Tensor
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Ein Tensor ist in der Mathematik ein geometrisches, unter Koordinatentransformationen invariantes Objekt, das aus Vektoren und/oder linearen Abbildungen aufgebaut ist.
Es gibt eine Hierarchie komplexer werdender Tensoren. So sind z. B. Tensoren 0. Stufe Skalare, Tensoren 1. Stufe Vektoren und Tensoren 2. Stufe quadratische Matrizen.
Das mathematische Teilgebiet Lineare Algebra handelt von Tensoren und wird ohne klare Bedeutungsunterscheidung auch Tensorrechnung, Tensoralgebra oder multilineare Algebra genannt. Die Tensoranalysis behandelt Differentialoperationen auf Tensorfeldern über Mannigfaltigkeiten.
[Bearbeiten] Unterschiedliche Betrachtungsweisen
In der Physik wird „Tensor“ oft als Abkürzung für Tensorfeld verwendet. Ein Tensorfeld ist eine Abbildung, die jedem Punkt des Raums (allgemeiner: einer Mannigfaltigkeit) einen Tensor zuordnet; jede physikalische Feldtheorie handelt von Tensorfeldern. Das mag im ersten Moment verwirrend erscheinen. Dahinter verbergen sich nur unterschiedliche Blickrichtungen auf die gleichen Objekte, erläutert am Beispiel von Vektorfeldern:
- In der mathematischen Physik versteht man unter einem glatten Vektorfeld σ über einer glatten Mannigfaltigkeit M einen Schnitt im Tangentialbündel (TM,M,πM), d.h. eine
-Abbildung
-
- mit
.
- Das ist die abstrakte Form von Bewegungsgleichungen erster Ordnung in der Physik. Hier interessiert man sich für die Existenz und Eigenschaften von Lösungen.
- In der angewandten Mathematik bzw. in den Ingenieurswissenschaften liegt das Augenmerk weniger auf Existenz und speziellen Eigenschaften, sondern auf der Berechnung von Lösungen. An Stelle einer n-dimensionalen glatten Mannigfaltigkeit M und des Tangentialbündels TM treten die lokalen Koordinatensysteme.
- Für die Sicht der multilinearen Algebra beschränkt man sich auf die Strukturen in den einzelnen Fasern TxM
Welcher Blickwinkel gerade verwendet wird, ergibt sich aus dem Kontext.
[Bearbeiten] Wort- und Begriffsgeschichte
Das Wort Tensor (lat.: tendo ich spanne) wurde in den 1840er Jahren von Hamilton in die Mathematik eingeführt; er bezeichnete damit den Absolutbetrag seiner Quaternionen, also noch keinen Tensor im modernen Sinn.
Maxwell scheint den Spannungstensor, den er aus der Elastizitätstheorie in die Elektrodynamik übertrug, selbst noch nicht so genannt zu haben.
In seiner modernen Bedeutung, als Verallgemeinerung von Skalar, Vektor, Matrix, wird das Wort Tensor erstmals von Woldemar Voigt in seinem Buch Die fundamentalen physikalischen Eigenschaften der Krystalle in elementarer Darstellung (Leipzig, 1898) eingeführt.
Unter dem Titel absolute Differentialgeometrie entwickelten Gregorio Ricci-Curbastro und dessen Schüler Tullio Levi-Civita um 1890 die Tensorrechnung auf Riemannschen Mannigfaltigkeiten; einem größeren Fachpublikum machten sie ihre Ergebnisse 1900 mit dem Buch Calcolo differenziale assoluto zugänglich, das bald in andere Sprachen übersetzt wurde, und aus dem sich Einstein unter großer Mühe die mathematischen Grundlagen aneignete, die er zur Formulierung der Allgemeinen Relativitätstheorie benötigte. Einstein selbst prägte 1916 den Begriff Tensoranalysis und trug mit seiner Theorie maßgeblich dazu bei, den Tensorkalkül bekannt zu machen; er führte überdies die Einsteinsche Summationskonvention ein, nach der über doppelt auftretende Indizes stillschweigend summiert wird.
