe, der Harz war hierzu weniger geeignet. Namhafte Weltkriegspiloten hatten beachtliche Erfolge bei den ersten Segelflugwettbewerben.
Reichswehr-Oberleutnant Ottfried Fuchs, der Geschäftsführer des „Ring der Flieger e.V." und der Münchner Architekt Johannes Moßner, ebenfalls ein Weltkriegspilot, führten die Verhandlungen wegen des Bauauftrages.
[Bearbeiten] Die Adlerskulptur
Die Skulptur wurde geschaffen vom Bildhauer und Tierplastiker Prof. August Gaul (* 22. Oktober 1869 in Großauheim bei Hanau, † 18. Oktober 1921 in Berlin). Zwei weitere Exemplare befinden sich in der Hamburger Kunsthalle und der Nationalgalerie (Berlin). Gegossen wurde sie in der Kunstgießerei Noack in Berlin.
Das Exemplar des Fliegerdenkmals wurde ursprünglich für die Toreinfahrt der Villa von Albert Ballin, dem Generaldirektor der HAPAG, in Hamburg geschaffen (heute: UNESCO Institut für Pädagogik). Nach seinem Tod am 11. November 1918 vermachte seine Witwe 1923 die Plastik und einen erheblichen Geldbetrag an Reichswehr-Oberleutnant Ottfried Fuchs, dem Geschäftsführer des „Ring der Flieger e. V.". Sie glaubte im Namen ihres verstorbenen Mannes und getreu seiner vaterländischen Gesinnung zu handeln.
Im Bestandskatalog der Skulpturenabteilung der Hamburger Kunsthalle („Die Dritte Dimension" von Georg Syamken, Hamburg 1988) wird die Adlerskulptur wie folgt beschrieben:
„Das Urbild aller nationalsozialistischen Adler mit allen Paraphernalia des Raubtiers, seiner wehrhaften Schönheit und seiner diskret unter seinem wohlig gespannten Gefieder verborgenen Energie. Angesichts des Klimas vor dem Ersten Weltkrieg ein nicht mehr unschuldiges Symbol monumental zur Schau gestellten Machtbewußtseins und dennoch ein Werk, das wegen seiner Originalität Respekt abnötigt. Es ist – allein von seinem Format her – mehr als eine bildhauerische Skizze tierischen Seins und Verhaltens, aber es hütet sich, jede anthropomorphe Parallele über das naturalistische Maß hinaus zu strapazieren. Die Sinnbelastung ergibt sich aus der Heraldik: Die Nähe zum Wappentier des Deutschen Reiches ist in dieser Größe nicht mehr zu übersehen; das wartende Spähen zu sehr auf die geopolitische Einsamkeit des Reiches zu beziehen, die irrtümlicherweise noch als aussichtsreich galt…."
Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Adler wahrscheinlich Zielscheibe der Besatzungssoldaten. Bei einer Instandsetzung durch die Fuldaer Firma Pfeifer (1954) wurden 68 Durchschüsse geflickt.
[Bearbeiten] Die Bronzetafeln
Die ovale Bronzetafel auf der Vorderseite trägt den von Oberleutnant Ottfried Fuchs verfassten Text:
TOTEN FLIEGER BLIEBEN
SIEGER
DURCH UNS ALLEIN.
VOLK,
FLIEG DU WIEDER
UND DU WIRST
SIEGER
DURCH DICH
ALLEIN."
Die Worte müssen aus dem Geist jener Zeit verstanden werden, die nach dem Ersten Weltkrieg durch Entbehrungen, Reparationszahlungen und Inflation geprägt war.
Auf der kleinen, rechteckigen Tafel auf der Rückseite ist kurz vermerkt:
„Errichtet vom Ring der Flieger e.V. 1923".
[Bearbeiten] Die Einweihungsfeier
Das Denkmal wurde am Donnerstag, dem 30. August 1923, einem Werktag, mit einem martialischen Festakt eingeweiht. Trotz eines normalen Werktages wohnten nach Schätzung des Berichterstatters der Fuldaer Zeitung 100.000 Menschen der Feier bei. Die Zahl muss sicher relativiert werden, es war aber die größte Besucherzahl einer Großveranstaltung auf der Wasserkuppe überhaupt. Grund war sicher auch, dass die Einweihungsfeier im Rahmen eines Rhönsegelflugwettbewerbs stattfand. Die Reichsbahn hatte insgesamt sechs Züge von Fulda nach Gersfeld eingesetzt, es kam zu Verspätungen.
