Königreich Navarra
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Das Königreich Navarra (baskisch Nafarroa, französisch Navarre, spanisch und gascognisch Navarra) war ein historischer Staat im westlichen Pyrenäenraum. Es existierte als unabhängiger Staat von 905 bis 1512 bzw. 1589.
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[Bearbeiten] Navarra als unabhängiges Königreich
Das Königreich Navarra wurde nach dem Zerfall des Westgotenreiches und der Auflösung des Königreichs Asturien gegründet. Es umfasste zunächst die baskischsprachigen Täler der westlichen Pyrenäen, dehnte sich aber bald auf ein größeres Gebiet im Norden der Iberischen Halbinsel aus. Hauptstadt war Pamplona.
Unter Sancho III. (dem Großen) (1000 bis 1035) erreichte es seine größte Ausdehnung und umfasste auch die nördlichen Kerngebiete des späteren Aragonien und Kastilien. Mit der Aufteilung seines Reiches unter seinen Söhnen nach seinem Tode wurden Kastilien und Aragonien selbständige Königreiche, während Navarra auf das Gebiet beiderseits der westlichen Pyrenäen bis zum oberen Ebro beschränkt blieb. Die zunächst auch zu Navarra gehörenden heutigen baskischen Provinzen Vizcaya, Guipúzcoa und Álava kamen im Laufe der folgenden Jahrhunderte auch unter kastilische Oberhoheit.
Seit 1076 war das Königreich Navarra mit der Krone von Aragonien vereinigt. Ein Jahrhundert später war diese Union bereits wieder Geschichte. Zwischen 1419 und 1431 unterstand das Königreich Navarra der Krone Aragonien. Danach wechselte Navarra an das Königreich Kastilien.
[Bearbeiten] Aufteilung zwischen Spanien und Frankreich
Ein langer französisch-aragonesischer Streit zwischen Agromonteses, die für Frankreich eintraten und Beaumonteses, die die aragonesische Krone bevorzugten, mündete zwischen 1512 und 1515 in einen Bürgerkrieg. Im Verlaufe dieses Bürgerkriegs eroberte García Álvarez de Toledo für König Ferdinand II. von Aragonien und Kastilien und León den südlich der Pyrenäen gelegenen Teil des Königreiches Navarra. Ähnlich wie die schon zuvor an Kastilien gekommenen westlich benachbarten baskischen Provinzen behielt der jetzt mit dem Königreich Kastilien-León und den Ländern der Krone Aragonien zum Königreich Spanien vereinigte südliche Teil bis Mitte des 19. Jahrhunderts seine eigenständigen inneren Institutionen.
Der kleinere, nördlich der Pyrenäen gelegene Landesteil, blieb bis zum Jahr 1589 unabhängig, als Heinrich III. von Navarra als Heinrich IV. König von Frankreich wurde. Von da an war dieser Teil Navarras in Personalunion mit Frankreich verbunden und die Könige trugen bis zur Französischen Revolution von 1789 den Titel König von Frankreich und Navarra. Der mit Frankreich verbundene Teil Navarras, der auch als Niedernavarra (französ. Basse-Navarre) bekannt war, behielt ebenso wie die anderen historischen Provinzen Frankreichs, zu denen er de facto, wenn auch nicht de jure gehörte, bis zur Französischen Revolution seine eigenständige innere Rechtsordnung. Bei der Neugliederung Frankreichs in Départements 1789/1790 wurde er Teil des Département Basses-Pyrénées (heute Pyrénées-Atlantiques). Nach der Wiedereinsetzung der Bourbonen im Jahre 1815 nahmen diese bis 1830 erneut den Titel König von Frankreich und Navarra an, als selbständige politische Einheit wurde Navarra jedoch nicht wiederhergestellt.
Der spanische Teil Navarra bildete seit dem 19. Jahrhundert die Provinz und seit 1982 die Autonome Region Navarra.
Von baskisch-nationaler Seite wird Navarra als ganzes heute als eines der historischen Territorien des Baskenlandes betrachtet, auch wenn die baskische Sprache lediglich im nördlichen Teil der spanischen Region und im französischen Niedernavarra verbreitet und auch dort in jüngerer Zeit zunehmend von Spanischen bzw. Französischen verdrängt worden ist.
[Bearbeiten] Liste der Könige von Navarra
Haus Jiménez
- ca. 824–842 Iñigo Iñiguez Arista (baskisch: Eneko Aritza)
- 842–858 García I. Jiménez
- 858-882 Garcia II. Iñiguez
- 882–905 Fortún Garcés, der Einäugige
- 905–926 Sancho I. Garcés
- 926–970 García III. Sánchez
- 970–994 Sancho II. Garcés
- 994–1000 García IV., der Zitterer
- 1000–1035 Sancho III., der Große
- 1035–1054 García V. Sánchez
- 1054–1076 Sancho IV. von Peñalén
- 1076–1094 Sancho V. Ramírez, als Sancho I. König von Aragonien
- 1094–1104 Peter I.
- 1104–1134 Alfons I.
- 1134–1150 García VI. Ramírez
- 1150–1194 Sancho VI., der Weise
- 1194–1234 Sancho VII., der Starke
Haus Champagne
- 1234–1253 Theobald I., der Troubadour oder Postumus
- 1253–1270 Theobald II.
- 1270–1274 Heinrich I., der Dicke
- 1274–1305 Johanna I., verheiratet mit Philipp IV. von Frankreich, in Navarra als Philipp I. gezählt
- 1305–1316 Ludwig I.
- 1316-1316 Johann, dessen Sohn
- 1316-1318 Johanna II., dessen Schwester
- 1318–1322 Philipp II.
- 1322–1328 Karl I.
- 1328–1349 Johanna II., 2. Mal, verheiratet mit Philipp von Évreux
- 1328–1342 Philipp von Évreux
- 1349–1387 Karl II., der Böse
- 1387–1425 Karl III., der Edelmütige
- 1425–1441 Blanka
Haus Trastámara
Haus Foix-Grailly
- 1479–1483 Franz Phöbus, deren Enkel
- 1483–1516 Katharina von Navarra, dessen Schwester
- 1484–1516 Johann von Albret, deren Ehemann
Johann von Albret wurde von Ferdinand II. von Aragonien besiegt, der in zweiter Ehe mit Germaine von Foix verheiratet war, der Kusine Katharinas. Der Südteil wurde daraufhin von Spanien annektiert, während der Nordteil des Königreiches unabhängig blieb.
Haus Albret
- 1516–1555 Heinrich II., Sohn Johanns und Katharinas
- 1555–1572 Johanna von Albret, dessen Tochter, verheiratet mit Anton von Bourbon
- 1572–1610 Heinrich III., deren Sohn und späteren König von Frankreich, der den nördlichen Teil Navarras im Jahr 1607 mit Frankreich zu einer Personalunion vereinigt.
1789 hörte Navarra als eigenständige politische Einheit auf zu existieren. Die Könige Frankreichs trugen nun nicht mehr den Titel Könige von Frankreich und Navarra, sondern schlicht König der Franzosen.
Mit der Restauration kehrte der alte Titel noch einmal kurzfristig zurück.
Ab 1830 trug Ludwig Philipp dann wieder den Titel König der Franzosen.