Jusos
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Fahne | Vorsitzender |
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Basisdaten | |
Vorsitzender: | Björn Böhning |
stellvertretende Vorsitzende: |
Cordula Drautz, Claudia Bogedan, Lars Klingbeil, Simone Burger, Lars-Patrick Wenzel, Christian Reinke |
Geschäftsführerin: | Tanja Bergrath |
kooptierte Vorstands- mitglieder: |
Kai Burmeister (IUSY), Tobias Gombert (Verbandsschule), Ralf Höschele (Bildungspolitik), Eva Kittel (Hochschulgruppen) |
Mitglieder: | zirka 71.900 (Dezember 2006) |
Gliederung: | 20 Bezirke |
Anschrift: | Willy-Brandt-Haus 10911 Berlin |
Website: | www.jusos.de |
E-Mail-Adresse: | Kontakt |
Die Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD, Kurzbezeichnung Jusos, ist die Jugendorganisation der SPD.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Inhaltliches Profil
Die Jusos verstehen sich seit ihrer 1969 erfolgten „Linkswende“ nicht mehr nur als Jugendorganisation ihrer Partei, sondern als „sozialistischer Richtungsverband“ innerhalb der SPD, der auch feministische Positionen vertritt. Obwohl sich auch die SPD in ihrer Grundsatzprogrammatik zum Demokratischen Sozialismus bekennt, gibt es seitdem vielfältige Konflikte mit der „Mutterpartei“. Innerverbandlich wurden die Jusos durch heftige Auseinandersetzungen zwischen den sich als „links“ verstehenden Flügeln beherrscht, die erst in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre abflauten.
[Bearbeiten] Struktur
[Bearbeiten] Mitgliedschaft
Jedes SPD-Mitglied unter 35 ist automatisch Juso, sogenannte „geborene“ Mitglieder. Seit 1994 gibt es zusätzlich eine „Juso-Mitgliedschaft“ für Jugendliche und junge Erwachsene unter 35. Im Rahmen eines Modellprojektes kann man innerhalb der Jusos die vollen Mitgliedsrechte wahrnehmen, ohne Mitglied der SPD zu sein. Diese „Nur-Juso“-Mitgliedschaft ist entgeltfrei, es genügt eine schriftliche Beitrittserklärung. Diese „Nur-Juso“-Mitgliedschaft ist auf 2 mal 2 Jahre begrenzt. Ausschlüsse nach 4 Jahren sind jedoch selten.
Anfang 2005 gehörten den Jusos 49.400 SPD-Mitglieder an, das sind acht Prozent der SPD-Mitgliedschaft insgesamt. Hinzu kommen zirka 20.000 Juso-Mitglieder, die nicht der SPD angehören. Insgesamt sind es also rund 69.500 Mitglieder.
[Bearbeiten] Aufbau
Die Strukturen der Jusos sind ähnlich denen der SPD. Der Bundesverband ist aufgeteilt in 20 Bezirke, die zumeist den Bundesländern entsprechen und dort die Bezeichnung „Landesverband“ tragen. Nur in Hessen und Niedersachsen gibt es Bezirke auf regionaler Ebene, so dass der dortige Landesverband eine recht untergeordnete Rolle spielt, da er allein für landespolititische Fragen zuständig ist. Unterhalb der Bezirke gibt es auf der Ebene der Großstädte und der Kreise die Unterbezirke, die in einigen Regionen „Kreisverband“ heißen. In den Stadtteilen oder den Gemeinden können Arbeitsgemeinschaften als unterste Basisgliederung gebildet werden. An den meisten größeren Hochschulen existieren Juso-Hochschulgruppen und in einer Reihe von Städten gibt es seit 2004 die Jusos Schülergruppen, die auf Landes- und Bundesebene zusammenarbeiten.
Die rechtliche Stellung der Jusos ist im Vergleich zu anderen parteipolitischen Jugendorganisationen, wie der Jungen Union, die als selbständige Vereine organisiert sind, eher schwach. Als Arbeitsgemeinschaft der SPD unterliegen die Jusos der Organisationsgewalt der SPD, was bis hin zur Möglichkeit der Auflösung von Juso-Gliederungen bei einem sachgerechten Grund gehen kann.
