Fahrtreppe
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Eine Fahrtreppe (umgangssprachlich auch als Rolltreppe bezeichnet) ist ein Personenbeförderungsmittel, bei dem sich bewegende Metallsegmente Treppenstufen bilden.
Man spricht von Fahrsteig, wenn die Metallelemente keine Treppe, sondern eine glatte Fläche bilden. Fahrtreppen gelten nicht als Treppe, sondern als Förderanlage, deswegen müssen Fahrtreppen sowie Fahrsteige bei einem Brand- oder Notfall abgeschaltet werden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
1895 wurde als Attraktion in einem Vergnügungspark auf Coney Island erstmals eine Fahrtreppe betrieben. Es handelte sich um eine Erfindung des US-Amerikaners Jesse W. Reno, dem am 15. März 1892 das beantragte Patent zuerkannt worden war. Seine Erfindung bestand zunächst lediglich aus einem Gummischrägband mit Holzplatten, also um ein schräges Förderband. Es hatte zwar 1859 ein früheres US-Patent gegeben, das eine Rolltreppe mit fahrenden Stufen enthielt – da das Prinzip zu kompliziert war, war dies aber nie gebaut worden.
Als eigentlicher Erfinder der Fahrtreppe gilt George A. Wheeler, dessen Patent rund 5 Monate nach dem von Jesse W. Reno erteilt wurde. Den eigentlichen Durchbruch schaffte er jedoch nicht selbst. Charles Seeberger, der mit seinen eigenen Konstruktionen scheiterte, kaufte im Jahr 1898 das Patent seines Kollegen.
Der wirtschaftliche Durchbruch geschah 1900 zur Pariser Weltausstellung. In den USA etablierte sich die Fahrtreppe schnell in Kaufhäusern und vor allem in Bahnhöfen der U-Bahn. Eine Rolltreppe in der heute gebauten Ausführung wurde erstmals 1920 von der Otis Elevator Company konstruiert.
[Bearbeiten] Hersteller
Hersteller von Rolltreppen sind heute beispielsweise:
- Otis Elevator Company
- ThyssenKrupp
- Mitsubishi Electric Corporation (Japan)
- Schindler Aufzüge
- Kone (Unternehmen) (ehemals O&K Rolltreppen GmbH)
- Doppelmayr, Wolfurt, Österreich
[Bearbeiten] Besondere Rolltreppen
Neben den üblichen geradlinig verlaufenden Rolltreppen, gibt es auch „Wendelrolltreppen“ mit gekrümmten Laufbahnen sowie Fahrtreppen mit Treppenabsatz.
Einige der wenigen Kurvenrolltreppen finden sich in dem MinatoMirai-Gebäude in Yokohama und in Kaufhäusern in Hong Kong, Las Vegas, San Francisco, Shanghai und Singapur. Wegen ihrer technischen Anfälligkeit und hoher Anschaffungskosten haben sie sich bisher kaum durchsetzen können und sind eher ein Prestigeobjekt geblieben. Durch die Krümmung muss sich die außen liegende Seite einer jeden Stufe schneller bewegen, als die innenliegende Seite. Dies wird durch größere Räder an der weiter außen liegenden Seite gelöst. Durch die unterschiedlichen Belastungen und die stark beanspruchten gekrümmten Führungsketten ist der Verschleiß hoch und die Fahrtreppe technisch anfällig.
Rolltreppen mit Treppenabsatz befinden sich beispielsweise im Flughafen Barcelona, im Gebäude des Franz-Josefs-Bahnhofs in Wien oder in Tokioter U-Bahnhöfen (z.B. Kudanshita u.a.).
Die längste Rolltreppe Deutschlands befindet sich in Rendsburg (Schleswig-Holstein). Sie dient als Zugang zum Fußgängertunnel unter dem Nord-Ostsee-Kanal. Es existieren hier insgesamt vier dieser Rolltreppen, jeweils zwei an den nord- und südseitigen Zugängen. Mit einer Länge von 55,19 m ist sie außerdem die längste ununterbrochene Rolltreppe Westeuropas. Die Rolltreppen benötigen ca. drei Minuten für eine Fahrt. Laut der Publikation "Linie 8" der MVG München vom März 2005 hat die Rolltreppe vom U-Bahnhof Stachus zum Lenbachplatz eine Länge von 56,5m. Quelle: [1]
Die längste ununterbrochene Rolltreppe der Welt hat eine Länge von 155 m und befindet sich in der Metro-Station Wheaton in Washington D.C.. Eine Fahrt auf dieser Rolltreppe benötigt ca. 3,5 Minuten, ohne zusätzliches Gehen.
