Geislinger Steige
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Die Geislinger Steige ist ein alter Handelsweg über die Schwäbische Alb. Sie liegt zwischen Geislingen an der Steige und Amstetten (Württemberg). Unter der Geislinger Steige versteht man:
- Die seit der Römerzeit existierende Fernstraße von Geislingen an der Steige nach Amstetten.
- Die berühmte Rampe auf der Eisenbahnstrecke Stuttgart – Ulm – Friedrichshafen zum (Bodensee) bzw. nach München.
Die Rampe ist 5,6 km lang und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 112 m. Das Neigungsverhältnis beträgt 1:44,5. Die Geislinger Steige gilt als erste Gebirgsbahn Deutschlands.
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[Bearbeiten] Planung und Bau
Mit dem Gesetz betreffend den Bau von Eisenbahnen wurde 1843 der Bau der Strecke Stuttgart – Friedrichshafen beschlossen, die im bekannten Volkslied besungene Schwäbische Eisenbahn. Das erste Teilstück wurde 1845 zwischen Cannstatt und Untertürkheim eröffnet.
Mit dem Bau der Eisenbahnrampe wurden Oberingenieur Michael Knoll und Oberbaurat Karl von Etzel, der auch durch die Brennerbahn durch (Süd-)Tirol Bekanntheit erlangte, betraut. Der Baubeginn war im Jahr 1847. Die Eröffnung fand 1850 statt, beschäftigt wurden ca. 3.000 Arbeiter. Eng verbunden mit dem Bau der Rampe ist die Firma WMF (Württembergische Metallwarenfabrik) Geislingen an der Steige.
[Bearbeiten] Betrieb
Die Geislinger Steige ist bis heute Teil einer der wichtigsten Eisenbahnstrecken Deutschlands. Der Betrieb war für die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen (K.W.St.E.) und auch für die Deutsche Reichsbahn sowie die Deutsche Bundesbahn eine Herausforderung. Im Dampflok-Zeitalter musste jeder Zug, auch der Orient-Express, nachgeschoben werden. Daher sind die Bahnhöfe in Geislingen an der Steige sowie in Amstetten (Württemberg) entsprechend groß dimensioniert.
Für die bereitstehenden Schiebelokomotiven stand ein Bahnbetriebswerk mit den notwendigen Behandlungsanlagen zur Verfügung.
1933 wurde die Strecke durch die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft elektrifiziert. Die Elektrolokomotiven waren wesentlich leistungsfähiger als die Dampflokomotiven. Es konnte manche Schubleistung eingespart werden. Für die verbliebenen Schubleistungen wurden Lokomotiven der Baureihe E 93 (später 193) und Baureihe E 94 (194) eingesetzt. Sie lösten dort u.a. die Dampflokomotiven der Baureihe 59 ab.
Bei der Deutschen Bundesbahn wurden die Züge überwiegend mit Einheitslokomotiven und unter anderem mit der DB Baureihe 103 bespannt.
Im Februar 1975 erfolgte die Inbetriebnahme des beidseitigen Gleiswechselbetriebs zwischen Geislingen (Steige) und Amstetten, im März 1986 zwischen Geislingen West und Geislingen (Steige). 1987 ersetzten die Baureihen 140 (kurzzeitig) und 150 die Baureihe 194 als Schublokomotive. Die Baureihe 150 ist mittlerweile auch ausgemustert. Auf den Nachschiebebetrieb kann bei Reisezügen wegen der seit 1991 verkehrenden ICEs und starker Lokomotiven (z. B. Baureihe 101, Baureihe 120) weitestgehend verzichtet werden. Nach wie vor verkehrt alle zwei Stunden der IRE, der unter der Woche täglich vier mal als Sprinter mit zwei Dieselloks der Baureihe 218, ansonsten mit Baureihe 146.2, von Lindau nach Stuttgart und zurück fährt. Die Sandwichbespannung dient dazu, möglichst wenig Zeit beim Passieren der Geislinger Steige zu verlieren. Nach wie vor werden allerdings schwere Güterzüge nachgeschoben, für Railion-Züge (ehemals DB Cargo) stehen in Geislingen zwei Lokomotiven der Baureihe 151 bereit. Seit verstärkt private Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland Gütertransporte durchführen, sind auf der Geislinger Steige auch private Schiebeloks anzutreffen (z. B. Class 66 der HGK).
[Bearbeiten] Ausblick
Die Streckenhöchstgeschwindigkeit beträgt 70 km/h. Züge mit Schubloks befahren die Steige mit 60 km/h. Um das Nadelöhr Geislinger Steige zu beseitigen, ist eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke, die Neubaustrecke Wendlingen – Ulm, für Geschwindigkeiten bis 250 km/h geplant. Es ist vorgesehen, den Höhenunterschied bei Geislingen in 2 Tunnels, jeweils 8 km lang, zu überbrücken. Die Entwicklung bleibt abzuwarten; diese ist mit dem Neubauprojekt Stuttgart 21 verknüpft. Eine Entscheidung hierüber soll bis Ende Juni 2007 erfolgen.
[Bearbeiten] Literatur
- Geschichtsverein Geislingen, Die Geislinger Steige – ein schwäbisches Jahrhundertbauwerk.
[Bearbeiten] Video
- Rund um die Geislinger Steige (105 min, alphaCam, Blaustein, 1988)
- 150 Jahre Geislinger Steige – Teil 1 (57 min, alphaCam, Blaustein, 2000)
- 150 Jahre Geislinger Steige – Teil 2 (56 min, alphaCam, Blaustein, 2000)