Stuttgart Hauptbahnhof
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Der Stuttgarter Hauptbahnhof ist der größte Fernbahnhof in Stuttgart und Zentrum des Stuttgarter S-Bahn-Verkehrs sowie zusammen mit dem Charlottenplatz wichtigster Knotenpunkt der Stuttgarter Stadtbahn.
Unter anderem aufgrund seines charakteristischen Bahnhofsturms besitzt das Bahnhofsgebäude einen hohen Wiedererkennungswert und gilt als eines der Wahrzeichen Stuttgarts. Im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 soll der bisherige Kopfbahnhof untertunnelt und in einen modernen Durchgangsbahnhof verwandelt werden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Erster und zweiter Centralbahnhof
Der Erste Centralbahnhof Stuttgarts stand bis 1866 in der Bolzstraße (nahe des Schlossplatzes). Der viergleisige Kopfbahnhof wurde von Baurat Karl Etzel gebaut zur Eröffnung der Zentralbahn, die in zwei Ästen nach Ludwigsburg und nach Esslingen führte.
Der Bahnhof fiel in der Bebauung der damaligen Schloßstraße nicht weiter auf (heute Bolzstraße). Eine hölzerne Halle überspannte vier Gleise. Der erste Zug fuhr am 26. September 1846 von Cannstatt kommend in diesen Bahnhof ein. Bis 1854 waren alle wichtigen Fernstrecken im Königreich Württemberg eröffnet.
Durch das immer stärkere Verkehrsaufkommen wurde bereits 1866 an gleicher Stelle der Zweite Centralbahnhof eröffnet. Die Oberbauräte Klein, Morlok und Abel schufen von 1863 bis 1867 den vergrößerten Bahnhof mit Prunkfassade und Bögen im Renaissance-Stil. Auch dieser zweite Bahnhof wurde ab 1900 zu klein. Die ehemalige Bahnhofshalle ist heute in einen Veranstaltungs- und Kinokomplex (Metropol) integriert.
[Bearbeiten] Der heutige Hauptbahnhof
Der heutige Hauptbahnhof – 500 Meter östlich am Arnulf-Klett-Platz – wurde von den Architekten Paul Bonatz und Friedrich E. Scholer gebaut. Sie gewannen 1912 den 1. Preis eines Wettbewerbs für den Stuttgarter Hauptbahnhof und somit den Bauauftrag. Mit den Erdarbeiten wurde 1914 der Grundstein für den Bahnhof gelegt. Die Bauarbeiten wurden durch den Ersten Weltkrieg verzögert. Auf eine gläserne Bahnhofshalle, die die Gleise überspannen sollte, wurde verzichtet. Am 21. Oktober 1922 wurde der neue Hauptbahnhof offiziell eröffnet. Erst am 17. Dezember 1927 war die endgültige Fertigstellung – jetzt waren alle Bauarbeiten abgeschlossen. Am 15. Mai 1933 wurde die Elektrifizierung der 17 Gleise abgeschlossen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hauptbahnhof mehrmals schwer beschädigt, der Wiederaufbau zog sich mehrere Jahre hin. Seit dem 20. August 1987 ist der Stuttgarter Hauptbahnhof als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung[1] (nach §12 DSchG) ins Denkmalbuch eingetragen.
[Bearbeiten] S-Bahn, Stadtbahn und Stuttgart 21
Zwischen 1971 und 1978 wurden für die neue S-Bahn im mittleren Neckarraum (S-Bahn Stuttgart) eine Tunnelröhre unter dem Hauptbahnhof vorgetrieben und eine unterirdische Haltestelle für die S-Bahn gebaut. Diese besitzt zwei Gleise und einen Mittelbahnsteig. Am 1. Oktober 1978 fuhr die erste S-Bahn.
Die unterirdische U- und Straßenbahnstation „Hauptbahnhof (Arnulf-Klett-Platz)“ wurde am 9. April 1976 dem Verkehr übergeben. Heute verkehren hier sieben Stadtbahn- und noch eine Straßenbahnlinie, welche derzeit ebenfalls zur Stadtbahn umgebaut wird.