[Bearbeiten] Tensorbegriff der Physik
[Bearbeiten] Einführung
Viele physikalische Gesetze sind Proportionalitäten, beispielsweise bewirkt eine an einem Körper angreifende Kraft eine Geschwindigkeitsänderung, die der Größe der Kraft proportional ist:
Diese Gleichung besagt zudem, dass die Richtung der Kraft auch die Richtung der Beschleunigung angibt. Derselbe Proportionalitätsfaktor, die Masse m, taucht auch in der Formel für die Bewegungsenergie
auf.
Es gibt jedoch Zusammenhänge, die sich nicht in dieser Weise beschreiben lassen, weil die zugehörigen Proportionalitätsfaktoren von der Richtung der beteiligten vektoriellen Größen abhängen. Ein Beispiel liefern Drehbewegungen: Greift an einem rotierenden Körper ein Drehmoment an, so bewirkt es eine Änderung der Winkelgeschwindigkeit, und eine Verdoppelung des Drehmomentes verdoppelt auch diesen Effekt. Es gilt also
mit einem Proportionalitätsfaktor J, der je nach Richtung von unterschiedlich sein kann. Auch müssen die Richtungen von
und
nicht übereinstimmen. Die Rotationsenergie lässt sich ebenfalls mit einem richtungsabhängigen Faktor J als
darstellen.
Diese Richtungsabhängigkeit bedeutet, dass das Trägheitsmoment J eine tensorielle Größe ist, genauer ein Tensor zweiter Stufe, der Trägheitstensor. „Stufe zwei“ besagt dabei, dass zwei Vektoren involviert sind, in der ersten Formel und
, in der zweiten zweimal der Vektor
. Tensoren der zweiten Stufe können also grob gesagt aus Vektoren wieder Vektoren machen oder aus Paaren von Vektoren Zahlen. Mathematisch entspricht das einer linearen Abbildung bzw. einer Bilinearform, die sich beide durch eine
-Matrix beschreiben lassen. Rechnerisch ist ein Tensor zweiter Stufe also nichts anderes als eine (quadratische) Matrix, und die obigen Formeln nehmen die Form
bzw.
mit der entsprechenden Matrix J an.
[Bearbeiten] Tensoren als Verallgemeinerung von Skalar, Vektor und Matrix
Für manche Anwendungen, zum Beispiel in der Elastizitätstheorie und fast überall in den Ingenieurwissenschaften, ist es vollkommen ausreichend, sich Tensoren als eine Fortsetzung der Reihe Skalar, Vektor, Matrix vorzustellen. Dabei unterscheidet man Tensoren verschiedener Stufen (auch Rang genannt):
- Ein Tensor nullter Stufe ist eine Zahl, auch Skalar genannt.
- Ein Tensor erster Stufe wird durch einen Spaltenvektor dargestellt. Im n-dimensionalen Raum hat ein solcher Tensor genau n Koeffizienten.
- Ein Tensor zweiter Stufe wird durch eine quadratische Matrix dargestellt, also ein Zahlenschema, in dem jeder der n2 Koeffizienten des Tensors durch zwei Indizes bezeichnet ist (Beispiele: Arbeitsblatt in einem Tabellenkalkulationsprogramm; zweidimensionales Pixelbild)
- Ein Tensor dritter Stufe ließe sich durch eine würfelförmige Anordnung seiner n3 Koeffizienten darstellen, die durch je drei Indizes "adressiert" werden (Arbeitsmappe in der Tabellenkalkulation; Videosequenz [Pixelbilder mit zusätzlicher Zeitkoordinate]).
- Ein Tensor m-ter Stufe hat dementsprechend nm Koeffizienten, die mit Hilfe von m Indizes auseinander gehalten werden.
