Berlin-Wilmersdorf
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Wilmersdorf |
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Koordinaten | Koordinaten: 52° 29′ 0″ N, 13° 19′ 0″ O52° 29′ 0″ N, 13° 19′ 0″ O | |
Höhe | im Mittel rd. 43 m ü. NN | |
Ortsteilummer | 04 02 | |
Verwaltungsbezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Wilmersdorf ist ein Ortsteil im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin. Der historische Kern Alt-Wilmersdorf befindet sich an der Straße Wilhelmsaue. Bis zur Fusion mit dem ehemaligen Bezirk Charlottenburg im Jahre 2001 gab es einen eigenständigen Bezirk Wilmersdorf im Westteil von Berlin. Dieser umfasste die heutigen Ortsteile Halensee, Schmargendorf, Grunewald und den namensgebenden Ortsteil Wilmersdorf.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografische Lage
Wilmersdorf liegt auf der Hochfläche des Teltow im Südwesten des heutigen Berlins. Es grenzt im Norden an den Ortsteil Charlottenburg, im Westen an die Ortsteile Halensee und Schmargendorf, im Süden an den zum Bezirk Steglitz-Zehlendorf gehörenden Ortsteil Steglitz und im Osten an die zum Bezirk Tempelhof-Schöneberg gehörenden Ortsteile Friedenau und Schöneberg.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Siedlungsgeschichte
Die Gründung erfolgte vermutlich nach 1220 im Zuge des Landesausbaus der jungen Mark Brandenburg, zu deren Stabilisierung die askanischen Markgrafen Siedler ins Land riefen. Ein Dorf der slawischen Vorbevölkerung hat hier sehr wahrscheinlich nicht bestanden. 1293 wurde Wilmerstorff erstmals urkundlich erwähnt.
Die Siedler aus Schwaben, Thüringen, Flandern und Westfalen lebten von der Landwirtschaft und vom Fischfang im Wilmersdorfer See, der zur eiszeitlichen Glazialen Rinne der Grunewaldseenkette gehörte und 1915 nach langen Verlandungsprozessen zugeschüttet wurde. Nach wechselnden Besitzverhältnissen wurde Wilmersdorf zum landesfürstlichen Dominalgut, während Schmargendorf der namensgebenden Familie Wilmersdorf zufiel. Ausgedehnte Schafzuchten standen lange im Mittelpunkt der Arbeit.
[Bearbeiten] Millionenbauern in der Gründerzeit
Mitte des 18. Jahrhunderts erwarben die ersten Berliner der rasant wachsenden Stadt Land und Bauernhäuser in „Deutsch-Wilmersdorf“ und richteten sich Sommersitze in der Wilhelmsaue ein, dem ursprünglichen Dorfkern, der heute zwischen Mehlitz- und Blissestraße liegt. Bodenspekulanten, Bauinvestoren sowie die auf Raum angewiesene Berliner Ringbahn kauften Mitte des 19. Jahrhunderts verschiedenen Großbauern ihre Felder ab, die dank des unerwarteten Geldsegens als Millionenbauern in die Geschichte eingingen.
Darunter auch Otto Schramm, der mit der Badeanstalt am Wilmersdorfer See (siehe dort) und dem berühmten Tanzpalast Schramm den Ruf als Seebad Wilmersdorf begründete. Mit der Zuschüttung des Sees endete diese Ära, auf dem Seegelände entstanden Sportplätze, die in den 1920er Jahren in den Grünzug Volkspark Wilmersdorf einbezogen wurden. Dieser innerstädtische Grünzug in der ehemals sumpfigen Niederung (Fenn) reicht vom benachbarten Schöneberger Rudolph-Wilde-Park über den Fennsee bis zum Stadtring. Auf dem Gelände der Badeanstalt wurde zwischen 1925 und 1928 nach Plänen des Architekten Jürgen Bachmann (1872–1951) der so genannte Schrammblock erbaut. Die Wohnanlage mit einer der ersten unterirdischen Großgaragen, mit Hofterrassen und Vorgärten füllt das gesamte Viereck zwischen den Straßen Am Volkspark, Schrammstraße, Hildegardstraße und Livländische Straße in einem Gebäudezug.
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[Bearbeiten] Historischer Kern: Wilhelmsaue
Eine weitere Millionenbauernfamilie, die Familie Blisse (Namensgeber der Blissestraße), ermöglichte 1911 mit einer Stiftung über drei Millionen Reichsmark den Bau eines Waisenhauses, das „Blissestift“ in der Wilhelmsaue. In dem historischen Gebäude sind heute verschiedene kommunale Einrichtungen, unter anderem eine Kita und die Drogenhilfe „Tannenhof“, untergebracht.
Gleichfalls in der Wilhelmsaue liegt die Auenkirche aus den Jahren 1895 bis 1897. Das neugotische dreischiffige Backsteingebäude stammt von Max Spitta und ersetzte die alte Wilmersdorfer Dorfkirche aus dem Jahr 1766. In der Wilhelmsaue 126 liegt das älteste Haus von Wilmersdorf, das Schoelerschlösschen von 1752, das wie der anschließende kleine Schoelerpark den Namen des Augenarztes und Medizinalrats Heinrich Schoeler (1844–1918) trägt.
