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Geschichte der Kapkolonie (1870-1899)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Geschichte der
Kapkolonie
vor 1806
1806 - 1870
1870 - 1899
1899 - 1910

Die Geschichte der Kapkolonie von 1870 bis 1899 ist geprägt von der Entwicklung des modernen Südafrika. Trotz politischer Komplikationen, die zeitweise auftraten, gab es bis zum Ausbruch des Burenkrieges 1899 einen beständigen Fortschritt in dieser neuen Ära. Nach der Entdeckung von Diamanten im Oranje 1867 gab es ähnliche Funde im Vaal, was zu einer schnellen Besiedlung von bisher kaum oder gar nicht bewohnten Gebieten führte. Die vier großen Diamantminen in Dutoitspan, Bultfontein (beide 1870 entdeckt), Kimberley und De Beers (beide 1871 entdeckt) waren extrem produktiv und bildeten das größte industrielle Vermögen der Kolonie.

In dieser Zeit wuchsen auch die Spannungen zwischen der englisch dominierten Kapkolonie und dem von Buren dominierten Transvaal. Diese Konflikte, bei denen es hauptsächlich um die Lockerung von Handelsbeschränkungen zwischen den verschiedenen Kolonien und den Bau von Eisenbahnlinien ging, führten zum Ausbruch des ersten Burenkriegs. Die Führer der Kapkolonie hielten die Führer der umgebenden Kolonien für vertrauenswürdiger und zuverlässiger, als sie wirklich waren, was zu internen Problemen am Kap führte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die Entdeckung der Bodenschätze

der vierte Earl of Carnarvon
der vierte Earl of Carnarvon
Porträt von Bartle Frere
Porträt von Bartle Frere

Als die Diamant-Industrie begann, litt ganz Südafrika unter schlechten wirtschaftlichen Zuständen. Die Straußenzucht war erst am Anfang und die Landwirtschaft kaum entwickelt. Die Buren lebten außerhalb von Kapstadt in primitiven Verhältnissen. Sie handelten nur eingeschränkt mit der Kolonie um haltbare Güter. Sogar die britischen Kolonialisten waren alles andere als wohlhabend. Die Diamantindustrie war deshalb sehr attraktiv, vor allem für die Kolonisten britischen Ursprungs. Sie war auch eine Möglichkeit, um zu zeigen, dass Südafrika, das auf der Oberfläche kahl und arm erschien, im Untergrund reich war. Man benötigt 40.000 m² in der Karoo, um ein Schaf zu füttern, aber nun reichten möglicherweise wenige Quadratmeter diamantreicher Boden, um ein Dutzend Familien zu ernähren. Ende 1871 waren die Diamantenfelder schon dicht besiedelt und die Immigration stieg dramatisch an. Einer der Wichtigsten, die ihr Glück auf den Diamantenfeldern suchten, war Cecil Rhodes.

Sir George Greys Plan eines Bündnisses aller südafrikanischen Kolonien war 1858 von den Autoritäten in der Heimat zurückgewiesen worden. Das änderte sich nun. Auf britischer Seite favorisierte man nämlich inzwischen die Idee, die eigenen Kolonien und die Republiken der Buren zu einer Union zu verbinden, vor allem, um in den Besitz der Goldminen im Transvaal zu gelangen. Der vierte Earl of Carnavon Henry Herbert, Staatssekretär für die Kolonien, richtete seine Aufmerksamkeit auf ein Bündnis in Südafrika, nachdem er Kanada erfolgreich föderiert hatte. Er plante etwas ähnliches in Südafrika. Die repräsentative Regierung in der Kapkolonie wurde 1872 durch eine „verantwortliche Regierung“ ersetzt und das neue Parlament in Kapstadt ärgerte sich über die Art, in der Lord Carnavon seine Vorschläge präsentierte. Eine Resolution vom 11. Juni 1875 bestimmte, dass jeder Plan für eine Konföderation aus Südafrika selbst hervorgehen muss. Lord Carnavon beauftragte den angesehenen Historiker James Anthony Froude, seine Politik in Südafrika fortzusetzen. Die Öffentlichkeit hielt ihn jedoch für einen Diplomaten und Vertreter der britischen Regierung und er scheiterte mit seinem Vorhaben, die Kolonialisten für Lord Carnavons Pläne zu begeistern. 1876 wurden Fingoland, das Idutywa-Reservat und andere Landstriche entlang der Xhosa-Grenze von Großbritannien annektiert mit der Vereinbarung, dass die Kap-Regierung für sie zuständig ist. Lord Carnavon, der immer noch an seinen Plänen festhielt, ernannte nun Sir Henry Bartle Frere zum Gouverneur der Kapkolonie und Hochkommissar von Südafrika.

Frere wurde unmittelbar nach seinem Amtsantritt als Hochkommissar mit ernsthaften Unruhen in KwaZulu und an der Xhosa-Grenze konfrontiert. 1877 gab es eine Rebellion zwischen den Galeka und Gaika, die nur mit einer großen Anzahl imperialer und kolonialer Truppen niedergeschlagen werden konnte, weshalb die Auseinandersetzung als neunter Kaffir-Krieg in die Geschichte einging. Der berühmte Xhosa-Häuptling Sandii kam in diesem Krieg ums Leben. Nach dem Ende des Krieges wurde das Transkei-Territorium der von den Kreli geführten Galeka von den Briten annektiert.