[Bearbeiten] Tensoren im physikalischen Sinne als Multilinearformen
Tensoren T sind multilineare Abbildungen in einen Körper K:
.
sind jeweils Vektorräume über dem gemeinsamen Körper K. Mit s wird die Stufe des Tensors bezeichnet.
Multilineare Abbildungen sind genau dann Tensoren, wenn jeder der Vektorräume entweder V * oder V ist.
V ist ein beliebiger Vektorraum über dem Körper K. V * ist der sogenannte duale Vektorraum. Dieser umfasst die Menge der linearen Abbildungen vom Vektorraum V in den Körper K.
Beispielsweise sei der folgende Tensor angegeben:
Den beispielhaften Tensor erhält man, indem man für V1 = V und V2 = V * in die allgemeingültige Definition für multilineare Abbildung einsetzt.
Die Vektorräume V und V * haben dieselbe Dimension d. Das kann man folgendermaßen ausdrücken:
- dim(V) = dim(V * ) = d
mit der Vektorraumdimension .
[Bearbeiten] Tensoren im physikalischen Sinne als "indizierte Größen"
Ein Tensor n-ter Stufe ist eine n-fach indizierte Größe . Es wird weiter gefordert, dass der Tensor ein bestimmtes Transformationsverhalten hat. Wird das Koordinatensystem mit einer Drehmatrix ai,j gedreht, so lautet der Tensor in den neuen Koordinaten:
.
Diese Definition ist äquivalent mit der obigen. Weitere Informationen über das Thema findet man unter Indexdarstellungen der Relativitätstheorie.
[Bearbeiten] Beispiele von wichtigen Tensoren in der Physik
Das Kronecker-Delta δ ist ein Tensor zweiter Stufe. Es ist ein Element von ; es ist also eine lineare Abbildung
. Lineare Abbildungen sind durch die Wirkung auf die Basisvektoren eindeutig bestimmt. So ist das Kronecker-Delta eindeutig durch
bestimmt.
Das Levi-Civita-Symbol , das zur Berechnung des Kreuzprodukts zwischen Vektoren gebraucht wird, ist ein Tensor dritter Stufe. Es gilt
. Man schreibt
.
Der Energie-Impuls-Tensor Tαβ und der elektromagnetische Feldstärketensor Fαβ sind Tensoren zweiter Stufe auf der vierdimensionalen Basis der Raumzeit.
[Bearbeiten] Basis und Koordinaten von Vektoren
Für ein tieferes Verständnis von Tensoren ist es unerlässlich, zu rekapitulieren, was eigentlich ein Vektor ist: nämlich
- ein geometrisches Objekt,
- das einem Vektorraum angehört,
- das durch Koordinaten bezüglich einer Basis dargestellt werden kann,
- das aber nicht von einer bestimmten Basis abhängt, sondern unter Basiswechsel (= Koordinatentransformation) invariant bleibt.
Wir betrachten einen Vektor v aus einem n-dimensionalen Vektorraum V. Bezüglich einer gegebenen Basis {e1, ..., en} ist v durch seine Koordinaten v1, ..., v n gegeben:
- v = v1e1 + ... + v nen.
Das Hochstellen der Koordinatenindizes ist in einigen, aber nicht allen Anwendungen der Tensorrechnung üblich; es steht im Zusammenhang mit der Unterscheidung von ko- und kontravarianten Größen; mehr dazu unten.
[Bearbeiten] Summationskonvention
Im weiteren Verlauf dieses Artikels wird die von Einstein eingeführte Summationskonvention verwendet: über jeden Index, der auf einer Seite einer Gleichung zweimal vorkommt, wird automatisch summiert. Statt
gilt also ab sofort
- v = viei.
[Bearbeiten] Kovariante und Kontravariante Tensoren
Die Vektoren des dualen Vektorraums V * sind Tensoren der Stufe 1. Sie werden als kovariante Tensoren bezeichnet.