[Bearbeiten] Als Stadtteil zu Berlin
Mit dem 1. April 1907 schied Wilmersdorf, damals unter dem Namen Deutsch Wilmersdorf, aus dem Kreis Teltow aus und wurde ein selbstständiger Stadtkreis. Der erste und einzige Bürgermeister und nach 1909 auch Oberbürgermeister war Ernst Habermann (1866–1958), der seit 1897 bereits das Amt des Gemeindevorstehers inne hatte und später der Namensgeber des Habermannplatzes wurde.
Ab 1912 führte die Stadt die Bezeichnung Berlin-Wilmersdorf. Zum 1. Oktober 1920 wurde die Großstadt nach Groß-Berlin eingemeindet, sie hatte damals bereits 139.468 Einwohner.
[Bearbeiten] Verkehr
[Bearbeiten] Schienenverkehr
In Wilmersdorf liegen die U-Bahnhöfe der Linie U9
- Spichernstraße,
- Günzelstraße (benannt nach dem Wilmersdorfer Kommunalpolitiker Bernhard Güntzel),
- Berliner Straße und
- Bundesplatz
sowie die U-Bahnhöfe der Linie U3
- Hohenzollernplatz,
- Fehrbelliner Platz,
- Heidelberger Platz,
- Rüdesheimer Platz und
- Breitenbachplatz (ehemals Rastatter Platz)
Die U7 kreuzt die Trassen der U3 und U9 und hält in Wilmersdorf an folgenden U-Bahnhöfen:
- Konstanzer Straße
- Fehrbelliner Platz
- Blissestraße
- Berliner Straße
Die S-Bahnzüge der Ringbahn-Linien S41, S42 und S46 halten an folgenden Wilmersdorfer Bahnhöfen:
- Hohenzollerndamm,
- Heidelberger Platz und
- Bundesplatz (bis 1993 hieß dieser Bahnhof Berlin-Wilmersdorf, davor bis 1938 Berlin-Wilmersdorf-Friedenau).
Während der S-Bahnhof Berlin-Wilmersdorf seit dem Tag der Wiedereröffnung der südlichen Ringbahn am 17. Dezember 1993 wie der darunter liegende U-Bahnhof der U9 nunmehr auch Bundesplatz heißt, wurde der an der Ortsgrenze zu Friedenau zwischen den S-Bahnhöfen Innsbrucker Platz und Bundesplatz gelegene Güterbahnhof Berlin-Wilmersdorf in den 1970er Jahren aufgegeben.
[Bearbeiten] Individualverkehr
Die verkehrsreichste Verbindung durch Wilmersdorf ist ein Teilstück der Stadtautobahn 100, das zwischen den Anschlussstellen 12 – „Kurfürstendamm“ und 17 – „Innsbrucker Platz“ verläuft. An der Anschlussstelle 14 – „Schmargendorf“ (vormals „Autobahnkreuz Wilmersdorf“) führt die ehemalige Stadtautobahn 104 in Richtung Süden nach Steglitz. Sie ist auf einem Teilstück ein Zubringer der BAB 100 und an der „Schlangenbader Straße“ mit Wohnhäusern überbaut. Weitere wichtige Verkehrsadern in Wilmersdorf sind
- die Bundesallee,
- der Hohenzollerndamm,
- der Südwestkorso,
- der westliche Teil des Kurfürstendamms und
- die Mecklenburgische Straße.
[Bearbeiten] Bauwerke
- Das 1930 fertiggestellte St. Gertrauden-Krankenhaus erhielt 1945 Glasmalereien und ein Apsismosaik von Charles Crodel nebst Ergänzungen von 1973.
- Die Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße ist weltweit einzigartig. Sie stammt aus der Zeit der Insellage West-Berlins in den 1970er Jahren und war der Versuch, die knappen Innenstadtflächen rationell zu nutzen.
