Volkspark Wilmersdorf
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Die öffentliche Grün- und Erholungsanlage Volkspark Wilmersdorf liegt im Ortsteil Wilmersdorf des Berliner Bezirkes Charlottenburg-Wilmersdorf nahe der Straße „Wilhelmsaue“, dem ehemaligen Ortskern von Alt-Wilmersdorf. Gemeinsam mit dem benachbarten Schöneberger Rudolph-Wilde-Park bildet der Volkspark einen insgesamt rund 2,5 Kilometer langen und rund 150 Meter breiten innerstädtischen Grünzug. Davon beträgt der Wilmersdorfer Anteil rund 1.850 Meter, der sich vom Rudolph-Wilde-Park an der Kufsteiner Straße im Osten bis zum Stadtring im Westen erstreckt. Zum Park gehören der Fennsee am westlichen Ausgang sowie zwei Sportplätze zwischen der Uhlandstraße und der Bundesallee, an deren Stelle sich der Wilmersdorfer See befand.
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[Bearbeiten] Geschichte
Der Park war ein ehrgeiziges Projekt der wohlhabenden Gemeinde Deutsch-Wilmersdorf (Stadtrechte 1906). Die seit 1899 verfolgte Planung des „Seeparks“ lag seit 1904 in den Händen des Gemeinde-Obergärtners Richard Thieme.
Zwischen Blisse- und Rudolstädter Straße wurde nach 1903 in der nicht bebaubaren Fennrinne ein Regenauffangbecken ausgehoben (Fennsee). Der Wilmersdorfer See verlandete zunehmend. Der Gesamtentwurf Thiemes von 1912 sah eine Gestaltung im gemischten Parkstil des 19. Jahrhunderts vor und war in drei Teile untergliedert.
Teil A vom bereits 1910-12 angelegten Rudolf-Wilde-Park in Schöneberg (Grenze: Kufsteiner Str.) über die Prinzregentenstraße bis zur Kaiserallee, 1913 ausgeführt
Teil B von der Kaiserallee bis zur Augustastraße (heute Blissestraße), erst 1933-36 nach neuem Entwurf ausgeführt
Teil C von der Augustastraße bis zur Rudolstädter Straße, 1913-1920 ausgeführt
1917-1945 hieß der Park Hindenburgpark.
[Bearbeiten] Geologie
Geologisch bildet der Volkspark Wilmersdorf einen Teil einer eiszeitlichen Nebenrinne der Glazialen Rinne der Grunewaldseenkette. Die ehemals sumpfige Niederung (Fenn) erstreckt sich vom Rathaus Schöneberg über den Volkspark und Fennsee bis zum Herthasee und trifft am Koenigssee senkrecht auf die Grunewaldrinne. Dabei ist die Niederung heute westlich des Fennsees zwischen dem Stadtring und dem Hubertussee für rund 2.200 Meter durch bebautes Gebiet, verschiedene Sporteinrichtungen und durch das Sommerbad Wilmersdorf unterbrochen. Verschiedene Findlinge im gesamten Parkbereich verdeutlichen die geologisch junge Bodengestaltung in Berlin.
[Bearbeiten] Seebad Wilmersdorf
Der ehemalige Wilmersdorfer See gab dem Park in den ersten Jahren den Namen „Seepark“. Durch Landverkäufe an Bauinvestoren in der Randlage der schnell wachsenden Stadt Berlin waren verschiedene Schöneberger und Wilmersdorfer Bauern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Reichtum gekommen, die als „Millionenbauern“ in die Geschichte eingingen.
Einer dieser Millionenbauern war der Wilmersdorfer Otto Schramm (1845-1902), der am See eine Badeanstalt und den berühmten „Tanzpalast Schramm“ anlegte. Gehen wir zu Schramm zählte in den 1880er Jahren zu den Geflügelten Worten der Berliner Ausflügler. Jüngere Offiziere und verarmte Adlige sollen hier gezielt und mit Erfolg nach den Töchtern der Millionenbauern Ausschau gehalten haben.
[Bearbeiten] Gliederung des Parks
Der langgestreckte Park besteht aus drei unterschiedlichen und durch Straßenzüge stark getrennten Bereichen, die im folgenden von Ost nach West dargestellt sind.
[Bearbeiten] Östlicher Bereich (A)
Der östliche Bereich reicht vom benachbarten Schöneberger Rudolph-Wilde-Park bis zur Bundesallee.