Lord Carnavon trat währenddessen von seinem Posten im britischen Kabinett zurück und gab seine Bündnispläne auf. Er Carnavon erkannte zu dieser Zeit nicht, dass die Kapkolonie zu sehr mit solchen Auseinandersetzungen beschäftigt war, um an so etwas wie ein Bündnis zu denken. Unzufriedenheit breitete sich in den verschiedenen Xhosa-Stämmen entlang der kolonialen Grenze aus und es gab einen weiteren Aufstand in Basutoland unter der Führung von Moirisi. Die Xhosa konnten nur nach schweren Kämpfen besiegt werden, aber die Basotho blieben trotz ihrer Niederlage für einige Jahre unruhig und aggressiv. 1880 versuchten die kolonialen Autoritäten, den Peace Preservation Act von 1878 auf Basutoland auszudehnen und die Einwohner damit zu entwaffnen. Auf die Ankündigung folgten weitere Kämpfe, die kein eindeutiges Ende fanden, obwohl im Dezember 1882 der Frieden erklärte wurde. Die imperiale Regierung übernahm Basutoland als Kronkolonie und die Kapkolonie sollte jährlich 18.000 £ für administrative Zwecke zahlen. Die Verantwortlichen der Kapkolonie waren froh, 1884 von der Verwaltung des Transkei befreit zu werden, die sie schon mehr als 3 Millionen £ gekostet hatte.

Sir Henry Bartle Frere, der mit seiner energischen und staatsmännischen Einstellung zu den Beziehungen mit den eingeborenen Staaten die Wertschätzung und Aufmerksamkeit der loyalen südafrikanischen Kolonialisten gewonnen hatte, wurde 1880 vom ersten Earl of Kimberley John Wodehouse, dem liberalen Staatssekretär für die Kolonien zurückgerufen. Ihm folgte Sir Hercules Robinson. Griqualand West, in dem die meisten Diamantenfelder lagen, wurde in die Kapkolonie integriert und damit faktisch seiner Bodenschätze enteignet.

[Bearbeiten] Die Überwindung des britischen Imperialismus als Ursprung des Afrikander Bond

Als in Kimberley 1869 Diamanten und Witwatersrand 1886 Gold gefunden wurden, griff England sofort nach diesen Gebieten. Die Buren jedoch bestanden auf ihrer Unabhängigkeit und territorialen Integrität. Es kam zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Das Ende des Ersten Burenkrieges von 1881, dem die Unabhängigkeit Transvaals folgte, hatte Auswirkungen auf ganz Südafrika. Eines der wichtigsten Ergebnisse war der erste Afrikander Bond-Kongress, der 1882 in Graaf Reinet stattfand. Der Bund umfasste den Transvaal, den Oranje-Freistaat und das Kapgebiet. Jedes Land war mit einem Provinzkomitee mit Bezirkskomitees vertreten und in Südafrika verzweigt. Später trennte sich der Bund im Kapgebiet von den republikanischen Zweigen. Die Politik des Bundes ist in einem Auszug aus De Patriot, einer in der Kolonie veröffentlichten Zeitung, die den Bund unterstützt, zusammengefasst:

„Der Afrikander Bond dient der Errichtung einer südafrikanischen Nationalität, indem er Liebe für unser wahres Vaterland verbreitet. Es könnte keine bessere Zeit für die Gründung des Bond geben als die Gegenwart, in der das Bewusstsein für eine Nationalität durch den Transvaal-Krieg deutlich gestärkt wurde. [...] Die britische Regierung spricht weiterhin von einem Bündnis unter britischer Flagge, aber das wird es nie geben. Da können sie sich ziemlich sicher sein. Es gibt nur ein Hindernis auf dem Weg zu einem Bündnis und das ist die britische Flagge. Lass sie diese entfernen und in weniger als einem Jahr würde ein Bündnis unter der freien Afrikander-Flagge entstehen.
Nach einer gewissen Zeit werden die Engländer merken, dass der Vorschlag, den sie von Froude erhalten haben, der beste ist - sie müssen nur Simon's Bay als Hafen und Militärstützpunkt auf dem Weg nach Indien haben und den Rest von Südafrika den Afrikandern übergeben. [...] Unsere wichtigste Waffe im sozialen Krieg muss die Zerstörung des englischen Handels durch den Aufbau eigener Handelsgesellschaften sein. [...] Jeder wahre Afrikander ist verpflichtet mit den Engländern nicht mehr als nötig zu verkehren.“ (De Patriot, 1882)

Zusätzlich zu den Presse-Organen veröffentliche der Bund von Zeit zu Zeit offizielle Statements. Einige der Artikeln im originalen Manifest des Bundes gelten als völlig neutral, z.B. die über die Justizverwaltung, die Achtung der Würde von Menschen usw. Diese Schlüsse waren jedoch nach Ansicht der britischen Kolonialbehörden des Kapgebietes bedeutungslos, da Artikel 3 des Manifests Südafrika die vollständige Unabhängigkeit (Zelfstandieheid) gewährte, was für das britische Militärregime "Verrat" an der englischen Krone war.

Während der Bund bei einigen Einwohnern eine Haltung von Freiheit und Unabhängigkeit fundierte, sorgte er bei Kolaborateuren des britischen Kolonialregimes, die um ihren Anteil an den Bodenschätzen Südafrikas fürchtete, für Loyalität und englischen Patriotismus. Ein Pamphlet, das 1885 für eine Gruppierung namens Empire League bezüglich des Bundes geschrieben wurde, besagte:

(1) dass die Errichtung der englischen Regierung hier für alle Klassen eine Wohltat war und
(2) dass der Rückzug dieser Regierung verheerend wäre für jeden der persönliche Interessen an der Kolonie hat ... England kann und wird diese Kolonie niemals aufgeben und wir Kolonialisten werden England niemals aufgeben. Lasst uns, die Einwohner der Kapkolonie, schnell erkennen, dass wir ein Volk sind, versammelt unter der glorreichen Flagge der Freiheit, mit klarem Kopf, um die Freiheit zu schätzen, die wir genießen dürfen, und mit Herzen, die resolut genug sind, um unsere wahre Privilegien zu erhalten; lasst uns aufhören, uns gegenseitig zu tadeln und zu beleidigen, und uns in Gedanken an dieses gute Land, das wir als gemeinsames Erbe haben, erinnern, dass wir nur durch vereinte Kräfte seine großen Möglichkeiten verwirklichen können. Wir gehören beide zu einer heimatliebenden Gruppe und es geht um den Frieden und das Gedeihen jedes Heims im Land. Es hängt von unserer Aktivität ab, ob unsere Kinder uns verfluchen und segnen werden, ob wir in ihrer Erinnerung als Förderer des Bürgerkriegs mit allen miserablen Folgen oder als vereinte Architekten eines glücklichen, gedeihenden und vereinten Staates leben. Jeder von uns blickt auf eine noble Vergangenheit zurück. Vereint können wir unseren Nachkommen eine würdige Zukunft sichern. Getrennt können wir nur auf Stagnation, Elend und Ruin hoffen. Ist diese eine leichte Entscheidung?

Wahrscheinlich betrachteten viele Engländer das Manifest der Empire League als übertrieben alarmierend. Ab 1881 entstanden zwei rivalisierende Vorstellungen, die sich stark widersprachen. Die eine war der Imperialismus, der volle Bürgerrechte auf jeden „zivilisierten“ Menschen unabhängig von seiner Rasse beschränkte und diese unter die Herrschaft und den Schutz Großbritanniens stellte, mithin auch dessen Entscheidung darüber, wer als "zivilisiert" zu betrachten sei. Die andere war zutiefst republikanisch, aber ausschließlich auf Buren und ihre Rechte in Südafrika zugeschnitten. Die antiimperialistsche Politik der Buren fasste der Appell von Präsident Paul Kruger zusammen, der den Freistaat im Februar 1881 bat: „Kommt und helft uns. Gott ist mit uns. Es ist sein Wille, uns als ein Volk zu vereinigen ... ein vereintes Südafrika frei von britischer Autorität zu errichten.“ Wieder einmal scheiterten die Briten an demokratischen Grundsätzen der Gleichheit, wie sie schon in der amerikanischen Revolution mit dem Slogan: "One man, one vote" erhoben worden waren, weil ihre imperialistische Habgier davon untergraben zu werden drohte.

Die eigentlichen Gründer der Bond-Partei waren der Deutsche Borckenhagen, der in Bloemfontein lebte, und der Afrikaner Reitz, der später Staatssekretär von Transvaal wurde. Zwei dokumentierte Gespräche zeigen die wahren Ziele der Bond-Gründer von Beginn an. Das eine führte Borckenhagen mit Cecil Rhodes, das andere fand zwischen Reitz und T. Schreiner statt, dessen Bruder später Premierminister der britischen Kapkolonie wurde. Im ersten Gespräch sagte Borckenhagen zu Rhodes: „Wir wollen ein vereinigtes Afrika“ und Rhodes antwortete: „Ich auch“. Borckenhagen fuhr fort: „Dem steht nichts im Wege; wir wählen dich als unseren Anführer. Es gibt nur eine Kleinigkeit: Wir müssen natürlich unabhängig vom Rest der Welt sein.“ Rhodes erwiderte: „Sie halten mich entweder für einen Schurken oder einen Dummkopf. Ich wäre ein Schurke, wenn ich meine ganze Geschichte und Tradition verliere, oder ein Dummkopf, wenn ich von meinen eigenen Landsleuten gehasst und von Ihren misstrauisch betrachtet werde.“ Aber wie Rhodes 1898 in Kapstadt sagte: „Die einzige Chance für eine wirkliche Union ist der überschattende Schutz einer übergeordneten Macht und jeder Deutsche, Franzose oder Russe würde Ihnen erzählen, dass die beste und liberalste Macht die ihrer Majestät ist.“ Das andere Gespräch fand kurz nach der Errichtung des Bond statt. Schreiner wies Reitz’ Vorwurf zurück, wonach der Bond darauf ziele, die britische Herrschaft zu überwinden und den Union Jack aus Südafrika zu entfernen. Reitz antwortete darauf: „Und wenn es so wäre?“ Schreiner protestierte: „Sie nehmen nicht an, dass diese Flagge ohne erhebliche Unruhen und harte Kämpfe verschwindet?“ Reitz fragte, was denn schlimm daran sei. Angesichts dieser Zeugnisse mit Bezug auf zwei der prominentesten Vertreter des Bond ist klar, dass die grundlegende Idee des Bond von Beginn an ein unabhängiges Südafrika war. Die Äußerungen von Cecil Rhodes wiederum machen klar, dass Großbritannien auf die Rohstoffe Südafrikas nicht verzichten würde, mithin die wirtschaftliche Entwicklungsgrundlage der gesamten südafrikanischen Region.

[Bearbeiten] Hofmeyr

Das Parlament der Kapkolonie verabschiedete 1882 eine Verordnung, die es den Mitgliedern erlaubte, Afrikaans zu sprechen. Die Absicht dieser Verordnung war liberal, aber der Zeitpunkt war für die Briten provokativ und so stimulierte sie die Pläne des Bond. Sie ermöglichte auch einigen Buren, ins Parlament gewählt zu werden. Sie waren schlecht ausgebildet und wären nicht gewählt worden, wenn sie englisch hätten sprechen müssen, was den burischen Anführern größeren Einfluss brachte. Die setzten als überzeugte Demokraten auf den politischen Willen aller und nicht auf den Besuch von Oxford/Cambridge weniger.

Zu dieser Zeit war Jan Hendrik Hofmeyr der Vorsitzende des Afrikander-Bond in der Kapkolonie und der burische Meinungsführer. Obwohl er als Anführer der burischen Partei anerkannt war, weigerte er sich beharrlich, sein Amt anzutreten, und zog es vor, die Polizei und andere Handlungen aus der Ferne zu steuern. Hofmeyr saß als Vertreter für Stellenbosch, einen starken burischen Wahlkreis, im Parlament. Sein Einfluss auf die burischen Mitglieder war sehr ausgeprägt und er unterstützte die Siedlungspolitik von Präsident Kruger und den Transvaal-Buren.

