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Kaspar Hauser - Wikipedia

Kaspar Hauser

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Kaspar Hauser (* angeblich 30. April 1812; † 17. Dezember 1833 in Ansbach, Franken) war ein Findelkind ungeklärter Herkunft.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Gesicherte Daten

Kaspar Hauser
Kaspar Hauser

Am 26. Mai 1828 tauchte in Nürnberg auf dem heute noch gleichnamigen Unschlittplatz vor dem Haus Nr. 8 ein etwa 16-jähriger, verwahrlost aussehender Junge auf, der kaum sprechen konnte und zwei Briefe in der Hand hielt. Man brachte ihn zur Polizeiwache, wo er den Namen „Kaspar Hauser“ niederschrieb. Außerdem konnte er zwei Sätze sagen: „Wos net“ und „So ein Reiter möcht ich werden wie mein Vater“. In einem der beiden mitgeführten Briefe, adressiert an den Chevauleger-Rittmeister Friedrich von Wessenig, wurde der Vorname Kaspar ebenfalls genannt. Der zweite Brief, der so genannte „Mägdleinbrief“, gab als Geburtsdatum den 30. April 1812 an.

Kaspar Hauser kam in das Gefängnis auf dem Luginsland unter die Obhut von Gefängniswärter Andreas Hiltel. Sein geistiger Zustand erregte das Interesse von Juristen, Theologen und Pädagogen, die zahlreiche Untersuchungen mit ihm durchführten und ihm Unterricht im Sprechen gaben.

Wie sein Förderer und Hauptvormund, der Rechtsgelehrte Paul Johann Anselm Ritter von Feuerbach, später beschrieb, ekelte sich Kaspar anfangs vor Fleisch und Milch und nahm nur Brot und Wasser zu sich. Auf die Wirkung von Licht und Geräuschen reagierte er zunächst schreckhaft und mit Ausdruck von Schmerzen. Hausers Sinnesorgane waren überempfindlich, und seine Muskeln hatten sich nicht vollkommen entwickelt. Es wurde vermutet, dass Kaspar Hauser lange Zeit einsam in einem dunklen Verlies gefangen gehalten worden war und dort ohne Kontakt zur Außenwelt leben musste.

Nach vielen Verhören und Gesprächen mit dem Findling verfasste der Bürgermeister Jakob Binder am 14. Juli 1828 eine öffentliche Bekanntmachung über die Auffindung und das Verbrechen an Kaspar Hauser. Darin wurde beschrieben, dass Kaspar Hauser als Kleinkind in einem dunklen Verlies gefangen gehalten worden und von einem unbekannten Mann in Nürnberg ausgesetzt worden sei. Dies verursachte großen Wirbel in der Bevölkerung und Kaspar Hauser wurde von den Menschen als sogenanntes „Wildes Kind“ bestaunt.

Am 18. Juli 1828 wurde Hauser zur Pflege und Erziehung bei dem Gymnasialprofessor und späteren Religionsphilosophen Georg Friedrich Daumer untergebracht. Dabei zeigte sich, dass Hauser über eine ausgeprägte schriftstellerische und künstlerische Begabung verfügte, wie heute noch erhaltene Texte und Zeichnungen von seiner Hand zeigen.

Am 17. Oktober 1829 wurde im Hause Daumers ein bis heute nicht geklärter Anschlag auf Kaspar Hauser verübt, bei dem ihn ein maskierter Angreifer mit einem Hackebeil an der Stirn verletzte. Aus Sicherheitsgründen wurde er danach bei der Familie Biberbach untergebracht, dauernd bewacht von zwei Polizeisoldaten. Im Juli 1830 nahm ihn sein Vormund Gottlieb von Tucher bei sich auf.

Im Mai 1831 erschien in Nürnberg ein englischer Lord namens Stanhope aus Chevening und bemühte sich um die Pflegschaft des Elternlosen. Nachdem er im Dezember desselben Jahres die Pflegschaft erhalten hatte, brachte er Kaspar Hauser nach Ansbach, wo dieser im Haushalt des Lehrers Johann Georg Meyer wohnte. Im Januar 1832 verließ Lord Stanhope Ansbach und erschien nie wieder, aus einer in Aussicht gestellten Umsiedlung nach England wurde nichts.

Anselm von Feuerbach verschaffte Kaspar Hauser danach eine unbezahlte Stelle als Schreiber und Kopist beim Appellationsgericht Ansbach.

Am 14. Dezember 1833 fügte ein Unbekannter Hauser im Hofgarten zu Ansbach eine lebensgefährliche Stichverletzung zu. Am Tatort wurde ein rätselhaftes Bekennerschreiben gefunden:

Hauser wird es euch ganz genau erzählen können,
wie ich aussehe, und woher ich bin.
Dem Hauser die Mühe zu ersparen, will ich es euch selber sagen, woher ich kom[m]e --.
Ich kom[m]e von von --- der Baierischen Gränze --- Am Fluße ----
Ich will euch sogar noch den Namen sagen: M. L. Ö.

Hauser konnte das Attentat ebenso wie auch früher schon gegen ihn verübte Anschläge noch akkurat beschreiben, starb jedoch am 17. Dezember 1833 gegen 22 Uhr an den Folgen der Stichwunde. Der Ansbacher Amtsarzt Dr. Christian Wilhelm Albert führte zusammen mit seinem Kollegen Dr. Christoph Koppen eine Obduktion durch, zusätzlich waren die Ärzte Dr. Johann Karl von Horlacher und Dr. Friedrich Wilhelm Heidenreich als „wissenschaftliche Zuschauer“ geladen. Nach Aussagen der obduzierenden Ärzte Albert und Koppen kann ausgeschlossen werden, dass Hauser sich die tödliche Stichverletzung selbst beigebracht hat. König Ludwig I. setzte die damals unerhörte Summe von 10.000 fl (etwa 180.000 €) als Belohnung für die Ergreifung des Mörders aus, der Täter wurde jedoch nie ermittelt.

Zwei Jahre nach dem tödlichen Angriff wurde im Hofgarten ein insgesamt 30 Zentimeter langer Dolch mit einer etwa 14 Zentimeter langen, beidseitig scharf geschliffenen Klinge aus Damaszener Stahl gefunden. Diese als französischer Banditendolch einzustufende Waffe wurde bei einer Polizeiausstellung 1926 in Nürnberg gezeigt. Sie wurde im Ansbacher Museum aufbewahrt, ist jedoch seit den Wirren des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 verschollen.

[Bearbeiten] Hypothesen zur Abstammung von Kaspar Hauser

[Bearbeiten] Erbprinzentheorie

Schon zu Kaspar Hausers Lebzeit rankten sich Gerüchte um seine Abstammung. Anselm von Feuerbach war überzeugt, dass er ein badischer Erbprinz sei, der aus dynastischen Gründen nach seiner Geburt mit einem sterbenden Kind vertauscht worden sei. Dabei sei es darum gegangen, die Erbfolge auf die Nachfahren der Luise Karoline von Hochberg, der zweiten Ehefrau Großherzogs Karl Friedrich von Baden übergehen zu lassen. Lore Schwarzmaier vertritt dagegen die Auffassung, dass eine solche Vertauschung im großherzoglichen Haushalt so gut wie unmöglich gewesen wäre, da an der Beaufsichtigung des Kindes außer den immer wieder genannten Schlüsselpersonen ein gutes Dutzend Kindermädchen, zwei Leibärzte und nicht zuletzt die leibliche Großmutter des kleinen Prinzen beteiligt gewesen sei. Ulrike Leonhardt hält demgegenüber eine Vertauschung für möglich, da sie bezweifelt, dass das Kind durchgehend beaufsichtigt gewesen wäre, und dass die gleichen Personen das Kind nach seiner Erkrankung gesehen hätten, die es auch schon vorher zu Gesicht bekommen hatten. Insgesamt verwehrt das Haus Baden, von ausgesuchten Wissenschaftlern abgesehen, bis heute Einblick in seine Hausarchive.

[Bearbeiten] Alternative Erbprinzentheorie

Es existiert noch eine zweite Version der „Erbprinzentheorie“: Stéphanie de Beauharnais-Bonaparte, eine Nichte der Kaiserin Joséphine, der Frau Napoleons I., führte ein unglückliches Eheleben. Napoleon hatte sie 1799 nach Paris geholt, aus politischen Gründen 1806 adoptiert und mit dem neuen nur für sie geschaffenen Titel Tochter von Frankreich ausgezeichnet, um sie standesgemäß mit dem Haus Baden verheiraten zu können. Erbprinz Karl von Baden führte zunächst sein ausschweifendes Junggesellenleben fort, so dass sich Napoleon 1810 zu einer offiziellen Beschwerde an die Adresse seines Großvaters veranlasst sah. Trotz sofortiger Versöhnung mit ihrem Ehemann könnte es im Dezember 1811 kurz vor Kriegsausbruch mit Russland zu einer intimen Zusammenkunft von Stéphanie de Beauharnais mit ihrem Idol Napoleon Bonaparte gekommen sein. Eine Ähnlichkeit Kaspars mit Napoleon II., der sehr jung kurz vor Kaspar starb, ist vorhanden (gleicher Abstand von Nase zur Oberlippe, gleiches Kinn, gleiche Stirnlocken usw.). Ein außereheliches Kind der Großherzogin wäre sowohl für die badische Dynastie wie auch für den natürlichen Vater untragbar gewesen.

Wenn diese These auch hochspekulativ ist, würde sie doch mit einer angeblichen Erinnerung Hausers zusammenpassen, dass er seine ersten Lebensjahre in Schlössern verbrachte habe und erst in der Zeit nach dem Sturz Napoleons versteckt worden sei.

[Bearbeiten] Die Flaschenpost von 1816

Als Hinweis auf eine hohe Abkunft Hausers wurde in der Hauser-Forschung oft eine Botschaft in lateinischer Sprache bewertet, die im September 1816 in einer Flaschenpost am Oberrhein aufgefunden worden sein soll und erstmals am 6. November 1816 im Pariser Moniteur universel publiziert wurde:

Cuicumque qui hanc epistolam inveniet:
Sum captivus in carcere, apud Lauffenburg, iuxta Rheni flumen: meum carcer est subterraneum, nec novit locum ille qui nunc [s]olio meo potitus est. Non plus possum scribere, quia sedulo et crudeliter custoditus sum.
S. HANÈS SPRANCIO
An jeden, der diesen Brief findet:
Ich werde gefangen gehalten in einem Kerker bei Lauffenburg am Rhein: mein Kerker liegt unter der Erde, und den Ort kennt derjenige nicht, der sich nunmehr meines Thrones bemächtigt hat. Mehr kann ich nicht schreiben, da ich sorgfältig und grausam bewacht werde.
S. HANÈS SPRANCIO

Die Unterschrift S. HANÈS SPRANCIO wurde später als Anagramm aus SÈIN SOHN CASPAR gedeutet. Mit dem genannten Thron kann freilich weder der badische noch der französische gemeint sein, da Großherzog Karl erst 1818 starb und sich vorher niemand seines „Thrones bemächtigt“ haben konnte, während Napoleons ehelicher Sohn 1816 ebenfalls noch lebte, und außereheliche Kinder damals grundsätzlich von jeder Erbfolge ausgeschlossen waren. Es müsste sich folglich um einen anderen Thron handeln, der Hauser geraubt worden wäre. Die Zuordnung der Flaschenpost zur Hauser-Legende bietet außerdem einige Unsicherheiten: die Deutung der Signatur ist nicht zwingend; es ist nicht sicher, ob der berichtete Hergang der Auffindung der Nachricht sich wirklich so zugetragen hat; und im gegebenen Fall wäre unsicher, wie lange die Flaschenpost bis zu ihrer Auffindung schon im Rhein gelegen hätte.

[Bearbeiten] Hypothesen zur Gefangenschaft

[Bearbeiten] Schloss Beuggen

Aufgrund der Ortsangabe der 1816 publizierten Flaschenpost wurde vermutet, dass Schloss Beuggen am Hochrhein der erste Ort von Hausers angeblicher Gefangenschaft gewesen sei. Das Schloss kam 1806 in den Besitz des Markgrafen von Baden, der es seiner zweiten Frau, Gräfin Hochberg, schenkte, jener Frau, die gemäß der Erbprinzentheorie als Drahtzieherin der Prinzen-Vertauschung gilt.

Während der Dreharbeiten für eine ZDF-Dokumentation über Kaspar Hauser im Jahr 2002 wurde auf Schloss Beuggen eine jahrzehntelang zugemauerte niedrige Kammer, die zuvor aus Gründen des Denkmalschutzes nicht angetastet werden durfte, erstmals wieder geöffnet. Darin befindet sich auf einem Balken in etwa 50 Zentimeter Höhe eine in rot gehaltene, ungelenke Zeichnung eines Pferdes, deren Abmessungen Hausers Spielzeugpferd als Vorlage möglich erscheinen lassen.

