Kernkraftwerk Philippsburg
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kernkraftwerk Philippsburg | |
---|---|
Daten | |
Land: | Deutschland |
Eigentümer: | EnBW |
Betreiber: | EnBW |
Projektbeginn: | 1970 |
Betriebsaufnahme: | 7. Mai 1979 |
Aktive Reaktoren: | 2 |
Akt. Bruttogesamtleistung: | 2.384 MW |
Eingespeiste Energie im Jahre 2005: |
16.635 GWh |
Durchschnittlich eingespeiste Energie (5 Jahre): |
16.847 GWh |
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme: |
367.580 GWh |
Website: | Seite bei EnBW |
Stand: | 7. Okt. 2006 |
Das Kernkraftwerk Philippsburg (KKP) befindet sich nahe Philippsburg im Landkreis Karlsruhe, Baden-Württemberg.
Es wurde in den 1970er Jahren gebaut. Block 1 ging am 7. Mai 1979 ans Netz, Block 2 am 17. Dezember 1984. Block 1 besitzt einen Siedewasserreaktor, Block 2 einen Druckwasserreaktor der 2. Generation (so genannte „Vor-Konvoi“-Anlage), jedoch waren ursprünglich beide Blöcke mit Siedewasserreaktor geplant. Das Kernkraftwerk Philippsburg hat eine elektrische Leistung von 926 MW (Block 1) bzw. 1.458 MW (Block 2). Es wird von der EnBW AG betrieben. Die endgültige Abschaltung des Kernkraftwerks Philippsburg Block 1 ist bisher für 2011 vorgesehen, Block 2 für 2017.
In den letzten Jahren gerieten beide Blöcke des Atomkraftwerks stark in Kritik, da sich Pannen und Störfälle häuften. Besonders gravierend waren verschiedene Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen und Betriebsgenehmigungen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Im Jahre 1969 plante die damalige Kernkraftwerk Baden-Württemberg Planungsgesellschaft mbH (KBWP) den Bau von vier Siedewasser-Reaktorblöcken auf der Gemarkung der benachbarten Gemeinde Oberhausen-Rheinhausen. Nachdem diese Pläne dort abgelehnt wurde, entschloss man sich, das Kraftwerk auf der Rheinschanzinsel der Gemeinde Philippsburg zu errichten. 1971 ging aus der KBWP die Kernkraftwerk Philippsburg GmbH (KKP)hervor. Die Planungen wurden danach überarbeitet, und die Zahl der Blöcke von 4 auf 2 reduziert. Im Jahre 1977 wurde dann - aufgrund des in der Zukunft höher zu erwartenden Energieverbrauches - beschlossen Block 2 als Druckwasserreaktor zu errichten.
Da in der Zwischenzeit der Bau des Kernkraftwerks Wyhl unterbrochen (und später ganz gestoppt) wurde, wurden die für Wyhl bereits gefertigten und vorgesehenen Großkomponenten für KKP 2 verwendet. Dies war ohne Probleme möglich, da dieser Block - von ein paar Kleinigkeiten abgesehen - zeichnungs- und baugleich mit dem Block Wyhl 1 war.
[Bearbeiten] Störfälle
[Bearbeiten] Kühlflüssigkeits-Mangel 2001
Im Jahr 2001 wurde festgestellt, dass über Jahre hinweg nach Revisionen und anderen Abschaltungen der Reaktor hochgefahren wurde, ohne dass die übliche Messung der notwendigen Menge an Kühlflüssigkeit erfolgte, so dass in den ersten Stunden des Reaktorsbetriebs keine ausreichende Notkühlung gegeben war. Dieser schwerwiegende Verstoß gegen die Sicherheitsbestimmungen hätte im Falle einer notwendigen Notkühlung dazu führen können, dass diese nicht erfolgt wäre. In der Folge der Untersuchungen musste das Betriebshandbuch präzisiert werden und eine automatische Messung installiert werden.
