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Thorn - Wikipedia

Thorn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen finden sich unter Thorn (Begriffsklärung).
Thorn
Wappen von Thorn
Thorn auf der Karte von Polen
Thorn
Thorn
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Kujawien-Pommern
Landkreis: Kreisfreie Stadt
Fläche: 115,75 km²
Geographische Lage: Koordinaten: 53° 01' N, 18° 37' O53° 01' N, 18° 37' O
Höhe: 65 m n.p.m.
Einwohner: 213.278 (31. Dez. 2004)
Postleitzahl: 87-100 bis 87-120
Telefonvorwahl: (+48) 56
Kfz-Kennzeichen: CT
Wirtschaft & Verkehr
Nächster int. Flughafen: Flughafen Bydgoszcz
Verwaltung (Stand: 2006)
Stadtpräsident: Michał Zaleski
Adresse: Wały Sikorskiego 8
87-100 Toruń
Webpräsenz: www.torun.pl

Thorn (polnisch: Toruń [ˈtɔruɲ]) ist eine Großstadt in Polen. Sie liegt an der Weichsel, rund 180 km nordwestlich der polnischen Hauptstadt Warschau. Die Stadt hat rund 213.000 Einwohner, eine Universität, Chemieindustrie und ist Eisenbahnknotenpunkt mit einem bedeutenden Rangierbahnhof. Bekannt ist Thorn vor allem für seine Altstadt mit vielen Gebäuden im Stil norddeutscher Backsteingotik sowie Nikolaus Kopernikus, den berühmten Astronomen aus dem 15. Jahrhundert.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Rathaus in Thorn
Rathaus in Thorn
Dambski Palast in Thorn
Dambski Palast in Thorn

Die Stadt Thorn wurde 1231 im preußischen, damals vorwiegend von Pruzzen bewohnten Kulmerland als erste Stadt unter Verwaltung des Deutschen Ordens gegründet. Den ersten Grundstein zu der Stadt legte der Landmeister Hermann von Balk 1231. Niedersächsische Einwanderer aus Westfalen bevölkerten die Stadt, die am 22. Dezember 1233 das unter dem Namen der Kulmischen Handfeste bekannte Privilegium erhielt. Der Deutsche Orden war vom Kaiser Friedrich II. und vom Papst als Herrschaft (Regierung) eingesetzt worden, um die noch heidnischen Prussen, einen baltischen Volksstamm, (gewaltsam) zu christianisieren. 1260 wurde das Stadtschloss erbaut.

Ihren Namen erhielt die Stadt angeblich nach der Festung „Toron“ im Heiligen Land (heute Tibnin/Tebnine im Libanon). Laut alten Dokumenten heißt die Stadt Thoren, worauf auch das Stadtwappen (ein T(h)or) hinweist.

Im 14. Jahrhundert trat Thorn dem Hansebund bei und wurde somit Hansestadt (siehe auch Elbing, Danzig, Königsberg und Kulm). 1367 trat Thorn der Kölner Konföderation von Hansestädten bei. 1411 wurde der Erste Thorner Frieden zwischen dem polnischen König Wladislaw II. und dem Deutschen Orden geschlossen, 1454 die Ordensburg in Thorn vom Preußischen Bund erobert und von seinen Bürgern zerstört. Am 19. Oktober 1466 wurde der Zweite Thorner Frieden mit dem Deutschen Orden geschlossen; danach kam die Stadt mit ihren Bürgern an das Haus von König Kasimir IV. und seiner Ehefrau Elisabeth von Habsburg. Thorn und die Städte Danzig und Elbing wurden als „Quartierstädte“ des Hansebundes kleine Freistaaten. 1473 wurde der berühmteste Sohn der Stadt, der spätere Astronom Nikolaus Koppernigk (Kopernikus), als Sohn einer Kaufmannsfamilie geboren; die Familie Koppernigk gehörte zur deutschen Mehrheitsbevölkerung. Der preußische Geschichtsschreiber Christoph Hartknoch war Direktor am Thorner Gymnasium.

Kupferstich von Christoph Hartknoch: THORN (Toruń) in Alt- und neues Preussen, 1684
Kupferstich von Christoph Hartknoch: THORN (Toruń) in Alt- und neues Preussen, 1684

Der Waffenstillstand mit dem polnischen Königshaus zu Thorn am 5. April 1521 gewährte dem preußischen Hochmeister Albrecht von Brandenburg vier Jahre Ruhe bis zum berühmten Krakauer Frieden.