[Bearbeiten] Schloss Pilsach

Für den zweiten Teil von Hausers angeblicher Gefangenschaft wurde vermutet, dass er sie in Schloss Pilsach bei Neumarkt in der Oberpfalz verbracht haben könnte, ca. 35 km von Nürnberg entfernt.

In dem kleinen Wasserschloss befindet sich ein versteckter Raum, dessen Lage und Aussehen mit den Beschreibungen Hausers übereinstimmen und der 1924 zufällig wiederentdeckt wurde. Bei Umbauarbeiten im Jahr 1982 wurde dort im Schutt neben halbvermoderten Resten von Kleidungsstücken auch ein beschädigtes hölzernes Spielzeugpferd gefunden, wie es Kaspar Hauser aus der Zeit seiner Haft beschrieben hatte. Die Pferdefigur befindet sich weiterhin auf Schloss Pilsach, die Textilreste scheinen bisher nicht näher untersucht worden zu sein.

[Bearbeiten] DNS-Analysen

Auch mit Hilfe von Genanalysen konnte Hausers Herkunft bislang nicht eindeutig geklärt werden.

1996 ließen das Magazin Der Spiegel und die Stadt Ansbach Blutspuren auf einer Unterhose untersuchen, die Hauser gehört haben soll und im Kaspar-Hauser-Museum von Ansbach aufbewahrt wird. Die entnommenen Proben wurden mit Blutproben von heute lebenden Angehörigen des Hauses Baden verglichen. Das Ergebnis dieser Untersuchung war, dass die Person, von der die Blutspuren stammten, eindeutig nicht der Familie des Hauses Baden angehörte.

2002 führte das Institut für Rechtsmedizin der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster mit verbesserten Techniken weitere Analysen durch. Dafür wurden wiederum im Ansbacher Kaspar-Hauser-Museum vom Schweißband von Hausers Zylinderhut sowie von einer Haarlocke, die aus dem Nachlass von Hausers Ziehvater Anselm von Feuerbach stammt, insgesamt sechs Proben genommen. Weiterhin wurde eine Blutprobe von Astrid von Medinger (einer direkten Nachfahrin von Stéphanie de Beauharnais, der Ehefrau Karls von Baden) untersucht. Als Ergebnis zeigte sich, dass die DNS-Profile aus den sechs Hauser-Proben untereinander übereinstimmen, jedoch ein anderes Profil als die 1996 untersuchten Blutspuren auf der Unterhose haben, was die Verwertbarkeit dieses Kleidungsstückes zumindest zweifelhaft erscheinen lässt. Der anhand der sechs Proben ermittelte genetische Fingerabdruck Hausers stimmt außerdem lediglich an einer Stelle nicht mit dem DNS-Profil aus von Medingers Blutprobe überein. Ein Unterschied an nur einem DNS-Ort kommt bei verschiedenen Menschen häufig vor, kann aber auch innerhalb einer Familie durch Mutation entstehen. Prof. Dr. Bernd Brinkmann, Leiter der Untersuchung, kam insgesamt zu folgendem Ergebnis: „Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es unverantwortlich, einen Ausschluss zu formulieren, sodass immer noch die Möglichkeit besteht, dass Kaspar Hauser ein biologischer Verwandter zum Hause Baden ist“.

[Bearbeiten] Offene Fragen

DNS-Proben aus dem Grab von Kaspar Hauser zu untersuchen würde zu keinem eindeutigen Ergebnis führen: Nach einem Bombentreffer während des Zweiten Weltkrieges in diesem Teil des Stadtfriedhofes Ansbach wurden die zutage geförderten Gebeine in den Gräbern, aus denen sie vermutlich stammten, erneut bestattet. Obwohl Hausers Grab nicht direkt betroffen war, ist daher die Identität der heute in Hausers Grab liegenden Überreste nicht mehr gesichert.

Enthielte die Familiengruft des Hauses Baden in der Pforzheimer Schlosskirche, wo die Gebeine des 1812 als Säugling bestatteten Erbprinzen liegen, verwertbares Material, könnte eine DNS-Untersuchung klären, ob dieses Kind tatsächlich ein Sprössling des Hauses Baden war. Das Haus Baden verweigert jedoch die Entnahme von Proben in der Gruft.

[Bearbeiten] Literarische Wirkungen

Denkmal am Ort des Attentats im Ansbacher Hofgarten
Denkmal am Ort des Attentats im Ansbacher Hofgarten

Das Phänomen Kaspar Hauser hat nicht nur Wissenschaftler und Kriminalisten, sondern auch Schriftsteller, Dichter und Filmemacher fasziniert. Der Kriminalfall Hauser inspirierte 1834 den anonymen Verfasser eines Bänkellied (Könntet Leute, ihr doch sagen, / Wer dieses Kind, wer Kaspar Hauser war, abgedruckt in dem Materialienband von Jochen Hörisch 1979, S. 255f.) und bot 1838 den Stoff für das französische Melodram Gaspard Hauser, einen der ersten Bühnenerfolge des Autors Adolphe d'Ennery. Nicht nur als Kriminalfall, sondern, gemäß der Grabinschrift Aenigma sui temporis, auch als "Rätsel seiner Zeit" und allgemeine Parabel auf das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft behandelte Jakob Wassermann das Thema in seinem historischen Roman Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens (1908), der mehr als jede andere literarische Behandlung zur Popularisierung des Themas in Deutschland beitrug.

Eine Schlüsselfunktion für die Lyrik gewann das Gedicht Paul Verlaines Gaspard Hauser chante (aus dem Zyklus Sagesse von 1881), das Kaspar Hauser als Identifikationsfigur für den in der Welt heimatlosen Dichter der Moderne entdeckt. Es wurde unter anderem von Richard Dehmel (Lied Kaspar Hausers, in der Sammlung Erlösungen von 1891) und Stefan George (Sanften blickes ein stiller waiser, veröffentlicht 1915 in der Sammlung Zeitgenössische Dichter) nachgedichtet, und unter dem Einfluss dieser Tradition steht auch eines der bedeutendsten Gedichte des Expressionismus, das Kaspar Hauser Lied (1917) von Georg Trakl. In freier Anknüpfung an den Namen oder Versatzstücke der Biographie nehmen auch lyrische Dichtungen von Rainer Maria Rilke (Der Knabe im ersten Teil des Buchs der Bilder, 1907), Hans Arp (Kaspar ist tot, 1919) und Klabund (Der arme Kaspar) das Thema auf, letzterer auch mit einem unveröffentlichten Bühnenstück, das erst in jüngerer Zeit im Nachlass seines Freundes Gottfried Benn zutage kam. Die Grundsituation eines Kaspar Hauser, der in seinem Kerker abgeschieden von der Welt unter Zwang das Stammeln und Sprechen lernt, wählte auch Peter Handke noch als Vorlage für sein Sprechstück Kaspar (1968), in dem ein junger Mann auf der Bühne den Stimmen namenloser "Einsager" ausgesetzt ist.

Während die lyrischen Dichter seit Verlaine im Namen Hausers "singen", haben andere Autoren diesen Namen zuweilen als Pseudonym gebraucht: Kurt Tucholsky benutzte neben vielen anderen Pseudonymen auch dieses, und ein unbekannter Autor veröffentlichte unter dem Namen Kaspar Hauser im Berlin der 1920er-Jahre Stücke für ein "Proletarisches Kasperle-Theater" (Die entartete Prinzeß, 1922; Kasperle als Spitzel, 1922).

In der Musik wurde Kaspar Hauser zum Thema eines Epitaph für Kaspar Hauser (1997) des Komponisten Claus Kühnl (geb. 1957), einer "Meditation über einen Tag im Leben des Kaspar Hauser gegen Ende seiner Kerkerzeit", für einen Organisten, einen Registranten und zwei ad hoc Spieler. Reinhard Mey hat in seinem Chanson Kaspar das Schicksal Hausers aus der Perspektive des Sohnes eines seiner Lehrer frei variiert. Die amerikanische Sängerin Suzanne Vega (geb. 1959) besang in Wooden Horse (Caspar Hauser's Song) (1987), wie dem eingekerkerten Kind das Holzpferd in seiner Hand das Leben und die Freiheit fühlbar werden lässt. Und auch die Gruppe Dschinghis Khan hat ihm ein Lied mit einem Text von Bernd Meinunger gewidmet.

