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Haus Rissen

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Haus Rissen Hamburg – Internationales Institut für Politik und Wirtschaft ist ein Bildungs- und Forschungsinstitut im Hamburger Stadtteil Rissen. Gegründet 1954 ist Haus Rissen ein durch die Bundeszentrale für politische Bildung anerkannter Träger der Politischen Bildung in Deutschland. Haus Rissen ist Mitglied im Arbeitskreis Deutscher Bildungsstätten und bei Weiterbildung Hamburg

Haus Rissen ist zudem Sitz mehrerer weiterer Einrichtungen: Carl-Gustav-Carus-Akademie, Förderverein Berliner Schloß, Hanse-Parlament und Verband für die Sicherheit in der Wirtschaft Norddeutschlands.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Aufgaben des Instituts

  • Verständnis und Interesse für außen- und innenpolitische, wirtschaftliche und technologische, sozial- und bildungspolitische Probleme der Gegenwart und Zukunft unter allen Berufen, insbesondere unter dem Nachwuchs, zu wecken.
  • Die aus wissenschaftlicher Erarbeitung und praktischer Erfahrung gewonnenen Erkenntnisse für die Entwicklung, Stärkung und Pflege des Gemeinschaftslebens einzusetzen.
  • Diese Erkenntnisse in einem eigenen Tagungszentrum durch Studiengänge, Seminare, Arbeitskreise und Expertengruppen zu vertiefen und weiterzugeben sowie durch eigene Veröffentlichungen zu verbreiten.

Seinen Aufgaben kommt Haus Rissen zunächst durch ein umfangreiches Seminarprogramm sowie durch Studienfahrten nach Berlin, Brüssel und europäische Hauptstädte nach. Durch die Publikation der Hamburger Ausblicke - Zeitschrift für Politik und Wirtschaft (vormals: Rissener Einblicke – Hamburger Zeitschrift für Politik und Wirtschaft) sowie durch sogenannte Aktuelle Analysen informiert das Haus Rissen zu unterschiedlichen Themen auch ein Lesepublikum. Besondere Kontakte pflegt das Institut zu den mittel- und osteuropäischen Staaten. Schon seit den 1970er Jahren nehmen regelmäßig Teilnehmer aus diesen Staaten an Bildungsveranstaltungen im Haus Rissen teil. Gleiches gilt für in Deutschland stationierte amerikanischen Offiziere.

[Bearbeiten] Finanzierung

Haus Rissen ist weder an parteinahe Stiftungen angebunden noch eine staatliche oder kirchliche Einrichtung und erhält deshalb keine institutionelle Förderung. Zu zwei Dritteln finanziert sich das Haus Rissen aus eigenen Einnahmen. Etwas ein Fünftel stammt aus projektbezogenen Fördermitteln von Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung, der Hamburger Landeszentrale für Politische Bildung oder von Stiftungen. Das fehlende Zehntel stammt aus Spenden.

[Bearbeiten] Geschichte des Hauses und des Instituts

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Hauptgebäude, 2000
Hauptgebäude, 2000

1921 wird das Hauptgebäude als großbürgerlicher Landsitz für den Kaufmann Albert Ernst Vesper durch die Architekten Krenzki und Wille, Hamburg, auf der Fläche eines abgebrannten Vorgängerbaues, errichtet. Noch im selben Jahr kommt es zum Verkauf des Hauses in der Inflationszeit, danach häufig wechselnde Eigentums- und Nutzungsverhältnisse.

Von 1934 - 1945 befindet sich auf dem Gelände die „Gauführerschule“ der Deutschen Arbeitsfront, einer Unterorganisation der Nationalsozialistischen Partei Deutschlands (NSDAP). Sie trägt den Namen „Gau-Betriebsgemeinschaftsschule Carl Heinzelmann“ und wird von Rudolf Habedank geleitet. Die Schule wurde 1934 vom damaligen Gauleiter in Hamburg, Karl Kaufmann (1900 – 1969), eröffnet.

Nach dem Ende des Nationalsozialismus dient das Haus von 1946 - 1954 als Schulungsstätte für Mitarbeiter des Justizvollzugsdienstes der drei westlichen Besatzungszonen mit Unterbringung von Strafgefangenen in dem Untergeschoß des Haupthauses und benachbarten Gebäuden. 1952 – 1954 steht das Gebäude jedoch leer.

