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Gewöhnliche Rosskastanie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Gewöhnliche Rosskastanie
Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum)
Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum)
Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Sapindales
Familie: Seifenbaumgewächse (Sapindaceae)
Gattung: Rosskastanien (Aesculus)
Art: Gewöhnliche Rosskastanie
Wissenschaftlicher Name
Aesculus hippocastanum
L.
Gewöhnliche Rosskastanie (Ae. hippocastanum)Illustration
Gewöhnliche Rosskastanie (Ae. hippocastanum)
Illustration

Die Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum L.), auch Gemeine Rosskastanie oder Weiße Rosskastanie genannt, seltener benutzte Namen sind: Foppkastanie, Judenkest, Pferdekastanie, Saukastanie, Wilde Kastanie. Sie ist eine von ca. 15 Arten der Gattung Rosskastanien (Aesculus).

Die Bezeichnung „Ross-“ oder „Pferdekastanie“ leitet sich von der Bedeutung ab, die den für Menschen und bestimmte Tiere schwach giftigen Samen früher beim Kurieren kranker Pferde beigemessen wurde. Besonders bei Husten und Wurmerkrankungen verschafft die Rosskastanie Erleichterung.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Charakteristik

Die Gewöhnliche Rosskastanie ist ein bis zu 30 m hoher, schnell wachsender Baum. Die Blütezeit ist von Mai bis Juni. Die weißen, fünfzähligen Blüten haben, solange sie befruchtungsfähig sind, einen gelben Fleck. Wenn die Blüten älter werden, ist der Fleck rot. Das zeigt den Bestäubern, dass in den Blüten mit roten Fleck nichts mehr an Nektar und Blütenstaub zu holen ist. Die Blüten sitzen zu vielen in aufrecht stehenden Blütenständen zusammen, die im Volksmund auch Kerzen genannt werden. Nach der Befruchtung entstehen die bestachelten Kapselfrüchte. Die Kapselfrüchte enthalten große braune, glänzende Samen, die Kastanien, die für den Menschen ungenießbar sind (Siehe: Rosskastanien). Die Rosskastanie zählt zu den Pflanzen, die ihre reifen Früchten mittels der Schwerkraft zu Boden fallen lassen (sogenannte Barochorie). Beim Aufprall auf den Boden platzen die Kapseln in der Regel auf und entlassen ihre großen Samen, die je nach Bodenlage noch einige Meter weiter rollen. Diese sehr seltene Ausbreitungsform der Diasporen wird auch als "Schwerkraftwanderung" bezeichnet.

Die Blätter sind sehr groß, fingerförmig gefiedert, oberseits sattgrün, kahl, schwach glänzend und unterseits hellgrün mit filzigen Adern. Der Blattstiel ist bis zu 20cm lang und rinnig. Die einzelnen Fiederblätter sind länglich verkehrt- eiförmig, zwischen 5-7 in der Anzahl, 10-20cm lang und ca. 10cm breit, vorn zugespitzt und mit doppelt gesägtem Blattrand.

Die Rinde ist bei jungen Bäumen hellbraun bis braun und glatt, später wird sie manchmal etwas rötlich und ältere Bäume haben eine graubraune, gefelderte Borke, dessen grobrissige Platten sich aufbiegen und in Schuppen abblättern.

Die Gewöhnliche Rosskastanie kann ein Alter von bis zu 300 Jahren erreichen.

[Bearbeiten] Vorkommen

Die Gewöhnliche Rosskastanie hat ihre ursprünglichen Vorkommen in den Mittelgebirgen Griechenlands, Albaniens und Mazedoniens. Vor der Eiszeit war sie allerdings auch in unseren Breiten beheimatet, zog sich aber während der Eiszeit völlig auf die Balkanhalbinsel zurück. Seit dem 16. Jahrhundert wurde sie in Mitteleuropa kultiviert. 1576 ließ der kaiserliche Direktor der botanischen Gärten in Wien, Carolus Clusius, die ersten Bäume pflanzen. Mittlerweile konnte sie sich stellenweise einbürgern. Die Rosskastanie zählt daher zu den Neophyten, die sich durch den Menschen einen neuen Lebensraum erschloss (sogenannte Hemerochorie).

Die Osmanen verbreiteten sie während ihrer Feldzüge quer durch Europa, denn sie führten Kastanien als Pferdefutter mit. Ende des 17. Jahrhunderts hatte die Gewöhnliche Rosskastanie ihre heutige Verbreitung in ganz Europa bis nach Skandinavien erreicht. Mittlerweile ist sie auch in Höhenlagen von über 1.000 m anzutreffen. Auch heute noch werden die Kastanien an Schalenwild verfüttert.

Die Gewöhnliche Rosskastanie zählt heute in Mitteleuropa zu den beliebtesten Allee- und Parkbäumen.

Weiße Rosskastanien gehören fest zu bayerischen Biergärten. Das hat auch einen historischen Hintergrund. Rosskastanien sind Flachwurzler und man pflanzte sie deshalb über die Bierkeller, die man zum Reifen und Kühlen des Bieres angelegt hat, die Rosskastanien haben durch mehr Feuchtigkeit und den Schatten für kühlere Bierkeller gesorgt.

[Bearbeiten] Namensgebung und Naturheilkunde

Ihren deutschen Namen erhielt die Rosskastanie, weil mit ihren Extrakten anfangs Pferde gegen Husten und Würmer behandelt wurden. Die Baumart enthält eine große Zahl an verwertbaren Substanzen, die aus Rinde, Blättern, Blüten und Früchten gewonnen werden. Eingesetzt werden sie vor allem in der Medizin aufgrund ihrer entzündungshemmenden und abschwellenden Wirkung. Roßkastanienpräparate beispielsweise in Salbenform werden oft bei Venenleiden zur Förderung der Durchblutung eingesetzt. Weiterhin werden Bestandteile auch für Farben und Kosmetikprodukte verwandt.

[Bearbeiten] Baum des Jahres 2005

Das Kuratorium ernannte die Gewöhnliche Rosskastanie am 11. November 2004 zum Baum des Jahres 2005. Ein wichtiger Grund für diese Entscheidung ist die Gefährdung der Baumart durch die Rosskastanienminiermotte, deren Larven sich ausschließlich von Nährstoffen der Blätter der Gewöhnlichen Rosskastanie ernähren. Die befallenen Bäume färben ihre Blätter schon im Spätsommer braun und verlieren diese auch vorzeitig. Der Baum wird durch den Befall geschwächt und ist dadurch anfällig gegen Krankheiten wie Pilzbefall. Durch eine erhöhte Aufmerksamkeit dieses Problemes erhofft man sich schnellere Forschungserfolge für die Rettung der Bäume. Bislang gibt es nur ein breit anwendbares Mittel, die Miniermotte einzudämmen, in dem das Laub, in dem die Puppen überwintern, im Herbst eingesammelt und verbrannt wird. Besonders wertvolle Bäume können durch aufwändige Injektionen eines Insektengiftes einige Jahre vor dem Befall geschützt werden.

[Bearbeiten] Literatur

  • Olaf Schmidt et al.: Beiträge zur Rosskastanie. Herausgegeben von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LFW). Bayerische Staatsforstverwaltung; Zentrum Wald-Forst-Holz, Weihenstephan und Freising 2005

[Bearbeiten] Weblinks

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