Während einer Debatte über die Abtrennung von Basutoland beauftragte Rhodes Hofmeyr im Parlament offen mit dem Wunsch, die „Vereinigten Staaten von Südafrika unter eigener Flagge“ zu gründen. Das war ein offener Affront von Rhodes, der den Willen der Buren zum eigenen Staat genau kannte und auch deren Ablehnung, die Siedlunggebiete der Bantu zwischen den Drakensbergen und der Küste zum indischen Ozean in einen gemeinsamen Staat zu integrieren. 1884 führte Hofmeyr den Bond mit der starken Unterstützung für die Transvaal-Buren, die in Betschuanaland, einem Gebiet der San, einmarschiert waren und verkündeten, dass es – ungeachtet der Konventionen von 1881 und 1884 eine Rebellion unter den Buren der Kapkolonie gebe, wenn die Siedler von Betschuanaland das bebaute Land nicht behalten dürften. Sir Charles Warren, der von London zur Wahrung der Interessen des britischen Imperialismus entsandt war, bewog die Buren aus Stellaland und Goshen abzuziehen, zwei Republiken, die durch die eindringenden Buren 1885 gestört wurden. Dennoch war die Bond-Partei im Parlament so stark, dass sie das Ministerium unter Sir Thomas Scanlen 1884 zur Aufgabe zwang.

Die Briten erwarteten von Hofmeyr unter diesen Umständen sein Mandat anzunehmen und selbst eine Regierung zu bilden. Er lehnte dies jedoch ab. wohl wissend, dass er sich als Regierungschef des Kapgebietes den Entscheidungen Londons zu fügen hätte. So gaber seine Unterstützung jemandem, der ganz von ihm abhängig sein würde. Der auserwählte irische Barrister namens Upington errichtete 1884 das als „warme Pfanne“ bekannte Ministerium. Viele britische Kolonisten, die eine ausreichende Loyalität zum Vereinigten Königreich bewahrten, weil sie in Südafrika nur reich werden wollten, denunzierten diesen politischen Akt gegenüber Großbritannien unter Berufung auf die von den Briten auf die Kapkolonie übertragene Verfassung, da sie den Mann, der wirklich die politische Macht ausübte, als verantwortlichen Anführer der Partei sehen wollten. Hofmeyrs Ablehnung dieser Verantwortung und die Natur der Bond-Politik brachten ihm den Spitznamen „der Maulwurf“ ein. Engländer und englische Kolonisten hätten eine offene und verantwortliche Machtausübung akzeptiert und willkommen geheißen, denn so wären sie ihren schärften Gegener elegant los geworden. Aber die burische Politik, die in Pretoria am stärksten ausgeprägt war, wurden von den gegenüber Großbritannien loyalen Kolonisten abgelehnt, denn unter der hätten sie weder Gold noch Diamanten aus Südafrika auf privater Basis exportieren können.

Hofmeyr bestimmte, wie burische von 1881 bis 1898 wählen sollten, und leitete auch die Politik hinter dem Bond während dessen Geschichte. Er gab seinen Sitz im britisch bevormundeten Parlament 1895 auf. Auch andere bekannte Politiker richteten ihre Ansichten zunehmend nach dem Bond aus, weil sie die Destruktivität des britischen Imperialismus satt hatten.

[Bearbeiten] Rhodes und die niederländische Stimmung

Cecil Rhodes erkannte die Probleme seiner Position und zeigte vom Beginn seiner politischen Karriere an den Wunsch, die niederländische Stimmung durch besonnenes Handeln zu beschwichtigen. Er wurde 1880 zuerst als Mitglied des Parlaments für Barkly West von einer loyalen Wählerschaft gewählt. Er unterstützte die Verordnung zur niederländischen Sprache von 1882 und wurde Anfang 1884 zum Schatzmeister unter Sir Thomas Scanlen berufen. Rhodes bekleidete dieses Amt erst seit sechs Monaten, als Scanlen aufgab. Sir Hercules Robinson schickte ihn im August 1884 als stellvertretenden Polizeipräsidenten ins britische Betschuanaland. Dort wurde er Nachfolger von Reverend John Mackenzie, dem Vertreter der London Missionary Society in Kuruman, der im Mai 1883 die Autorität von Königin Victoria I. über dieses Gebiet verkündete. Da Rhodes’ Friedensbemühungen mit den Buren scheiterten, wurde Warrens Mission nötig. 1885 erweiterte die Kapkolonie ihr durch die Eingliederung von Tembualand, Bomvanaland und Galekaland. 1886 wurde Sir Gordon Sprigg Premierminister.

[Bearbeiten] Südafrikanische Zollunion

Zwischen 1878 und 1885 gab es beträchtliche Unruhen in der Kapkolonie. In dieser kurzen Zeit gab es ständig Ärger mit den Basutos, die von der Kapkolonie verlangten, sie den imperialen Autoritäten zurückzugeben, sowie eine Reihe von Zwischenfällen mit Eingeborenen, denen der erste Burenkrieg von 1881 und die Unruhen in Betschuanaland 1884 folgten. Trotz der Rückschläge ging die Entwicklung des Landes weiter. Die Diamanten-Industrie florierte. Eine 1887 in London veranstaltete Konferenz plädierte für „eine engere Union der verschiedenen Teile des britischen Empire durch einen imperialen Zolltarif“. Bei dieser Konferenz stellte Hofmeyr eine Art „Zollverein“ vor, in dem die imperialen Zölle unabhängig von allen Zahlungen für Güter, die von außerhalb ins Empire kamen, erhoben werden. Sein Ziel sei es, „die Vereinigung des Empire voranzutreiben und gleichzeitig Einnahmen für Zwecke der allgemeinen Verteidigung zu erhalten“. Das Schema wurde als unpassend abgelehnt, aber die Wortwahl und die Gefühle, die es begleiteten, ließen Hofmeyr in einem günstigen Licht erscheinen.