Mit der Auflehnung der preußischen Stände gegen den Katholizismus wurde Thorn (und mithin der größte Teil Preußens) lutherisch (evangelisch). 1557 nahmen Rat und Bürgerschaft die Reformation an. Die Marienschule wurde 1558 zu einem Gymnasium erhoben. Auf Veranlassung des schwedisch-polnischen Königs Wladyslaw IV. Vasa wurde 1645 unter Ossolinskis Vorsitz das sog. Colloquium charitativum zur Versöhnung der Katholiken und Dissidenten, woran auch Georg Calixt teilnahm, veranstaltet. Streitigkeiten, welche am 16. Juli 1724 zwischen den Jesuitenzöglingen und den Schülern des protestantischen Gymnasiums bei Gelegenheit der Fronleichnamsprozession entstanden, hatten einen Tumult zur Folge, wobei das Jesuitenkloster gestürmt und verwüstet wurde. Das polnische Herrscherhaus leitete ein ungesetzliches Verfahren ein und ließ danach den Stadtpräsidenten Rößner nebst neun Bürgern am 7. Dezember 1724 enthaupten (Thorner Blutgericht) und bestimmte, dass der Magistrat künftig zur Hälfte aus Katholiken bestehen müsse und die Marienkirche den Katholiken zu übergeben sei.

„Rynek Nowomiejski“ (Neustädter Markt) und die Jakobskirche
„Rynek Nowomiejski“ (Neustädter Markt) und die Jakobskirche

1793, nach der Zweiten Teilung Polens, kam Thorn zusammen mit Danzig zum Königreich Preußen und zum Freistaat Preußen. Durch den Frieden von Tilsit 1807 gehörte es zeitweise zum Großherzogtum Warschau (1795–1815 an Preußen). Am 16. April 1813 kapitulierte die französische Besatzung Thorns vor ihren russischen und preußischen Belagerern, die die Stadt zuvor 8 Tage lang beschossen hatten. Durch die Wiener Kongressakte von 1815 kam es wieder zu Preußen zurück; ab 1818 wurde es mit Festungswerken versehen.

Stadttheater, ca. 1915
Stadttheater, ca. 1915

Zum Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Thorn nach dem Bau der Ostbahn einen wirtschaftlichen Aufschwung. Eine sehr beliebte Spezialität waren die Thorner Kathrinchen (Pfefferkuchen). Im Jahr 1885 hatte Thorn mit der Garnison 23.906 – meist evangelische – Einwohner. Die Einwohnerzahl wuchs bis zur Volkszählung von 1910 auf 46.000, davon 66 Prozent Deutsche und 34 Prozent Polen.

Nach Ende des 1. Weltkrieges kam Thorn 1920 ohne Volksabstimmung durch den Versailler Vertrag zu Polen. Zwischen den Weltkriegen lag Thorn im sogenannten polnischen Korridor zwischen dem deutschen Reichsgebiet und Ostpreußen. In dieser Zeit war Thorn Hauptstadt der Provinz (Woiwodschaft) Pomerellen. Der Anteil der Deutschen in der Stadt sank auf 4 Prozent im Jahre 1939.

1939 wurde Thorn von deutschen Truppen besetzt und an das Deutsche Reich angegliedert (Reichsgau Danzig-Westpreußen). 1945 fiel die Stadt wieder an Polen. Die deutsche Bevölkerungsgruppe wurde vertrieben. Erst seit dieser Zeit wird Thorn ausschließlich von Polen bewohnt.

Thorn unterhält seit 1978 Städtepartnerstadten mit Göttingen und seit 2003 mit Swindon (Großbritannien).

1997 wurde die Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Seit 1999 ist Thorn Sitz des Landtages der Woiwodschaft Kujawien-Pommern (der Woiwode hat seinen Sitz in Bydgoszcz).

