Wassenberg
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Köln | |
Kreis: | Heinsberg | |
Koordinaten: | Koordinaten: 51° 6′ N, 6° 9′ O51° 6′ N, 6° 9′ O | |
Höhe: | 30 – 92 m ü. NN | |
Fläche: | 42,41 km² | |
Einwohner: | 16.868 (31. Okt. 2005) | |
Bevölkerungsdichte: | 398 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 41849 | |
Vorwahl: | 02432 | |
Kfz-Kennzeichen: | HS | |
Gemeindeschlüssel: | 05 3 70 036 | |
Stadtgliederung: | 6 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Roermonder Straße 25 - 27 41849 Wassenberg |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Manfred Winkens (CDU) |
Wassenberg ist eine Stadt im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen, direkt an der Grenze zu den Niederlanden, etwa 15 km von Roermond und etwa 25 km von Mönchengladbach entfernt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Landschaft
Die Niederung der Rur liegt in einer Höhe von 32 bis 40 m über NN. Am östlichen Rand steigt die Wassenberger Terrasse mit einem Steilrand von 40 bis 50 m über das Rurtal an, zergliedert von zahlreichen Tälern, das Wassenberger Riedelland, ein Abschnitt dieser Landschaft bei dem Ortsteil Myhl wird auch Myhler Schweiz genannt.
[Bearbeiten] Naturpark
Wassenberg liegt im internationalen Naturpark Maas-Schwalm-Nette.
[Bearbeiten] Gewässer
- Die Rur
- Effelder Waldsee, ein ehemaliger Baggersee
- Ophovener Seenplatte, hier findet noch ein Kiesabbau statt
- Schaagbach
[Bearbeiten] Geologie
Der Wassenberger Horst liegt am östlichen Rand des Rurgrabens, im Osten begrenzt der Horst die Venloer Scholle. Diese Verwerfungen bildeten sich im Tertiär.
Im Untergrund des Horstes liegen Flöze der Steinkohle aus dem Karbon. Der Steinkohlebergbau der Zeche Sophia-Jacoba, die ihren Sitz in Hückelhoven hatte, ist inzwischen eingestellt. Die Innenstadt von Wassenberg ist aber noch immer von Bergschäden, verursacht durch die ehemaligen Stollen, betroffen.
Im Rurtal existieren quartäre Sand- und Kiesvorkommen, die im Grundwasserbereich in Baggerseen abgebaggert werden.
[Bearbeiten] Stadtgliederung
Die Stadt in ihrer heutigen Form ist durch die kommunale Neugliederung 1972 entstanden mit den Ortsteilen:
- Wassenberg
- Birgelen
- Myhl
- Orsbeck
- Effeld
- Ophoven
[Bearbeiten] Geschichte
Wassenberg wurde im Jahre 1020 erstmals urkundlich erwähnt. Die Burg Wassenberg besteht allerdings schon deutlich länger; der Vorgängerbau war vermutlich eine römische Wehranlage. Schon 1273 erhielt Wassenberg Stadtrechte, die 1972 bei der kommunalen Neugliederung bestätigt wurden.
[Bearbeiten] Mittelalter
[Bearbeiten] Die Kaiserschlacht bei Wassenberg
Im März 1196 verkündete Heinrich VI. den sogenannten „Erbreichsplan“, mit dem er versuchte, das geltende Wahlkönigtum in ein Erbkönigtum umzuwandeln. Sein Plan scheiterte am Widerstand vieler bedeutender Reichsfürsten und führte nach seinem Tode schließlich zur Doppelwahl des Jahres 1198, als deren Folge sowohl der Staufer Philipp von Schwaben als auch der Welfe Otto IV. zum deutschen König ausgerufen wurden - es kam zum Deutschen Thronstreit. Im Jahre 1206 bekämpfen sich die beiden Kontrahenten in einer Schlacht in der Rurniederung bei Wassenberg. Ottos Heer wurde geschlagen und Wassenberg von den Truppen Philipps geplündert und verwüstet.
[Bearbeiten] Neuzeit
Im 16. Jahrhundert boten der Anbau von Flachs und Färberwaid eine wichtige Erwerbsquellle. Bis zum frühen 19. Jahrhundert prägte die Dachziegelherstellung sowie noch bis in das 20. Jahrhundert die Webereien das Wirtschaftsleben.
1911 erhielt Wassenberg mit der Eröffnung der Bahnstrecke Jülich–Dalheim einen Eisenbahnanschluss. 1980 wurde der Personenverkehr endgültig eingestellt.
[Bearbeiten] Ortsneckname
Von den Einwohnern der Nachbarorte bekamen die Wassenberger den Ortsnecknamen „Schietschörjer“. Dieser Name bezieht sich darauf, dass die Gärten der Wassenberger vor der Stadtmauer gelegen waren und ihre Besitzer daher gezwungen waren, den "Dünger" mit der Schubkarre hierhin zu befördern.
[Bearbeiten] Weltkriege und Nationalsozialismus
Am Vormittag des 10. Novembers 1938 wurde die Wassenberger Synagoge in Folge der Reichspogromnacht in Brand gesetzt.
[Bearbeiten] Nachkriegsentwicklung
1978 begann die Zeche Sophia-Jacoba die Steinkohlevorkommen unter dem Ort über eine Schachtanlage im Birgelner Wald zu erschließen.
[Bearbeiten] Religion
Im Wassenberger Stadtgebiet gibt es folgende kirchlichen Gemeinden:
[Bearbeiten] Katholische Pfarrgemeinden
- St. Georg (Wassenberg-Unterstadt)
- St. Johann Baptist (Myhl)
- St. Lambertus (Birgelen)
- St. Mariä Himmelfahrt (Ophoven)
- St. Mariä Himmelfahrt (Wassenberg-Oberstadt)
- St. Martin (Orsbeck)
- St. Martin (Steinkirchen-Effeld)
Im Stadtgebiet liegen auch zwei regional sehr bekannte Wallfahrtsorte:
- Romanische Pfarr- und Wallfahrtskirche „St. Mariä Himmelfahrt“ in Ophoven
- Ende des 12. Jahrhunderts entstand diese ehemalige Klosterkirche und wurde 1571 auch Pfarrkirche des Ortes. Um 1700 baute man dieses sakrale Kleinod um und restaurierte die Inneneinrichtung. Sehenswert sind die Stuckausschmückung aus dem 18. Jahrhundert, das Antwerpener Retabel (1520), die Anna Selbdritt (um 1650), die Josefs-Statue (1660 – 1680), die Rokokokanzel (1753) und die Madonna (1330).
- Auch heute ziehen regelmäßig Prozessionen zu dieser Wallfahrtskirche.
- Birgelener Pützchen
- Im Wald zwischen Wassenberg und Birgelen liegt idyllisch die Marien-Wallfahrts-Kapelle mit dem Willibrordus-Brunnen. Das Birgelener Pützchen ist Ziel vieler Pilger aus Nah und Fern. Der heutige achteckige Hauptraum wurde im Jahre 1933 den älteren Gebäudeteilen angefügt.
- Nach der Überlieferung soll der Hl. Willibrordus einst um das Jahr 750 in Birgelen eine Kirche an der Stelle der heutigen Friedhofskapelle gegründet haben.
[Bearbeiten] Evangelische Kirchengemeinde Wassenberg–Dalheim
Zur evangelischen Kirchengemeinde gehören in Wassenberg zwei Kirchengebäude:
- Evangelische Hofkirche (Unterstadt)
- Das hinter dem Wohnhaus Roermonder Straße 8 gelegene Gebäude wurde im Jahr 1652 erstmals als evangelisch-reformiertes Predigthaus für Wassenberg und Ratheim genutzt. Die Kirche liegt aufgrund der beim Westfälischen Frieden 1648 erlassenen Vorschriften auf dem Hof, d.h. nicht sichtbar von der Straße aus; daher stammt ihr Name „Hofkirche“.
- 1773 wurde ein Kirchturm errichtet und die heute noch vorhandene Glocke eingebaut. Wenige Jahre später setzte man den heute noch vorhandenen Posaunenengel auf die Spitze des Kirchturmes; er wird als „Geusendaniel“ bezeichnet. Die in der Hofkirche stehende Orgel ist seit 1843 im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde und stammt vermutlich aus dem 18. Jahrhundert.
- Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche stark beschädigt und ist zwischen 1948 und 1951 wieder aufgebaut worden.
- Evangelische Kreuzkirche und Campanus-Haus von 1964 (Oberstadt)
[Bearbeiten] Adventgemeinde
eine evangelische Freikirche im Stadtteil Myhl
[Bearbeiten] Jüdische Gemeinde
Die jüdische Gemeinde Wassenbergs war eine der vier ältesten Gemeinden am Niederrhein und wurde bereits im Jahre 1500 urkundlich erwähnt.
Am Morgen nach der Reichspogromnacht wurde die Wassenberger Synagoge in Brand gesteckt und vernichtet. Auch die Mitglieder der Gemeinde wurden in der Folgezeit deportiert und ermordet. Heute erinnert noch der jüdische Friedhof an der Roermonder Straße mit dem Gedenkstein für Betty Reis an diese Gemeinde.
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Bauwerke
Über der Stadt steht deutlich sichtbar der Bergfried von 1420, darunter die Burg Wassenberg und die Propsteikirche St. Georg. Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung sind das Roßtor, der Verlorenenturm, ein Wehrturm sowie Teile der Stadtmauer erhalten geblieben.
Im alten Stadtkern befindet sich die evangelische Hofkirche von 1652, die gemäß dem Friedensvertrag von 1648 im Hinterhof eines Hauses an der Roermonder Straße errichtet wurde.
Zwischen Birgelen und Effeld liegt, umgeben von einem alten Baumbestand, das Wasserschloss Elsum. Das Herrenhaus stammt aus dem 15. bis 16. Jahrhundert, die Vorburg aus dem Jahre 1714. Westlich von Effeld liegt das aus dem 15. Jahrhundert stammende Wasserschloss Effeld, das 1606 zur heutigen Gestalt umgebaut wurde. Beide Schloßanlagen befinden sich in Privatbesitz.
Die heutige Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Maria Himmelfahrt in Ophoven wurde um 1200 gegründet, und war ursprünglich die Kirche des Zisterzienserklosters.
Das Birgelener Pützchen, im Wald zwischen Birgelen und Wassenberg gelegen, wurde 1795 als steinernes Bethaus über einem Brunnen (Pütz) errichtet. Der achteckige Altarraum wurde 1933 erbaut.
Im Nordwesten von Effeld liegen Hügelgräber.
[Bearbeiten] Vereine
[Bearbeiten] Musik
- Instrumentalverein Effeld
- Junger Chor Wassenberg
- Mandolinenspielschar Myhl
- MGV 1860 Wassenberg
- Musikverein 1927 Myhl
- Musikverein "Eintracht" Birgelen
- Musikverein St. Martini Orsbeck-Luchtenberg
- Quartettverein 1927 Myhl
- Trommler- und Pfeiferkorps Birgelen
- Trommler- und Pfeiferkorps Effeld
- Trommler- und Pfeiferkorps Ophoven
- Trommler- und Pfeiferkorps Rheinland Myhl
- Trommler- und Pfeiferkorps Wassenberg
- 63 Gramm (L-Raum)
[Bearbeiten] Sport
- SV 36 Ophoven e.V
- SV Adler 1919 Effeld e.V.
- TC Blau-Gold Wassenberg 1936 e.V.
- Base- und Softballvereinigung Wassenberg 01 e.V.
- 1. FC Wassenberg-Orsbeck 09/19 e.V.
- SC Myhl Leichtathletik e.V.
- Radsportgemeinschaft Adler '92
- DJK Wassenberg e.V. 1979
- BSC Silberpfeil 1978 Myhl e.V.
- St Johannesschützen von 1722 e.V. (Myhl)
- SC 1920 Myhl e.V.
- FC Concordia Birgelen
- TTF 1997 Füchse Myhl e.V.