Thiemes Entwurf passte sich in seiner landschaftlichen Form dem existierenden Schöneberger Teil an. Er enthielt einen ovalen Kleinkinderspielplatz ganz im Osten. Die Wiese östlich der Prinzregentenstraße sollte Spielwiese sein. Von beiden Seiten der Prinzregentenstraße führten Natursteintreppen mit Balustraden und Vasen hinab. Der Teil westlich der Prinzregentenstraße war für Erwachsene bestimmt. Westlich dieser Straße lag ein achteckiger Blumengarten. Zur Kaiserallee hin öffnete sich ein halbkreisförmiger Platz, auf dem ebenfalls weiße Holzbänke mit Sprossen-Lehnen standen.
Unmittelbar neben dem Rudolph-Wilde-Park liegt heute nahe dem ehemaligen RIAS-Gebäude (heute Deutschlandradio) der größte Spielplatz des Parks, der bereits zum Bezirk Wilmersdorf zählt. Der anschließende Hauptteil besteht aus einem Landschaftspark mit Liegewiesen. Durch den mehrspurigen Ausbau der Bundesallee (früher Kaiserallee) ist der folgende mittlere Parkbereich deutlich abgetrennt und über den „Volksparksteg“ verbunden, der seit 1971 die Bundesallee für Fußgänger und Radfahrer überspannt. Unterhalb des Stegs steht die Bronzeskulptur „Speerwerfer“ von Karl Möbius aus dem Jahr 1921, die 1944 eingeschmolzen und 1954 neu gegossen wurde.
Der östliche Bereich wird von der wenig befahrenen Prinzregentenstraße durchquert, die im Parkbereich mit Schritttempo durchfahren werden muss.
[Bearbeiten] Mittlerer Bereich (B)
Dieser Bereich erstreckt sich von der Bundesallee bis zum Straßenzug Uhlandstraße/Mecklenburgische Straße, der wiederum den westlichen Bereich mit dem Fennsee scharf abtrennt. Der mittlere Parkbereich beginnt mit einem Wiesen- und Gartenteil, an den sich ein weiterer größerer Spielplatz, unter anderem mit einem Basketballplatz, anschließt. Dieser Bereich wird von den Schülern der drei örtlichen Gymnasien auch FEO-Wiese genannt, benannt nach dem Friedrich-Ebert-Gymnasium. Es folgen die Sportanlagen mit zwei Fußballplätzen auf dem Gelände des zugeschütteten Wilmersdorfer Sees. Die baumbestandenen breiten Wege, die den gesamten Park am Nord- und Südrand säumen, führen auch an den Sportplätzen vorbei.
Teil B war als das am attraktivsten gestaltete Herzstück geplant. Thiemes Entwurf enthielt zu beiden Seiten der Kaiserallee (Bundesallee) geometrische Schmuckplätze, ein geometrisches Blumenparterre mit Blumenbeeten, eine große gebogene Wandelhalle mit einem Orchesterraum, Bedürfnisanstalt Erfrischungshalle. Von hier sollte man den Wilmersdorfer See als zentrales Element übersehen können, in dem sich die Auenkirche von 1897 spiegelte. Wegen Fäulnisgerüchen wurde der Wilmersdorfer See 1920-24 mit Müll und Schlacke verfüllt, sackte aber immer wieder ab.
An der Augustastraße war eine strenger gefasste Spielwiese geplant mit Bänken für Zuschauer.
1921 war Thieme genötigt, Teil B umzuplanen. Der Spielplatz im Osten, eine große rechteckige Spielwiese in der Mitte, im Westen eine Planschwiese waren als ein großer Raum an einer Achse aufgereiht. Wegen des Grundstücksverlaufs war die Achse abgeknickt. Sie leitete auf den Platz mit dem Speerwerfer über, so dass auch der Abschnitt A gestalterisch angebunden war.
Nach der „Machtübernahme“ wurde 1933-36 Teil B mit Nachdruck ausgeführt. Der Entwurf wurde nochmals überarbeitet. Die Hoffnung auf Erhaltung des Sees wurde begraben. Straffe Monumentalität war das Ergebnis. Erhalten blieb die Idee der abgeknickten Achse, die die Teile des Parks verband. Dabei entstanden eine Liegewiese, eine Blumenanlage, Sondergärten, ein Spielplatz, eine Platanenallee, anstelle des Sees ein Sportplatz, weiter östlich eine Spielwiese mit der umgesetzten Boxerplastik vom Fehrbelliner Platz sowie eine Sonnenuhr, die später an die verlängerte Uhlandstraße versetzt wurde. Westlich der Kaiserallee wurden zwei Unterstellhäuschen errichtet, das größere im Norden mit Milchausschank.
1952/53 wurde Teil B völlig umgestaltet. Dabei wurde im östlichen Teil ein größerer Wiesenraum und ein Stauden- und Blumengarten gewonnen, in den die beiden Unterstellhäuschen in vereinfachter Form übernommen wurden. 1960 überarbeiteten Eberhard Fink und Karl Schmid den Teil nochmals. Jeglicher gestalterischer Zusammenhang der Teile ist seitdem aufgegeben.
