Schonen
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Schonen | |
Basisdaten | |
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Landesteil (landsdel): | Götaland |
Provinz (län): | Skåne län |
Fläche: | 11.368 km² |
Einwohner: | 1.181.545 (30. September 2006) |
Bevölkerungsdichte: | 104 Einwohner je km² |
Höchste Erhebung: | Söderåsen |
Größter See: | Ivösjön |
Schonen (dänisch, norwegisch und schwedisch Skåne, lateinisch Scania) ist eine historische Provinz im Süden Schwedens.
Die Hauptstadt der heutigen Verwaltungsprovinz (län) Skåne län, die Schonen umfasst, ist Malmö. Weitere wichtige Städte sind Helsingborg, Kristianstad, Landskrona, Lund, Trelleborg und Ystad. Südschonen gehört zur transnationalen Öresundregion.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie und Geologie
Die südlichste historische Provinz Schwedens ist eine überwiegend flachwellige Halbinsel, die schwere, nährstoffreiche Tonböden aufweist. Dies hat die Kulturlandschaft zu einem der ergiebigsten Agrargebiete Nordeuropas gemacht. Schonen war jahrhundertelang die Kornkammer Dänemarks und wird auch heute noch oft die Kornkammer Schwedens genannt. Selbst heute noch decken die Felder des vielfarbigen Flickenteppichs (Selma Lagerlöf) gut 30 Prozent des schwedischen Agrarbedarfs. Im nordöstlichen Teil der Region wird das Landschaftsbild hingegen schon von den überall in Schweden typischen bewaldeten Anhöhen aus Gneis und Granit geformt. Mitten durch Schonen verläuft die so genannte Bruchzone, welche das geologische Ur-Europa des Nordens vom eigentlichen, jüngeren Mitteleuropa trennt. Die Hügel in Nord- und Mittelschonen sind durch diese geologische Bruchzone bedingt und trennen Schonen von den nördlicheren Landschaften. Der bekannteste dieser Hügel ist der Hallandsåsen.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Frühzeit
Älteste Grab- und Wohnstättenfunde in der Nähe von Trelleborg wurden auf ca. 5000 v. Chr. datiert. Die zahlreichen jungsteinzeitlichen Hünengräber und die bronzezeitlichen Grabhügel lassen darauf schließen, dass Schonen schon früh eine hohe Bevölkerungsdichte aufwies. Die Steinbauten (z.B. die Megalithanlagen von Hagestad) stammen aus der Zeit zwischen 3500 und 2800 v. Chr., die Hügel stammen von 1800 bis 500 v. Chr. Das Gräberfeld von Vätteryd vertritt die nachfolgende Periode. Ein regionales Handelszentrum der Eisenzeit war z. B. die Siedlung Uppåkra, südlich von Lund. Dieser Platz, der mit gleichartigen Zentren wie Gudme auf Fünen zu synchronisieren ist, wurde 1990 entdeckt und ist seitdem Objekt intensiver archäologischer Ausgrabungen. Unter anderem fand man die Reste eines heidnischen Tempels.
Das erste schriftliche Dokument mit der Bezeichnung Schonen ist ein Friedensvertrag von 811, den Karl der Große mit den Dänen schloss. Im dänischen Gefolge war ein Osfrid von Schonen, der wahrscheinlich ein regionaler Herrscher war. Eine weitere Erwähnung erfolgte etwa 870, als der Handelsmann Wulfstan eine Reise längs der südschwedischen Ostseeküste unternahm. Inwieweit die Nennung schonischer Könige in nordischen Heldengedichten historisch verwertbar ist, ist nicht ausreichend diskutiert.
