Sozialdemokratische Arbeiterpartei (Österreich)
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Basisdaten | |
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Gründungsdatum: | 1. Januar 1889 |
Gründungsort: | Neudörfl |
Die Sozialdemokraten in Österreich gaben ihrer Partei bei deren Gründung zum Jahreswechsel 1888/89 den Namen Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) [1] , den sie bis 1934 trug. Ihr folgte als Massenpartei im Jahr 1945 die „Sozialistische Partei Österreichs“ (SPÖ), die seit 1991 den Namen „Sozialdemokratische Partei Österreichs“ trägt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Anmerkung zum Parteinamen
Die 1888 gegründete Partei verstand sich als Vertretung der Arbeiterbewegung aller „im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder“, kurz „Cisleithanien“ genannt. Cisleithanien (Land diesseits des Flusses Leitha) wurde die westliche Reichshälfte der Donaumonarchie nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich von 1867 deshalb genannt, weil die Länder der böhmischen Krone (Böhmen, Mähren) die Bezeichnung „Österreich“ abgelehnt hatten. (Die Bezeichnung „Österreich“ für Cisleithanien gab es offiziell nur von 1916 bis 1918). Es ist nachvollziehbar, dass sich die neue Arbeiterpartei unter diesen Umständen auch nicht „Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs“ nennen konnte, hätte man doch mit dieser Bezeichnung die Genossen der böhmischen Kronländer ausgeschlossen. Der Parteiname war und blieb von 1888 bis 1934 „Sozialdemokratische Arbeiterpartei“ (SDAP).
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Anfänge
Die Idee zur Gründung einer österreichischen sozialdemokratischen Partei entstand 1874 auf einer Zusammenkunft von Delegierten gewerkschaftlicher Arbeitervereine im burgenländischen Neudörfl. In den folgenden Jahren konnte dieses Vorhaben aufgrund von Differenzen zwischen gemäßigten und anarchistischen Gruppierungen nicht realisiert werden. Die Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) fand daher erst an der Jahreswende 1888/89 am Parteitag im niederösterreichischen Hainfeld statt, nachdem es dem Armenarzt Dr.Viktor Adler gelungen war, die recht unterschiedlich ausgerichteten Gruppierungen auch über die Sprachgrenzen der cisleithanischen Reichshälfte hinweg zu vereinen.
Die neue Partei fühlte sich der gleichnamigen deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP), die 1875 in Gotha aus der Fusion der alten SDAP mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) hervorgegangen war, nicht nur durch die gleiche Namensgebung verbunden. Man hatte von ihr auch das marxistische Eisenacher Programm [2] des Jahres 1869 übernommen, das auf dem Kommunistischen Manifest beruhte. Die Parteiführung schwächte die Wirkung dieses Manifestes allerdings dadurch ab, dass sie dessen Umsetzung vom Erreichen verschiedener, nicht exakt definierter Vorstufen abhängig machte. Als erste dieser Vorstufen wurde mit der Wahlrechtsreform ein typisch reformistisches Ziel angepeilt. Tatsächlich blieb Victor Adler bis zu seinem Tod im Jahr 1918 eher den reformistischen Zielen des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins und damit den etatistischen Lehren Lassalles verbunden, als jenen von Karl Marx.
Die neue Partei erfreute sich rasch steigender Wählerzahlen vor allem in Wien, Böhmen und Mähren, aber auch in den industrialisierten Gebieten der Steiermark, Ober- und Niederösterreichs. Das Ziel Wahlrechtsreform wurde in der Form des allgemeinen Männerwahlrechtes im Jahr 1905 erreicht. Auf dessen Basis konnte die SDAP bei den Wahlen im Jahr 1907 ihren Mandatsstand vervielfachen. Sie wurde knapp hinter den Christlichsozialen zweitstärkste Partei, 1911 schließlich stärkste Partei. Vom grassierenden Nationalitätenproblem blieb auch die erfolgreiche SDAP nicht verschont. Noch vor den Wahlen im März 1911 spalteten sich die tschechischen Sozialdemokraten ab, ihnen sollten bis Kriegsbeginn weitere ethnische Fraktionen folgen.
[Bearbeiten] Erster Weltkrieg
Trotz ihres Bekenntnisses zu den pazifistischen Grundsätzen der 2. Sozialistischen Internationale unterstützte die SDAP in den ersten Jahren des Ersten Weltkriegs die Regierungspolitik, rückte jedoch unter dem Eindruck von Hungersnöten, der russischen Oktoberrevolution und des absehbaren Zusammenbruches der Monarchie von dieser ab und wählte 1918 mit Otto Bauer einen prononcierten Marxisten zum Parteivorsitzenden.
[Bearbeiten] "Die österreichische Revolution"
Als stimmenstärkste Partei bei den ersten Wahlen der 1. Republik lenkte die SDAP die Geschicke des jungen Staates bis 1920. Otto Bauer (Parteivorsitzender) und Karl Renner, einem Vertreter des reformistischen Flügels der Partei, als Staatskanzler gelang es, einschneidende soziale Reformen umzusetzen.[3] Der Versuch Otto Bauers, im Zuge seines Austromarxismus mit dem integralen Sozialismus eine Wiedervereinigung der reformistischen II. Internationale mit der kommunistischen III. Internationale zu erreichen, scheiterte jedoch ebenso wie der von der SDAP angestrebte Anschluss (Österreich) an das Deutsche Reich.
[Bearbeiten] Die SDAP in Opposition
Nachdem 1920 die Christlichsozialen die Wahlen gewonnen hatten, führte Otto Bauer die Partei in die Opposition. Lediglich im „Roten Wien“ konnte die Partei unter Bürgermeister Karl Seitz mit Zweidrittelmehrheit zumindest einen Teil ihres sozialen Programmes umsetzen, wovon die gewaltigen Gemeindebauten auch heute noch Zeugnis ablegen. Ähnliches gelang in kleinerem Umfang aber nur in den Industrieregionen der Steiermark. Als Reaktion auf die Organisation faschistischer Heimwehren wurde 1924 der „Republikanische Schutzbund“ als paramilitärische Organisation der SDAP gegründet.
[Bearbeiten] Bürgerkrieg und Ende der SDAP
Die sogenannte Selbstausschaltung des Parlaments am 4. März 1933 nutzte Bundeskanzler Engelbert Dollfuß zur Errichtung des autoritären Ständestaates (Austrofaschismus). Als Dollfuß im Februar 1934 den nun verbotenen paramiltärischen Schutzbund in Oberösterreich entwaffnen wollte, kam es in Linz zu einer bewaffneten Auseinandersetzung, der zum Februaraufstand der SDAP führte, der von Gendarmerie, Polizei, Bundesheer und Heimwehren niedergeschlagen wurde. Im Anschluss an diese Niederlage wurde die Sozialdemokratische Partei verboten. Damit endete die Geschichte der SDAP.
[Bearbeiten] Untergrund und Exil
Nach dem Verbot etablierte sich mit den Revolutionären Sozialisten (RS) eine Nachfolgeorganisation im Untergrund, die jedoch nach der Machtübernahme Hitlers in Österreich stillgelegt wurde. Im Exil (Belgien, Frankreich, dann New York und London) formierte sich unter dem Vorsitzenden der Revolutionären Sozialisten Joseph Buttinger die Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten AVOES die 1942 aufgelöst und (informell) als „Austrian Labor Committee“ (ALC) weitergeführt wurde.
[Bearbeiten] Zweite Republik
Hauptartikel: Sozialdemokratische Partei Österreichs
Während die Kämpfe im Großraum Wien noch andauerten (Wiener Operation 1945), wurde am 13. April 1945 die Partei als Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ) im damals teilweise zerstörten Wiener Rathaus neu gegründet. Erster Bundesvorsitzender wurde Adolf Schärf. Mit Karl Renner stellte die SPÖ den Staatskanzler der provisorischen Regierung und nach den Wahlen im November 1945 auch den ersten Bundespräsidenten der Zweiten Republik.
[Bearbeiten] Wahlergebnisse
- Wahl der konstituierenden Nationalversammlung 1919: 1 211 814 Stimmen (40,8 Prozent / 72 Mandate)
- Nationalratswahl 1920: 1 022 606 (35,9 Prozent / 69 Mandate)
- Nationalratswahl 1923: 1 311 870 (39,6 Prozent / 68 Mandate)
- Nationalratswahl 1927: 1 539 635 (42,3 Prozent / 71 Mandate)
- Nationalratswahl 1930: 1 517 146 (41,1 Prozent / 72 Mandate)
[Bearbeiten] Berühmte Mitglieder
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ http://aeiou.iicm.tugraz.at/aeiou.encyclop.s/s673001.htm
- ↑ http://www.marxists.org/deutsch/geschichte/deutsch/spd/1869/eisenach.htm
- ↑ Bauer: Die österreichische Revolution.