[Bearbeiten] Die Ehrengäste
Berichtet wird von zahlreichen, namhaften Ehrengästen, z.B.:
- Prinz Heinrich von Preußen (der Bruder Kaiser Wilhelms II)
- Herzog Ernst August von Braunschweig mit Gemahlin
- Alfred von Tirpitz (Großadmiral)
- Erich Ludendorff (ehemaliger Generalstabschef)
- Felix Graf von Luckner (Seeoffizier)
- Oberst Thomsen (ehemalieger Generalstabschef der Fliegertruppe)
- Freifrau von Richthofen (Mutter des gefallenen Manfred von Richthofen (Der Rote Baron) und von Lothar von Richthofen)
- Die Witwe General von Hoeppners
- Hauptmann Helmut Wilberg (Organisator der neuen Fliegertruppe in der Reichswehr)
- Dr.Otto Boelitz, preußischer Kultusminister
- Ministerialrat von Bredow,
- Dr. Georg Voigt (Oberbürgermeister von Frankfurt)
- Gustav Springorum ( Regierungspräsident Kassel) und alle Landräte
Außerdem zählte man 34 Pour le Mérite-Frontflieger, sowie zahlreiche Generäle aller Waffengattungen, in Uniform und mit Orden und Ehrenzeichen, sowie unzählige Träger von Kriegsfahnen und Ordensbannern.
Die Teilnehmer sahen ihre Anwesenheit auch als stillschweigenden Protest gegen die im Vertrag von Versailles vom 28. Juni 1919 ausgesprochenen Flugbeschränkungen gegen Deutschland.
[Bearbeiten] Der Festakt
Der Musikzug des Infanterieregiments 21 (Würzburg) spielte „Siegfrieds Totenklage". Ein Herren-Quartett der Frankfurter Oper trug das „Gebet" von Goltermann („Herr, den ich tief im Herzen trage") und das Volkslied vom „Guten Kameraden" vor.
Der Vorsitzende des Ringes der Flieger e.V., Generalleutnant a. D. Walter von Eberhardt hielt die Weiherede. Unter anderem führte er aus:
„Wie der Basalt des Denkmals in deutschem Boden wurzelt, so soll unsere Kraft in deutschem Boden wurzeln. Und eigene deutsche Kraft wird es sein, die alle Fesseln, die Schmach und Schande, die Not und Elend uns angelegt haben, wieder sprengen wird. Nach Westen blickt der Adler. Er weist uns den Weg, den wir gehen müssen. Die Inschrift des Denkmals sei unser Wahlspruch".
Es folgte eine Unzahl von Kranzniederlegungen. Bemerkenswert ist die Schleife des Kranzes vom „Bund der Jagdflieger", sie trug den sinnigen Vers:
„Adler, Du halte Wacht! Um uns ist Schande und Nacht. Siehe dort hinter dem Rhein schlummert der Brüder Gebein bis einst der Morgen erwacht. Adler Du, halte die Wacht!"
Das gemeinsam gesungene Niederländische Dankgebet („Wir treten zum Beten vor Gott den Herrn, ihn droben zu loben mit Herz und Mund; und machet groß seines lieben Namens Ehren, der jetzo unsern Feind warf auf den Grund") und das Deutschlandlied bildeten den feierlichen Abschluss.
[Bearbeiten] Der anschließende Flugtag
Bereits am 29. August landete gegen 19.30 Uhr im dichten Nebel ein Motorflugzeug des Deutschen Aero-Lloyd, das drei Stunden vorher mit dem Piloten Piper und einem Passagier in Berlin-Staaken gestartet war, auf der Wasserkuppe. Es war das erste Motorflugzeug, das auf der Wasserkuppe landete. Ein weiteres Motorflugzeug von Breslau landete in der Nähe von Fulda.
Der 30. August 1923 war ein stürmischer Tag mit Windgeschwindigkeiten von 15 m/sek und orkanartigen Böen bis zu 36 m/sek, die Motorflieger für die Ehrenrunden während der Feier blieben daher am Boden. Trotzdem starteten später mutige Piloten, es gab zahlreiche Unfälle.
• Fritz Stamer flog an diesem Tag mit seinem schweren Segler „Bremen" einen 35 Minuten-Flug vorbei an der Eube und den Dreierhöfen bis in die Schwalmbach.
• Hans Hackmack stürzte mit einem Messerschmitt-Eindecker S-14 beim Roten Moor ab, er wurde leicht verletzt.
• Richard Tracinski mit dem Eindecker „Galgenvogel" verlor über Abtsroda die Kontrolle und stürzte ebenfalls ab. Er erlitt Kopfverletzungen und eine Gehirnerschütterung.
• Max Standfuß, ebenfalls ein Weltkriegspilot, schlug vor dem Westhang auf. Er starb abends im Tanner Krankenhaus und war das dritte Todesopfer des Segelflugs.
[Bearbeiten] Gegenstandpunkte
Der „martialische Festakt", die „heroischen Reden" und das „vaterländiche Getue" fand nicht nur Zustimmung. Rhönvater Oskar Ursinus widmete dem Spektakel in seiner Zeitschrift „Flugsport" (Nummer 14 - 16, Seite 145) lediglich knappe 16 Zeilen.
[Bearbeiten] Die Gedenkfeier 1951
Am 26. August 1951, nach sechsjähriger Verbotszeit und Wiederzulassung des motorlosen Flugsports nach dem Zweiten Weltkrieg fand ebenfalls eine Feierstunde statt. In einer schlichten Zeremonie wurde der toten Fliegerkameraden aller Nationen gedacht, eine Offenbarung echter Flugsportbegeisterung. Presseagenturen nannten 50.000 Besucher.