[Bearbeiten] Mittelalter
Die Ansicht, dass Schonen, wie auch die jetzigen schwedischen Landschaften Blekinge und Halland, ursprünglich ein Teil von Dänemark war, beruht auf einer Anlage zum Älteren Västgötalag. Danach soll die Grenze zwischen Dänemark und Schweden 1050 festgestellt worden sein. Inzwischen ist nachgewiesen, dass diese Anlage aus wesentlich späterer Zeit stammt.[1] Von einem dänischen Land oder dänischen Reich, das Schonen umfasst haben soll, kann daher nicht gesprochen werden. Abgesehen davon wurde mit „Schonen“ ein Gebiet mit stark wechselnder Ausdehnung bezeichnet. Adam von Bremen schrieb im 11. Jahrhundert, dass Skåne an Västergötland grenze,[2] was bedeuten würde, dass damals Halland zu Skåne gehörte. König Christian III. sprach von vaart land Skaane (unser Land Schonen), womit er Schonen, Halland und Blekinge meinte. Zusammen mit der Insel Bornholm ist für diese Gebiete bei Historikern manchmal der Begriff Skåneland gebräuchlich. Wenn auch Harald Blauzahn, der im 10. Jahrhundert das Christentum einführte und dadurch ein dauerhaftes gesamtdänisches Königreich schuf, in Schonen einen starken Einfluss hatte, so ist doch zweifelhaft, ob es bereits ein Teil des dänischen Reiches war.[3] Immerhin war der Öresund mit den damaligen Verkehrsmitteln deutlich leichter zu durchqueren als die dichten småländischen Wälder. Man geht davon aus, dass es damals zwei verschiedene Landschaftstypen gab, was sich auch in einer unterschiedlichen Lebensweise der Bewohner bemerkbar machte: Das Flachland ohne Wald, wo Ackerbau betrieben wurde und dichte Siedlungen vorherrschten, und das Waldland, wo Viehzucht und Holzwirtschaft das Leben bestimmte. Dort herrschten einsame Einzelgehöfte vor. Es handelte sich um Laubwald; Fichten gab es damals dort nicht. Diese unterschiedlichen Bedingungen führten zu stark unterschiedlichen Lebensstilen, die noch heute archäologisch in unterschiedlichen Begräbnissitten fassbar sind.[4] Die Ackerbaubevölkerung begrub ihre Toten in Särgen. Im waldreichen Osten herrschen Brandgräber vor.
Als kulturelles Zentrum des dänischen Reiches beherbergte Schonen 1060–1066 sogar zwei rivalisierende Bischöfe: Den Engländer Henrik in Lund und den deutschen Egino in Dalby. Als Henrik starb und Dänemark gleichzeitig die Verbindung mit dem Danelag in England verlor, zog Egino nach Lund, um dort das Amt zu übernehmen und so kam das Bistum Lund unter den Erzbischof von Hamburg-Bremen. 1103 wurde Lund zum Erzbischofssitz für ganz Skandinavien erhoben. Die dänischen Münzen wurden in Lund geschlagen. Absalon von Lund wurde zunächst Bischof von Roskilde und später Erzbischof von Lund. Sein Drängen auf Abführung des Zehnten und die strenge Durchführung des Priesterzölibats führte 1181 zum Bauern- und Priesteraufstand in Schonen und zur Schlacht an der Dösjöbro. Sein Nachfolger in Lund wurde Andreas Sunononis (dän. Suneson).
König Magnus Eriksson kaufte Schonen im 14. Jahrhundert von einem holsteinischen Grafen, der es zum Pfand hatte, für 34.000 Mark Silber. Kurz darauf wurde er von den Einwohnern Schonens zum König ausgerufen. So wurde Schonen vorübergehend zu einem souveränen Königreich, unabhängig von Schweden und Dänemark.[5] Allerdings wurde dieses Königtum vom Papst nicht anerkannt.
[Bearbeiten] Neuzeit
Die dänische Reformation fing in Malmö an: hier wurde sowohl die erste lutheranische Predigt gehalten als auch die erste dänische Bibel herausgegeben.
