Homosexualität in den Vereinigten Staaten
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Homosexualität in den Vereinigten Staaten wird gegenwärtig in der Gesellschaft kontrovers diskutiert und war in den vergangenen Jahren ein Wahlkampfthema in den Parlamentswahlen und auf Bundesstaatsebene in den Vereinigten Staaten.
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[Bearbeiten] Legalität
In den Vereinigten Staaten sind strafrechtliche Verbote homosexueller Handlungen nicht mit der gegenwärtigen Auslegung der US-Verfassung vereinbar. Bis in das 21. Jahrhundert waren in vielen amerikanischen Bundesstaaten homosexuelle Handlungen bzw. sexuelle Praktiken, die unter Homosexuellen besonders verbreitet sind, unter zum Teil hohe Freiheitsstrafen und Geldbußen gestellt. Am längsten bestanden Verbote gleichgeschlechtlicher Handlungen in Kansas, Oklahoma, Missouri und Texas. Durch eine Entscheidung des US Supreme Courts (Lawrence v. Texas) wurden im Jahre 2003 diese Gesetze außer Kraft gesetzt. Gleichzeitig fielen in Alabama, Florida, Idaho, Louisiana, Mississippi, North Carolina, South Carolina, Utah und Virginia Gesetze, die Oralverkehr und Analverkehr auch für Heterosexuelle unter Strafe stellten, ebenso weg.
Einige Staaten haben im Zuge allgemeiner Strafrechtsreformen durch die Länderparlamente den Verbot gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen aufgehoben, so z.B. Illinois, als erster Bundesstaat, 1962. In anderen haben bundesstaatliche Gerichte die Gesetzgebung für unvereinbar mit den jeweiligen Staatsverfassungen erklärt. Am Anfang der 1990er Jahren bestanden jedoch immer noch in etwa der Hälfte aller Bundesstaaten Verbote gegen gleichgeschlechtliche Sexualpraktiken. Selbst nach der Lawrence v. Texas Entscheidung, die das Gesetz ausser Kraft setzte, lehnte das Parlament von Utah im März 2007 die Streichung seines Gesetzes, das außerehelichen Sex zu einer Straftat erklärte, ab. Der Antrag des offen schwulen Senator Scott McCoy (Demokraten) auf Streichung wurde im Plenum zur Behandlung nicht angenommen.[1]
[Bearbeiten] Antidiskriminierungsgesetze
Antidiskriminierungsgesetze bestehen nur teilweise auf kommunaler bzw. bundesstaatlicher Ebene. In den Streitkräften wird mit der sogenannten Don't Ask, Don't Tell-Politik (deutsch: Nicht fragen, nicht mitteilen) Homosexualität bewusst zur Verschwiegenheit gezwungen; diese Auflagen gelten auch nicht für heterosexuelle Mitglieder der Streitkräfte. Gegenwärtig liegt ein Gesetzentwurf im Kongress vor, der die Regelung Don't Ask, Don't Tell aufheben soll.[2]
[Bearbeiten] Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften/Ehen
In einigen Bundesstaaten erfolgten in den letzten Jahren staatlicherseits die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paaren. Dies sind die Bundesstaaten Vermont, Kalifornien, Connecticut und New Jersey, in denen Lebenspartnerschaften (Civil Unions) eingeführt wurden. Im Bundesstaat Massachusetts wurde die Ehe geöffnet; nur in diesem Bundesstaat dürfen homosexuelle Paare bisher heiraten.
Allerdings werden im sogenannten „Defense of Marriage Act“ homosexuelle Beziehungen in einer Reihe anderer Bundesstaaten stark benachteiligt gegenüber den Möglichkeiten, die Partnern in einer heterosexuellen Beziehung offen stehen.
Der Justizminister von Rhode Island, Patrick Lynch, kündigt im Februar 2007 an, der Bundesstaat werde Ehen von Homo-Partnern anerkennen. Er begründete die Entscheidung damit, dass die Regionalverfassung Diskriminierung aufgrund der sexuellen Ausrichtung verbiete.
In New Jersey haben ab dem 22. Februar 2007 schwule und lesbische Paare die gleichen Rechte und Pflichten wie heterosexuelle Ehepartner, inklusive des vollen Adoptionsrechts – mit „Civil Union“ unterscheidet sich die Homo-Ehe nur im Namen.
[Bearbeiten] Adoption
Zu den Bundesstaaten, in denen gleichgeschlechtliche Paare legal Kinder adoptieren können, zählen Vermont, Massachusetts, New Hampshire[3], New York, New Jersey, Ohio, Wisconsin, New Mexico, Kalifornien und Washington. Ausdrücklich verboten ist gleichgeschlechtlichen Paaren eine Adoption in Florida, Mississippi, Oklahoma, Colorado und Utah.
