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Orgelbau Breinbauer - Wikipedia

Orgelbau Breinbauer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Orgelbau der Familie Breinbauer war in den Jahren 1830-1920 eines der bedeutendsten österreichischen Orgelbauunternehmen. Cirka 300 Orgeln für Kirchen im In- und Ausland wurden gefertigt. In den Folgejahren bis 1961 wurden Wasserfahrzeuge gefertigt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Die Familie Breinbauer war um das Jahr 1800 Mühlen- und Sägewerksbesitzer in Haibach bei Passau. Johann und Anna Maria Breinbauer hatten zumindest drei Kinder, Mathias (* 4. April 1803), Anna Maria (* 2. Mai 1804) und Josef (* 17. Februar 1807), wobei Josef Breinbauer das Anwesen übernehmen sollte.

[Bearbeiten] Josef Breinbauer (1807-1882)

Josef interessierte sich jedoch eher für Musik, insbesondere für Kirchenmusik. Besonders fasziniert war er von der großen Orgel im Dom St. Stephan zu Passau, eine der größten Orgeln der Welt. Er war Mitglied des Kirchenchores in der Pfarrei Freinberg. In seiner kargen Freizeit begab er sich immer ins nahe Passau um den Orgelbauern bei ihrer Arbeit zuzusehen und auch mitzuhelfen. Der Klerus von Passau und Pater Laurenz Haasreiter (1826-1834 Pfarrer in Freinberg) erkannten das Talent Josefs, förderten es und versuchten seinen Vater zu überreden ihm doch das Handwerk des Orgelbauers erlernen zu lassen. Am 26. März 1830 wurde dann seiner Schwester, Anna Maria und ihrem Bräutigam, Josef Ratzinger (ein Vorfahr in direkter Linie des Papstes Benedikt XVI.) der Besitz überschrieben. Josef Breinbauer bekam 750 Gulden Abfindung. Mit Hilfe dieser baute er 1830-31 seine erste Orgel als Autodidakt, die er nach Bogenhofen bei Braunau für 96 Gulden verkaufte. Darauf begab er sich zwei Jahre auf Wanderschaft, wobei in einem ausgezeichneten Zeugnis von Nicolaus Müller, Orgelbauer in Klagenfurt, seine Fähigkeiten dokumentiert sind.

In Haibach baute er etwa zehn weitere Orgeln. Danach suchte er ein größeres Gebäude und wurde in Ottensheim fündig. Er erwarb vom Stift Wilhering die alte, nicht mehr benutzte Spitalskirche. 1844 übersiedelte er dort hin. So entstanden bis zu seinem Tod (27. April 1882) etwa 70 Orgelwerke für Kirchen im größeren Umkreis von Ottensheim, bis nach Tschechien. Unter anderem die Orgeln von (geordnet nach dem Jahr ihrer Entstehung): Tragwein, Pregarten, Haibach ob der Donau, Haslach, Sankt Agatha, Natternbach, Waizenkirchen, Marchtrenk, Niederwaldkirchen, Grieskirchen, Waidhofen, Altaussee, Oberplan, Gallspach, Ulrichsberg, Wallern, Oberkappel, Maria Laah, Kleinmünchen, Hofkirchen, Aschach, Steyregg, Teplitz, Grein, Oftering, Pasching, Schönering, Hörsching und Schardenberg.

Auf Grund seiner Tätigkeit als Orgelbauer gab es regen Kontakt zu Anton Bruckner, der von 14. November 1855 bis 1868 Domorganist in Linz war. In einem Brief an das bischöfliche Ordinariat vom 14. Oktober 1856 schlug Bruckner den Herrn Orgelbauer Preinbauer aus Ottensheim als Orgelbauer für den Umbau und Erweiterung der ursprünglich aus der Stiftskirche Engelszell stammenden und von Franz Xaver Chrismann (1726-1795) gebauten Orgel im alten Dom in Linz vor.

Josef Breinbauer war auch maßgebend an dem Zustandekommen der 1. Ottensheimer Drahtseilbrücke 1871 beteiligt.

1858 heiratete er Anna Maria Ortner aus Aschach. Diese schenkt ihm zwei Söhne, wovon Leopold Breinbauer (* 15. Jänner 1859) nach dem Tod seines Vaters die Orgelbauwerkstätte übernahm.

[Bearbeiten] Leopold Breinbauer sen. (1859-1920)

Nun begann die Hochblüte der Orgelbaukunst in Ottensheim. Fruchtbringend wirkte sich auch die Tätigkeit des Tonkünstlers Josef Calafanz Waldeck aus. Er war ein Bruder von Karl Borromäus Waldeck der Domorganist, Domkapellmeister, Komponist und ein Schüler Anton Bruckners war. Josef Waldeck war ein Freund der Familie und als Oberlehrer und Chorregens in Ottensheim tätig. Leopold wurde stark von ihm beeinflusst.

Leopold Breinbauer war auch für die Ortskommune aktiv tätig. So war er unter anderem 1892 Mitinitiator der „1. Märktischen Wasserleitung“ von Ottensheim. Als erstes großes Werk vollendete er 1884 die Orgel in der Stiftskirche Wilhering. 1888 erbauter er die Orgel in seinem Heimatort Ottensheim. Wie bei vielen seiner Werke so wurden auch bei dieser Orgel die Schnitzereien von der in Ottensheim ansässigen Altarbauwerkstätte Kepplinger gestaltet. Eine der größten Orgeln, die Breinbauers Werkstätte verließ, ist die 1892 erbaute Hauptorgel der Klosterkirche von Vyssi Brod (Hohenfurth) in der Tschechei. Um 1905 lieferte Leopold noch eine pneumatische Chororgel für diese Klosterkirche. Beide Orgeln sind noch im Originalzustand erhalten und immer noch sehr gut spielbar, was von einer gediegenen handwerkliche Qualität spricht.

Der Großbrand von Ottensheim am 7. Juni 1899 war auch für die Firma Breinbauer eine sehr schwere finanzielle Belastung. Durch die Hitze des Brandes stürzte das Hauptgewölbe der Spitalskirche ein und begrub eine bereits fertig gestellte, zusammengebaute Orgel (Stiftsorgel für Schlierbach) und zwei halbfertige Orgelwerke unter sich. Ebenfalls wurden der ganze Holzvorrat und der Großteil der Maschinen, Werkzeuge und Schablonen vernichtet. Auch das Wohnhaus fiel dem Feuer zum Opfer. Mit vereinten Kräften wurde alles wieder instand gesetzt und der Betrieb fortgeführt.

In seine Schaffensperiode fiel die Technisierung der Orgeln. Die konventionell rein mechanischen Kegelladen wurden um 1900 auf pneumatische und später elektropneumatische Steuerungen umgestellt. Die erste mit pneumatischer Steuerung gebaute und zugleich eine der größten von ihm gebauten Orgeln war jene für Freistadt. Im Jahre 1909 wurde Breinbauer mit der Goldenen Medaille der OÖ Landes Handwerker- und Industrieausstellung ausgezeichnet.

Zu den Orten, in denen Orgeln von Leopold Breinbauer gebaut oder erneuert wurden, gehören etwa Aigen, Alkoven, Altmünster, Amstetten, Ansfelden, Attnang-Puchheim, Bach bei Schwanenstadt (http://www.dioezese-linz.at/redaktion/index.php?action_new=Lesen&Article_ID=32432), Braunau, Ebensee, Eferding, Eidenberg, Ernsthofen, Esternberg, Feldkirchen, Gallneukirchen, Goldwörth, Gramastetten, Grieskirchen, Gutau, Haag, Haslach, Herzogsdorf, Kirchberg, Klaus, Königswiesen, Maria Laah, Leonding, Leonfelden, Mattighofen, Neufelden, Niederkappel, Oberneukirchen, Pabneukirchen, Pasching, Peilstein, Perg, Peuerbach, Pfarrkirchen, Pregarten, Puchenau, Reichenau, Rohrbach, Sarleinsbach, Suben, St. Agatha, St. Georgen, St. Martin, St. Peter, St. Valentin, Schärding, Maria Scharten, Schönau, Steyr (Christkindl), Traun, Traunkirchen, Waizenkirchen, Weibern oder Zwettel.

Auch für das nahe gelegene Böhmen wurden etwa 30 Orgeln gebaut. Durch seinen guten Ruf konnte er sogar Werke in der Steiermark (nach Gamlitz, Landl und Leoben), in Wien und Stammersdorf bei Wien errichten. Auch im Ausland waren seine Orgeln begehrt. So gab es Aufträge aus Göttingen, Luzern, Triest, Odessa und Saloniki.

Am 25. Februar 1884 heiratete Leopold Breinbauer Sen. Franziska Moser (* 27. Dezember 1859, † 13. September 1950). Aus dieser Ehe gingen 8 Kinder hervor, 6 Mädchen und 2 Buben. Die 2 Söhne sollten danach die Orgelbauerei weiterführen.

[Bearbeiten] Leopold Breinbauer jun. (1886-1920)

Leopold (* 9. November 1886) war der Musiker in der Familie. Er besuchte die Staatsgewerbeschule in Linz. Anschließend belegte er elektrotechnische Studien in Mittweida bei Karl-Marx-Stadt. Er besaß das so genannte Absolute Gehör, was bei der Abstimmung der Orgelpfeifen von großem Vorteil war. Er war ein begnadeter Organist und Pianist. Leopold Breinbauer erlernte das Orgelbauhandwerk nicht nur bei seinem Vater, sondern auch bei anderen namhaften Orgelbauereien wie bei Friedrich Ladegast in Weißenfels bei Leibzig und auch in Luzern in der Schweiz. Die letzte und zugleich einzige unter Leopold jr. gebaute Orgel, war jene im Jahr 1920 schon mit elektropneumatischen System, für die Staat- Lehrer u. Lehrerinnen-bildungsanstalt in Linz.