Obwohl die Staatsmänner und Hochkommissare es nicht geschafft hatten, eine politische Konföderation zu verwirklichen, errichteten die Mitglieder des Kap-Parlaments 1888 eine Südafrikanische Zollunion. Eine entsprechende Verordnung wurde vom Parlament abgesegnet und sorgte für einen beachtlichen Fortschritt auf dem Weg zum Bund. Kurze Zeit später schloss sich der Oranje-Freistaat der Union an. Es wurden auch mehrere Versuche unternommen, um Transvaal zum Beitritt zu überreden, aber Präsident Kruger, der seine eigene Politik verfolgte, hoffte, die Südafrikanische Republik durch die Delagoa Bay-Eisenbahn ganz unabhängig von der Kapkolonie zu machen. Der Plan eines Zollvereins mit Transvaal gefiel auch Krugers Hollander-Beratern nicht, da sie mit der Netherlands Railway Company, der die Eisenbahn des Transvaal gehörte, beschäftigt waren.

[Bearbeiten] Diamanten, Gold und die Eisenbahn

Alfred Beit 1905
Alfred Beit 1905

Ein weiteres Ereignis von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung für die Kapkolonie und ganz Südafrika war die Vereinigung der Unternehmen des Diamant-Bergbaus zu de Beers, die im wesentlichen von Cecil Rhodes, Alfred Beit, Charles Rudd und Barney Barnato 1889 verwirklicht wurde. Sie fand auf privatrechtlicher, nicht staatlicher Ebene statt, obwohl das angesichts der geologischen Bedingungen geboten gewesen wäre. Eines der wichtigsten Ergebnisse der Ausbeutung von Diamantminen war der Einfluss auf den rasanten Ausbau der Eisenbahn. Der britische Eisenbahnimperialismus sicherte umgehend die Schürfgebiete durch diese Infrastruktur ab, um mit seinen Truppen so schnell wie möglich präsent sein zu können. Es gab neue Strecken nach Worcester, Beaufort West, Grahamstown, Graaff-Reinet und Queenstown. Kimberley erreichte man 1885. 1890 wurde die Linie in nördlicher Richtung an der Westgrenze des Transvaal bis nach Vryburg in Betschuanaland erweitert. 1889 vereinbarte der Freistaat mit der Kapkolonie, dass der Hauptstrang bis nach Bloemfontein ausgedehnt wird und der Freistaat die Hälfte der Einnahmen erhält. Anschließend kaufte der Freistaat zum Selbstkostenpreis die Linien auf seinem Territorium. 1891 erreichte die Eisenbahn Viljoen’s Drift am Vaal und ein Jahr später Pretoria und Johannesburg.

[Bearbeiten] Rhodes als Premierminister

Cecil Rhodes
Cecil Rhodes

1889 wurde Sir Henry Loch als Nachfolger von Sir Hercules Robinson zum Hochkommissar und Gouverneur der Kapkolonie bestimmt. Als Sir Gordon Sprigg, der Premierminister der Kolonie 1890 resignierte, bildete sich eine Regierung unter Rhodes. Zuvor hatte Hofmeyr Rhodes vergeblich ein Amt als Vertreter der Bond-Partei angeboten. Nach dem Fall des Sprigg-Ministerium vereinbarte Rhodes allerdings ein Treffern mit den Bond-Anführern, um die Situation zu diskutieren. Seine Politik der Zoll- und Eisenbahn-Union ermöglichte ihm zusammen mit der Anerkennung durch die Buren, die Regierungsgeschäfte erfolgreich zu führen.

Die Kolonien Britisch-Betschuanaland und Basutoland schlossen sich nun der Zollunion an. Pondoland, ein weiteres Bantu-Territorium, kam 1894 hinzu. Das Gesetz beschäftigte sich mit Bantu, die in bestimmten Reservaten lebten. Es gewährte ihnen, einige ihrer Anliegen selbst zu regeln, gewährte ihnen nach britischem Verständnis also Privilegien, und verlangte von ihnen, die meist über kein monetäres Einkommen verfügten, die Zahlung einer Arbeitssteuer. Das war in britischer Sicht "das staatsmännischste Gesetz", das in Bezug auf die Bantu verabschiedet wurde. Bei einer Parlamentssitzung verkündete Rhodes 1895, dass das Gesetz auf 160.000 Bantu angewendet wurde. Die nicht angewandten Arbeitsklauseln wurden 1905 aufgehoben. Sie hatten dennoch einen Effekt, weil tausende Bantu ihre Arbeitsauflagen erfüllten, um von der Arbeitssteuer befreit zu werden.

Rhodes’ Politik zeichnete sich durch eine Mischung aus Willkür und Zynismus aus. Seit ihnen die Selbstverwaltung gewährt worden war, genossen die Bantu das Wahlrecht. Mit einem Gesetz von 1892 wurde auf Rhodes’ Drängen ein Bildungstest für diejenigen eingeführt, die sich für die Wahl registrieren wollten, und einige weitere Restriktionen für native Wähler geschaffen, weil man befürchtete, dass sie das derzeitige System der Regierung gefährden könnten.

Rhodes widersetzte sich dem Schmuggel mit Spirituosen und unterdrückte ihn in den Diamant-Minen vollständig, obwohl er damit einige Anhänger unter den Brandy-Produzenten der westlichen Provinzen verärgerte. Er schränkte ihn auch in den Reservaten und Territorien der Bantu so weit wie möglich ein. Dennoch ging der Schmuggel auf kolonialen Farmen und einigen Bantu- und San-Gebieten weiter. Die Khoi Khoi waren von dem Getränk besonders angetan, weil sie, die eigentlichen Herren des Landes bis zum Sambesi, durch die militärischen Niederlagen gegen die Briten fast vollständig demoralisiert waren.