Siehe auch: Geschichte Polens

[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten

Marienkirche Thorn
Marienkirche Thorn
  • Mittelalterliche Altstadt, Weltkulturerbe der UNESCO. Der gesamte Bereich wird in die Alt- und die im 13. Jh. als eine Handwerkersiedlung entstandene Neustadt geteilt. Dazwischen liegt das Schloss des Deutschen Ordens. 1246 erhielt die Neustadt Stadtrechte. Später wurde sie in die Altstadt eingemeindet. Folgende Bauten sind bemerkenswert:
    • Rathaus auf dem Altstadtmarkt in Backsteingotik wurde im 13. Jh. errichtet und im Laufe der Jahre bis ins 18. Jh. im Barockstil umgebaut. Früher war es ein Verwaltungs- und Handelszentrum, gegenwärtig befindet sich dort das Heimatmuseum. Zum Rathaus gehört ein 40 Meter hoher Turm, der zur Stadtbesichtigung zugänglich ist. Vor dem Rathaus befindet sich ein Nicolaus-Kopernicus-Denkmal.
    • Kirchen und andere Sehenswürdigkeiten:
      • Der Dom des Heiligen Johannes des Täufers und des Heiligen Johannes des Evangelisten vom 13. Jh. ist eines der ältesten Sakralgebäude im Kulmerland. Schon immer war diese Kirche die wichtigste in der Stadt, zunächst als Pfarrkirche der Toruner Altstadt, dann als Hauptgotteshaus der vereinigten Alt- und Neustadt und schließlich als Dom der neu eingerichteten Toruner Diözese. Auch wurde hier Nicolaus Copernicus getauft. Im 14. und 15. Jahrhundert wurde die Kirche fortlaufend ausgebaut. Die Arbeiten wurden kurzweilig unterbrochen, weil 1351 ein Brand einen Teil des Gotteshauses zerstörte. Am Nord- und Südschiff wurde eine Reihe von Kapellen angebaut. Auf diese Weise wurde die Kirche verbreitert und bis auf 56,2 Meter verlängert. Dabei wurden eine Arkade an der Westseite und ein Turm angebaut. Das Gotteshaus wurde auf die gegenwärtige Höhe von 27,3 Metern gebracht. Im Jahre 1406 stürzte der Kirchturm ein. Bald begann man den Bau des neuen Turmes mit einer Höhe von 52 Metern. Die Arbeiten an dem Bau wurden vom Meister Johann Gotland bis 1433 geführt. Im 15. Jahrhundert wurde der Baukörper der Kirche, der mit seiner Größe und Dekorationfülle imponiert, endgültig gestaltet. Charakteristisch ist auch der Klang der Kirchenglocke, die 1500 in einer Toruner Glockengießerei gegossen wurde und "Tuba Dei" genannt wird. Sie ist ziemlich groß: Durchmesser 2,17 Meter, Gewicht 7200 Kilogramm. In der Zeit von 1530 bis 1583 wurde die Pfarrkirche von den Protestanten übernommen. Während der nächsten 13 Jahre wurde sie von Katholiken und Protestanten gemeinsam benutzt. In diesen Jahren wurde das Innere der Kirche verputzt und übertüncht. Damals wurden die Religionswandgemälde von 14. und 15. Jh. verwischt. Gegenwärtig sind die Gemälde teilweise abgedeckt (hauptsächlich im Presbyterium und an der Ostwand). Sie zeugen vom Reichtum der mittelalterlichen Ausschmückung der Wände. Als Eingang in die Kirche dient die mit einer zierlichen Ziegel-Attika geschmückte Nordvorhalle. Im Inneren sehen wir gewaltige Kirchenschiffe, die Sterngewölbe hoch oben und den Reichtum der Innenausstattung. Einige Sehenswürdigkeiten des Doms:
        • Kapelle des Maria Einschlafens, sog. Kapelle von Copernicus.
        • Kapelle des St. Stanislaus Kostka; Spätbarockaltar, 1719, mit Gemälde der Anbetung der Muttergottes mit dem Christkindchen von St. Stanislaus, welches Bartholomäus Strobel 1634 angefertigte.
        • Buntglas-Fenster nach mittelalterlichem Vorbild vom Toruner Künstler Edward Kwiatkowski in den Jahren 1949–1951 gestaltet. Es wurden einige Überbleibsel der gotischen Verglasung eingesetzt. Im Oberteil des Fensters (d.h. im Maswerk) sind einige ursprüngliche Bestandteile der mittelalterlichen Verglasung erhalten geblieben.
        • Gemälde auf der Nordwand über dem Eingang in die Sakristei, um 1380–1390, stellt das Jüngste Gericht gemeinsam mit der Kreuzigung dar: oben Gottvater inmitten von Engeln verschiedener Würde, des den Satan besiegenden Erzengels Michael und des die erlösten Seelen im Himmel annehmenden St. Peter; unten die Auferstehung der Toten und die Hölle; in der Mitte ein Kruzifix als ein lebendes Kreuz und der aus der Brust des Patriarchen herauswachsende Jesse-Baum; seitlich Maria, St. Johannes, Frauen, ein altrömischer Zenturio. Verkörperungen der Kirche und der Synagoge, Tugenden und Sünden. Mater Misericordiae, Begegnung von drei Lebenden und drei Verstorbenen. Es ist ein bedeutendes Kunstwerk mit besonders vielen bildlichen Andeutungen.