[Bearbeiten] Gründungsphase

Im Jahr 1954 wird das 25.000 m² große Gelände Rissener Landstraße 193 durch die „Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialpolitik e.V.“ (heute: „Gesellschaft für Politik und Wirtschaft e. V.“) als Trägerorganisation von Haus Rissen für einen Kaufpreis von DM 110.000,-- erworben. Das Haupthaus wird für Lehrzwecke mit einem Kostenaufwand von ca. DM 150.000,-- umgebaut. Vorheriger Eigentümer war die Freie und Hansestadt Hamburg.

Die heutige „Gesellschaft für Politik und Wirtschaft e. V.“ ist von maßgeblichen Persönlichkeiten aus Kreisen der Politik, Wirtschaft, Industrie und der Universität gegründet worden, um nach den leidvollen Erfahrungen der Weimarer Republik und des Zweiten Weltkrieges einen demokratischen Neuanfang in Deutschland durch politische Bildungsarbeit zu fördern. Wesentliches Anliegen ist bis heute das Engagement und die politische Mitverantwortung des Bürgers in einem demokratischen Gemeinwesen.

Dabei haben sowohl die sogenannte „Akademie-Bewegung“, d. h. die Gründung kirchlicher Akademien nach dem Zweiten Weltkrieg, im besonderen Loccum, als auch das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands Pate gestanden.

Unter Gerhard Merzyn (1918 – 1983) beginnt die politische Bildungsarbeit in Haus Rissen. Leitgedanken aller politischen Bildungsarbeit sind vom Anbeginn bis heute die politische Unabhängigkeit und die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit politischen, sozialen und wirtschaftlichen Fragestellungen.

Dieser „Grundauftrag“ des Hauses ist von Anfang an in den sogenannten „Mitarbeiterseminaren“ (später: „Grundseminare“ genannt), d. h. für die unterschiedlichen hierarchischen Ebenen vom Auszubildenden bis zum Vorstandsmitglied und im Dialog zwischen Betriebsräten und Unternehmensleitungen, vermittelt worden.

Die hauseigene Zeitschrift „Rissener Rundbrief“(seit 2002: „Rissener Einblicke“) mit Beiträgen von wissenschaftlichen Mitarbeitern, dem Hause verbundenen Persönlichkeiten und Arbeitsberichten wird 1956 erstmals herausgegeben. Im selben Jahr beginnen die „Ost-West-Seminare“ in Berlin und die Bonn-Seminare. Vertiefte Kontakte nach Brüssel und Paris durch „Europa-Seminare“. Erste Kontakte zur Bundeswehr. Gründung von Studienkreisen zu unterschiedlichen Themenbereichen und Einführung von „Offenen Abenden“ für ehemalige Seminarteilnehmer. Die Westbindung der Bundesrepublik Deutschland, Stärkung der Demokratie und der Sozialen Marktwirtschaft als Maßstäbe der Bildungsarbeit, darüber hinaus Förderung des Dialoges zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern.

Nach dem Besuch des damaligen indischen Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehru in Hamburg werden anschließend 100 indische Studenten („Nehru-Stipendiaten“) im Haus Rissen betreut. An den Mitarbeiterseminaren nehmen Flüchtlinge aus der DDR teil, das Institut beginnt die Auseinandersetzung mit der deutsch-deutschen Problematik. Darüberhinaus findet eine erste Beschäftigung mit den politischen Entwicklungen in Osteuropa und eine erste Hinwendung zu den Ländern der „Dritten Welt“ statt.

[Bearbeiten] Die sechziger Jahre

1960 nimmt Institutsdirektor Gerhard Merzyn Studien- und Vortragsreisen mit Förderung des Auswärtigen Amtes der Bundesregierung und des Bundespresseamtes in mehrere Kontinente auf. Parallel beginnt ein vom Bundespresseamt unterstützter Besucherdienst mit monatlich etwa 15 – 20 Journalisten aus Entwicklungsländern, Indien, der Vereinigten Arabischen Republik und Lateinamerika, Japan, Hongkong und Äthiopien. In den sechziger Jahren gewinnt die europäische Frage zunehmend an Bedeutung. 1963 wird ein neuer Studienkreis „Europa-Politik“ unter der Leitung von Dr. Hans-Viktor Schierwater gegründet. In die Zeit des zehnjährigen Bestehens von Haus Rissen fällt die intensive Beschäftigung mit der deutschen Frage und der Stellung der DDR innerhalb des Ostblocks. Das Ende der Hallstein-Doktrin und die Folgen für die deutsche Außenpolitik werden Gegenstand von Seminaren, es wird eine Forschungsstelle zur wissenschaftlichen Materialaufbereitung und zur Selbstkontrolle, ebenfalls für alle Publikationen von Haus Rissen, eingerichtet.

1965 finden erstmals Seminare für Offiziere und Unteroffiziere der Streitkräfte aus den Vereinigten Staaten in Deutschland in Kooperation mit der Atlantik-Brücke statt. Seither haben etwa 10.000 Offiziere die Seminare in Haus Rissen besucht.

1966 beginnt die Zusammenarbeit mit dem Zukunftsforscher Herman Kahn und seinen Mitarbeitern (Hudson Institute, New York), in den Bereichen: „Politik und Strategie im Atomzeitalter“, „Entwicklungstendenzen im Verhältnis der Großmächte zueinander“ und den „Aspekten einer deutschen Wiedervereinigung“.

Ab 1968 findet eine kritische Auseinandersetzung mit den politischen Thesen und Forderungen der Neuen Linken statt. Im selben Jahr wird ein Kolloquium über „Denkmodelle zur europäischen Sicherheit“ mit Fachleuten aus Politik, Ministerien, Verwaltung, Bundeswehr, Wissenschaft, Wirtschaft und Publizistik ausgerichtet.

[Bearbeiten] Die siebziger Jahre

Seit den vorangegangenen Jahren zunehmende Gastvorträge ausländischer Wissenschaftler, z. B aus der Sowjetunion und Zusammenarbeit mit Universitäten und Forschungsstätten für den Austausch von Wissenschaftlern. Im Haus Rissen wird eine Studiengruppe „Zukunftsforschung“ eingerichtet. Im September 1970 findet die erste Internationale Ost-West-Konferenz mit Teilnehmer von beiden Seiten des Eisernen Vorhangs statt. Mitte der 70er Jahre gerät die Volksrepublik China zunehmend in den Blickwinkel, es finden ersten Seminare unter dem Motto "Weltmacht China" statt. Zugleich betreut Haus Rissen Studienaufenthalte chinesischer Germanisten in der Bundesrepublik. Die beherrschenden Themen dieser Zeit sind jedoch: „Technische Möglichkeiten zukünftiger Energiebereitstellung“ und „Internationale Politik“ als beherrschende Seminar- und Vortragsthemen.

1978 gründet Eduard Pestel im Haus Rissen die Deutsche Gesellschaft Club of Rome (DGCoR), deren Geschäftsstelle bis 2005 dort angesiedelt war.

[Bearbeiten] Die achtziger Jahre

1982 finden erstmalig Seminare für wissenschaftliche Berater des US-Kongresses in „Haus Rissen“ statt. Der Tod des Institutsdirektors Gerhard Merzyn im Jahr 1983 ist ein herber Verlust. Nach 29 Jahren liegt die Leitung von Haus Rissen erstmals in anderen Händen: Dipl.-Volkswirt Uwe Möller, heute Generalsekretär des Club of Rome, und Dr. Hans-Viktor Schierwater übernehmen gemeinschaftlich die Leitung des Hauses. Unter ihrer Führung gewinnen beschäftigungspolitische Fragen zunehmende Bedeutung, insbesondere die Auswirkung moderner Technologien auf die Arbeitswelt. Im Bereich der Internationalen Politik bleibt die Frage der Sicherheit im damaligen Europa Schwerpunkt.

Auf der 24. Konferenz über „Internationale Politik“ im Jahr 1988 werden Fragen der Weltpolitik, der Entwicklung in der Sowjetunion und in Osteuropa ebenso diskutiert wie die Perspektiven eines zukünftigen geeinten Europas diskutiert.