[Bearbeiten] Westlicher Bereich (C)
Für den schwierigen Geländeteil Teil C mit dem Auffangbecken verzichtete Thieme auf besondere Anziehungspunkte. Hier entstand 1913 im Zuge der Barstraße das Viadukt mit der U-Bahn, die diesen Parkteil in zwei etwa gleich große Tiele trennt. Die ursprünglichen monumentalen Arkaden mit zwei Wandelgängen für Parkspaziergänger müssen ein sehr attraktives Element gewesen sein. Die Wandelhallen hatten an den Enden Anschluss an die Parkwege. Im Westen endete der Park mit einer zentralen Freitreppe.
Nach Bauschäden durch Setzungen musste die Fennbrücke 1934-35 erneuert werden, wobei die Wandelgänge verschwanden. Der Park wurde dadurch um seine Hauptattraktion gebracht. Die notwendig gewordenen Änderungen waren gravierend. Auch der Durchgang unter der Brücke ist seitdem nicht mehr möglich. Die Wege mussten über die Barstraße geführt werden.
(Siehe: Fennsee.)
[Bearbeiten] Spiel-, Sport- und Freizeit
Im Gegensatz zum Schöneberger Nachbarn Rudolph-Wilde-Park verfügt der Volkspark Wilmersdorf über eine hohe Zahl an Freizeitanlagen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die landschaftlich ansprechend in die grünen Bereiche eingebunden und, bis auf die Fußballplätze, frei zugänglich sind. Neben den beiden großen Fußballplätzen gibt es sehr viele Tischtennisplatten aus Stein mit Metallnetzen, die zum Teil in die Spielplätze integriert sind. Ein schöner und gepflegter Basketballplatz findet großen Anklang bei den Jugendlichen. Darüberhinaus verfügt der Park über einen Tennisplatz, Boccia und eine Minigolfanlage. Die schattenspendenden Randwege sind bei Joggern beliebt – unter den schönsten Jogging- und Walkingrouten durch die Berliner Innenstadt schlägt der Senat als Route Nr. 9 eine 3,8 Kilometer lange Strecke im Grünzug vor.
Tief im Schatten alter Kastanien liegt ein Platz mit 8 Steintischen für Brett- oder Kartenspiele mit jeweils 4 Sitzen, dabei sind Schach-, Mühle- oder Damemuster bereits im Stein eingelassen. Eine Besonderheit des Parks sind die zahlreichen Spielplätze. Es gibt kleinere Plätze für Kleinkinder, mittlere Plätze mit verschiedenen Klettergerüsten, Schaukeln, Rutschen, Wippen und Sandkästen für alle Altersklassen und insbesondere den ausgedehnten und vielfältigen Spielplatz am RIAS, der zusätzlich über einen Abenteuerbereich verfügt. Für Hundefreunde steht ein kleiner Hundeauslaufplatz zur Verfügung. Kioske und Lokale am Rand des Parks versorgen die Parkgäste mit Getränken und Speisen.
[Bearbeiten] Verweise, Quellen
[Bearbeiten] Siehe ausführlicher
- Siehe ausführlicher zu den „Millionenbauern": Wilmersdorfer See
- Siehe ausführlicher zum Begriff „Fenn": Grunewaldseenkette
[Bearbeiten] Literatur
- Max Kretzer, Der Millionenbauer, 2 Bände, Leipzig 1891 (auch als Theaterstück 1891)
[Bearbeiten] Weblinks
- Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Kiezspaziergang mit Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen, 10.5.2003
- Senatsverwaltung, Joggingroute Nr. 9
- Geschichte und weitere Bilder
Koordinaten: 52° 29′ 1" n. Br., 13° 19′ 27" ö. L.
Hauptkette von Nordost (Spree) nach Südwest (Havel):
Lietzensee | Halensee | Koenigssee | Dianasee | Hundekehlesee | Hundekehlefenn | Grunewaldsee | Langes Luch | Riemeisterfenn | Krumme Lanke | Schlachtensee | Rehwiese | Nikolassee
Nebenrinne: von Ost (Schöneberg) nach West (Grunewald):
Rudolph-Wilde-Park | Volkspark Wilmersdorf | (ehemaliger) Wilmersdorfer See | Fennsee | Hubertussee | Herthasee
Am Weinberg | Friedrichshain | Glienicke | Hasenheide | Humboldthain | Jungfernheide | Köpenick | Mariendorf | Prenzlauer Berg | Rehberge | Schönholzer Heide | Wilmersdorf | Wuhlheide