Kernkraftwerk Greifswald
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Kernkraftwerk Greifswald | |
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Altes KKW am Industriehafen Lubmin |
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Daten | |
Land: | Deutschland, zur Bauzeit DDR |
Eigentümer: | Energiewerke Nord |
Betreiber: | Energiewerke Nord |
Projektbeginn: | 1967 |
Betriebsaufnahme: | 17. Dez. 1973 |
Stilllegung: | 18. Dez. 1990 |
Stillgelegte Reaktoren: | 5 |
Akt. Bruttogesamtleistung: | 2.200 MW |
Eingespeiste Energie im Jahre 1989: |
10.678 GWh |
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme: |
134.212 GWh |
Das Kernkraftwerk Greifswald (KGR), auch als Kernkraftwerk Lubmin bezeichnet, war das größte Kernkraftwerk der DDR. Als Nachfolgegesellschaft des Kombinats Kernkraftwerke Bruno Leuschner existiert heute noch die Energiewerke Nord GmbH.
Das Kraftwerk wurde zwischen 1968 und 1979 im 15 km von Greifswald entfernten Lubmin errichtet. Der erste Reaktorblock ging 1973 in Betrieb. Mit seinen vier Blöcken des Typs WWER-440/230 (je 408 MW) deckte es ca. 10 % des Strombedarfs der DDR. Im weiteren wurde die Abwärme in das Fernwärmenetz Greifswald eingespeist. Für die 1990er Jahre waren vier weitere Blöcke des Typs WWER-440/213 (je 408 MW) geplant, von denen lediglich Block 5 im März 1989 in Probebetrieb ging.
Im Zuge der Wende gab es viele Diskussionen um die Sicherheit des Kraftwerks. Grund dafür war die Tatsache, dass es sich hier um Reaktoren russischer Bauart handelte. Umwelt- und Bürgerrechtsgruppen erwirkten eine Abschaltung des Probebetriebs von Block 5 im November 1989. Die Arbeiten an den Blöcken 6 bis 8 wurden 1990 eingestellt. Durch die Abschaltung des Kernkraftwerkes wurde die fehlende Fernwärme behelfsmäßig durch Ölheizkessel und ab 1995 größtenteils durch erdgasbetriebene Blockheizkraftwerke erzeugt.
1995 erfolgte die endgültige Stilllegung der Reaktorblöcke 1 bis 5. So wurde das KKW Greifswald zu einem der ersten stillgelegten Kernkraftwerke in Deutschland.
In den Fokus der Öffentlichkeit geriet das Werk noch einmal, als 1996 unter Protesten von Greenpeace 235 unverbrauchte Brennelemente zum baugleichen ungarischen Reaktor Paks geliefert wurden.
Von den ca. 10.000 Menschen, die zu Betriebszeiten im Kraftwerk arbeiteten, sind heute noch etwa 1.000 beschäftigt. Sie sind bei der Energiewerke Nord GmbH für den Rückbau und die Entsorgung der atomaren Anlagen verantwortlich. Seit der Schließung des Kraftwerks wurden auch eine Vielzahl der für die Arbeiter des Kraftwerks errichteten Plattenbausiedlungen im Osten Greifswalds zurückgebaut.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Bekanntgewordene Störfälle