      • Marienkirche vom 14. Jh. mit vorzüglichen Wandgemälden, dort befindet sich auch das Grabmal aus dem Jahr 1636 der schwedischen Königstochter, also der Prinzessin von Schweden Anna Wasa (* 7. Mai 1568; † 26. Februar 1625), Schwester des polnischen und schwedischen Königs Sigismund III. Wasa.
      • Jakobskirche, als Pfarrkirche der Neustadt 1309 errichtet.
    • verschiedene Kornspeicher vom 14. bis 17. Jh., darunter das Esken-Haus Czerwony Spichrz, Sitz einer angesehenen Thorner Familie. Heute Stadtgeschichte-Museum.
    • Stadtmauer von 13. und 14. Jh. mit einigen Bastaeien, Türmen und Stadttoren.
    • Befestigungsringe um die Stadt herum von 1824 und 1910.
  • Teatr im. Wilama Horzycy, erbaut 1903–1904 als Stadttheater von dem damals im mitteleuropäischen Theaterbau führenden Wiener Architektenbüro Fellner & Helmer, 842 Plätze
  • Es gibt ein regelmäßiges Musikfestival Probaltika, zu dem jedes Jahr im Mai Konzerte und Ausstellungen stattfinden.
  • Im Sommer wird auch ein anderes Musikfestival, das Musik und Architektur genannt wird, organisiert. Die Konzerte werden an den schönsten Stellen von Torun aufgeführt, u.a. im Bürgerhaus Unter dem Stern am Altstadtmarkt, im Rathaus, im Artushof sowie in den Kirchen.
  • Die wichtigsten Museen in Thorn sind:
    • Das Stadtmuseum im Altstadtrathaus Muzeum Okręgowe – Ratusz Staromiejski, Adresse: Rynek Staromiejski 1, Tel. 05662-270-38, 05662-236-84
    • Zum Stadtmuseum gehören auch folgende Sehenswürdigkeiten in der Stadt:
      • das zerstörte Schloss des Deutschen Ordens Ruiny Zamku Krzyżackiego in der Przedzamcze-Straße,
      • Kopernikus-Haus Dom Kopernika in der Kopernika-Straße 15/17, Tel. 056622-67-48
      • Das Esken-Haus war Sitz der angesehenen Thorner Bürgerfamilie. Die Familie wurde von Erasm Esken, der im 15. Jahrhundert aus Friesland nach Thorn gekommen war, gegründet.
    • Völkerkunde-Museum Muzeum Etnograficzne mit einem Artillerie-Zeughaus von 1824 am Rande der Altstadt in einer Grünanlage. Es ist eine Freiluftsammlung von historischen bäuerlichen Holzgebäuden, überwiegend im 18. und 19. Jh. in Pommern entstanden und nun hier aufgestellt. Adresse: Wały, gen. Sikorskiego-Straße 19, Tel. 05662-280-91, 05662-289-43, Fax 05662-289-44
    • Das Universitätsmuseum für Naturkunde in der Gagarina-Straße 9 präsentiert Ausstellungen zu den Themenbereichen:
      • Fauna- und Florasammlungen mit Exponaten aus aller Welt,
      • Erdgeschichte,
      • Zoologie mit Tierexponaten, unter anderem eine Überseefischzucht der Familie der Cichlidae.
  • In der Nähe von Thorn, in der Ortschaft Piwnice, befinden sich zwei Radioteleskope, und zwar eines mit 15 Metern Durchmesser, welches 1976 errichtet wurde, und eines mit 32 Metern Durchmesser, welches 1987 errichtet wurde. Letzteres wird auch im Rahmen von VLBI-Beobachtungen eingesetzt.

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten] Ansässige Unternehmen

  • Krajowa Spółka Cukrowa hat seinen Sitz in der Stadt und ist einer der größten Zuckerproduzenten Polens mit einem Produktionsanteil von 39,4% in der Saison 2004/2005.

[Bearbeiten] Medien

  • Radio Maryja
  • Radio Gra
  • Radio Toruń
  • Radio Eska
  • Radio Sfera
  • TVK Toruń (Kabel TV Thorn empfangen von ca. 70 000 Personen)

[Bearbeiten] Partnerstädte

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

Kopernikus-Denkmal in Thorn
Kopernikus-Denkmal in Thorn
  • Zbigniew Jamrozy, 1949, Kunstschmied, Schlossermeister

[Bearbeiten] Bibliografie

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Thorn – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
Allgemein
Thorn auf Landkarten von Preußen
Radioteleskop

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