Die Jusos sind Mitglied der Sozialistischen Jugendinternationalen IUSY und der Europäischen Jungsozialisten ECOSY.
[Bearbeiten] AGen
Arbeitsgemeinschaften sind die unterste Gliederung der Jusos. Sie sind oft basisdemokratisch organisiert und arbeiten nicht selten an kommunalpolitischen Fragen. Teilweise bestehen, im ganzen Bundesgebiet gleichmäßig, Arbeitsgemeinschaften, die nicht nur kommunalpolitische Schwerpunkte setzen. Oft handelt es sich eher um einen politischen Sammelpunkt für linke SozialdemokratenInnen als um eine „Arbeitsgemeinschaft“ im klassischen Sinne.
[Bearbeiten] Unterbezirke
Wie auch in der SPD sind die Unterbezirke die bedeutendsten Gremien. Normalerweise sind sie weniger basisdemokratisch organisiert. Einmal in Jahr findet eine Unterbezirksdelegiertenkonferenz (UBK) statt, auf welche eine Reihe an Anträgen beschlossen wird. Unterbezirke haben im Regelfall einen Vorstand, welcher die Organisationsarbeit übernimmt. Kontrolliert wird dieser Vorstand von einem AGen-Plenum. Dieses Kontrollgremium setzt sich aus allen Jusos des Verbandes zusammen und tritt jeh nach Region cirka alle drei Monate zusammen.
Die Unterbezirke übernehmen im Regelfall die Betreuung der Regionspolitik.
[Bearbeiten] Bezirke
In Hessen und Niedersachsen gibt es noch Bezirksstrukturen. Alle anderen Bezirke wurden abgeschafft und sind heute zu Landesverbänden fusioniert (die allerdings immernoch den Namen Bezirke tragen), welche sich mit dem jeweiligen Bundesländern decken. In Hessen gibt es zwei Bezirke (Nord und Süd) und in Niedersachsen vier (Braunschweig, Hannover, Nord-Niedersachsen und Weser-Ems). Die Bezirke verfügen über eigene Vorstände und halten einmal im Jahr eine Bezirkskonferenz (BeKo) ab. Ihre politische Aufgabe besteht meist in der Bundespolitik, in der Bündnispolitik auf Bundesverbandsebene sowie der Arbeit mit der SPD.
[Bearbeiten] Landesverbände
In allen Bundesländern gibt es Landesverbände der Jusos. Auch in den Bundesländern in denen es noch Bezirke gibt (Hessen und Niedersachsen). Oberstes Beschlussorgan ist dort die Landeskonferenz (LaKo) bzw. die Landesdelegiertenkonferenz (LDK).
[Bearbeiten] Bundesverband
Der Bundesverband ist das Juso-Organ, welches sich um die Bundespolitik kümmert. Da auch die Bündnispolitik auf den Schultern der Bezirke liegt, ist der Bundesverband, ähnlich wie die Landesverbände in Niedersachsen und Hessen nur für die Politik der Jusos im Bundesgebiet zuständig. Oberste beschlussfassende Versammlung ist der jährliche Bundeskongress (Buko).Zwischen den Bundeskongressen findet der sog. Bundesausschuss statt, der ebenfalls mit Vertretern aller Bzirke bzw. Landesverbände besetzt ist. Der Bundesausschuss wählt sich ein Präsidium.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] 1918-1969
Die Jusos entstanden zwischen 1918 und 1920, als sich Gruppen von 20 bis 25 Jahre alten Sozialdemokraten zusammenfanden. Zahlenmäßig blieben die Jusos, die darüber hinaus auf Grund interner Auseinandersetzungen zwischen einem austromarxistisch geprägten, linken Mehrheitsflügel und der Minderheit des nach rechts tendierenden, nationalistischen Hofgeismarer Kreises zerstritten waren, eher unbedeutend und hatten zwischen 3000 und 5000 Mitgliedern. 1931 löste die SPD im Zuge eines innerparteilichen Streits die Jusos auf, ein Teil der ehemaligen Mitglieder schloss sich im Herbst des selben Jahres der neu gegründeten SAPD an.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden 1946 die Jungsozialisten wiedergegründet. Zunächst stellten ehemalige Frontsoldaten die Mehrheit der Mitglieder. Die Jusos waren in ihren ersten Jahren zunächst loyal der Mutterpartei gegenüber und folgten linientreu der inhaltlichen Ausrichtung der SPD.