Die Basisvektoren des dualen Vektorraums V * seien gegeben durch:
Für einen beliebigen Vektor des Dualraums gibt es folgende Koordinatendarstellung:
Die Koordinaten xi eines kovarianten Tensors tragen konventionsgemäß einen tiefgestellten Index i.
Jeder Basisvektor stellt einen Tensor der Stufe 1 dar. Für die Basistensoren der Stufe 1 gelten die Gleichungen
für alle i, j Element von
,
wobei das sogenannte Kronecker-Delta δi,j für i = j den Wert 1, sonst den Wert 0 hat.
Die Vektoren des bidualen Vektorraums V * * sind Tensoren der Stufe 1. Sie werden als kontravariante Tensoren bezeichnet.
Die Abbildung , die jedem Element
des Dualraums
zuordnet, ist Element des Bidualraums. Denn
ist Element des zugrundeliegenden Körpers K.
,
Jedem Vektor kann somit genau ein Bidualvektor
zugeordnet werden:
Es kann gezeigt werden, dass diese Zuordnung eine bijektive Abbildung zwischen dem Vektorraum V und dem Bidualvektorraum V * * darstellt. Die Elemente des Bidualraums V * * werden deshalb häufig mit den Elementen des Vektorraums V identifiziert, d.h. es wird nicht zwischen den Elementen von V und V * * unterschieden. Die nachfolgende Schreibweise bringt das zum Ausdruck:
Die Koordinaten xi eines kontravarianten Tensors tragen konventionsgemäß einen hochgestellten Index i.
Häufig werden die Koordinaten x eines Vektors mit dem Vektor identifiziert. Die Darstellung des Vektors durch dessen Koordinaten in einer bestimmten Basis wird mit dem Vektor an sich gleichgesetzt. In dieser Sprechweise ist ein "Vektor" mit tiefgestelltem Index kovariant und ein Vektor mit hochgestelltem Index kontravariant.
[Bearbeiten] Tensoren der Stufe r+s
Man definiert einen Tensor vom Grad (r,s) als multilineare Abbildung mit r Argumenten v1,...,vr und s Argumenten λ1,...,λs. Die Argumente v1,...,vr sind Elemente eines Vektorraumes V und λ1,...,λs Argumente des zum Vektorraum gehörenden Dualraumes V * .
Der Tensor hat dann die Form
Die Summe r + s heißt Stufe oder Rang des Tensors.
Je nachdem, ob die Argumente aus einem Vektorraum sind oder aus dessen Dualraum, wird der Tensor als kontravariant oder kovariant bezeichnet. Im obigen Fall liegt ein r-fach kontravarianter, s-fach kovarianter Tensor vor. In der algebraischen Beschreibung von Tensoren bezeichnet man Vektorräume aufgrund ihrer funktoriellen Eigenschaften. Daher heißt ein im physikalischen Sinne kovarianter Vektor im algebraischen Sinne kontravariant und umgekehrt.
[Bearbeiten] Komponenten eines Tensors
Wir betrachten folgenden Tensor T:
Als Komponenten des Tensors T werden die folgenden Größen bezeichnet:
Die Koordinaten eines Tensors der Stufe 1 sind die Komponenten dieses Tensors.
z.B: Ortsvektor
Dieser Vektor ist kontravariant, somit steht der Koordinatenindex oben.
Der Tensor T lässt sich nach den kovarianten und kontravarianten Basistensoren entwickeln, so dass gilt:
[Bearbeiten] Tensorprodukt
Das Produkt zwischen dem kovarianten Tensor ei der Stufe 1 und dem kontravarianten Tensor ej der Stufe 1 ist wiederum ein Tensor der Stufe 2. Ist d die Dimension des Vektorraums V, so gibt es d2 Basistensoren
der Stufe 2.
Die Verknüpfung ist für jegliche Tensoren vom Rang 1 definiert. Die Verknüpfung ist eine Bilineare Funktion.