Bekannte Rolltreppen sind z.B. zu finden im Atomium in Brüssel sowie im Centre Pompidou in Paris.
[Bearbeiten] Leistungsaufnahme
Eine gewöhnliche Fahrtreppe benötigt im Durchschnitt 2-5 kW elektrischer Leistung. Der Bedarf hängt von der Geschwindigkeit, sowie Länge und somit Größe der Treppe ab. Weniger wesentlich für die Leistungsaufnahme ist die Belastung mit Personen. „Intelligente“ Anlagen besitzen Sensoren in Form von Trittplatten oder (moderner) Lichtsensoren mit einer nachgeschalten Logik, welche den Motor abschaltet, wenn sie erkennt, dass sich keine Personen auf der Treppe befinden.
[Bearbeiten] Sicherheit
Die EU-Richtlinie über die allgemeine Produktsicherheit regelt unter anderem das Inverkehrbringen technischer Arbeitsmittel. Zu diesen zählen auch Maschinen wie Fahrtreppen und Fahrsteige. Für diese muss eine EG-Konformitätserklärung wie sie in der EG-Maschinenrichtlinie vorgesehen ist, erstellt werden. Es muss ein CE-Zeichen an der Fahrtreppe oder am Fahrsteig angebracht werden.
Zudem sind die Geschwindigkeiten von Fahrtreppen standardisiert, sie dürfen sich nur mit Geschwindigkeiten von 0,5 Meter pro Sekunde (1,8 km/h), 0,65 Meter pro Sekunde (2,34 km/h) oder maximal 0,75 Meter je Sekunde (2,7 km/h) bewegen. Fahrtreppen mit der geringsten Geschwindigkeit kommen hauptsächlich in Kaufhäusern zum Einsatz, die beiden schnelleren in U-Bahnen und Flughäfen.
[Bearbeiten] Die wichtigsten Überwachungs- und Sicherheitseinrichtungen
Nach der Euronorm EN115 muss in folgenden Situationen das Anlaufen der Antriebsmaschine verhindert werden oder sie muss sofort anhalten:
- Überlastung des Antriebes
- Überlast bei Zunahme der Motorwicklungstemperatur
- überhöhte Geschwindigkeit oder ungewollte Fahrtrichtungsumkehr
- Bruch oder unzulässige Längung der unmittelbar die Stufen, Paletten oder Gurt antreibenden Bauteile, z. B. Ketten.
- Verringerung des Abstands zwischen den Antriebs- und Umkehreinrichtungen (z. B. durch Blockierung des Stufenbandes)
- Einklemmen von Fremdkörpern an den Kämmen der Einlaufstellen oben und unten
- Anhalten aller Fahrtreppen oder Fahrsteige bei verketteten Anlagen ohne Zwischenausgang
- Ansprechen der Sicherheitseinrichtungen der Handlaufeinläufe
- Absinken eines Teils der Stufen oder Paletten, so dass der Eingriff der Kämme nicht mehr gewährleistet ist
- fehlende Stufen oder Paletten: die Anlage muss abgeschaltet werden, bevor die entstandene Lücke aus dem Kamm austritt
- nicht Öffnen des Bremssystems nach dem Anlauf der Anlage
- Abweichen der Handlaufgeschwindigkeit von der Fahrgeschwindigkeit der Fahrtreppe oder des Fahrsteiges
- geöffnete Abdeckplatten an den Zugängen oder geöffnete Wartungsklappen
- Überschreiten der zulässigen Bremswege
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Andrea Mihm: Die Rolltreppe. Kulturwissenschaftliche Studien zu einem mechanisch erschlossenen Zwischenraum. Dissertation, Universität Marburg 2006 (Volltext)
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Fahrtreppe – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |