Wien Westbahnhof
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Der Westbahnhof in Wien bildet als Kopfbahnhof den östlichen Endpunkt der österreichischen Westbahn.
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[Bearbeiten] Lage
Der Westbahnhof liegt im 15. Wiener Gemeindebezirk Rudolfsheim-Fünfhaus an der innerstädtischen Verkehrsachse Gürtel. Die südlich verlaufende Mariahilfer Straße stellt eine direkte Verbindung ins Stadtzentrum her.
An das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs ist der Westbahnhof durch die U-Bahnlinien U3, die südöstlich ins Stadtzentrum und weiter bis Simmering und nordwestlich bis Ottakring (16. Bezirk) führt, und U6, die - zum Teil entlang des Gürtels - eine halbkreisförmige Verbindung der nördlichen, westlichen und südwestlichen Gebiete von Floridsdorf (21. Bezirk) bis Siebenhirten (23. Bezirk: Liesing) bildet, angeschlossen. Am Europaplatz vor dem Bahnhof treffen weiters sechs Straßenbahnlinien zusammen, von denen allerdings keine ins Stadtzentrum führt. Daneben ist Westbahnhof Ausgangspunkt von Autobuslinien zum Flughafen Wien-Schwechat und nach Baden bei Wien.
[Bearbeiten] Bedeutung
Der Westbahnhof ist, neben dem Südbahnhof, einer der beiden großen Wiener Bahnhöfe und als solcher Ausgangspunkt des Bahnfernverkehrs u.a. nach Deutschland, in die Schweiz und weiter nach Frankreich und Belgien. Daneben besteht über die Speisinger Verbindungsbahn eine Verbindung nach Ungarn, Serbien und Rumänien im Osten und Südosten. Da er ein Kopfbahnhof ist, müssen Züge, die von der Westbahn kommen, für die Weiterfahrt nach Ungarn den Bahnhof entgegen der Anfahrtsrichtung verlassen und zu diesem Zweck gestürzt werden.
Gleichzeitig ist der Westbahnhof Ausgangspunkt der regionalen Bahnlinien in den Westen von Wien, die in den Verkehrsverbund Ost-Region eingebunden sind und teilweise zur Wiener S-Bahn gehören.
Mit der Errichtung des derzeit geplanten Wiener Hauptbahnhofs wird der Westbahnhof an Bedeutung verlieren, da internationale Fernzüge, vor allem solche, die nach Osteuropa weiterführen, dann durch einen Verbindungstunnel unter dem Lainzer Tiergarten, der bereits in Bau ist, direkt zum Zentralbahnhof geleitet werden sollen. Für diese Zeit wird mit einer Verkleinerung des Westbahnhofs gerechnet und es werden bereits Konzepte für die Verwertung der frei werdenden Flächen gesammelt.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] 1858 bis 1949:
Der mit der Westbahn (ursprünglich: k.k. privilegierte Kaiserin-Elisabeth-Bahn) im Jahr 1858 eröffnete Westbahnhof wurde vom Bahnarchitekten Moritz Löhr entworfen und umfasste vier in historisierendem Baustil errichtete Bauteile.
Die Bahnhofshalle war 104 m lang und ursprünglich 27,2 m breit. Sie wurde durch ein eisernes Zeltdach mit Trägern gedeckt und bot Platz für vier Gleise. Ausgeprägte Zungenbahnsteige waren zunächst nicht vorhanden. Die Ausfahrt aus der Halle war von zwei Türmen flankiert. Im Osten schloss ein zweistöckiges Verwaltungsgebäude die Gleisanlage gegen den Gürtel hin ab.
Die Seitentrakte nahmen die Einrichtungen für Ab- und Anreise auf. Die nach Süden gelegene Abfahrtsseite bestand aus einem repräsentativen Portal mit Freitreppe und drei großen, von Säulen getragenen Bögen, die von Statuen gekrönt waren; Verbindungstrakte rechts und links davon stellten eine Verbindung zu je zwei zweistöckigen Bürogebäuden her. Durch das Portal erreichte man die Kassenhalle und den Bahnsteig für die Abfahrt. Auf leicht erhöhtem Terrain gelegen, bot die Abfahrtsseite von Südosten her die eindrucksvollste Ansicht des Bahnhofs. An der im Norden gelegenen Ankunftsseite wiederholte sich diese Gliederung; bedingt durch das Gelände entfiel hier aber der Gebäudesockel und das Portal war weniger hoch ausgeführt, dafür boten Arkaden Passagieren, die auf Fiaker oder Fuhrwerke warteten, Schutz vor der Witterung.
Um dem gestiegenen Fahrgastaufkommen Rechnung zu tragen, wurden bei einem von 1910 bis 1912 vorgenommenen Umbau die beiden Türme, die die Ausfahrt flankierten, entfernt, die Dachkonstruktion geändert und Platz für ein fünftes Gleis geschaffen. Zusätzlich wurden im Vorfeld der Hallengleise weitere überdachte Bahnsteige und Abfahrtsgleise angelegt.
Im April 1945 wurde der Bahnhof im Zuge der Kampfhandlungen am Ende des 2. Weltkriegs von Bomben getroffen und brannte aus; das Dach der Halle stürzte ein. Nach Kriegsende wurden die Gebäude zunächst notdürftig für den Bahnbetrieb adaptiert, man entschloss sich jedoch zu einem völligen Neubau, sodass der Bahnhof ab 1949 abgerissen wurde.
An den alten Bahnhof erinnert noch eine Statue der ursprünglichen Namensgeberin der Bahn Kaiserin Elisabeth, die sich früher an der Fassade des Bahnhofs befand und jetzt in der unteren Halle des neuen Westbahnhofs aufgestellt ist.
[Bearbeiten] Seit 1949:
Der von den Architekten Hartiger & Wöhnhart entworfene Neubau des Westbahnhofs wurde 1952 eröffnet. Da an den Seiten nur schmale Verwaltungstrakte errichtet wurden, war Raum für insgesamt elf Gleise vorhanden, die durch überdachte Zungenbahnsteige erschlossen werden. Zentraler Bereich ist die große, vom Gürtel (Europaplatz) her zu betretende Bahnhofshalle, die in eine untere und eine durch zwei Treppen- und Rolltreppenanlagen zu erreichende obere Ebene geteilt ist. Die Halle wird durch hohe Fenster belichtet, die in die Fassade nach Osten und auch nach Westen oberhalb der Überdachungen der Bahnsteige eingebaut sind. Unterhalb der oberen Halle sind die Fahrkartenschalter angeordnet. Nachträglich wurde in der unteren Halle ein Pavillon errichtet, der ein Servicecenter für Buchungen, Hotelreservierungen und dgl. beherbergt. An der Nordseite des Bahnhofs wurde in den 1980er-Jahren ein Parkhaus errichtet. Der Westbahnhof mit seiner Fachwerkdachkonstruktion steht unter Denkmalschutz.
Im Zuge der Errichtung der U-Bahnlinie U3 entstand um 1993 im südlichen Bereich der Halle eine große Stahl-Glas-Konstruktion, in der in mehreren Ebenen Teile des Bahnhofsrestaurants und ein Café untergebracht sind. Von der unteren Ebene der Halle ist das unterirdische Verbindungsgeschoß zu den U-Bahn-Stationen erreichbar.
In beiden Ebenen der Bahnhofshalle sind verschiedene Geschäfte zur Versorgung der Reisenden (Supermarkt, Tabak- und Zeitschriftenläden, Internetcafé, Postamt, Kopiergeschäft, Imbissstuben, Blumenladen, Frisör etc.) angeordnet. Die ursprünglich vorhandene Polizeiinspektion wurde am 26. April 2006 behördlich gesperrt, da eine weitere Nutzung in Folge von Ungezieferbefall für die Beamten nicht zumutbar war. Eine Renovierung wurde seitens des Innenministeriums vorerst ausgeschlossen, und wird möglicherweise im Zuge einer Neugestaltung des gesamten Bahnhofes durchgeführt.
An der zum Gürtel (Europaplatz) hin gelegenen Außenseite bietet ein Vordach Schutz vor schlechtem Wetter beim Aus- und Einsteigen in Autos und Taxis. Die am Europlatz aufgestellten stählernen Flaggenmasten sind nicht benutzbar, da in Folge eines Konstruktionsfehlers sich dort gehisste Flaggen durch Luftverwirbelungen unweigerlich um die Masten wickeln würden.
Ein Umbau des Bahnhofs wurde durch die Bahnhofsoffensive der ÖBB sowie durch Pläne der Wiener Stadtentwicklung mittlerweile ausgeschrieben. Ein Wettbewerb kürte 2002 die Gewinner. Der Bau soll in den nächsten Jahren beginnen.
[Bearbeiten] Literatur
- Wien Museum: Großer Bahnhof: Wien und die weite Welt. Czernin Verlag, Wien 2006. ISBN 3-7076-0212-5
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Wien Westbahnhof – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Die Geschichte der Wiener Hauptbahnhöfe - Wien Westbahnhof (bis 1949)
- Die Geschichte der Wiener Hauptbahnhöfe - Wien Westbahnhof (ab 1949)
- Wettbewerb Wien-West mit Präsentation des Siegerentwurfs
Koordinaten: 48° 11' 49" N, 16° 20' 13" O