Während des Zweiten Nordischen Krieges erklärte Dänemark Schweden den Krieg in Juni 1657. Diese Auseinandersetzung endete im Frieden von Roskilde von 1658 damit, dass Dänemark seinen Besitz im heutigen Südschweden räumen musste. Schonen samt Bornholm, Blekinge und Halland wurden an Schweden abgetreten. Bornholm ging zwei Jahre später, im Frieden von Kopenhagen, nach Dänemark zurück. Dabei wurden auch die noch geltenden Grenzen zwischen Dänemark, Norwegen und Schweden nach Jahrhunderten von kriegerischen Auseinandersetzungen festgelegt.
Der Guerillakrieg gegen die Schweden war im Norden der Provinz bitter und blutig und hörte erst um 1715/20 allmählich auf. Der lettze Freischütz, Nils Tuasen, wurde 1700 hingerichtet. Pläne, die angestammte schonische Bevölkerung ins Baltikum umzusiedeln, wurden nicht umgesetzt.
Nach dem Übergang zu Schweden wurde Schonen von einem Generalgouverneur verwaltet. Im Jahre 1719 wurde das Generalgouvernement aufgehoben und Schonen in die normale schwedische Verwaltung eingestuft. Zwei Verwaltungsprovinzen, Malmöhus län und Kristianstads län, die bis 1999 bestanden, wurden eingerichtet. Malmöhus und Kristianstads län wurden 1999 zu Skåne län zusammengeführt.
Um Schonen besser zum schwedischen "Altreich" anzuknüpfen wurde die zweite schwedische Universität, die Universität Lund, schon im Jahre 1666 eingerichtet, damit die Studenten nicht mehr nach Kopenhagen fahren sollten. Die schwedische Rechtsordnung und die schwedische Kirchenordnung wurden in 1683 eingeführt.
Der letzte dänische Versuch die verlorene Provinz wieder zu erobern scheiterte in 1710 mit der Schlacht bei Helsingborg. Diese war die letzte Schlacht in Schonen zwischen Dänemark und Schweden.
Im 19. Jahrhundert erlebte Schonen einen ökonomischen Aufschwung. Die Kontakte zu Dänemark verbesserten sich, da die letzten bestehenden Restriktionen abgeschafft wurden. Die industrielle Revolution machte sich vor allem in Malmö bemerkbar. Auch an Orten, die einen Eisenbahnanschluss erhielten, stieg der Lebensstandard deutlich.
[Bearbeiten] Verkehr
In Schonen begann man in den 1950er Jahren mit dem Bau von Autobahnen. Der Abschnitt zwischen Malmö und Lund war sogar die erste Autobahn Schwedens, der Anfang der heutigen E 22. Kurz darauf entstanden weitere Strecken, die nach deutschem Vorbild vernetzt wurden. Damit unterschied sich Schonen anfänglich von anderen schwedischen Regionen, wo in den 1960er Jahren nur kurze, unzusammenhängende Autobahnen entstanden. Das schonische Autobahnnetz begann meist an den internationalen Fährhäfen und auch die Öresundbrücke wurde mit eingebunden.
Auch das Eisenbahnnetz Schonens ist gut ausgebaut. So beginnt in Malmö eine Linie des Hochgeschwindigkeitszuges X2000 nach Stockholm. Für den regionalen Bahnverkehr haben Pågatåg und Öresundståg die wichtigste Bedeutung. Mit Einrichtung der Öresundverbindung änderte man den Takt der schonischen Eisenbahnen so, dass sie mit den Zügen Seelands in Dänemark im Einklang stehen.
[Bearbeiten] Sprache
Siehe auch: Schonische Sprache
Amtssprache und Umgangssprache in Schonen ist Schwedisch. Die meisten Schonen sprechen jedoch mehr oder weniger stark Dialekt. Das in Schonen gesprochene Schwedisch weist noch immer einige Merkmale des Dänischen auf.
[Bearbeiten] Kultur
- In Lund, dem ursprünglichen, kulturellen Zentrum Schonens, bis ca 1400 auch Dänemarks, und der im Mittelalter führenden Stadt Skandinaviens, findet man mit dem Dom (1085–1145) das schönste und reinste romanische Sakralbauwerk Skandinaviens.
