Gunter Böhmer
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gunter Böhmer (* 13. April 1911 in Dresden; † 8. Januar 1986 in Lugano, Tessin, Schweiz), war ein deutscher Maler, Zeichner und Buch-Illustrator, der seine Arbeit auch schriftstellerisch begleitete.
Gunter Böhmers Werk zeigt breite stilistische Vielfalt. Obwohl er sich überwiegend dem Zeichnen widmete und Tausende Zeichnungen, Entwürfe und Skizzen, daneben auch eine Reihe von Gemälden, diverse Porträts und unzählige Aquarelle hinterließ, wurde er der Öffentlichkeit vor allem durch seine vielen einfühlsamen Buch-Illustrationen bekannt. Fritz Löffler, langjährig für die Dresdner Kunstsammlungen engagiert, zählt Gunter Böhmer zu den ganz großen Zeichnern des 20. Jahrhunderts wie Otto Dix und Illustratoren wie Josef Hegenbarth.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Gunter Böhmer beginnt nach dem Abitur 1930 zunächst ein Studium der Malerei und Grafik an der Akademie in Dresden, wo er ohne Prüfung aufgenommen wird. Gleichzeitig studiert er Germanistik an der Dresdner Hochschule. Anschließend studiert er von 1931 bis 1933 an der Kunstakademie Berlin bei Emil Orlik und Hans Meid, wo er auch Max Slevogt begegnet, und im Musikerkreis um den Komponisten Justus Hermann Wetzel lebt.
1933 folgt Böhmer einer Einladung Hermann Hesses nach Montagnola (Tessin) und nimmt Wohnung in der Casa Camuzzi, die bis zu seinem Tode sein Hauptwohnsitz bleibt. Hesse macht Böhmer mit dem Verleger Samuel Fischer bekannt, und Böhmer erhält den Auftrag, erste Buch-Illustrationen für den S. Fischer Verlag durchzuführen. In den Jahren 1934 bis 1936 hält sich Böhmer immer wieder in Italien auf, so in Rom, Arezzo, Florenz, Venedig und Verona. Er arbeitet mit Hans Mardersteig von der bekannten Officia Bodoni in Verona zusammen und beteiligt sich 1936 an der Biennale Venedig. 1936 erfolgt auch ein Studienaufenthalt in Paris, wo ihn Paul Cezanne und Pablo Picasso am meisten bewegen. Im selben Jahr reist er nach Rouen zur Vorbereitung der Illustrationen von Gustave Flauberts Roman „Madame Bovary“. 1938 lebt er einige Zeit als Mitarbeiter der Editions Albatros in Paris. 1939 besuchen ihn die Maler Carl Hofer und Louis Moilliet sowie der Kulturhistoriker und Diplomat Wilhelm Hausenstein in Montagnola. Zu seinem Freundeskreis zählen außer Hermann Hesse inzwischen der Schweizer Arzt und Schriftsteller Max Picard, Emmy Ball-Hennings (die Witwe von Hugo Ball) und die bekannte Gobelinweberein Maria Geroe-Tobler. Während des Krieges bleibt Böhmer in der Schweiz.
1945 heiratet er die Gobelinweberin Ursula Bächler aus St. Gallen, eine Tochter des Prähistorikers Emil Bächler. 1949 unternimmt er mit dem Maler Hans Purrmann eine Studienreise nach Ospedaletti (Italien). 1950 trifft er auf Ischia mit dem Maler Werner Gilles zusammen. 1951 erhält er das Bürgerrecht von Montagnola. 1952 besucht er Raoul Dufy in dessen Pariser Atelier Impasse Guelma, und auch 1953 folgt ein weiterer längerer Aufenthalt in Paris. Von 1957 an hält sich Böhmer häufiger in Deutschland auf, wo seine Werke immer öfter ausgestellt werden.
1960 wird Gunter Böhmer an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart berufen und übernimmt die Abteilung für freie Grafik. 1961 erfolgt die Ernennung zum Professor.