- 7. Dezember 1975 – Ein Elektriker wollte seinem Lehrling zeigen, wie man elektrische Schaltkreise überbrückt. Dabei kam es zu einem Kurzschluss auf der Primärseite des Block-Trafos des Blocks 1, durch den entstehenden Lichtbogen brach ein Kabel-Brand aus. Das Feuer im Haupt-Kabelkanal zerstörte die Stromversorgung und die Steuerleitungen von 5 Hauptkühlmittelpumpen (6 sind für einen Block in Betrieb). Eine Kernschmelze hätte drohen können, da Reaktor 1 nicht mehr richtig gekühlt werden konnte. Das Feuer konnte jedoch durch die Betriebs-Feuerwehr schnell unter Kontrolle gebracht und die Stromversorgung der Pumpen provisorisch wieder hergestellt werden, da sofort nach Auftreten des Brandes Gegenmaßnahmen ergriffen wurden und die Betriebsmannschaft zu jeder Zeit des Unfalls die richtigen Entscheidungen traf. Nach dieser Beinahe-Katastrophe wurde der Brandschutz innerhalb des Kraftwerks erheblich verstärkt und die „Räumliche Trennung“ bei sicherheitsrelevanten Einrichtungen eingeführt; so erhielt jede Hauptkühlmittelpumpe ihre separate Stromversorgung. Der Fall wurde erst nach der Wende 1989 im Fernsehen publik gemacht. Durch sowjetische Stellen wurde bereits wenige Stunden nach dem Zwischenfall die IAEO informiert, die diesen Unfall in INES 4 einstuften. Der 10 %-Grenzwert der zulässigen Aktivitätsabgabe wurde nicht überschritten. Spätere Auswertungen der Vorgänge durch eine Regierungskommission und die Bestätigung der von der Kommission gezogenen Schlüsse durch die IAEO zeigen, dass eine erfahrene Betriebsmannschaft anlagenbedingte Schwachstellen (hier das fehlende Containment) ausgleichen kann. Dieser Unfall ist daher auch als Standard-Unfall-Szenario für WWER-440-Reaktoren in die Simulator-Schulung in Greifswald nach 1990 eingeflossen.
- 24. November 1989 – Ein Elektriker überbrückt „probehalber“ einen Schaltkreis – das in der Folge ausbrechende Feuer beschädigt die Sicherungsanlagen.
[Bearbeiten] Daten der Reaktorblöcke
Reaktorblock | Reaktortyp | Netto- leistung |
Brutto- leistung |
Baubeginn | Inbetrieb- nahme |
Netzsyn- chronisation |
Abschal- tung |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Greifswald - 1 (KGR 1) | WWER-440/230 | 408 MW | 440 MW | 01.03.1970 | 17.12.1973 | 12.07.1974 | 14.02.1990 |
Greifswald - 2 (KGR 2) | WWER-440/230 | 408 MW | 440 MW | 01.03.1970 | 23.12.1974 | 16.04.1975 | 14.02.1990 |
Greifswald - 3 (KGR 3) | WWER-440/230 | 408 MW | 440 MW | 01.04.1972 | 24.10.1977 | 01.05.1978 | 28.02.1990 |
Greifswald - 4 (KGR 4) | WWER-440/230 | 408 MW | 440 MW | 01.04.1972 | 03.09.1979 | 01.11.1979 | 22.07.1990 |
Greifswald - 5 (KGR 5) [1] | WWER-440/213 | 408 MW | 440 MW | 01.12.1976 | 24.04.1989 | 01.11.1989 | 24.11.1989 |
Greifswald - 6 (KGR 6) [2] | WWER-440/213 | 408 MW | 440 MW | fertiggestellt, keine Betriebsaufnahme | - | - | |
Greifswald - 7 (KGR 7) | WWER-440/213 | 408 MW | 440 MW | Bau abgebrochen | - | - | |
Greifswald - 8 (KGR 8) | WWER-440/213 | 408 MW | 440 MW | Bau abgebrochen | - | - |
- ↑ Der Reaktorblock hat die Phase der Inbetriebnahme nicht abgeschlossen.
- ↑ Der Reaktorblock war vollständig ausgerüstet.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Liste der Kernreaktoren in Deutschland
- Störfälle in deutschen Atomanlagen
- Liste der Kernkraftwerke
- Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen
- Liste der Kernkraftanlagen
[Bearbeiten] Weblinks
- Homepage der Energiewerke Nord GmbH
- Onlinemagazin über das Kernkraftwerk Greifswald
- BUND für Umwelt und Naturschutz
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