In der Wendephase 1989/90 finden Seminare mit Vertretern gesellschaftlicher Gruppen (Neues Forum, Studentengruppen, „Runder Tisch“, Kirchenvertreter u. a.) aus der DDR statt. Haus Rissen gründet ein Schwesterinstitut, die „Akademie für Politik, Wirtschaft und Kultur in Mecklenburg-Vorpommern“, das jedoch Schritt für Schritt in die völlige Unabhängigkeit entlassen wird.

[Bearbeiten] Neunziger Jahre und Gegenwart

Die langjährigen Erfahrungen mit Osteuropa nutzt Haus Rissen zur Mithilfe bei der Anbahnung von Kontakten mittelständischer Unternehmen zu den östlichen Nachbarn. 1993 scheidet Hans-Viktor Schierwater aus der Mitleitung des Hauses aus. 1998 übernimmt dann Peter Robejsek die Leitung von Haus Rissen von Uwe Möller. Erste Ansätze zu einer „Denkfabrik“ nach amerikanischem Vorbild mit neuen Tätigkeitsfeldern und Teilnehmerkreisen unter maßgeblicher Beteiligung des wissenschaftlichen Mitarbeiterkreises, zum Beispiel: „Operative Intelligenz“ oder „Edition online“ unter Beibehaltung und Ausbau des Standbeins „Politische Bildung“.

Haus Rissen ist ebenfalls in der Gestaltung des Masters for Peace and Security Studies beteiligt, der seit 2002 durch das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik Hamburg (IFSH) vergeben wird.

Am 29. April 2002 wird durch einen Brand im Parterre des Haupthauses das Hauptgebäude schwer beschädigt. Nach einer vorübergehenden Improvisation kann der Seminarbetrieb jedoch rasch wieder aufgenommen werden und 2004 das 50jährige Jubiläum gefeiert werden.

Im Jahr 2004 zeichnete der Zentralausschuss der Hamburgischen Bürgervereine das Internationale Institut für Politik und Wirtschaft HAUS RISSEN mit dem Portugaleser in Silber für 50 Jahre unabhängige politische Bildung der Hamburger Bürgerinnen und Bürger aus. Der erste Portugaleser wurde 1623 nach portugiesischem Vorbild als "Admiralitäts-Portugaleser" geprägt, um an die Geburtsstunde der Hamburger Admiralität zu erinnern. Noch heute werden Gäste Hamburgs für Verdienste um die Hansestadt mit ihm ausgezeichnet. Der Portugaleser "Bürger Danken" wurde 1986 anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Zentralausschusses der Bürgervereine geschaffen. Ursprünglich war der "Portuguez" eine Portugiesische Goldmünze aus fast reinem Gold im Gewicht von 39,9 Gramm. Sie wurde 1499 von Manuel I. (1495-1521) eingeführt. Geflüchtete portugiesische Juden brachten die großen Goldstücke nach Hamburg, wo sie große Faszination auslösten, so dass die Kämmerei der Stadt bald ähnlich große goldene Gedenkmünzen prägen ließ.


[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Literatur

  • Jürgen Hagenmeyer: 50 Jahre Haus Rissen. Politische Bildung in Hamburg 1954-2004. Hamburg, Oktober 2004, editiononline.de, ISBN 3-9809508-4-0
  • Jürgen Hagenmeyer: „Gerhard Merzyn“. In: Hamburgische Biografie, Personenlexikon, 2. Band, Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke [Hg.], Hamburg 2003, Seite 282–284
  • Jubiläumsanmerkungen. 50 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Kultur gratulieren Haus Rissen zum 50. Geburtstag. Realisation: Britta Hentrich Herausgeber: Haus Rissen – Internationales Institut für Politik und Wirtschaft. Hamburg, Oktober 2004, editiononline.de, ISBN 3-9809508-5-9
  • Uwe Möller: 50 Jahre Haus Rissen 1954-2004. Orientierung für den Staatsbürger. Ein Werkstattbericht. Hamburg, Oktober 2004, Verlag Michael Weidmann, ISBN 3-935100-13-2

Koordinaten: 53° 34' 35" N, 9° 46' 22" O

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