Für das Symbol vw gelten folgende Rechenregeln:
(λ ein Element des Grundkörpers K)
Diese Regeln sehen aus wie Distributivgesetze bzw. Assoziativgesetze; auch daher der Name Tensorprodukt.
Im Allgemeinen gilt jedoch:
Der Sprachgebrauch hinsichtlich des Begriffs Tensors ist nicht immer einheitlich in der Physik. Häufig wird nicht die multilineare Abbildung T als Tensor bezeichnet, sondern deren Komponenten Tij. Die Komponenten ändern ihre Gestalt, wenn die Basis des Vektorraums V gewechselt wird. Der Tensor T selbst bleibt gleich. Die Abbildung zwischen den neuen und alten Komponenten der Vektoren in V nennt man Koordinatentransformation. Die wohl bekanntesten Koordinatentransformationen sind die Galileitransformation und die Lorentztransformation. Tensoren können durch Skalare (Tensor der Stufe 0), Vektoren (Stufe 1), Matrizen (Stufe 2) dargestellt werden. Die Komponenten dieser Tensoren kann man sich als Zahlentupel vorstellen. Im Sprachgebrauch der Physik werden derartige Zahlentupel Tensoren genannt, wenn sie unter einer Koordinatentransformation ein festgelegtes Verhalten aufweisen.
[Bearbeiten] Basiswechsel und Koordinatentransformationen
Bei einem Basiswechsel im Vektorraum V tritt an die Stelle der bisherigen Basis eine neue Basis
.
Dem Wechsel der Basis entspricht eine bijektive lineare Abbildung , welche jedem alten Basisvektor den neuen zuordnet,
(mit Summation über j). Die zweite Gleichheit resultiert daraus, dass wir jeden neuen Basisvektor als Linearkombination in der alten Basis ausdrücken können. Fassen wir die Koeffizienten zusammen, so erhalten wir die Matrix A = (aij) des Basiswechsels.
Ein Vektor , der invariant bleiben soll, hat in beiden Basen verschiedene Koordinatendarstellungen:
.
Man liest ab, dass die Koordinatentransformation von xi nach xj' der Vorschrift
- x = Ax' beziehungsweise
genügt. Wollen wir also die neuen mittels der alten Koordinaten ausdrücken, so müssen wir die Matrix A invertieren:
- x' = A − 1x und in Indizes
.
Man erkennt, dass sich Basis und Vektorkoordinaten gegenläufig transformieren:
- von
nach
mit der Matrix (aji),
- von xj nach xi' dagegen mit der inversen Matrix
.
In der physikalischen Literatur wird oft das Beschriebene mit der Beschreibung gleichgesetzt, besonders in der Teilchenphysik. So wird ein Tensor mit seiner Koordinatendarstellung gleichgesetzt. Ein Tensor, dessen Koordinaten kontravariant transformieren, wird dann als kontravarianter Tensor bezeichnet, obwohl das beschriebene Objekt invariant bleibt. Vektoren werden demnach als kontravariante Tensoren erster Stufe bezeichnet, obwohl nur ihre Koordinatendarstellung es ist, als geometrische Objekte sind sie ja invariant.
[Bearbeiten] Linearformen (1-Formen) als kovariante Tensoren erster Stufe
Eine Linearform ist eine lineare Abbildung aus einem Vektorraum in den zugrundeliegenden Skalarkörper. Der Vektorraum aller Linearformen über einem Vektorraum V ist dessen Dualraum V * .
Wenn eine bestimmte Basis von V gegeben ist, dann kann man in kanonischer Weise eine Basis
von V * wählen, so dass gilt:
(wobei das Kronecker-Delta δi,j für i = j den Wert 1, sonst den Wert 0 hat).
Eine Linearform
,
auf einen Vektor angewandt, liefert dann
.