[Bearbeiten] Sakralgebäude
- Evangelische Auenkirche, neugotischer Backsteinbau von 1895-97
- Evangelische Kirche am Hohenzollernplatz, erbaut 1930-33 von Fritz Höger im Stil des norddeutschen Backsteinexpressionismus
- Katholische Kirche Sankt Ludwig, neugotischer Backsteinbau
- Russisch-orthodoxe Kathedrale
- Wilmersdorfer Moschee
[Bearbeiten] Weitere Sehenswürdigkeiten
- Schaubühne am Lehniner Platz
- Emsemble von Behördenbauten am Fehrbelliner Platz aus den 1930er/40er Jahren
- Dienstgebäude der Deutschen Rentenversicherung Bund
- Künstlerkolonie Berlin
- Rheingauviertel rund um den Rüdesheimer Platz
[Bearbeiten] Schulen
- Birger-Forell-Grundschule
- Carl-Orff-Grundschule
- Cäcilien-Grundschule
- Comenius-Grundschule (ehemals Hanns-Fechner-Grundschule)
- Ernst-Habermann-Grundschule
- Finkenkrug-Schule
- Friedrich-Ebert-Oberschule (Gymnasium)
- Goethe-Gymnasium
- Grundschule am Rüdesheimer Platz
- Grunewald-Grundschule
- Halensee Grundschule
- Hildegard-Wegscheider-Oberschule (Gymnasium)
- Johann-Peter-Hebel Grundschule
- Katharina-Heinroth-Grundschule (2002 entstanden durch Zusammenlegung von Michael-Grzimek-Grundschule und Paul-Eipper-Grundschule)
- Kläre-Bloch-Schule (Berufsoberschule)
- Marie-Curie-Oberschule (Gymnasium)
- Marienburg-Oberschule (Realschule)
- Nelson-Mandela-Schule (Gesamtschule)
- Otto-von-Guericke-Oberschule (Realschule)
- Peter-A.-Silbermann-Abendgymnasium
- Robert-Jungk-Oberschule (Gesamtschule)
- Rudolf-Diesel-Oberschule (Hauptschule)
[Bearbeiten] Straßen und Plätze in Wilmersdorf
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[Bearbeiten] Partnerstädte
[Bearbeiten] Deutschlandweit 
- Landkreis Rheingau-Taunus seit 20. Juni 1991 (Patenschaft seit 5. September 1972)
- Landkreis Forchheim seit 23. August 1991 (Patenschaft seit 1974)
- Landkreis Kulmbach seit 23. August 1991
- Minden (Westfalen) seit 5. Januar 1968
[Bearbeiten] Weltweit
Apeldoorn (Niederlande) seit 5. Januar 1968
Gagny/Paris, Frankreich, seit 1992
Gladsaxe, Dänemark, seit 5. Januar 1968
Karmiel, Israel, seit 16. Januar 1985
Kiew-Pechersk, Ukraine), seit 21. Februar 1991
Meseritz (Miedzyrzecz), Polen, seit 11. Juni 1993
Split, Kroatien, seit 5. Mai 1970
Sutton/London, Großbritannien, seit 18. April 1968
[Bearbeiten] Siehe auch
Ausführliche Beiträge zu Wilmersdorf:
- Fennsee
- (ehemaliger) Wilmersdorfer See
- Volkspark Wilmersdorf
- Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße
[Bearbeiten] Literatur
- Udo Christoffel (Hrsg.): Berlin Wilmersdorf - Ein StadtTeilBuch, Kunstamt Wilmersdorf, Berlin 1981
- Udo Christoffel (Hrsg.): Berlin Wilmersdorf - Wilmersdorf, Schmargendorf, Kolonie und Forst Grunewald dargestellt im Kartenbild der Jahre von 1588 bis 1938, Kunstamt Wilmersdorf, Berlin 1983
- Udo Christoffel (Hrsg.): Berlin Wilmersdorf - In StadtAnsichten, Kunstamt Wilmersdorf, Berlin 1984
- Udo Christoffel (Hrsg.): Berlin Wilmersdorf - Die Jahre 1920 bis 1945, Wilhelm Möller KG, Berlin 1985, ISBN 3-9801001-1-1
- Karl-Heinz Metzger: Wilmersdorf im Spiegel literarischer Texte vom 19. Jahrhundert bis 1933, Bezirksamt Wilmersdorf von Berlin 1985
- Karl-Heinz Metzger: Kirchen, Moschee und Synagogen in Wilmersdorf, Bezirksamt Wilmersdorf von Berlin 1986
- Karl-Heinz Metzger, Ulrich Dunker: Der Kurfürstendamm - Leben und Mythos des Boulevards in 100 Jahren deutscher Geschichte, Bezirksamt Wilmersdorf von Berlin 1986, ISBN 3-924812-13-6
- Udo Christoffel (Hrsg.): Berlin Wilmersdorf - Die Juden - Leben und Leiden, Kunstamt Wilmersdorf, Berlin 1987
- Felicitas Bothe-von Richthofen: Widerstand in Wilmersdorf (aus der Reihe Widerstand 1933-1945 der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin), Berlin 1993, ISBN 3-926082-03-8
- Udo Christoffel, Elke von der Lieth (Hrsg.): Berlin-Wilmersdorf - Verfolgung und Widerstand 1933 bis 1945, Bezirksamt Wilmersdorf von Berlin, Verlag Willmuth Arenhövel, Berlin 1996, ISBN 3-922912-39-7
- Arbeitskreis Geschichte Wilmersdorf (Hrsg.): Bruchstücke - Wilmersdorf, OMNIS Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-933175-55-0
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Berlin-Wilmersdorf – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- "Geschichte Wilmersdorfs", Charlottenburg-Wilmersdorf von A bis Z - Wilmersdorf, Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin
- Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf: Islamische Moschee
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