Rhodes setzte immer mehr britisches Recht durch. Nur wenn Konflikte mit Stammesrecht zur offenen Rebellion auszuarten drohten, gab er nach. Nachdem die Territorien östlich des Kei River Teil der Kapkolonie geworden waren, kam es vor Gericht zu einem Streit um das Erbrecht. Nach den Gesetzen der Kolonie entschied das Gericht, dass der älteste Sohn eines Khoi Khoi sein Erbe sei. Die Khoi Khoi protestierten jedoch heftig gegen diese Entscheidung, weil nach ihrem Stammesrecht der große Sohn oder der Sohn der Häuptlingsfrau als Erbe gilt. Der Regierung drohten weitere Rebellionen, als Rhodes telegrafisch eine Entschädigung zusicherte und versprach, dass es keine solche Entscheidung mehr gebe. Sein Versprechen wurde akzeptiert und die Ruhe war wiederhergestellt. Aber britisches Recht hatte wieder den Charakter einer Willküreinrichtung. Rhodes zog sich aus der Affaire. Am Ende der nächsten Parlamentssitzung nach diesem Vorfall legte Rhodes den kürzesten Gesetzesentwurf der Geschichte vor. Er besagte, dass alle zivilrechtlichen Fälle von Magistraten verhandelt werden müssen und Anfragen an den Magistraten mit einem Assessor gestellt werden können. Strafrechtliche Fälle müssen von Richtern des Supreme Court im Bezirk verhandelt werden. In Folge des neuen Gesetzes wurden, sofern die Magistrate nach nativem Recht urteilten, Hochzeitsbräuche und –gesetze, darunter die Polygamie, in der Kolonie legalisiert.

Sir Hercules Robinson wurde als Nachfolger von Sir Henry Loch 1895 erneut zum Gouverneur und Hochkommissar von Südafrika ernannt. Im selben Jahr wurde Mr. Chamberlain Staatssekretär für die Kolonien.

[Bearbeiten] Bewegung zur wirtschaftlichen Föderation

Mit der Entwicklung der Eisenbahn und dem zunehmenden Handeln zwischen der Kapkolonie und dem Transvaal begannen Politiker beider Seiten über eine engere Beziehung zu debattieren. In seiner Funktion als Premierminister der Kapkolonie strebte Rhodes die freundliche Geste einer wirtschaftlichen Föderation zwischen den Staaten und Kolonien Südafrikas mit den Mitteln einer Zollunion an. Er hoffte auf eine Wirtschafts- und Eisenbahn-Union, wie eine Rede von 1894 in Kapstadt belegt:

„Mit der Liebe zur Flagge, unter der ich geboren wurde und die ich vertrete kann ich die Gefühle eines Republikaners verstehen, der seine Unabhängigkeit geschaffen hat und diese mehr als alles andere schätzt; aber ich kann sagen, dass ich in Zukunft das System, mit dem ich verbunden bin, mit der Kapkolonie verbinden kann, und dass es nicht unmöglich ist, dass die benachbarten Republiken unter Wahrung ihrer Unabhängigkeit, mit uns einige grundlegenden Prinzipien teilen. Genauer gesagt meine ich die Prinzipien des Tarifs, der Eisenbahnverbindung, der rechtlichen Ansprüche, der Münzerei und alle Prinzipien, die momentan in den Vereinigten Staaten existieren, unabhängig von den lokalen Parlamenten in den einzelnen Staaten dieses Landes.

Präsident Kruger und die Transvaal-Regierung widersetzten sich bei jeder Möglichkeit dieser Politik. Ihre Handlungen in der Frage der Vaal River Drift illustrieren am besten den von der Transvaal-Regierung verfolgten Plan. Wegen der Auflösung der Vereinbarung von 1894 zwischen der Eisenbahn der Kap-Regierung und der niederländischen Eisenbahn kam es zu einigen Streitigkeiten. Die Kap-Regierung hatte der niederländischen Eisenbahn und der Transvaal-Regierung eine Summe von 600.000 £ vorgestreckt, um die Bahnstrecke vom Vaal bis Johannesburg zu erweitern. Gleichzeitig hatte sich die Kap-Regierung das Recht gesichert, die Verkehrsrate bis Ende 1894 oder bis zur Fertigstellung der Strecke Deloga Bay – Pretoria festzulegen.

Die Kap-Regierung hatte die Verkehrsrate auf 2d. pro Tonne und Meile festgelegt, aber Anfang 1895 erhöhte die niederländische Eisenbahn die Rate für die 52 Meilen vom Vaal nach Johannesburg auf 8d. pro Tonne pro Meile. Aus Krugers nachfolgenden Handlungen wird ersichtlich, dass diese Veränderungen auf seiner Zustimmung beruhten, um den Verkehr des Transvaal von der kolonialen Strecke auf die Delagoa-Route zu zwingen. Um die sehr hohen Rate zu kompensieren, begannen Händler aus Johannesburg, ihre Güter mit Wagen über den Vaal zu transportieren. Als Reaktion darauf schloss Kruger die Driften oder Furten des Vaal, um den Verkehr zu verhindern. Daraus resultierte ein enormer Block von Wagen auf den Ufern des Vaal. Die Kap-Regierung protestierte mehrmals gegen die Aktionen des Transvaal, weil sie einen Verstoß gegen die London Convention darstellten.

