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Aufmerksamkeit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Aufmerksamkeit ist ein Prozess der Ressourcenzuweisung der beschränkten Verarbeitungskapazität des Gehirns. Die Ziele der Aufmerksamkeitszuwendung sind die Wahrnehmung der Umwelt, Gedanken und Gefühle, sowie des eigenen Verhaltens und Handelns. Sie rückte aufgrund des technischen Fortschritts im Zweiten Weltkrieg in den Forschungsfokus. Die Soldaten waren häufig nicht in der Lage, die neuen Geräte adäquat zu bedienen, obwohl sie daran geschult waren.

Als – altertümliches – Synonym gilt Obacht, als Gegenteil die Unaufmerksamkeit oder Achtlosigkeit. Zustande erhöhter Aufmerksamkeit bezeichnet man als Wachheit, Vigilanz.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Neurobiologische und kognitive Aspekte

Das Gehirn hat eine eingeschränkte Verarbeitungskapazität, es kann nicht unendlich viele Reize gleichzeitig bewusst verarbeiten. Daher muss es selektieren, welche Informationen für den Organismus von Bedeutung sind und mit Aufmerksamkeit bedacht werden müssen und welche Informationen weniger relevant sind und daher ausgeblendet werden können. Wird einer Information nicht innerhalb von fünf Sekunden Aufmerksamkeit geschenkt, geht sie verloren. Nach Ulrich Neisser (1967) ist das System, das unverarbeitete Informationen behält, das echoische Gedächtnis.

Der Prozess der Aufmerksamkeitszuwendung ist dabei gekennzeichnet durch Zuwendung (Orientierung) und Auswahl (Selektivität) der Gegenstände und der damit verbundenen Unaufmerksamkeit gegenüber anderen Gegenständen. Die Zuwendung ist durch eine gesteigerte Wachheit und Aktivierung charakterisiert, während die Selektivität die Funktion eines Filters hat, um wichtige und unwichtige Informationen voneinander zu trennen.

Dabei stellt sich nun die Frage, nach welchen Kriterien das Gehirn die Relevanz der Reize beurteilt. So werden einerseits neuartige Reize mit Aufmerksamkeit bedacht (Orientierungsreaktion, Neugier). Andererseits richtet sich die Aufmerksamkeit auf emotional belegte Informationen, die ein indirekter Marker für die Wichtigkeit für den Organismus sind. Je emotionsgeladener ein Ding ist, desto leichter fällt es uns, unsere Aufmerksamkeit darauf zu richten. Bedürfnisse, Interessen, Einstellungen und Motive spielen daher bei der Entstehung und Verteilung der Aufmerksamkeit eine große Rolle.

[Bearbeiten] Aufmerksamkeit und Bewusstsein

Die Aufmerksamkeit ist eng mit unserem Bewusstsein verbunden, denn die Aufmerksamkeitszuwendung zu einem Reiz oder einem Gedanken ist erst die notwendige Bedingung dafür, dass uns dieser bewusst wird. Dennoch verarbeitet das Gehirn auch die Reize, auf die wir nicht unsere Aufmerksamkeit richten. Diese Verarbeitung findet jedoch unbewusst statt.

Während die Aufmerksamkeitszuwendung unseres Gehirns einerseits vollkommen automatisch abläuft, können wir dennoch zusätzlichen bewussten Einfluss darauf nehmen (kontrollierte Prozesse). Diese konzentrierte Aufmerksamkeit unterliegt jedoch starken interindividuellen Unterschieden in der Dauer, Intensität und Breite der bewusst gesteuerten Aufmerksamkeit (Konzentration (Psychologie)).

Regelmäßige bewusste Lenkung der Aufmerksamkeit auf einzelne Körperteile oder den Körper insgesamt, führt zu einer besseren Durchblutung, einer Stärkung des Immunsystems und allgemein zu einem verbesserten Gesundheitszustand. Dies wird u.a. im Tai Chi Chuan und Yoga zur Gesunderhaltung genutzt.

Richten wir unsere Aufmerksamkeit regelmäßig auf eine ganz bestimmte Sache, so wird dies mit der Zeit zu einer Gewohnheit. Deshalb ist es angebracht, die Richtungen unserer Aufmerksamkeit regelmäßig zu kontrollieren.

[Bearbeiten] Aufmerksamkeit als Wahrnehmungsfokus

Bestimmte Ereignisse im phänomenalen Erlebnisraum verursachen eine Fokussierung der Wahrnehmung auf einzelne Objekte des Wahrnehmungsbereiches. Zumeist erfolgt diese Aufmerksamkeitsfokussierung, wenn kein eindeutiges Reaktionsmuster auf einen Reiz existiert und bewusste Verarbeitung notwendig wird. Indem die Wahrnehmung sich mit einem reduzierten Wahrnehmungsbereich beschäftigt, ergibt sich zugleich die Abgrenzung gegen andere Aufmerksamkeitstrigger niedrigerer Priorität.

Die Aufmerksamkeit wird sich immer mit dem Thema höchster Priorität befassen. Die Priorität selbst wird durch die Intensität der Abweichung von einer Mittellage gesetzt:

  • Größe und Reizintensität (heiß-kalt, hungrig-satt)
  • Bewegung (Abweichen der Bewegung eines Objekts von anderen Objekten, sich nähernde Objekte, etc.)
  • Farbigkeit (Fokussierung auf Kontraste, bestimmte Farbkombinationen)
  • Kontrast zur Umgebung
  • scharfe und regelmäßige Begrenzung
  • auffällige Symmetrie
  • eine Position an ausgezeichneter Stelle des Gesichtsfeldes, z.B. links oben

In der Werbung werden diese Zusammenhänge genutzt, um optimale Vorlagen eindrucksvoll zu gestalten, z. B. Plakate, Inserate oder Prospekte.

[Bearbeiten] Umfang der Aufmerksamkeit

Der Umfang der Aufmerksamkeit wird durch die Anzahl gleichartiger Gegenstände bestimmt, die mit einem Blick, d.h. in etwa 200 Millisekunden wahrgenommen werden können. Beim Erwachsenen sind das 6 bis 12, im Mittel 8 Objekte, bei Kindern weniger. Der Aufmerksamkeitsumfang hängt auch ab von:

  • der Art der wahrzunehmenden Gegenstände
  • von der Bekanntheit der Gegenstände
  • von der Beleuchtungsintensität auf die Gegenstände
  • dem Kontrast, unter dem die Gegenstände erkennbar sind
  • von der subjektiven Einstellung des Beobachters zu den Typen der Gegenstände.

Es ist nahezu unmöglich, gleichzeitig einen optischen und einen taktilen Reiz zu beurteilen, wie Richard Pauli (1914) zeigte. Das stützt auch die als Enge des Bewusstseins bezeichnete Annahme, dass sich die Aufmerksamkeit jeweils nur einem Inhalt zuwenden kann. Mehrfachleistungen beruhen offenbar auf einem schnellen Wechsel der Zuwendung von einer Aufgabe zu einer anderen. Das ist anstrengend und führt rasch zur Ermüdung. Diese Ermüdung der Aufmerksamkeit und der rasche Wechsel verschiedener Aufmerksamkeitstypen (von auditiv zu visuell etc.) machen sich auch die so genannten Pfänderspiele zunutze, die aber auch ein gutes Training derselben bedeuten.

[Bearbeiten] Beurteilung von Aufmerksamkeitstypen

Bei sehr schwachen Reizen, z.B. beim leisen Ticken einer entfernten Armbanduhr, sind periodische Schwankungen der Aufmerksamkeit nachweisbar. Viktor Urbantschitsch (1875) stellte eine Phasenlänge von 5 bis 8 Sekunden fest. Individuelle Besonderheiten des aufmerksamen Verhaltens führten zur Unterscheidung von Aufmerksamkeitstypen:

  • die fixierende Aufmerksamkeit beschränkt sich auf ein Detail, hat einen engen Umfang, ist einseitig, starr und analytisch
  • die fluktuierende Aufmerksamkeit hat einen weiten Umfang, ist vielseitig, gleitend, ganzheitlich und synthetisch

Seit Ernst Meumann (1913) unterscheidet man bei Bevorzugung bestimmter Sinnesgebiete

  • visuelle
  • auditive
  • motorische

Typen.

[Bearbeiten] Modelle zur Erklärung der Aufmerksamkeit

Zur Erklärung der Aufmerksamkeit wurden zahlreiche Theorien aufgestellt. Die Erklärungsversuche durch Gottfried Wilhelm Leibniz (1704), Wilhelm Wundt (1873) gehen von der Annahme aus, die Aufmerksamkeit sei ein innerer Willensprozess und diene der selektiven Ausgliederung von Bewusstseinsinhalten und der Apperzeption von Vorstellungen. Die Theorien von Georg Elias Müller (1924), H. Henning (1925) und H. Rohrbacher (1953) nehmen im Zentralnervensystem physiologische Mechanismen an, die eine spezifische Erregbarkeitssteigerung bestimmter Bereiche der Hinrinde und Bahnungseffekte bewirken.