Der angeschlossene Güterbahnhof, der auch einen Ablaufberg mit Gleisbremsen hatte, wurde infolge des Rückganges des Eisenbahngüterverkehrs und zur Vorbereitung des Projektes Stuttgart 21 abgebrochen. Der Bau des neuen Tiefbahnhofs im Zuge des Projektes Stuttgart 21 sollte ursprünglich im Jahr 2005 beginnen und bis 2012 fertiggestellt sein. Der neue Zeitplan lautet - einer endgültigen Entscheidung für Stuttgart 21 im 1. Halbjahr 2007 vorausgesetzt - Baubeginn Ende 2007/Anfang 2008, Fertigstellung 2015.
[Bearbeiten] Bauwerk
Beim Bau des Bahnhofsgebäudes wurden Beton und Stahl verwendet, die Fassade wurde anschließend noch mit grob behauenen Muschelkalkquadern verkleidet. Der Muschelkalk stammt aus den Trochitenkalkschichten (mo1) des oberen Muschelkalk aus der Umgebung von Crailsheim.
Der Stuttgarter Bahnhofsturm ist 56 Meter hoch. Auf der Aussichts-Terrasse über dem „Bistro21“ im neunten Stock (Lift und Eintritt gratis) rotiert ein Mercedes-Stern mit fünf Metern Durchmesser. Am Turm befindet sich eine Uhr mit einem Zifferblatt-Durchmesser von fünfeinhalb Metern. Im Bahnhofsturm informiert das „TurmForum Stuttgart 21“ mit Ausstellungen zum Verkehrs- und Stadtentwicklungsprojekt Stuttgart 21.
Das Bahnhofsgebäude trägt auf der Vorderseite ein Zitat von Georg Wilhelm Friedrich Hegel als beleuchtete Aufschrift: „... daß diese Furcht zu irren schon der Irrtum selbst ist.“ Diese Leuchtschrift ist ein Werk des Künstlers Joseph Kosuth von Anfang der 1990er Jahre.
Die Fernverbindungen enden im oberirdischen Kopfbahnhof mit 17 Gleisen (Gleise 1–16 und Gleis 1a) im ersten Obergeschoss über dem ebenerdigen Haupteingang mit Serviceschaltern. Im unterirdischen S-Bahnhof (drittes Untergeschoss) halten auf zwei Gleisen (Gleise 101 und 102) sämtliche S-Bahn-Linien des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart (VVS).
Unter dem Bahnhofvorplatz (Arnulf-Klett-Platz) queren im zweiten Untergeschoss sieben Stadtbahnlinien und eine Straßenbahnlinie den tieferliegenden S-Bahnhof. Die Klettpassage im ersten Untergeschoss für Fußgänger dient der Verbindung des Hauptbahnhofs mit der Innenstadt. In ihr befindet sich auch eine größere Ladenpassage.
In der Haupthalle, in der Nähe des Südausgangs, wurde eine DB Lounge für Reisende der ersten Klasse, bahn.comfort-Kunden und AIRail-Reisende First Class und Senatoren eingerichtet.
Bei einer Realisierung von Stuttgart 21 werden ab Ende 2007 die beiden Seitenflügel abgerissen und nicht wieder aufgebaut werden. Der Rest des Bauwerks steht unter Denkmalschutz.