Kruger ließ sich durch die Proteste nicht einschüchtern und richtete einen Appell an die imperiale Regierung, die mit der Kap-Regierung vereinbarte, dass man einen Protest an Kruger schicken würde, wenn die Kapkolonie die Hälfte der Kosten für jede notwendige Expedition trägt, mit Truppen hilft und die Eisenbahn wenn nötig für militärische Zwecke zur Verfügung stellt. Rhodes und seine Kollegen, darunter W. P. Schreiner, akzeptierten die Bedingungen und Chamberlain schickte einen Protest, der besagte, dass die Regierung die Schließung der Driften als Verstoß gegen die London Convention betrachtet und für diese unfreundliche Aktion eine ernste Antwort verlangt. Kruger öffnete die Driften sofort wieder und verkündete, dass er ohne Rücksprache mit der imperialen Regierung keine derartigen Anweisungen mehr gäbe.

Leander Starr Jameson überfiel in seinem berühmten Raid am 29. Dezember 1895 den Transvaal und Rhodes musste auf Grund seiner Komplizenschaft im Januar 1896 sein Amt des Premierministers der Kapkolonie aufgeben. Sir Gordon Sprigg übernahm den vakanten Posten. Als Rhodes’ Komplizenschaft bekannt wurde, reagierten seine Kollegen im Ministerium, die nichts von den Verbindungen wussten, mit Verbitterung und Erstaunen. Der Bond und Hofmeyr denunzierten ihn besonders deutlich und die Niederländer waren noch mehr verbittert gegen die Engländer in der Kapkolonie, was ihre künftige Einstellung gegenüber den Transvaal-Buren beeinflusste.

1897 gab es einen weiteren Aufstand unter dem Bantu-Häuptling Galeshwe in Griqualand West, der mit der Verhaftung des Häuptlings endete. Beim Verhör sagte Galeshwe, dass der Transvaal-Magistrat Bosman ihn mit Munition versorge und zu Rebellionen gegen die Regierung der Kapkolonie ermutige. Es gab ausreichende Beweise für diese Aussage, die mit den Methoden übereinstimmte, die die Buren manchmal unter den Eingeborenen benutzten.

Sir Alfred Milner folgte Sir Hercules Robinson 1897 als Hochkommissar für Südafrika und Gouverneur der Kapkolonie. Robinson wurde im August 1896 zum Peer unter Baron Rosmead.

[Bearbeiten] Schreiners Politik

Karte der Kapkolonie von 1899. Die Kapkolonie ist rot markiert, der Transvaal und der Oranje-Freistaat gelb.
Karte der Kapkolonie von 1899. Die Kapkolonie ist rot markiert, der Transvaal und der Oranje-Freistaat gelb.

Die wirtschaftliche Föderation erreichte mit dem Beitritt von Natal zur Zollunion einen weiteren Staat. Zu dieser Zeit verfasste man eine neue Konvention; diese schuf einen „einheitlichen Tarif für alle importierten Güter, die innerhalb einer solchen Union konsumiert werden, sowie eine gleichmäßige Verteilung der Abgaben, die auf solche Güter von den Parteien der Union erhoben werden, und freien Handeln zwischen den Kolonien und dem Staat in Bezug auf alle südafrikanischen Produkte“. Im gleichen Jahr fand eine weitere Parlamentswahl am Kap statt, die ein weiteres Bond-Ministerium unter W. P. Schreiner schaffte. Schreiner blieb bis Juni 1900 Vorsitzender der Kap-Regierung.

Während der Verhandlungen, die dem Ausbruch des zweiten Burenkrieges 1899 vorausgingen, kam es zu hitzigen Auseinandersetzungen. Als Vorsitzender einer Partei, die wegen ihrer Unterstützung zum Bond gehörte, musste Schreiner unterschiedliche Einflüsse ausbalancieren. Als Premierminister einer britischen Kolonie sollte er sich jedoch nach Meinung loyaler Kolonialisten aus den Angelegenheiten der Transvaal-Regierung und der imperialen Regierung zurückhalten. In seinen öffentlichen Statements äußerte er sich feindselig gegenüber der Politik, die Chamberlain und Sir Alfred Milner verfolgten. Schreiners Feindseligkeit soll Krugers Ablehnung der britischen Vorschläge verstärkt haben. Privat versuchte er alles Mögliche, um den Präsidenten zu einem „vernünftigen“ Handeln zu verleiten, aber seine öffentlich geäußerte Ablehnung der Chamberlain-Politik schadete ihm trotz seiner guten Absichten mehr als der private Einfluss half.

Schreiner beauftragte den Hochkommissar am 11. Juni 1899, Chamberlain darüber zu informieren, dass er und seine Kollegen sich entschieden hätten, Krugers Bloemfontein-Vorschläge als „praktisch, vernünftig und beträchtlichen Schritt in die richtige Richtung“ zu akzeptieren. Später im Juni erkannten niederländische Politiker am Kap jedoch, dass Krugers Einstellung nicht so vernünftig war wie gedacht, und Hofmeyer besuchte zusammen mit Herrn Herholt, dem Landwirtschaftsminister der Kapkolonie, Pretoria. Nach ihrer Ankunft fanden sie den „Volksraad“ des Transvaal in einer trotzigen Stimmung vor. Das Parlament hatte soeben eine Resolution verabschiedet, die vier neue Sitze im Volksraad für die Minendistrikte und fünfzehn exklusive Burgher-Distrikte schuf. Hofmeyr brachte bei einem Treffen mit der Exekutive seine Unzufriedenheit mit diesen Vorgängen offen zum Ausdruck. Hofmeyrs Einfluss wurde jedoch von einem Botschafter des Oranje-Freistaates namens Abraham Fischer übertroffen, der zwar vorgab, ein Friedensstifter zu sein, aber in Wirklichkeit die Buren zu extremen Maßnahmen ermutigte.

