Unabhängiger Staat Kroatien
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„Unabhängiger Staat Kroatien“ (kroat. „Nezavisna država Hrvatska“) ist die Bezeichnung für den kroatischen Vasallenstaat, der während des Zweiten Weltkriegs nach Einmarsch der deutschen Wehrmacht unter der Herrschaft der faschistischen Ustaša im damaligen Jugoslawien entstanden war.
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[Bearbeiten] Der Staat
Nach Jugoslawiens Beitritt zum Dreimächtepakt war es zu einem von Großbritannien unterstützten Putsch serbischer Offiziere gegen Prinzregent Paul gekommen. Die neue jugoslawische Regierung versuchte zwar, sich mit dem Deutschen Reich zu verständigen. Dieses und seine Verbündeten antworteten jedoch am 6. April 1941 mit dem Balkanfeldzug, einem Angriff auf Jugoslawien und Griechenland. Das am 5. April mit der Sowjetunion geschlossene Bündnisabkommen wurde nicht mehr wirksam, binnen zwei Wochen musste die jugoslawische Regierung kapitulieren. Bereits am 10. April 1941 marschierte die Wehrmacht in Zagreb ein, woraufhin Oberst Slavko Kvaternik im Namen der faschistischen Ustascha-Bewegung am selben Tag den Unabhängigen Staat Kroatien proklamierte. Dieser stand, nachdem die Kroatische Bauernpartei die Kollaboration mit der deutschen Besatzungsmacht abgelehnt hatte, unter Führung von Ante Pavelić (formal wurde Aimone Herzog von Spoleto als Tomislav II. zum König proklamiert) und umfasste außer dem heutigen kroatischen Staatsgebiet die Regionen Bosnien, Herzegowina und Teile des heute serbischen Syrmien. Die Kvarner-Bucht, der Gorski Kotar als auch Teile Dalmatiens mit vorgelagerten Inseln wurden an Italien abgetreten. Die Gebiete Međimurje und Baranja wurden von Ungarn besetzt.
Der so entstandene Staat war formal unabhängig, de facto aber ein Protektorat des Deutschen Reiches und Italiens, ein politisch, wirtschaftlich und militärisch gestütztes Marionettenregime. Er führte in Anlehnung an Hitler-Deutschland ebenfalls Rassengesetze ein. Nach diesen wurden Juden, Roma und vor allem Serben verfolgt, eingesperrt und meist liquidiert. Das KZ Jasenovac war das drittgrößte Konzentrationslager Europas. Die Zahl der Opfer des Völkermordes wird auf ca.100.000 geschätzt.
Innerhalb dieses Staates gab es mehrere militärische Truppenverbände:
- die Parteiarmee der Ustascha-Bewegung (Ustaški pokret), die Ustascha mit ihrer Eliteeinheit Crna Legija (vergleichbar mit z.B. der SS)
- die reguläre Armee Domobrani bzw. Hrvatsko domobranstvo (vergleichbar mit der deutschen Wehrmacht).
Kroatien stellte im Krieg gegen die Sowjetunion mehrere Legionen, eine davon ging mit der 6. Armee in Stalingrad unter (siehe Kroatische Legion). Insbesondere aber war Kroatien ab 1942/43 aktiv in der Bekämpfung der jugoslawischen Partisanen unter Führung des Kroaten Josip Broz Tito und der jugoslawisch-monarchistischen Tschetniks.
[Bearbeiten] Widerstand
Während des gesamten Zweiten Weltkriegs war das kroatische Volk ideologisch, politisch und militärisch gespalten. Der Krieg forderte schwere Opfer von der gesamten Bevölkerung Kroatiens.
Am 22. Juni 1941 wurde im Wald Brezovica bei Sisak die erste kroatische Partisaneneinheit gegründet. Dies war die erste antifaschistische Militäreinheit auf dem Gebiet Jugoslawiens. Sie bestand aus Kroaten und Serben, die sich der faschistischen Herrschaft widersetzten. Heute wird in Kroatien dieses Datum als Tag des antifaschistischen Kampfes (Dan antifašističke borbe) begangen und ist ein nationaler Feiertag.
Das am 29. November 1943 im heute bosnischen Jajce als provisorische Regierung gegründete Nationalkomitee des Antifaschistischen Rates des Volksbefreiung Kroatiens (AVNOH) erhob folglich auch den Anspruch, für das vom Faschismus befreite Kroatien zu sprechen. Die Partisanen schafften es in der Folge, durch breite Unterstützung in der Bevölkerung, aber auch durch geschicktes Taktieren mit den Alliierten, große Teile Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas ohne direkte ausländische Unterstützung in ihre Hand zu bringen.
Obwohl die jugoslawischen Kommunisten ständig ein neues Jugoslawien als demokratischen Staat freier und gleichberechtigter Völker verhießen, kam es ihrerseits zu brutalen Abrechnungen mit allen wirklichen und ideologisch-politischen Gegnern. Besonders brutal rechneten sie mit den politischen Widersachern im Frühjahr und Sommer 1945 ab, als der Krieg bereits zu Ende war. Während dieser Phase ereignete sich auch die die Tragödie von Bleiburg.
[Bearbeiten] Literatur
- Martin Broszat/Ladislaus Hory: Der kroatische Ustascha-Staat. Stuttgart 1964. (=Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte; 8)
- Vladimir Dedijer: Jasenovac – Das jugoslawische Auschwitz und der Vatikan. Freiburg 1993.
- Holm Sundhaussen: Wirtschaftsgeschichte Kroatiens im nationalsozialistischen Großraum 1941–1945. Das Scheitern einer Ausbeutungsstrategie. (= Studien zur Zeitgeschichte, 23). 1983.