Damit die Beziehungen und
unabhängig von der Wahl bestimmter Basen gelten, ist zu fordern:
Bei einem Basiswechsel im Vektorraum V transformieren
- die Basisvektoren
des Dualraums V * kontravariant, und
- die Koeffizienten fi einer Linearform f kovariant,
wie wir es in der Notation durch Hoch- beziehungsweise Tiefstellen der Indizes schon vorweggenommen haben.
Eine Linearform, die diese Transformationseigenschaften aufweist, heißt 1-Form oder kovarianter Tensor erster Stufe oder kovarianter Vektor.
[Bearbeiten] Matrizen und Tensorprodukte
Wir können einer beliebigen quadratischen Matrix B ein invariantes Objekt, nämlich einen Skalar, zuordnen, indem wir mit zwei Koordinatenvektoren x und y das Produkt
bilden, wobei der Zeilenvektor xt den transponierten Spaltenvektor x bezeichnet.
Drücken wir es in den von den Koordinaten beschriebenen invarianten Vektoren und
aus, können wir das invariante Objekt ablesen, welches B zuzuordnen ist:
.
Wir erhalten also eine Bilinearform , man schreibt sie als
[Bearbeiten] Verhalten von Tensorkomponenten unter Koordinatentransformation
Für die Koordinaten bzw. Komponenten (Ti) eines kontravarianten Tensors der Stufe 1 gilt:
Für die Koordinaten bzw. Komponenten (Ti) eines kovarianten Tensors der Stufe 1 gilt:
Wobei eine beliebige Koordinatentransformation darstellt.
Für einen beliebigen Tensor höherer Stufe transformieren sich die Komponenten auf folgende Weise:
Es ist nochmals zu betonen, dass der eigentliche Tensor T invariant unter Koordinatentransformation ist. In einigen Lehrbüchern werden jedoch die Komponenten eines Tensors als "Tensor" bezeichnet. Als "Tensor" wird dann jegliche inidizierte Größe angesehen, die sich unter Koordinatentransformationen wie oben dargestellt verhält. Das Transformationsverhalten ist damit konstitutiv für den Tensorcharakter.
Für Anwendungen in der Statistik, speziell für multivariate Verfahren, wird das Tensorprodukt von Spaltenvektoren und diese transformierende Matrizen benötigt. Für diesen Zweck wird das Kronecker-Produkt von Matrizen eingesetzt. Diesem liegt zugrunde, dass aus einem Multiindex durch alphabetische Anordnung ein einfacher Index erzeugt wird. Wenn beispielsweise das Produkt eines zwei- und eines dreidimensionalen Vektors gebildet wird, so wird dem Indexpaar (i,j) der einfache Index 3i+j-3 zugeordnet, d.h.
.
Im Kronecker-Produkt zweier Matrizen wird dieses Verfahren in beiden Dimensionen separat angewandt.
[Bearbeiten] Tensorbegriff der Mathematik
In der Mathematik sind Tensoren Elemente von Tensorprodukten.
Es sei K ein Körper, also beispielsweise oder
, und es seien
Vektorräume über K.
Das Tensorprodukt von
ist ein K-Vektorraum, dessen Elemente Summen von Symbolen der Form
sind. Dabei gelten für diese Symbole die folgenden Rechenregeln:
Die Tensoren der Form heißen elementar. Jeder Tensor lässt sich als Summe von elementaren Tensoren schreiben, aber diese Darstellung ist außer in trivialen Fällen nicht eindeutig, wie man an der ersten der beiden Rechenregeln sieht.
Ist eine Basis von Vi (für
;
), so ist
eine Basis von Die Dimension von
ist also das Produkt der Dimensionen der einzelnen Vektorräume
[Bearbeiten] Tensorprodukte und Multilinearformen
Der Dualraum von kann mit dem Raum der s-Multilinearformen
identifiziert werden:
- Ist
eine Linearform auf
so ist die entsprechende Multilinearform
- Ist
eine s-Multilinearform, so ist die entsprechende Linearform auf
definiert durch
Sind alle betrachteten Vektorräume endlichdimensional, so kann man
miteinander identifizieren, d.h. Elemente von entsprechen s-Multilinearformen auf
[Bearbeiten] (r,s)-Tensoren
Es sei V ein fester endlichdimensionaler Vektorraum über K.