[Bearbeiten] Borsäure-Skandal 2001
Am 25. August 2001 stellte man im Notkühlsystem des am 12. August nach der Jahresrevision wiederhochgefahrenen Druckwasserreaktors eine zu geringe Konzentration an Borsäure fest. In den drei anderen Tanks lag eine ausreichende Börsäurekonzentration vor. Man stellte allerdings fest, dass in 2 weiteren Tanks die Borsäurekonzentration unter den im Betriebshandbuch festgelegten Wert 2.200 ppm lag. In so einem Fall hätte die Anlage eigentlich heruntergefahren werden müssen. In allen vier Tanks befand sich jedoch keine Borsäure mit natürlicher Isotopenverteilung. In einigen deutschen Kraftwerken wird der Neutronenabsorber Bor-10 im Notkühlsystem angereichert zugeführt. Die Angaben im Betriebshandbuch aus der Entstehungsphase der Anlage war fehlerhaft nicht angepasst worden. Eine Borsäurekonzentration von unter 1.100 ppm wäre wirklich kritisch gewesen. Bis zur Klärung der Ursache für diesen sicherheitsrelevanten Fehler wurde der Kraftwerksblock durch den damaligen Umweltminister Trittin vom Netz genommen.[1] Um solch sicherheitsrelevante Fehler, die auf menschliches Versagen zurückzuführen waren, zukünftig zu verhindern, wurde das Betriebshandbuch präzisiert.
[Bearbeiten] Weitere Zwischenfälle
- Im März 2006 ereignete sich ein weiteres meldepflichtiges Ereignis: Mehrere Schlüssel, die zum Sicherheitsbereich von Reaktoren führen, verschwanden spurlos, woraufhin die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wurde. Einige hundert entsprechende Schlösser sind ausgetauscht worden.[2] Ob die Schlüssel entwendet oder verlegt wurden, konnte nicht festgestellt werden.
- Am 18. April 2006 kam es beim Revisionsbeginn des Siedewasserreaktors zu einer vorzeitigen Reaktorschnellabschaltung, als der Füllstand des Reaktordruckbehälters bei 10 % Leistung unter einen definierten Wert absank.[3]
[Bearbeiten] Daten der Reaktorblöcke [4]
Das Kernkraftwerk Philippsburg hat insgesamt zwei Blöcke:
Reaktorblock | Reaktortyp | Netto- leistung |
Brutto- leistung |
Baubeginn | Inbetrieb- nahme |
Netzsyn- chronisation |
Abschal- tung |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Philippsburg - 1 (KKP 1) | Siedewasserreaktor | 890 MW | 926 MW | 01.10.1970 | 05.05.1979 | 26.03.1980 | (2011) |
Philippsburg - 2 (KKP 2) | Druckwasserreaktor | 1392 MW | 1458 MW | 07.07.1977 | 17.12.1984 | 18.04.1985 | (2017) |
[Bearbeiten] Siehe auch
- Liste der Kernreaktoren in Deutschland
- Liste der Kernkraftwerke
- Liste der Kernkraftanlagen
- Störfälle in deutschen Atomanlagen
[Bearbeiten] Weblinks
- Homepage des Betreibers - Besichtigungstermine: Kernkraftwerk Philippsburg
- Bundesamt für Strahlenschutz: Dezentrale Zwischenlager
- Bundesamt für Strahlenschutz: Meldepflichtige Ereignisse
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Jürgen Trittin: „Einstweilige Stilllegung des AKW Philippsburg notwendige Entscheidung von EnBW“
- ↑ Der Spiegel: „Philippsburg : Schlüssel für Atomkraftwerk verschwunden“ (mittlerweile kostenpflichtig)
- ↑ EnBW AG, 21. April 2006: „KKP 1: Reaktorschnellabschaltung bei Revisionsbeginn“
- ↑ Power Reactor Information System der IAEA
Biblis | Brokdorf | Brunsbüttel | Emsland | Grafenrheinfeld | Greifswald | Grohnde | Großwelzheim | Gundremmingen | Isar | Jülich | Kahl | KNK Karlsruhe | Krümmel | Lingen | Mülheim-Kärlich | MZFR Karlsruhe | Neckarwestheim | Niederaichbach | Obrigheim | Philippsburg | Rheinsberg | Stade | THTR-300 | Unterweser | Würgassen
Koordinaten: 49° 15' 9 N 8° 26' 11 E