Die Geschichte Kaspar Hausers wurde mehrmals verfilmt. 1966 erschien im ZDF eine zweiteilige Verfilmung Der Fall Kaspar Hauser von Robert A. Stemle mit Wilfried Gössler in der Hauptrolle. Werner Herzog verfilmte den Stoff unter dem Titel Jeder für sich und Gott gegen alle mit Bruno S. in der Rolle des Kaspar Hauser. Und Peter Sehr verfilmte ihn ein weiteres mal 1993 unter dem Titel Kaspar Hauser - Verbrechen am Seelenleben eines Menschen, mit André Eisermann in der Hauptrolle des um sein Erbe gebrachten Prinzen im Sinne der Erbprinzentheorie.

In Ansbach finden alle zwei Jahre die „Kaspar-Hauser-Festspiele“ statt. Dort befindet sich auch im Hofgarten ein Gedenkstein an der Stelle, an der Kaspar Hauser am 14. Dezember 1833 niedergestochen wurde. Ein Denkmal ist an einem kleinen Platz am Beginn der Platenstraße zu finden. Im Markgrafen-Museum beschäftigt sich eine Abteilung mit Kaspar Hauser. Seine noch heute gepflegte Grabstelle kann der Interessierte auf dem Ansbacher Stadtfriedhof besichtigen.

Im Jahr 2002 hatte das Musical Caspar Hauser von Tobias Weis und Heiko A. Neher bei den Kaspar Hauser Festspielen in Ansbach Weltpremiere.

[Bearbeiten] Naturwissenschaftliche Wirkungen

Der Name Kaspar Hauser hat als Kaspar-Hauser-Versuch Eingang in die Fachsprache der Verhaltensbiologie gefunden: Bei einem solchen verhaltenskundlichen Experiment werden Jungtiere unter spezifischem Erfahrungsentzug aufgezogen, um angeborene von erlernten Verhaltensweisen unterscheiden zu können.

In Medizin und Psychologie kennt man ferner das sogenannte Kaspar-Hauser-Syndrom. Es tritt bei Babys oder Kindern auf, die lange Zeit ohne persönlichen Kontakt und ohne liebevolle Zuwendung oder Nestwärme aufwuchsen und zugleich kaum soziale oder kognitive Anregung erhielten.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Zeitgenössische Quellen und Darstellungen

  • Paul Johann Anselm von Feuerbach: Kaspar Hauser oder Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben eines Menschen. Ansbach 1832, Nachdruck Wissenschaftlicher Verlag, Schutterwald, Baden 2004, ISBN 3-928640-62-3
  • Jochen Hörisch (Hrsg.): Ich möchte ein solcher werden wie...: Materialien zur Sprachlosigkeit des Kaspar Hauser. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M., 1979, 3. Aufl. 1990 (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft, 283), ISBN 3-518-27883-5

[Bearbeiten] Sachbücher

  • Johannes Mayer, Peter Tradowsky: Kaspar Hauser, das Kind Europas. Verlag Urachhaus, Stuttgart 1984, ISBN 3-87838-3851
  • Ferdinand Mehle: Der Kriminalfall Kaspar Hauser. Gebundene Ausgabe: 320 Seiten, Verlag: Morstadt (1995), ISBN 3-885-71232-6
  • Lore Schwarzmaier: Der badische Hof unter Großherzog Leopold und die Kaspar-Hauser-Affäre: Eine neue Quelle in den Aufzeichnungen des Markgrafen Wilhelm von Baden. In: Zeitschrift zu Geschichte des Oberrheins 134, 1986, S. 245ff
  • Birgit Gottschalk: Das Kind von Europa. Zur Rezeption des Kaspar-Hauser-Stoffes in der Literatur. DUV, Wiesbaden 1995, ISBN 3-8244-4166-7 (zugl. Univ. Diss. Siegen 1992)
  • Ulrike Leonhardt: Prinz von Baden, genannt Kaspar Hauser. Eine Biographie. Rowohlt, Reinbek 1987, ISBN 3-805-20431-0
  • Johannes M. Mayer: Philip Henry Lord Stanhope. Der Gegenspieler Kaspar Hausers, Verlag Johannes M. Mayer, Stuttgart 2006, ISBN 3878385544

[Bearbeiten] Belletristik

[Bearbeiten] Quellen

    [Bearbeiten] Weblinks

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