Die Gestaltpsychologen negieren die Aufmerksamkeit als eigenständigen Prozess. P. J. Galpernin (1968) betrachtete die Aufmerksamkeit als eine besondere Form der psychischen Tätigkeit, nämlich als Kontrolltätigkeit, die den Vollzug geistiger Handlungen steuert.

Der Sufi-Lehrer Idries Shah beschreibt eine Reihe von Kriterien, die bei der Untersuchung der Bedeutung von Aufmerksamkeit in seiner Schule eingesetzt werden (Learning How to Learn, 1978).

Modernere Modelle gehen von verschiedenen Filtersystemen des Wahrnehmungssystems aus (z.B. Donald Broadbent 1958), die an unterschiedlichen Stellen des Wahrnehmungsprozesses eingreifen und die Information selektieren. So wird die Aufmerksamkeit bei starker persönlicher Relevanz automatisch fokussiert (Beispiel Cocktailpartyphänomen: wird der eigene Name auf einer lauten Party genannt, zieht dies automatisch die Aufmerksamkeit auf sich). Ähnliches gilt für den so genannten Pop out-Effekt: Auf einer Fläche mit gleichförmigen geometrischen Figuren (z. B. Strichen) fällt eine andersartige Figur (Kreis) sofort ins Auge. Dieser Effekt ist bis zu einer gewissen Komplexität und Ähnlichkeit der geometrischen Figuren trainierbar, und es gibt diesen Effekt nicht nur in ähnlicher Weise auf Farben (Textilfacharbeiter können bis zu 300 Rottöne unterscheiden), Töne usw., sondern auch auf semantischer Ebene (das Cocktailpartyphänomen ist ein Beispiel). Ebenso sind die Fokussierung auf bestimmte charakteristische Details und die Aufmerksamkeitsfokussierung nur in einem bestimmten Wahrnehmungsbereich (hinter mir, rechte Ecke des Monitors) in Untersuchungen bestätigt. Nicht immer ist uns bewusst, was die Aufmerksamkeit steuert. Unbewusst aufgenommene Informationen können einen steuernden Effekt haben und die Aufmerksamkeit lenken. Man kann dabei in bewusstseinsfähige und -unfähige Informationen unterteilen. Erstere können häufig durch gezielte Analyse entdeckt und so manches "Expertenwissen" zum Allgemeingut werden lassen. Ein Anwendungsbeispiel ist das Produktplacement in der Werbung. Bewusstseinsunfähige Informationsaufnahme, zum Beispiel ultrakurzzeitige Einblendung bestimmter Signale, sind im allgemeinen gesetzlich verboten, da sie unbewusste manipulative Effekte haben können.

[Bearbeiten] Erwecken von Aufmerksamkeit

Weil die mögliche Aufmerksamkeit im Umfang beschränkt ist, gleichzeitig aber einen gesellschaftlichen Wert darstellt, ist das Erreichen der Aufmerksamkeit einer oder mehrerer Personen für viele ein wichtiges Ziel. Möglich wird es auf sehr unterschiedliche Weise, zum Beispiel durch Auftreten in Presse, Rundfunk oder Fernsehen. Sehr schnell erreichen Skandale eine große öffentliche Aufmerksamkeit. Veränderung erweckt schneller Aufmerksamkeit als Bleibendes, bereits die Ankündigung kann Aufmerksamkeit erregen. Das wird zum Beispiel von Politikern im "Sommertheater" genutzt, aber auch von Künstlern, die Skandale nutzen, um Aufmerksamkeit zu erwecken. Von einigen wird Aufmerksamkeit sogar als neue Währung betrachtet.

[Bearbeiten] Aufmerksamkeit als psychologisches Konstrukt

Allgemein stellt Aufmerksamkeit die Konzentration der Wahrnehmung auf bestimmte Stimuli unserer Umwelt dar. Ein wesentlicher Bestandteil von Aufmerksamkeit ist die Auswahl von Informationen (Selektion), um sie dem Bewusstsein zugänglich zu machen und das Denken und Handeln zu steuern. Ursache dieses Mechanismus ist die Beschränkung der menschlichen Kapazität für die Verarbeitung von Reizen.

[Bearbeiten] Frühe Forschung

Diese Tatsache belegte Welford (1952, zitiert nach Müsseler & Prinz, 2002; Styles, 1997) mit dem Paradigma zur Untersuchung der Psychologischen Refraktärperiode (psychological refractory period, PRP). In diesen Untersuchungen wurden Versuchspersonen zwei Reize hintereinander präsentiert, auf die sie jeweils so schnell wie möglich reagieren sollten. Es stellte sich heraus, dass sich die Reaktionszeit auf den zweiten Reiz, in Abhängigkeit vom Zeitintervall zwischen dem Einsetzen des ersten Reizes und dem Einsetzen des zweiten Reizes (stimulus onset asynchrony, SOA), veränderte. Kürzere SOAs (Zwischenintervalle) forderten längere Reaktionszeiten auf den zweiten Reiz. Als Erklärung dieser Befunde gilt der so genannte „Engpass“ („bottleneck“) im menschlichen Verarbeitungssystem. Da die Verarbeitung von Reizen in Serien erfolgt, muss der erste Reiz bereits verarbeitet sein, bevor die Verarbeitung des zweiten Reizes beginnen kann.

Cherry folgte 1953 (Müsseler&Prinz, 2002; Styles,1997) mit seinen Tests zum „Dichotischen Hören“. Den Versuchspersonen wurde jeweils eine Nachricht auf dem linken und dem rechten Ohr präsentiert (zwei Nachrichten gleichzeitig). Die Nachricht einer Seite sollte wiedergegeben werden („shadowing“). Es zeigte sich, dass bei dieser Testbedingung die nicht beachtete Nachricht nicht wiedergegeben werden konnte. Auffällig jedoch war, dass beispielsweise ein Wechsel des Geschlechts der Sprecher oder präsentierte Beep-Töne wahrgenommen werden konnten. Ein weiteres Paradigma ist das „Split-Span-Paradigma“ von Donald Broadbent aus dem Jahr 1954 (Müsseler&Prinz, 2002; Styles,1997). Den Versuchspersonen wurden Ziffernpaare simultan nach dem Prinzip des Dichotischen Hörens präsentiert. Dabei zeigte sich, dass die Wiedergabe bevorzugt nach Ohr und nicht nach Paaren erfolgte. Daraus schlussfolgerte Broadbent, dass ein Abblocken aufgabenirrelevanter Nachrichten erfolgt und dass physikalische Reizmerkmale (Reizort, Frequenz) als effektive Hinweisreize fungieren. Weitere Untersuchungen zum Thema der selektiven Aufmerksamkeit wurden von Broadbent, Treisman und Deutsch & Deutsch vorgenommen, deren Theorien im Folgenden erläutert werden sollen.

[Bearbeiten] Informationsverarbeitungstheorien

Aus den Erkenntnissen der Paradigmen entwickelte Broadbent 1958 die Filtertheorie. (Müsseler&Prinz, 2002; Styles,1997) Sie besagt, dass gleichzeitig dargebotene Inputs parallel bzw. simultan in einen sensorischen Speicher gelangen. Jedoch kann nur ein Input auf der Basis seiner physikalischen Merkmale den so genannten selektiven Filter passieren. Weitere Inputs werden abgeblockt, verbleiben jedoch im Speicher für eventuelle spätere Zugriffe. Da es sich um ein strikt serielles Verarbeitungssystem handelt, ist ein Filter nötig, um dieses vor Überlastungen zu schützen. Aber nur Informationen, die diesen Filter zur weiteren Verarbeitung passiert haben, werden dem Menschen bewusst und können Bestandteil des Langzeitgedächtnisses werden.

1960 entwickelte Anne Treisman die Attenuations- (Dämpfungs-)theorie der Aufmerksamkeit. (Müsseler&Prinz, 2002; Styles,1997) Sie entwickelte diese Theorie, unter anderem weil einige Forschungsergebnisse durch Broadbents Filterheorie nicht ausreichend erklärt werden konnten. Hiermit ist zum Beispiel gemeint, dass beim "Split-Span-Paradigma" auf der nicht beachteten Seiten einige Reize doch bemerkt und erinnert werden konnten. (Beep-Töne, Sprachwechsel) Auch der sogenannte Cocktailparty-Effekt konnte noch nicht erklärt werden. Treismans Theorie zufolge ist also, im Gegensatz zu Broadbents Annahmen, ein Durchbruch von Informationen durch den sogenannten frühen Filter möglich. Nach Treisman funktioniert der Filtermechanismus nicht nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip, sondern vielmehr nach dem Prinzip eines Dämpfers, indem er die Reizstärke auf dem unbeachteten Kanal reduziert. Folglich können Informationen auch nach der Selektion durch den Filter, in abgeschwächter Form weitergeleitet und je nach ihrer Bedeutung, bis zu einem gewissen Grad semantisch verarbeitet werden.