- Seit 1666 beherbergt Lund eine Universität.
- Selma Lagerlöf lässt die Reise Nils Holgerssons auf dem Rücken des Gänserichs über "dem großen gewürfelten Tuch" von Schonen beginnen.
- Durch die Kriminalromane des aus Härjedalen stammenden, anerkannten Autors Henning Mankell, die meist im Umfeld von Ystad spielen, wurde Schonen literarisch bekannter, obwohl Mankell insbesondere die Winter meist als grau, nass und deprimierend beschrieb.
- An der Küste, bei Kåseberga östlich von Ystad, liegt Ales Stenar, die größte Steinsetzung Skandinaviens.
- Bei Simrishamn liegt die mittelalterliche Burg Glimmingehus.
[Bearbeiten] Berühmte Schonen (auch Schoninger genannt)
- Rollo (Hrolf Ganger), der erste Lehnsherr der Normandie
- Tycho Brahe, kaiserlicher Hofastronom
- Dietrich Buxtehude, Organist und Komponist des Barock
- Per Albin Hansson, ehemaliger Premierminister von Schweden
- Ruben Rausing, Erfinder des Tetra-Paks
- Gunhild Sehlin, Kinderbuchautorin
- Birgit Nilsson, Opernsängerin
- Jarl Kulle, Schauspieler
- Max von Sydow, Schauspieler
- Anita Ekberg, Model und Schauspielerin
- Siw Malmkvist, Schlagersängerin
- Stellan Skarsgård, Schauspieler
- Henrik Larsson, Fußballspieler
[Bearbeiten] Landschaftssymbole
[Bearbeiten] Statistik
- Bevölkerung: 1.181.545 (30. September 2006) ~ 13% der Bevölkerung Schwedens [6]
- davon Ausländer: 64.437
- Fläche: 11.346 km²
- Landwirtschaftlich genutzt: 5.607 km² (49,4%)
- Bewaldet: 3.825 km² (33,7%)
- Bevölkerungsdichte: 104 Bewohner/km²
- Arbeitslosenquote: 4% (Oktober 2006)[7]
- Mittlere Temperatur
- Januar: 0 bis -2° C
- Juli: 17° C
- Jährliche Niederschläge: 500-800 mm
- Höchste Erhebung: Söderåsen 211 ü.d.M.
- Größter See: Ivösjön
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Schonen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
Commons: Skåne – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Commons: Category:Skåne – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- http://www.skane.com - Agentur für Tourismus und Wirtschaftsförderung in Schonen (Skåne), Presseinformation
- http://www.skane.se
- http://www.skanenordost.se
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ Svanberg S. 12
- ↑ Verum Westragothia confinis est provinciae Danorum, quae Sconia dicitur (Västergötland grenzt an die dänische Provinz, die Schonen genannt wird.) Adam IV 23.
- ↑ Svanberg a.a.O.
- ↑ Svanberg S. 17.
- ↑ Haug S. 46
- ↑ Statistiska Centralburån Befolkning.
- ↑ Arbetsförmedlingen
[Bearbeiten] Literatur
- Magistri Adam Bremensis: Gesta Hammaburgensis ecclesiae Pontificum (Bischofsgeschichte der Hamburgischen Kirche) In: Quellen des 9. und 11. Jahrhunderts zur Geschichte der Hamburgischen Kirche und des Reiches. Darmstadt 1978. ISBN 3-354-00602-X
- Eldbjørg Haug: Margrete. Den siste Dronning i Sverreætten.Oslo 2000. ISBN 82-02-17642-5.
- Statistiska Centralburån Befolkning
- Arbetsförmedlingen
- Fredrik Svanberg: Vikingatiden i Skåne. Lund 2000. ISBN 91-89442-04-0
Götaland: Blekinge | Bohuslän | Dalsland | Gotland | Halland | Skåne | Småland | Västergötland | Öland | Östergötland
Svealand: Dalarna | Närke | Södermanland | Uppland | Värmland | Västmanland
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