[Bearbeiten] Zugläufe
[Bearbeiten] Fernbahnlinien
Am Stuttgarter Hauptbahnhof haben diese Fernbahnlinien ihren Ausgangspunkt:
- Frankenbahn (in Richtung Bietigheim–Heilbronn–Würzburg)
- Murrtalbahn (in Richtung Backnang–Nürnberg)
- Remsbahn (in Richtung Schorndorf–Aalen)
- Filsbahn (in Richtung Plochingen–Göppingen–Ulm, siehe auch Schwäbische Eisenbahn)
- Neckar-Alb-Bahn (in Richtung Plochingen–Tübingen)
- Gäubahn (in Richtung Herrenberg–Freudenstadt/Singen)
- Westbahn (in Richtung Mühlacker–Karlsruhe/Heidelberg)
- Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart (in Richtung Mannheim)
[Bearbeiten] S-Bahnlinien
Linie | Strecke |
---|---|
S1 | Plochingen – Esslingen – Gottlieb-Daimler-Stadion – Bad Cannstatt – Hauptbahnhof – Schwabstraße – Vaihingen – Rohr – Böblingen – Herrenberg (Verstärkerzüge im Berufsverkehr zwischen Esslingen und Schwabstraße bzw. Böblingen.) |
S2 | Schorndorf – Weinstadt – Waiblingen – Bad Cannstatt – Hauptbahnhof – Schwabstraße – Vaihingen – Rohr – Flughafen (Airport) – Filderstadt (Verstärkerzüge im Berufsverkehr zwischen Schorndorf und Vaihingen.) |
S3 | Backnang – Winnenden – Waiblingen – Bad Cannstatt – Hauptbahnhof – Vaihingen – Rohr – Flughafen (Airport) (Am Wochenende und später Abend nur bis Vahingen. Verstärkerzüge im Berufsverkehr zwischen Backnang und Vaihingen.) |
S4 | Schwabstraße – Hauptbahnhof – Zuffenhausen – Ludwigsburg – Marbach |
S5 | Schwabstraße – Hauptbahnhof – Zuffenhausen – Ludwigsburg – Bietigheim |
S6 | Schwabstraße – Hauptbahnhof – Zuffenhausen – Leonberg – Weil der Stadt (Zwischentaktzüge verkehren in der Regel zwischen Schwabstraße und Leonberg.) |
Im bahnamtlichen Betriebsstellenverzeichnis wird der Bahnhof Hauptbahnhof (tief) als TST geführt und gehört zu den 21 Bahnhöfen der höchsten Bahnhofskategorie der DB Station&Service.
[Bearbeiten] Güterverkehr
Zusätzlich zum Personenbahnhof bestand hier auch ein heute stillgelegter und bereits abgerissener Güter- und kleiner Rangierbahnhof, dessen Ablaufberg sogar mit Gleisbremsen ausgerüstet war.
[Bearbeiten] Besonderheiten
Der Bahnhof führt den IATA-Code ZWS, da er von der Lufthansa gemeinsam mit der Bahn und Fraport im AIRail-Konzept genutzt wird. So können Reisende in ICEs, die auch eine Flugnummer der Lufthansa führen, zum Flughafen Frankfurt reisen, statt einen Zubringerflug zu nutzen. Zu diesem Zweck gibt es im Eingangsbereich Arnulf-Klett-Platz auch einen Lufthansa Check-In-Schalter. Hier können Reisende mit einen Anschluss-Flug ab bzw. bis Frankfurt am Main Flughafen ihr Gepäck abgeben bzw. abholen und zolltechnisch behandeln lassen.
[Bearbeiten] Literatur
- Matthias Roser: Der Stuttgarter Hauptbahnhof – ein vergessenes Meisterwerk der Architektur. 1. Auflage, 1987, Silberburg-Verlag Stuttgart, 60 Seiten, ISBN 3-925344-13-6 (vergriffen)
- Kurt Seidel: 65 Jahre Stuttgarter Hauptbahnhof 1922 bis 1987. Herausgegeben von der Bundesbahndirektion Stuttgart, 1987, 160 Seiten (vergriffen)
- Egon Hopfenzitz und Klaus Fischer: Chronik Stuttgarter Hauptbahnhof 1846 bis 1998. Herausgegeben von der DB Station&Service AG, Stuttgart, 1999, 381 Seiten (vergriffen)
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Film
- SWR: Eisenbahn-Romantik – 100 Jahre Hauptbahnhof Stuttgart (Folge 274)
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Stuttgart Hauptbahnhof – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Informationsangebot der Deutschen Bahn
- Orientierungsplan der Deutschen Bahn AG
- Website der DB zu Stuttgart 21
- Hauptbahnhof Stadt-Panorama – Interaktives 360° Panorama am Hauptbahnhof
- Aktuelle Verkehrslage
- Webseite über Stuttgart Hauptbahnhof bei archINFORM
- http://de.structurae.de/structures/data/index.cfm?ID=s0024218
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Liste der Kulturdenkmale in Stuttgart-Mitte PDF vom Stadtplanungsamt Untere Denkmalschutzbehörde
Koordinaten: 48º 47′ 02″ N, 9º 10′ 54″ O