Istituto per le Opere di Religione
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Hauptsitz | Vatikanstadt, Vatikan |
Gegründet | 24. Januar 1944 |
Präsident | Angelo Caloia |
Zentralbank für | Vatikan |
Währung | |
-ISO 4217 Code | EUR |
Webseite | |
Vorgänger |
Amministrazione delle Opere di Religione (Verwaltung der Religiösen Werke) |
Liste der Zentralbanken |
Das Istituto per le Opere di Religione (IOR) (deutsch Institut für die religiösen Werke), besser bekannt als Vatikanbank, ist eine Bank im Besitz des Vatikans. Es ist jedoch nicht die Staatsbank des Vatikans.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Mit päpstlicher Konstitution vom 11. Februar 1887 ordnete Papst Leo XIII. die Bildung der Amministrazione delle Opere di Religione, also der Verwaltung der Religiösen Werke an. Es war eine Reaktion auf die Zerschlagung des Kirchenstaates 1870. Die AOR war zunächst nicht mehr als eine Art Sammel- und Verwaltungsstelle für das päpstliche Restvermögen und die Ausgleichszahlungen, die die junge italienische Monarchie dem Heiligen Stuhl für den Verlust des Staatsterritoriums des Kirchenstaates gewährt hatte. Überdies erhielt der Papst vom italienischen Staat bis zur Unterzeichnung der Lateranverträge 1929 eine jährliche Apanage, die für die damalige Zeit ein Vermögen darstellte. Das alles wollte Leo XIII. zentral verwaltet wissen. Die AOR war aber keine Bank und trat auch nicht als eine solche in Erscheinung. Bis 1942 wussten überdies nur wenige Eingeweihte überhaupt von der Existenz dieser Verwaltung, die direkt dem Papst unterstellt war.
Papst Pius XII. benannte am 27. Juli 1942 die AOR in IOR um und machte das Institut am 24. Januar 1944 schließlich zu einer echten, eigenständigen Bank. Der Begriff Vatikanbank wurde aber erst sehr viel später gebräuchlich, denn auch von der Existenz des IOR wussten zunächst nur Eingeweihte. Hintergrund für Pius' Entscheidung waren die für die damalige Zeit enormen Geldleistungen des italienischen Staates, die im Zusammenhang mit den Lateranverträgen gezahlt wurden. Dazu hatte Mussolini eigens die noch heute existierende Staatsholding IRI gegründet. Pius XII., der wegen seines langen Aufenthaltes als Nuntius in Deutschland nicht nur den Spitznamen „deutscher Papst“ erhielt, sondern auch in seinem Verhalten als typisch deutsch, also vor allem ordnungsliebend galt, wollte dieses Vermögen dementsprechend ordentlich angelegt wissen und betrachtete es als eine Art Notgroschen. Der erste Direktor des IOR, Bernardino Nogara, entpuppte sich als Finanzgenie und vermehrte das Ursprungsvermögen des IOR beträchtlich. Allerdings brachten seine Anlageentscheidungen spätere Päpste in einige Erklärungsnöte. So waren Firmen, die sich im Besitz des IOR befanden, an der Aufrüstung Italiens für den Äthiopienfeldzug beteiligt. Besonders peinlich war es für den erklärten Gegner der Anti-Baby-Pille, Papst Paul VI., als bekannt wurde, dass der Vatikan Eigentümer des größten italienischen Herstellers für Anti-Baby-Pillen war. Zudem entwickelte sich der Goldschatz des IOR mit den Jahren zu einem regelrechten unproduktiven Klotz am Bein des Vatikans.
Pius XII. installierte seine Neffen Giulio, Carlo und Marcantonio Pacelli als so genannte „uomini di fiducia“, als „Männer des Vertrauens“ im IOR, was nichts anderes bedeutete als die Einsetzung von Treuhändern. Von ihrem mächtigen Onkel zu Fürsten, den „Prinicipi Pacelli“ gemacht, nahmen die drei Prinzen in diversen Aufsichtsgremien von Unternehmen die Interessen des IOR, und somit auch des Papstes, wahr.
[Bearbeiten] Der Banco-Ambrosiano-Skandal
Ende der 1970er Jahre wurde erstmals bekannt, dass die Bank in undurchsichtige Geschäfte verwickelt war und in mehr als einem Fall über sie Drogengeld gewaschen wurde. Zu einem Skandal weitete sich die Angelegenheit aber erst Anfang der 1980er Jahre aus, als der Banco Ambrosiano, eines der damals bedeutendsten italienischen Bankhäuser, ins Schlingern geriet. Dessen Chef, Roberto Calvi, wurde am 17. Juni 1982 erhängt unterhalb der Blackfriars Bridge in London gefunden. Offiziell war von Selbstmord die Rede, mit dem Calvi angeblich der Schande über den Bankrott seiner Bank entfliehen wollte, immerhin klaffte ein rund 1,3 Milliarden US-Dollar großes Loch in den Bilanzen der Banco Ambrosiano, das Ergebnis dubioser Kredite an Briefkastenfirmen unter anderem in Panama.
Im Juli 2003 erklärte die italienische Staatsanwaltschaft in Rom, dass Roberto Calvi ermordet wurde. Am 18. April 2005 wurde Anklage wegen Mordes an Calvi gegen seinen Ex-Geschäftspartner, Flavio Carboni, dessen Ex-Freundin Manuela Kleinzig, und gegen zwei mutmaßliche Mafiosi, Pippo Calo und Ernesto Diotallevi erhoben. Die Staatsanwaltschaft bezeichnet Calo als den Auftraggeber für den Mord. Am 6. Oktober 2005 begann in Rom der Prozess. Inzwischen war die Anklage auch auf den ehemaligen Fahrer und Leibwächter Calvis, Silvano Vittor ausgeweitet worden.
Die Selbstmordtheorie war von Anfang an unglaubwürdig. Demnach sollte Calvi, ein alter, kleiner, untersetzter Mann von 120 Kilo Körpergewicht am 17. Juni 1982 abends im Stockdunklen über eine schmale, glitschige Leiter die Blackfriars Bridge hinab gestiegen, sodann über einen schmalen Gang entlang balanciert und ein hohes Gerüst hinabgeklettert sein. Am Ende hätte er sich, knapp über dem Wasserspiegel der Themse, einen Strick um den Hals legen müssen, den er zuvor am Gerüst hätte befestigen müssen, um sich dann ins Wasser gleiten zu lassen, und das alles mit schweren Steinen in den Taschen, die man in seinem Anzug fand, neben einer Menge Banknoten.
Die italienische Justiz geht inzwischen davon aus, dass Calvi regelrecht zur Schau gestellt wurde, als Warnung für Nachahmer. Als Hintergrund wird der Versuch Calvis gesehen, das IOR, vor allem aber den Papst zu erpressen. Calvi hatte an Papst Johannes Paul II. ein Schreiben gerichtet. 10 Tage später war Calvi tot. Das IOR sollte seine Bank retten, als Dank für seine langjährigen treuen Dienste für den Heiligen Stuhl. Calvi hatte viele krumme Geschäfte für das IOR abgewickelt. Insbesondere war der Banco Ambrosiano in Finanzspekulationen des IOR verwickelt. Vor allem aber lief über den Banco Ambrosiano die geheime Finanzierung der Solidarność-Bewegung in Polen. Es wird vermutet, dass Calvi zum Schweigen gebracht wurde, damit er unter anderem eben gerade diese Tatsache nicht ausplauderte.
[Bearbeiten] Paul Marcinkus
Eng mit diesem Skandal verknüpft ist der Name des damaligen Leiters des IOR, Erzbischof Paul Casimir Marcinkus. Diesem wurden nicht nur Verbindungen zur Unterwelt in seiner Heimatstadt, sondern auch zur italienischen Mafia nachgesagt. Marcinkus hatte keinerlei wirtschaftswissenschaftliche oder banktechnische Vor- oder Ausbildung, verfügte aber über ein brillantes Organisationstalent und großes Durchsetzungsvermögen. Innerhalb der römischen Kurie galt Marcinkus als brutal, rücksichtslos, undurchsichtig und gefährlich. Er verbreitete ein Klima der Angst um sich und das IOR.
Der Zusammenbruch der Banco Ambrosiano und die Ermittlungen rund um diesen Bankrott, den Tod Roberto Calvis und Johannes Pauls I. entwickelten sich zu einer wirklichen Bedrohung nicht nur für das IOR, sondern für die Reputation des Vatikans schlechthin. Papst Johannes Paul II. gab Marcinkus alle Vollmachten, das IOR aus den Schlagzeilen zu bringen. In einer spektakulären Transaktion überwies das IOR eine dreistellige Millionensumme an Gläubiger der Banco Ambrosiano, waren es doch so genannte „Patronatsbriefe“ des IOR, von Paul Marcinkus unterzeichnet, die zur Zahlungsunfähigkeit der Banco Ambrosiano geführt hatten.
Für viele Beobachter unverständlich wurde Marcinkus jedoch nicht aus seinem Amt entfernt. Erst als 1987 Ermittlungen der italienischen Justiz so drängend wurden, dass die Verhaftung von Marcinkus durch die italienische Justiz bevorstand, wurde Marcinkus vom Posten des IOR-Präsidenten entbunden. In der Gunst von Johannes Paul II. fiel der gerissene Finanzjongleur damit jedoch nicht. Marcinkus wurde stattdessen Pro-Präsident der so genannten Kardinalskommission, die für die Verwaltung des Staates der Vatikanstadt zuständig ist, nicht zu verwechseln mit dem Heiligen Stuhl. Johannes Paul II. ordnete schließlich im März 1989 das IOR völlig neu. Unter anderem wurde ein Aufsichtsrat installiert. Am 1. März 1990 wurde die „Ära Marcinkus“ im IOR dann schließlich mit der Ernennung von Giovanni Bodio, ehemaliger Generaldirektor des „Mediocredito Lombardo“, zum neuen Direktor des IOR endgültig beendet. In den definitiven Ruhestand ging Paul Marcinkus übrigens erst am 30. Oktober 1990. Er kehrte in seine Heimatstadt Chicago zurück, vor dem Zugriff der italienischen Behörden auch weiterhin durch die diplomatische Immunität geschützt, die ihm der Status als Bürger des Staates der Vatikanstadt bis zu seinem Tode 2006 gewährte.
[Bearbeiten] Konsequenzen
Johannes Paul II. richtete zugleich einen Wächterrat von fünf Kardinälen ein, die so genannte Commissione Cardinalizia di vigilanza. Dieses Gremium soll darüber wachen, dass das IOR sich nicht mehr in dunkle Geschäfte verwickeln lässt oder diese selber initiiert. Mitglieder dieser Kommission sind derzeit (Stand 9. Juni 2005) die Kardinäle Angelo Sodano, Rosalio José Castillo Lara, Eduardo Martínez Somalo, Adam Joseph Maida sowie Carlo Furno.
Das IOR arbeitet heute mit eigenem Vermögen und auf eigene Rechnung im Auftrag des jeweiligen Papstes, der, juristisch gesehen, Alleineigentümer des IOR ist. Bis heute legt das IOR seine Bilanzen nicht offen. Insbesondere ist das IOR nicht Teil der APSA, der Amministrazione del Patrimonio della Sede Apostolica, der Verwaltung für das Patrimonium des Heiligen Stuhl. Diese Institution verwaltet heute das Restvermögen aus jenen Geldern, die infolge der Lateranverträge in die päpstlichen Kassen flossen. Vermögensrechtlich hat das IOR also nichts mehr mit den so genannten Laterangeldern zu tun.
Das IOR fungiert heute vielmehr als eine Art Girozentrale für die römisch-katholische Weltkirche. Alle Diözesen der Welt, Orden, Stiftungen und andere katholische Einrichtungen unterhalten ein Konto beim IOR. Mit einem IOR-Konto kann man sein Geld dem Fiskus entziehen, weil es als päpstliche Privatbank in den allermeisten Staaten der Erde Immunität genießt. Viele Exilkubaner schicken via IOR-Account US-Dollars an ihre Verwandten auf der Zuckerrohrinsel.
Der Aufsichtsratschef des IOR, Angelo Caiola bestätigte dies indirekt in einem Interview mit der „Fortune Italia“, Ende November 1989. Caiola erklärte damals, sein Institut biete „eine Art Bankservice“ für in Rom ansässige Zentralen verschiedener Orden an. Insbesondere aber unterstrich Caiola in dem Interview, dass das IOR keine Einrichtung der Römischen Kurie sei, dass es sich beim Vermögen des IOR also nicht um Vermögen des Vatikans handele. Caiola bezifferte das Vermögen des IOR zum damaligen Zeitpunkt auf 7 Milliarden DM, das vor allem in ausländischen Wertpapieren angelegt worden sei. Unter anderem nannte Caiola als wichtiges Vermögen des IOR Anteile an 5 Bankhäusern, ohne diese aber zu benennen.
Kardinal Castillo Lara bezifferte 1994 die Einlagen des IOR mit 7 Billionen Lire, was damals rund 4 Milliarden US-Dollar entsprach. Die Nettoeinnahmen betrugen laut Lara im gleichen Jahr rund 70 Milliarden Lire, also rund 40 Millionen US-Dollar.
Die Goldreserven des IOR, von Bernardino Nogara in den 1930er Jahren aufgebaut, bestanden laut Angaben der Präfektur für die Ökonomischen Angelegenheiten des Heiligen Stuhl im Januar 1992 aus 235.765 Feinunzen im damaligen Gegenwert von rund 83 Millionen US-Dollar. Ende 1992 waren es nur noch 139.302 Feinunzen und Ende 1993 hatte das IOR nur noch 47.772 Feinunzen Gold in seinen Büchern.
[Bearbeiten] Leitung des IOR
(Stand Juni 2005):
[Bearbeiten] Aufsichtsrat
- Prof. Angelo Caloia (Präsident)
- Virgil C. Dechant (Vizepräsident)
- Dr. Theodor E. Pietzcker
- Prof. José Angel Sánchez Asiain
- Dr. Robert Studer
[Bearbeiten] Generaldirektion
- Commendatore Lelio Scaletti (Generaldirektor)
- Dr. Mario Trippanera (Vize-Generaldirektor)
- Dr. Alessandro Lombardi (Assistierender Vize-Generaldirektor)
- Antonio Chiminello (Manager)
[Bearbeiten] Revisoren
- Prof. Avvocato Francesco Benatti
- Dr. Mark Martinelli
- Dr. Rodolfo Molinuevo
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Geschäfte im Namen des Vaters Artikel in Die Zeit