Elemente von
heißen (r,s)-Tensoren oder Tensoren der Stufe (r,s).
Beispielsweise sind (0,0)-Tensoren Skalare, (0,1)-Tensoren Elemente des Vektorraums und (1,0)-Tensoren Linearformen auf V. (1,1)-Tensoren können mit Endomorphismen von V und (2,0)-Tensoren mit Bilinearformen auf V identifiziert werden (siehe unten).
Für (r,s)-Tensoren gibt es drei wichtige Konstruktionen:
- Einem (r,s)-Tensor kann auf verschiedene Weisen ein (r − 1,s − 1)-Tensor gebildet werden: Für
und
wird einem Tensor
-
- der Tensor
- zugeordnet. Dieser Vorgang heißt Kontraktion oder Spurbildung: im Falle von (1,1)-Tensoren entspricht die Abbildung
- unter der Identifizierung
der Spur eines Endomorphismus.
- Aus einem (r1,s1)-Tensor und einem (r2,s2)-Tensor kann ein (r1 + r2,s1 + s2)-Tensor gebildet werden:
- Ist auf V ein Skalarprodukt gegeben, so können V und V * miteinander identifiziert werden, es gibt also Entsprechungen zwischen (r,s)-Tensoren und (r + k,s − k)-Tensoren.
- Beispiel
Es sei g ein (2,0)-Tensor und zwei Vektoren. Dann ist
ein (2,2)-Tensor, der durch zweimalige Spurbildung ein Element von K liefert. Da alle diese Konstruktionen multilinear sind, definiert g also eine Bilinearform
.
(2,0)-Tensoren können also mit Bilinearformen identifiziert werden.
[Bearbeiten] Beispiele
- Die Determinante von
-Matrizen, aufgefasst als alternierende Multilinearform der Spalten, ist ein (n,0)-Tensor.
- Lineare Abbildungen
zwischen endlichdimensionalen Vektorräumen können als Elemente von
aufgefasst werden.
In der Differentialgeometrie spielen Tensorfelder eine wichtige Rolle: Ist M eine differenzierbare Mannigfaltigkeit, so ist ein Tensorfeld auf M eine Abbildung, die jedem Punkt einen Tensor zuordnet. Meist werden auch noch gewisse Differenzierbarkeitseigenschaften gefordert.
Beispiele sind:
- Differentialformen vom Grad k, insbesondere das totale Differential einer Funktion im Fall k = 1, sind Schnitte von
- Riemannsche Metriken sind (2,0)-Tensoren.
- Der riemannsche Krümmungstensor ist ein (3,1)-Tensor, der mithilfe der riemannschen Metrik als (4,0)-Tensor aufgefasst werden kann.
Siehe auch: Tensoralgebra, äußere Algebra, symmetrische Algebra.
[Bearbeiten] Ko- und Kontravarianz als Eigenschaften von Abbildungen
Sei V ein fester K-Vektorraum und W ein beliebiger weiterer K-Vektorraum. Eine lineare Abbildung heißt kovariant bezüglich V, eine lineare Abbildung
heißt kontravariant in V.
Eine Quelle der Verwirrung über diese Begriffe ist, dass in der Physik und älteren Lehrbüchern davon gesprochen wird, dass sich die Matrizen dieser Abbildungen ko- bzw. kontravariant unter Basiswechsel transformieren. Jedoch kehren sich dabei die Zuordnungen um - eine kovariante Abbildung hat eine Matrix, die kontravariant bzgl. Basiswechsel ist und umgekehrt.
Grundlegende Beispiele:
- Ein Vektor
ist mit der Abbildung
zu identifizieren, welche K auf die Gerade
mit der Richtung
abbildet. Ein Vektor ist also kovariant.
- Ein Kovektor
ist als lineares Funktional
definiert, somit ist er kontravariant in V.
[Bearbeiten] Tensorprodukte eines Vektorraums und Symmetrie
Man kann das Tensorprodukt eines Vektorraumes V mit sich selbst bilden. Ohne weiteres Wissen über den Vektorraum kann ein Automorphismus des Tensorprodukts definiert werden, der darin besteht, in den reinen Produkten
die Faktoren zu vertauschen,
.
Das Quadrat dieser Abbildung ist die Identität, woraus folgt, dass es Eigenvektoren zum Eigenwert 1 und zum Eigenwert -1 gibt.
- Ein
, welches Π12(w): = w erfüllt, heißt symmetrisch. Beispiele sind die Elemente
-
.
- Die Menge aller symmetrischen Tensoren der Stufe 2 wird mit
bezeichnet.
- Ein
, welches Π12(w): = − w erfüllt, heißt antisymmetrisch oder alternierend. Beispiele sind die Elemente
-
.
- Die Menge aller antisymmetrischen Tensoren der Stufe 2 wird mit
bezeichnet.
Mittels können Tensorpotenzen von V beliebiger Stufe gebildet werden. Entsprechend können weitere paarweise Vertauschungen definiert werden. Nur sind diese nicht mehr voneinander unabhängig. So lässt sich jede Vertauschung der Stellen j und k auf Vertauschungen mit der ersten Stelle zurückführen.
[Bearbeiten] Anwendungen
Tensoren und Tensorfelder werden in verschiedenen Teilgebieten der Mathematik und Physik angewandt. Diese Anwendungen sind von sehr unterschiedlicher Komplexität:
- in einigen Fällen genügt es, sich Tensoren als eine Verallgemeinerung von Skalar, Vektor, Matrix vorzustellen; in anderen Fällen steht die Invarianz eines Tensors unter Koordinatentransformationen im Vordergrund;
- in einigen Fällen ist es erforderlich, zwischen ko- und kontravarianten Tensoren zu unterscheiden (mehr dazu unten), in anderen Fällen ist diese Unterscheidung irrelevant.
Man muss deshalb damit rechnen, dass Tensoren in verschiedenen Anwendungsgebieten verschieden definiert, verschieden notiert und verschieden gehandhabt werden.
Wichtige Anwendungsgebiete umfassen:
- Algebra: Tensorprodukte sind die algebraische Entsprechung zum kartesischen Produkt geometrischer Objekte.
- Analysis: Die in der Taylorentwicklung einer Funktion in mehreren Veränderlichen
-
- auftretenden multilinearen Ableitungen f(n)(x) kann man als symmetrische, rein kovariante Tensoren aufsteigender Stufe auffassen.
- Differentialgeometrie: Differentialformen und Vektorfelder auf einer Mannigfaltigkeit sind spezielle Tensorfelder, ebenso Riemannsche Metriken.
- Physik und Ingenieurwissenschaften: Die physikalische Bedeutung von Tensoren liegt darin begründet, dass Naturgesetze, die durch Tensorgleichungen ausgedrückt werden, in beliebigen Koordinatensystemen die gleiche Gestalt haben. Die Tensorsprache erweist sich als besonders zweckmäßig
- in der Elastizitätstheorie, Kontinuumsmechanik, Hydrodynamik;
- in der Elektrodynamik und speziellen Relativitätstheorie;
- sie ist unentbehrlich zum Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Theodor Bröcker: Lineare Algebra und Analytische Geometrie. Birkhäuser, Basel 2004, ISBN 3764321784, Kap. VII: Tensorrechnung.
[Bearbeiten] Weblinks
- Über Tensoren, Matrizen und Pseudovektoren (PDF, 132 KB)