[Bearbeiten] Rudolf Breinbauer (1888-1973)

Der zweite Sohn Rudolf (*13. April 1888) war der Künstler der Familie Breinbauer. Er sollte die künstlerische Gestaltung und die Bildhauerarbeiten übernehmen und besuchte daher die Staatsgewerbeschule (für bildende Kunst) in der Goethestraße in Linz, anschließend die Bildhauerschule in Hallstatt. Dann ging er auf Wanderschaft bis nach Meklenburg, wo er bei namhaften Bildhauern seine Kenntnisse vervollkommnen konnte.

Nach Beendigung seiner Ausbildung war er im elterlichen Betrieb als Bildhauer tätig und nahm auch noch zusätzlich Fremdaufträge an. Viele Orgeln sind von ihm künstlerisch gestaltet und verziert worden. Auch viele Altäre wurden von ihm mit Bildhauerarbeiten bestückt. In der Ottensheimer Pfarrkirche gestaltete er Statuen und Reliefs an den Seitenaltären und der Kanzel. In der Kurhalle von Bad Hall kann man noch heute eine Lebensgroße Statue des Herzogs Tassilo besichtigen.

[Bearbeiten] Erster Weltkrieg und Folgejahre

Im Jahre 1914 wurden Leopold jun. und Rudolf zum Kriegsdienst an die Südfront eingezogen. Der Orgelbau wurde eingestellt. Vater Leopold musste von vielen Orgelbauwerken die aus Zinn bestehenden Orgelpfeifen ausbauen und für die Kriegsmaschinerie abliefern. Gegen Ende des Krieges kamen sie in Italienische Gefangenschaft. Erst 1919 wurden sie freigelassen. Rudolf kam nach 15 Monaten Abwesenheit und 11 Monaten Gefangenschaft in Italien am 6. Oktober 1919 wieder zurück nach Ottensheim. Leopold erreichte seine Heimat bereits sehr geschwächt und krank. Im Oktober 1919 kündigt sich seine schwere Erkrankung (Blutkrankheit mit Milzanschwellung) an. Am 9. Jänner 1920, 21 Uhr starb Leopold Breinbauer jun. an den folgen der Strapazen des Ersten Weltkrieges.

Auch der Vater Leopold Breinbauer war schon krank und fühlte sich nicht in der Lage, am Begräbnis seines Sohnes teilzunehmen. Bald darauf kommt er in das Spital der Barmherzigen Schwestern nach Linz. Mit der Diagnose Magenkrebs wird er am 10. April 1920 nach Hause geschickt und starb am 18. Mai 1920. Das Ende der Orgelbauanstalt war besiegelt.

[Bearbeiten] Bootsbauwerkstätte

Das Unternehmen wurde von Rudolf Breinbauer fortgeführt. Er führte anfangs noch offene Restarbeiten aus und versuchte sich auch kurz als Möbeltischler.

Dann begann Rudolf mit dem Bau von Wasserfahrzeugen. Seine erste Ausfahrt in einem selber konstruierten Kajak unternahm er am 12. Juni 1913. In vielen Publikationen wird er als „Pionier des Österreichischen Kajakbaues“ bezeichnet. Er spezialisierte sich auf den Bau von Kajaks und Ruderbooten, fertigte aber auch einige Motor- und Segelboote. Nicht nur in Österreich wurde seine Qualität geschätzt, er lieferte auch Boote unter anderem nach Deutschland, Ungarn, CSSR und sogar Argentinien.

Am 3. Oktober 1922 heiratete er Paula Eidlhuber (Tochter der Ottensheimer Wirtsfamilie Riener-Eidlhuber) in der Kirche am Pöstlingberg. Aus dieser Ehe entsprangen zwei Kinder, Walter (* 24. Dezember 1924) und Margareta (*28. Juli 1930). Sohn Walter wurde nach der Matura zum Kriegsdienst eingezogen. Er diente als Leutnant der Infanterie an der Westfront und fiel zu Ende des Zweiten Weltkrieges am 25. Februar 1945 in Luxemburg.Am Militärfriedhof Sandweiler liegt er begraben.

In den Jahren nach 1945 war Rudolf Breinbauer auch als Gemeinderat tätig. Aus Ermangelung eines Nachfolgers wurde die Bootbauerwerkstätte 1961 geschlossen. Die Bootbauerei Breinbauer verließen in den Jahren 1922–61 über 1000 Boote.

[Bearbeiten] Quellen

  • Familiäre mündliche und schriftliche Überlieferung.
  • OÖ Männergestalten aus dem letzten Jahrhundert (Ausgabe 1926)
  • Landes-Chronik Oberösterreich
  • OÖLA, Zeitungsberichte

[Bearbeiten] Weblinks

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