[Bearbeiten] Linkswende im Jahr 1969
Im Jahr 1969 vollzog sich die Linkswende der Jusos. Sie beschlossen auf ihrem Bundeskongress in München die Wende von der braven, angepassten Parteijugend hin zu einem linken politischen Verband. Die Jusos verstehen sich seitdem als „sozialistischer Richtungsverband“ innerhalb der SPD, der auf die inhaltliche Ausrichtung der Partei aktiv Einfluss nimmt.
[Bearbeiten] 1969 bis 1989
Seit den siebziger Jahren nutzen die Jusos die traditionelle „Faust mit Rose“ der Sozialistischen Internationale als ihr Logo.
1973 gelang es den links der SPD positionierten Jusos im Rahmen der 68er-Bewegung mit 300.000 Mitgliedern ihren bisherigen Höchststand zu erreichen und viele SPD-Gremien zu „übernehmen“. Die Jusos stellten zu diesem Zeitpunkt etwa 30 % der SPD.
Inhaltlich traten die Jungsozialisten ab 1969 ein für die Demokratisierung aller Lebensbereiche, insbesondere der Wirtschaft und des Staates. Dies sollte bedeuten: die Vergesellschaftung der strukturbestimmten Bereiche der Wirtschaft (sog. Schlüsselindustrien), gesamtgesellschaftliche Planung der Investitions-, Forschungs- und Entwicklungsprioritäten bei relativer Autonomie der einzelnen Unternehmen im Rahmen dieser zentralen Rahmensetzung (sog. „zentraler Rahmenplan bei dezentraler Feinsteuerung"). Auch nahmen die Jusos immer häufiger feministische Positionen ein.
Die Jungsozialisten verfolgen die sog. Doppelstrategie. Dies bedeutet einerseits mit dem „Standbein“ in der SPD zu agieren und dort Machtpositionen zu besetzen um inhaltliche Positionen durchzusetzen und andererseits mit dem „Spielbein“ in gesellschaftlichen Bewegungen präsent zu sein und mit diesen gemeinsam Druck auf die SPD hin zu den von den Jusos auch in der Partei vertretenen Inhalten zu entfalten.
Zerfallserscheinungen folgten mit der aufkommenden Strategiedebatte und den stärker werdenden Grabenkämpfen zwischen den drei Flügeln, die alle einen antikapitalistischen Anspruch hatten. Neben der reformsozialistisch-undogmatischen Strömung („Refos“) bildeten sich zwei dezidiert marxistische Richtungen. Die „Stamokaps“ übernahmen die in der DDR entwickelte Theorie des „staatsmonopolistischen Kapitalismus“ und entwickelten auf dieser Basis eine „antimonopolistische Bündnispolitik“, die auch die Zusammenarbeit mit der bedeutungslosen DKP, nicht aber die sog. „K-Gruppen“ einschloß. Ihre regionalen Schwerpunkte waren Hamburg und Berlin.[1]. Ihre wichtigste programmatische Veröffentlichung waren die 1980 erschienenen „Herforder Thesen“[2]. Daneben gab es die eher spontaneistisch oder rätesozialistisch orientierten „Antirevisionisten“.
Der Stamokap-Flügel wurde vom Hannoveraner Kreis bundesweit koordiniert. Besonderes stark war er in Hamburg, Berlin und Ostwestfalen-Lippe.