- Golfclub Residenz Rothenbach e.V. (Effeld)
[Bearbeiten] Parks
- Judenbruch
- Burgpark
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
- Kapuzinermarkt
- Schlemmermarkt
- Weihnachtsmarkt
- Effelder Spargelfest
- Adventsmarkt Ophoven zu Gunsten krebskranker Kinder
- Jährliches Oliver-Sieg Gedächtnisturnier und einer Rock- Pop- Oldie-Night organisiert durch die Jugendabteilung des 1. FC Wassenberg- Orsbeck
- Waldfest (Vatertag) in Birgelen
[Bearbeiten] Kulinarische Spezialitäten
- Der ländliche Ortsteil Effeld ist bekannt als Spargeldorf.
- Der Wassenberger Sämling ist eine Pfirsichart, die hier gezogen wird.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Verkehr
[Bearbeiten] Straßenverkehr
Wassenberg ist über die Landstraße L117 mit der Anschlussstelle „Hückelhoven-West / Wassenberg“ der Bundesautobahn 46 (Heinsberg–Düsseldorf) verbunden. Auch die Bundesstraße B221 durchzieht das Stadtgebiet.
[Bearbeiten] Schienenverkehr
Seit 1911 besaß Wassenberg einen eigenen Bahnhof an der Strecke Dalheim - Wassenberg - Ratheim - Hückelhoven - Baal, die 1980 als „unrentabel“ bezeichnet und stillgelegt worden ist. Im Wassenberger Bereich wurden dabei die Gleise entfernt und die Trasse 2006 sogar zugeschüttet; dennoch sieht der Aachener Verkehrsverbund in seinem Zielkonzept 2013 eine Reaktivierung der Strecke (Wassenberg) - Ratheim - Baal vor. Diesen Plänen steht allerdings die Absicht der Stadt Hückelhoven gegenüber, die Strecke zum Bau einer Ortsumgehung teilweise zu überbauen, was eine spätere Reaktivierung verteuern würde.
siehe auch : Eisenbahn im Kreis Heinsberg
[Bearbeiten] Bildung
- Gemeinschaftsgrundschule Wassenberg
- Katholische Grundschule Birgelen
- Katholische Grundschule Myhl
- Katholische Grundschule Orsbeck
- Betty-Reis-Gesamtschule Wassenberg
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Gerhard III. von Wassenberg
- Johann Campanus, der reformatorische Prediger lebte eine zeitlang auf der Wassenberger Burg
- Oskar von Forckenbeck (* 28. September 1822 in Minden, † 29. Juli 1898) lebte als Privatier und Gelehrter auf der Wassenberger Burg. Er legte den Park im Judenbruch an. Er begründete in Aachen das Zeitungsmuseum.
- Friedrich Bell (1888-1969), als erster Amtsdirektor der Nachkriegszeit von den britischen Besatzern ins Amt geholt und mitverantwortlich für den Wiederaufbau der Stadt. Namensgeber einer der beiden Eisenbahnbrücken.
- Betty Reis (* 15. Juli 1921 in Wassenberg, † 1944), eine junge Frau aus Wassenberg. Wegen ihrer Zugehörigkeit zur jüdischen Gemeinde wurde sie nach zahlreichen Stationen in anderen Lagern im Konzentrationslager Bergen-Belsen durch die Nationalsozialisten ermordet. Namensgeberin der Wassenberger Gesamtschule.
- Dr. Heribert Heinrichs (* 4. Aug. 1922 in Wassenberg, † 2004), von 1958-1987 Professor für Medienpädagogik an der Universität Hildesheim; erhielt 1988 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse; seit 1998 Ehrenbürger der Stadt Wassenberg
[Bearbeiten] Sonstiges
[Bearbeiten] Naherholungsgebiete
Effelder Waldsee, Rad- und Wanderwege an der Peripherie zu den Niederlanden, u.a. 1,5 km zur Gitstapper Molen (Wassermühle, zwei Ausflugslokale).
[Bearbeiten] Literatur
- Heribert Heinrichs: Wassenberg. Geschichte eines Lebensraumes. Mönchengladbach 1987
- Heribert Heinrichs: Betty Reis. Leben und Leiden eines jüdischen Mädchens aus Wassenberg. Geilenkirchen 1993
[Bearbeiten] Weblinks
- Website der Stadt Wassenberg
- Homepage von Effeld
- Homepage von Ophoven
- Homepage von Birgelen
- Gedenkbuchprojekt: Betty Reis
- Bilder aus Wassenberg
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