Struve-Bogen
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Der Struve-Bogen, benannt nach Friedrich Georg Wilhelm von Struve (1793–1864), ist ein langgestrecktes Netz geodätischer Vermessungspunkte. Er wurde von 1816 bis 1852 unter der Aufsicht Struves und des russischen Offiziers Carl F. Tenner (1783–1859) errichtet und dient seither zur genauen Bestimmung der Größe und Form der Erde (Erdmessung) mittels Triangulation. Betreut wird er federführend durch die Internationale Vereinigung der Vermessungsingenieure (FIG).
[Bearbeiten] Verlauf
Der Struve-Bogen reicht von Fuglenes (70°40'11"N, 23°38'48"O, bei Hammerfest am Nordkap) bis Staro-Nekrassowka (45°20'48"N, 28°55'48" O, bei Ismajil am schwarzen Meer) und durchläuft dabei von Norden nach Süden das Gebiet der Staaten Norwegen, Schweden, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Litauen, Weißrussland, Moldawien und Ukraine. Er erstreckt sich damit in Nord-Süd-Richtung über insgesamt 2821,833 km (= 25°20'08"). Der Struve-Bogen besteht aus insgesamt 265 Vermessungspunkten, die 258 Hauptdreiecke bilden. Hierzu kommen über 60 Nebenvermessungspunkte.
Lediglich zwei Messpunkte befinden sich in Gebäuden:
- Das Observatorium Tartu [1] in Estland dient als Ursprung der Triangulation. Nach einer Restaurierung soll hier ein Struve-Museum eingerichtet werden (Stand: Oktober 2005).
- Die Kirche Alatornios in Finnland blieb seit der Entstehung des Struve-Bogens praktisch unverändert. Als Messpunkt dient ein Punkt innerhalb des Kirchturms.
[Bearbeiten] UNESCO Weltkulturerbe
Der Struve-Bogen ist neben seiner Bedeutung für die Geodäsie auch ein frühes Beispiel für die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit. Repräsentiert durch 34 seiner Messpunkte wurde er daher vom World Heritage Committee der UNESCO am 15. Juli 2005 in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit aufgenommen und ist damit das erste "wissenschaftliche Instrument" in dieser Liste.
Die folgenden Messpunkte, die Teil des Weltkulturerbes sind, wurden entsprechend ihrer Bedeutung ausgewählt. Sie sind gleichmäßig über den kompletten Bogen verteilt, repräsentieren alle beteiligten Länder, entsprechen den ursprünglich verwendeten Punkten, sind nur in geringer Weise gefährdet und können durch lokale Institutionen unterhalten werden.
- Norwegen: Fuglenes (Hammerfest), Lille-Reipas (Unna Ráipásaš; Alta), Lodiken (Luvdiidcohkka; Kautokeino), Baelljasvarri (Bealjášvárri; Kautokeino)
- Schweden: Tynnyrilaki (Kiruna), Jupukka (Pajala), Pullinki (Övertorneå), Perävaara (Haparanda)
- Finnland: Stuor-Oivi (Enontekiö), Aavasaksa (Ylitornio), Alatornio-Kirche (Tornio), Oravivuori (Korpilahti), Tornikallio (Lapinjärvi), Mustaviiri (Pyhtää)
- Russland: Mäki-päälys (Gogland, Rajon Kingissepp), Gogland, Z (auch Rajon Kingissepp)
- Estland: Woibifer (Avanduse), Katko (Avanduse), Tartu Observatorium (Tartu)
- Lettland: Sestu-Kalns (Sausneja), Jacobstadt (Jēkabpils)
- Litauen: Karischki (Panemunelis), Meschkanzi (Nemencine), Beresnäki (Nemežis)
- Weißrussland: Tupischki (Oshmyany), Lopati (Zelva), Ossownitza (Iwanowo), Tchekutsk (Iwanowo), Leskowitschi (Iwanowo)
- Moldawien: Rudi (Rudi (Moldawien))
- Ukraine: Felschtin (Hvardiiske), Baranowka (Baranivka), Staro-Nekrassowka (Nekrasivka)
[Bearbeiten] Weblinks
- Beschreibung der UNESCO (englisch)
- Neue Erben der UNESCO
- Flyer (PDF, englisch)
- Informationen bei der International Federation of Surveyors (englisch)
- The Struve Geodetic Arc von J.R. Smith (englisch)
Weltkulturerbe: Königliches Sommerschloss Drottningholm (1991) | Wikingersiedlungen Birka und Hovgården (1993) | Eisenhütte Engelberg (1993) | Felszeichnungen von Tanum (1994) | Skogskyrkogården (Friedhof) bei Stockholm (1994) | Hansestadt Visby auf Gotland (1995) | Kirchenbezirk Gammelstad in Luleå (1996) | Arktische Kulturlandschaft Laponia (1996) | Marinehafen von Karlskrona (1998) | Agrarlandschaft Südölands (2000) | Bergwerksgebiet Falun und Kopparbergslagen (2001) | Radiostation Grimeton bei Varberg (2004) | Geodätische Vermessungspunkte Struve-Bogen (2005)
Weltnaturerbe: Arktische Kulturlandschaft Laponia (1996) | Küstenlandschaft Höga Kusten (2000)
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