Entgegen Broadbents und Treismans Vorstellungen gingen Deutsch & Deutsch 1963 (Müsseler&Prinz, 2002; Styles,1997) mit ihrer Theorie der späten Selektion davon aus, dass alle sensorischen Signale das gleiche (höchste) Verarbeitungsniveau erreichen, unabhängig davon, ob Aufmerksamkeit auf sie gerichtet ist oder nicht. Durch einen parallelen multiplen Vergleichsprozess wird daraufhin das Signal bestimmt, welches für die aktuelle Aufgabe die größte Relevanz besitzt. Folglich wird nur das wichtigste Signal bewusst und bewirkt eine Reaktion. Nach dieser Theorie erfolgt die Selektion somit erst nach der vollen Verarbeitung der Signale und auf Grundlage ihrer inhaltlichen Bedeutung.

[Bearbeiten] Aktuelle Forschungsgebiete

Jüngere Forschung führte zu der Erkenntnis, dass selektive visuelle Aufmerksamkeit ortsbasiert, objektbasiert oder dimensionsbasiert sein kann. Diese Annahme konnte mit Hilfe von fMRT–Studien zur Aufmerksamkeitsmodulation von Brefczynski und DeYoe (1999) bestätigt werden. Es wurden Hinweise dafür gefunden, dass visuelle Aufmerksamkeit die kortikale Aktivität beeinflusst und sich bei Verschiebung der Aufmerksamkeit die Aktivität im okzipitalen Kortex retinotop verändert.

[Bearbeiten] Arbeitsgedächtnis

Es konnte auch ein Zusammenhang zwischen Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis beschrieben werden. Bildgebende Verfahren (fMRT- und EEG-Studien) zeigen, dass beide Prozesse sehr ähnliche neuronale Aktivitäten hervorrufen und insbesondere im primären visuellen Kortex simultan Modulationen kontralateral zum präsentierten Reiz bewirkt werden. Daraus kann gefolgert werden, dass sich räumliches Arbeitsgedächtnis und räumliche Aufmerksamkeit ähnlicher Mechanismen bedienen bzw. dass es sich um überlappende Prozesse handelt.

[Bearbeiten] Literatur

  • Brefczynski, J.A. & DeYoe, E.A. (1999): A physiological correlate of the spotlight of visual attention. Nature Neuroscience, S. 370-374.
  • Broadbent, D.E. (1954): The role of auditory localization in attention and memory span. Journal of Experimental Psychology, 47, 191-196
  • Broadbent, D.E. (1958): Perception and Communication. London: Pergamon Press
  • Cherry, E. Colin (1953): Some experiments on the recognition of speech, with one and with two ears. Journal of the Acoustical Society of America 25, 975–979
  • J. Deutsch & D. Deutsch (1963): Attention: Some theoretical considerations. Psychological Review, 70:80-90.
  • Henning, H. (1925): Die Untersuchung der Aufmerksamkeit. In: E. Abderhalden (Hrsg.), Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, Abt. VI, Teil 3. Berlin: Urban & Schwarzenberg
  • Henning H. (1925): Die Aufmerksamkeit. Berlin: Urban & Schwarzenberg
  • Rohracher, Hubert (1953): Die Arbeitsweise des Gehirns und die psychischen Vorgänge. 3., völlig umgearb. u. erw. Aufl. München: Barth, 1953
  • Rohracher, Hubert (1953): Einführung in die Psychologie. 5. Aufl. Wien [u.a.]: Urban & Schwarzenberg
  • Neisser, U. (1967): Cognitive Psychology
  • Pauli, R. (1914): Über eine Methode zur Untersuchung und Demonstration der Enge des Bewußtseins sowie zur Messung der Geschwindigkeit der Aufmerksamkeitswanderung. (Münchener Studien zur Psychologie und Philosophie; Band 1 / herausgegeben von Oswald Külpe und Karl Bühler). Stuttgart: Spemann 1914
  • Urbantschitsch, V. (1875): Ueber eine Eigenthümlichkeit der Schallempfindungen geringster Intensität. Centralblatt für die medizinischen Wissenschaften, 13, 625-628
  • Welford, A. T. (1952): The ‘psychological refractory period’ and the timing of high-speed performance – a review and a theory. British Journal of Psychology, 43, 2–19


  • J. Müsseler, Wolfgang Prinz (Hrsg.): Allgemeine Psychologie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002
  • Elizabeth A. Styles: Psychology of Attention. Taylor & Brands, Hover 1997 (Kapitel 2). 2nd edition: Hove [u.a.] : Psychology Press, 2006
  • Bernhard Waldenfels: Phänomenologie der Aufmerksamkeit. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Aufmerksamkeit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

[Bearbeiten] Videos

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