[Bearbeiten] Ehrungen
Bei seinem Ausscheiden aus der Stuttgarter Kunstakademie 1976 erhält Gunter Böhmer die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. 1980 ist Böhmer Ehrengast der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom. Im selben Jahr erhält er die Hermann-Hesse-Medaille der Stadt Calw und wird zum Ehrenmitglied der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ernannt. 1981 verleiht ihm der deutsche Bundespräsident den „Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 1. Klasse“. 1982 erhält Böhmer von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden die Semper-Medaille.
[Bearbeiten] Werke
Gunter Böhmers Werk gliedert sich in
- Freie Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder: „... meine gesamte Arbeit hat ja einen biografischen Charakter.“ (Gunter Böhmer)
- Buchgrafik (Illustrationen): Böhmer hat rund 150 Bücher (viele der Weltliteratur) illustriert und für viele Hunderte Publikationen Umschläge und Einbände geschaffen.
- Druckgrafik in unterschiedlichsten Techniken
- Zeichnungsbücher: „Meine Maler-Tage- und Nächtebücher enthalten die Antworten auf Innen- und Außenwelten und entstehen so, wie ich atme; eine organische Notwendigkeit, also kein Wählen und Entschließen - ein Lebenstrieb.“ (Gunter Böhmer)
- Schriftliche Werke, teils als eigenständige Bücher, teils als Beiträge zu Aufsatzsammlungen u. a.
Detaillierte Angaben sind unter den „Links“ zu erhalten.
[Bearbeiten] Stiftungen und Schenkungen
Gunter Böhmer hat eine Reihe von Stiftungen gemacht und größere Schenkungen seiner Werke an Museen und andere Institutionen gegeben. U. a. sind dies
- Hermann-Hesse-Museum Calw
- Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
- Deutsches Literaturarchiv (Schiller Nationalmuseum) Marbach
- Staatliche Kunstsammlungen Dresden
- Städtische Galerie Albstadt
[Bearbeiten] Nachlass
Der Nachlass von Gunter Böhmer befindet sich im Gunter-Böhmer-Archiv Calw und in der Fondazione Ursula & Gunter Böhmer, Gentilino (Tessin, Schweiz).
[Bearbeiten] Literatur
- Gunter Böhmer: „Ein Sommer in Paris“, Aldus Manutius Verlag, Zürich und Stuttgart, 1959
- Gunter Böhmer: „Schriftliches“, Vereinigung Oltner Bücherfreunde, Olten, 1961
- Gunter Böhmer, Hermann Hesse: „Dokumente einer Freundschaft“, Calw, 1987 ISBN 3-926802-00-6
- Wolfgang Kermer: „Erinnerungen an Gunter Böhmer“ - Zum 10. Todestag des Akademielehrers am 8. Januar 1996, Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart - Werkstatt Reihe (2) 1996
- Peter Mieg und Hans A. Halbey: „Gunter Böhmer“, Tschudy-Verlag, St. Gallen, 1963
- Juergen Seuss und Ansgar Walk (Herausgeber): „Salute, GB! - Das Wagnis des Unbequemen“ - Erinnerungen an Gunter Böhmer (1911-1986), BrennGlas Verlag, Assenheim, 1986 ISBN 3-924243-18-2
- Ansgar Walk: „Gunter Böhmer, Mit den Augen eines Freundes und Sammlers gesehen“, Pendragon Verlag Bielefeld, 1998 ISBN 3-929096-67-6
- Hans Walter: „Gunter Böhmer als Illustrator“, Stultifera Navis (Mitteilungsblatt der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft), 1946
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Gunter Böhmer – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Gunter-Böhmer-Stiftung Calw
- Fondazione Ursula & Gunter Böhmer Gentilino
- Peter Mieg und Gunter Böhmer
- Galerie der Stadt Calw und ihre Künstler
Personendaten | |
---|---|
NAME | Böhmer, Gunter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler und Illustrator |
GEBURTSDATUM | 13. April 1911 |
GEBURTSORT | Dresden |
STERBEDATUM | 9. Januar 1986 |
STERBEORT | Lugano, begraben in Gentilino, Tessin (Schweiz) |