Die „antirevisionistische“ Strömung gründete 1975 den Göttinger Kreis. Ab 1976 begann sie mit Herausgabe der Zeitschrift Sozialist. Obwohl den Stamokaplern und Refos zahlenmäßig unterlegen, gelang es dem Göttinger Kreis 1978 sein Mitglied Gerhard Schröder zum Vorsitzenden der Jusos wählen zu lassen. Allerdings wurde Schröder bald darauf wegen Zusammenarbeit mit der Refo-Strömung (anstatt wie erwartet mit den Stamokaplern) aus dem Göttinger Kreis ausgeschlossen.
Die reformistische Mehrheit gründete 1977 den Malenter Kreis, der die Zeitschrift Sozialistische Praxis herausgab.
Die theoretische Diskussion auf hohem Niveau band die praktischen Kräfte. Der Ausschluss des damaligen Vorsitzenden und Angehörigen der Stamokap-Flügels Klaus Uwe Benneter aus der SPD markiert den Höhepunkt der Auseinandersetzungen.
[Bearbeiten] 1989 bis 2005 - Flügelkämpfe
Aber auch nach 1989, als dem Theoriestreit zwischen den Strömungen durch die Auflösung der DDR faktisch die Grundlage entzogen war, bestimmten oftmals Flügelkämpfe zwischen verschiedenen, inzwischen häufig neu gegründeten und umbenannten Strömungen, das Verbandsleben auf Bundesebene. 1997 gab sich der Verband ein modernisiertes Logo, das allerdings von einigen Bezirken zum Teil aus Traditionsbewusstsein, zum Teil als Ergebnis von Strömungsstreitigkeiten abgelehnt wird.
Der gegenwärtige Bundesvorsitzende Björn Böhning setzt den Kurs seiner Vorgänger Benjamin Mikfeld, Niels Annen und Andrea Nahles fort. Die unter Agenda 2010 firmierenden Reformen der SPD-geführten Bundesregierung werden als „neoliberal“ abgelehnt. Auf dem Juso-Bundeskongress in Leipzig (10.-12. Juni 2005) sprachen sich die Jusos für die Einführung einer Bürgerversicherung, gegen Studiengebühren, für eine flächendeckende Kinderbetreuung sowie für den Beitritt der Türkei zur EU aus. Sie sagten ausdrücklich Nein zur Aufhebung des Waffenembargos gegen die Volksrepublik China und widersprachen damit den außenpolitischen Wünschen vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Ebenso kritisierten die Jungsozialisten massiv die Entscheidung der Bundesregierung, die Neuwahl des Bundestages im Herbst 2005 anzusetzen. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Jusos während der Zeit der Regierung Schröder vor allem die innerparteiliche Opposition gesucht haben.
[Bearbeiten] Die Öffnung der Jusos (2005 bis heute)
Nach der Abwahl der Regierung Schröder und der Schaffung einer großen Koalition statt einer rot-rot-grünen Regierung resignierten die Linken Vorstände der Jusos besonders in den eher links ausgelegten Bezirken und traten zurück oder in die Linkspartei/PDS über. Berühmtestes Beispiel ist der Rücktritt des Vorstandes des Unterbezirks Köln. Einige Juso-Gruppen änderten ihren traditionellen Namen Jungsozialisten in "Junge Sozialdemokraten". Alles in allem fand ein Schritt in Richtung mehr linksliberalität statt. Dennoch sprachen sich auf dem Saarbrückener Bundeskongress 2006 die Jusos u. a. für die Öffnung der SPD hin zur Linkspartei aus. Die Abkehr von den teilweise sehr dogmatisch vertretenden sozialistischen Idealen öffnete die Organisation und aktivierte eine Reihe an Mitgliedern. Die Jusos konnten auf diese Weise mehrere 1000 Mitglieder innerhalb eines Jahres gewinnen. Der Konflikt zwischen den sozialistischen Traditionellen (Tradis) und den gemäßigten Linksliberalen brodelt dennoch weiter.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Joachim Raschke, Innerparteiliche Opposition. Die Linke in der Berliner SPD. Hamburg 174, S.407,ISBN 3455-0911-64
- ↑ Herforder Thesen. Zur Arbeit von Marxisten in der SPD. Berlin 1980, ISBN 3922-4890-01
[Bearbeiten] Weblinks
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