Hofmeyrs Ruf als kluger Diplomat und Anführer der holländischen Partei machte ihn zu einem mächtigen Delegierten. Wenn es jemanden gab, der Kruger zu einer Änderung seines Plans überreden konnte, dann war es Hofmeyr. Die gemäßigten Vertreter aller Parteien schauten erwartungsvoll zu Hofmeyr, aber keiner so sehr wie Schreiner. Hofmeyrs Mission in Bezug auf Kruger erwies sich jedoch wie alle anderen Versuche als unfruchtbar. Er kehrte enttäuscht, aber nicht wirklich überrascht über sein Scheitern nach Kapstadt zurück. Die Buren-Exekutive forderte Schreiner derweil auf, am 7. Juli einen Brief an die „South African News“ zu schreiben, in dem er mit Bezug auf seine eigene Regierung sagte: „Besorgt und stets aktiv mit der Hoffnung auf vernünftige Veränderungen des existierenden repräsentativen System der Südafrikanischen Republik, ist diese Regierung überzeugt, dass es keinen Anlass für eine aktive Einmischung in die internen Angelegenheiten dieser Republik gibt.“

Der Brief erwies sich als übereilt und unglücklich. Am 11. Juli, appellierte Schreiner nach einem Treffen mit Hofmeyr persönlich an Kruger, sich der imperialen Regierung mit friedlicher Gesinnung zu nähern. Ein weiteres Ereignis ließ zur gleichen Zeit eine feindliche Stimmung in der Öffentlichkeit gegen Schreiner aufkommen. Am 7. Juli wurden 500 Gewehre und 1.000.000 Einheiten Munition in Port Elizabeth angeliefert, an die Regierung des Freistaates übergeben und nach Bloemfontein gebracht. Die Übergabe wurde an Schreiner gemeldet, der es jedoch nicht für nötig hielt, sie zu stoppen. Er rechtfertigte seine Entscheidung mit der Aussage, dass er kein Recht habe, die Verschiffung von Waffen in der Kapkolonie zu stoppen, seit Großbritannien mit dem Freistaat Frieden geschlossen hat. Seine Untätigkeit brachte ihm jedoch unter britischen Kolonialisten den Spitznamen „Ammunition Bill“ ein. Später warf man ihm vor, den Fortschritt der Artillerie und der Gewehre zur Verteidigung von Kimberley, Mafeking und anderer Städte in der Kolonie verzögert zu haben. Er entschuldigte sich damit, er habe den Krieg nicht vorhergesehen und keine unberechtigten Verdächtigungen bei der Regierung des Freistaates wecken wollen. Sein Verhalten in beiden Fällen war vielleicht technisch korrekt, verärgerte jedoch die loyalen Kolonialisten.

Chamberlain sandte am 28. Juli eine versöhnliche Botschaft an Kruger, in der er ein Delegiertentreffen zur Beratung über die jüngsten Vorschläge anbot. Am 3. August bat Schreiner Fischer telegrafisch, dass der Transvaal Chamberlains Vorschlag akzeptieren solle. Nach einer Anfrage des Freistaates über die Bewegung britischer Truppen, verweigerte Schreiner die Freigabe von Informationen und verwies den Freitstaat an den Hochkommissar. Am 28. August veranlasste die Vertagung im Parlament Sir Gordon Sprigg zur Diskussion über eine Entwaffnung des Freistaates. Schreiner beantragte daraufhin den größtmöglichen Tadel für Sprigg, sowohl in der Kolonie als auch in Großbritannien. Im Fall von Unruhen würde Sprigg die Kolonie in Bezug auf ihr Militär und ihre Bevölkerung abseits halten. Im Verlauf seiner Rede verlas er ein Telegramm von Präsident Steyn, in dem der Präsident jegliche aggressive Handlung im Freistaat als absurd zurückwies. Die Rede sorgte für einen Skandal in der britischen Presse.

Aus Schreiners Verhalten in der zweiten Hälfte des Jahres 1899 geht ziemlich deutlich hervor, dass er mit seiner Ansicht bezüglich der Situation im Transvaal völlig falsch lag. Er zeigte die gleiche Unfähigkeit, die Sorgen der Uitlander zu verstehen, denselben vergeblichen Glauben an eine eventuelle Fairness des Präsidenten Kruger als Premierminister der Kapkolonie wie bereits damals, als er vor dem British South Africa Select Committee zum Jameson-Raid aussagte. Ihm sollte eigentlich klar gewesen sein, dass die Appelle an die Vernunft von Präsident Kruger unfruchtbar und die Proteste von Präsident Steyn unaufrichtig waren.

[Bearbeiten] Literatur

  • Elizabeth Elbourne: Blood Ground: Colonialism, Missions, and the Contest for Christianity in the Cape Colony and Britain, 1799-1853. McGill-Queen's University Press. 2002. ISBN 0773522298
  • Basil Alexander Le Cordeur: The War of the Axe, 1847: Correspondence between the governor of the Cape Colony, Sir Henry Pottinger, and the commander of the British forces at the Cape, Sir George Berkeley, and others. Brenthurst Press. 1981. ISBN 0909079145
  • Alan Mabin: Recession and its aftermath: The Cape Colony in the eighteen eighties. University of the Witwatersrand, African Studies Institute. 1983. ASIN B0007B2MXA.
  • Robert Ross und David Anderson: Status and Respectability in the Cape Colony, 1750-1870 : A Tragedy of Manners. Cambridge University Press. 1999. ISBN 0521621224
  • George McCall Theal: History of the Boers in South Africa; Or, the Wanderings and Wars of the Emigrant Farmers from Their Leaving the Cape Colony to the Acknowledgment of Their Independence by Great Britain. Greenwood Press. 1970. ISBN 0837116619
  • P.J. van der Merwe und Roger B. Beck: The Migant Farmer in the History of the Cape Colony. Ohio University Press. 1995. ISBN 0821410903

[Bearbeiten] Weblinks

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