[Bearbeiten] Gesellschaftliche Situation
[Bearbeiten] Sprachgebrauch
Die ursprünglich abwertenden Ausdrücke gay und queer (deutsch: schwul, homosexuell, auch: lesbisch) haben im amerikanischen Sprachgebrauch heute weithin eine ähnlich hochsprachliche und wertfreie Qualität bekommen wie der Ausdruck schwul im Deutschen. Stark verbreitet ist in den USA jedoch auch die Bezeichnung LGBT (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender).[4]
[Bearbeiten] Homosexualität und Religion
Da Religion im Leben der meisten Amerikaner eine weitaus größere Rolle spielt, als dies bei den meisten Europäern der Fall ist – nur 2 Prozent der Amerikaner bezeichnen sich als Atheisten oder Agnostiker –, ist die Vereinbarkeit von Homosexualität und Glauben in den USA ein besonders brisantes Thema. Die christlichen Kirchen nehmen zur Homosexualität ganz unterschiedliche Positionen ein. Während die Zeugen Jehovas, die Reformierte Kirche, viele Baptisten- und Mormonengemeinden Homosexuelle nicht einmal als Mitglieder zulassen, lassen andere Kirchen, wie z. B. die Metropolitan Community Church und die Unitarier, nicht nur homosexuelle Priester zu, sondern nehmen sogar gleichgeschlechtliche Trauungen vor. Ähnlich weit ist das Spektrum der Auffassungen auch in den verschiedenen Ausrichtungen des amerikanischen Judentums.[5]
[Bearbeiten] Bekennende Homosexuelle in politischen Ämtern
Da die Republikanische Partei sich sexuellen Minderheiten grundsätzlich zögerlicher öffnet als die Demokratische Partei, sind bekennende schwule und lesbische Politiker eher auf der liberalen bzw. linken Seite des politischen Spektrums zu finden, darunter etwa Barney Frank, der seit 1981 dem US-Repräsentantenhaus angehört und dessen Coming Out im Jahre 1987 stattfand. Steve Stanton, der seit 1993 City Manager von Largo, Florida war, machte seine Transsexualität im Februar 2007 publik und wurde am 23. März entlassen.[6]
Laut einer im Februar 2007 veröffentlichten Gallup-Untersuchung wären 55 % der Befragten bereit, einen qualifizierten Präsidentschaftskandidaten auch dann zu wählen, wenn dieser homosexuell sei.[7]
[Bearbeiten] Zentren der homosexuellen Kultur
Der Stadtteil The Castro in San Francisco, auch bekannt unter dem Namen Eureka Valley, weist in Amerika die größte Konzentration Homosexueller auf. Viele Schwule leben auch im Stadtteil South of Market (SoMa), in dem nördlich von San Francisco gelegenen Ort Guerneville und in The Alameda, einem Stadtteil von San José.
Ein international bekanntes Symbol des Gay Pride ist Christopher Street im New Yorker Stadtteil Greenwich Village. Der New Yorker Stadtteil mit der höchsten homosexuellen Bewohneranteil ist hingegen Chelsea.
Weitere Gay Villages liegen in den Städten:
- Boston, Massachusetts (Stadtteile Jamaica Plain, South End)
- Provincetown, Massachusetts
- Northampton, Massachusetts
- Syracuse, New York (Hawley-Green Historic District)
- New Hope, Pennsylvania
- Philadelphia, Pennsylvania (Washington Square West)
- Rehoboth Beach, Delaware
- Baltimore, Maryland (Mount Vernon)
- Washington, D. C. (Dupont Circle, Logan Circle)
- Columbus, Ohio (Clintonville, German Village, The Short North, Victorian Village)
- Chicago, Illinois (Lakeview)
- Memphis, Tennessee (Midtown)
- Atlanta, Georgia (Midtown)
- Wilton Manors, Florida
- Miami Beach, Florida (South Beach)
- Key West, Florida
- Shreveport, Louisiana (Cotton Street)
- Houston, Texas (Neartown)
- Dallas, Texas (Bishop Art District, Oak Town)
- Oklahoma City, Oklahoma (NW 39th Street Enclave)
- Denver, Colorado (Capitol Hill)
- Seattle, Washington (Capitol Hill)
- Portland, Oregon (Burnside Triangle)
- Los Angeles, Kalifornien (Silver Lake, West Hollywood)
- Long Beach (bei Los Angeles)
- San Diego, Kalifornien (Hillcrest)
- Fire Island, (New York)
- Palm Springs, Kalifornien
- Saugatuck/Douglas, Michigan
[Bearbeiten] Siehe auch
- Chronologie der Sodomiegesetze in den Vereinigten Staaten
- Gesetze zur Homosexualität
- Gleichstellung (Homosexuelle)
- Liste von Gay Prides#Nordamerika
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Utah: Homo-Sex offiziell illegal
- ↑ Kongress berät über Militär-Homoverbot
- ↑ queer:New Hampshire: Parlament pro Adoption
- ↑ en:LGBT
- ↑ en: List of Christian denominational positions on homosexuality; en:Religion and homosexuality
- ↑ en:Steve Stanton
- ↑ Gallup: Americans Say They Will Vote for a Black or Woman -- But a Mormon? A 72-Year-Old?; zum Vergleich: einen farbigen Kandidaten würden wählen: 94 %, einen jüdischen Kandidaten: 92 %, eine Frau: 88 %, einen Hispanier: 87 %, einen Mormonen: 72 %, einen dreimal Verheirateten: 67 %, einen 72-jährigen: 57 %, einen Atheisten: 45 %.
[Bearbeiten] Weblinks (englischsprachig)
- Gay Straight Alliance Network International (International)
- Gay & Lesbian Victory Fund and Leadership Institute (USA)
- Gay Marriages: Equality For All Americans (USA)
- GLAAD – Gay & Lesbian Alliance Against Defamation (USA)
- glsen.org Gay, Lesbian and Straight Education Network (USA)
- Gay Rights Watch (USA)
- Human Rights Campaign (USA)
- National Gay and Lesbian Task Force (USA)
- Parents, Families & Friends of Lesbians & Gays (USA)
- LGBT Political Investment Caucus (USA)
- Culture Battles Daily news.
- The Gay, Lesbian, Bisexual, Transgender Historical Society