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Berlin-Marienfelde

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Marienfelde
Ortsteil von Berlin

Lage von Marienfelde im Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Koordinaten Koordinaten: 52° 25′ 0″ N, 13° 22′ 0″ O52° 25′ 0″ N, 13° 22′ 0″ O
Einwohner 30.653 (31. Dez. 2005)
Ortsteilummer 0705
Verwaltungsbezirk Tempelhof-Schöneberg
Quelle: Statistisches Landesamt

Berlin-Marienfelde ist ein Ortsteil des – seit 2001 neuen – siebten Verwaltungsbezirkes Tempelhof-Schöneberg im Süden von Berlin.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Das Angerdorf entstand etwa um 1290 als Bauernsiedlung im Schutz der Ordenskomturei Tempelhof, die von Tempelrittern errichtet worden war. Die früheste bekannte urkundliche Erwähnung (als Merghenvelde) stammt von 1344. Das Dorf gehörte anfangs zu den Ländereien des Templerordens, nach dessen Auflösung ab 1312 zum Johanniterorden. 1435 ging es in den Besitz des Berliner Magistrats über. Seit 1831 gab es häufige Besitzwechsel. 1844 kaufte Adolf Kiepert das Gut und schuf einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb.

Dorfkirche
Dorfkirche

Bis 1800 war Marienfelde ein kleiner Ort mit weniger als 200 Bewohnern. Etwa ab 1850 nahm die Zahl der Einwohner langsam zu. Nach der Eröffnung des Bahnhofs Marienfelde, im Jahr 1875 begann die Entwicklung des nördlichen Gebietes. Auf dem Gelände der Baumschulen Hranitzky entstand ab 1888 westlich der Eisenbahn die Villenkolonie Neu-Marienfelde. In dieser Zeit begann auch östlich der Eisenbahn die Entwicklung des Industriegebietes. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden nun schon fast 4.000 Einwohner gezählt. Der Krieg unterbrach die Aufwärtsbewegung.

1920 wurde Marienfelde mit der Bildung Groß-Berlins Teil des Bezirks Tempelhof. Etwa ab 1925 begann der Ausbau südlich der Villenkolonie. Im Südosten, zwischen Schichauweg und Landesgrenze, entstand entlang der Eisenbahn eine Siedlung. Diese wurde 1938 dem Ortsteil Lichtenrade zugeordnet. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gab es in Marienfelde über 10.000 Bewohner.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Kern von Neu-Marienfelde durch Bombenangriffe weitgehend zerstört. Ende 1945 war die Einwohnerzahl auf etwas über 8.000 gesunken.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchsen Alt- und Neu-Marienfelde zusammen. Einfamilienhäuser und Mietwohnungen entstanden in den 1950er und 1960er Jahren nördlich des alten Ortkerns, insbesondere auf den Ländereien des Klosters zum Guten Hirten. 1970 wurden etwa 18.000 Einwohner registriert.

In den 1970er Jahren entstand das von Hochhäusern geprägte Wohngebiet um die Waldsassener Straße und das Industriegebiet Nahmitzer Damm /Motzener Straße. Bis 1977 erhöhte sich die Zahl der hier wohnenden Menschen auf über 32.000. Im Jahr 1989 wurde das bisherige Maximum mit 33.126 Bewohnern registriert. Seit der Wiedervereinigung geht die Einwohnerzahl leicht zurück.

[Bearbeiten] Der Ort

Der alte Dorfkern hat sich bis heute erhalten können. Durch weitgehende Verkehrsberuhigung bietet er die Möglichkeit zur Erholung. Er wird durch die um 1220 erbaute Dorfkirche markiert. Diese ist das älteste erhaltene Bauwerk Berlins und eine der ältesten Feldsteinkirchen der Mittelmark. Sie wurde als Wehrkirche erbaut, was unter anderem an den hohen und schmalen Fenstern zu erkennen ist. Der Dorfanger geht unmittelbarer in den Gutspark über.

Westlich des Angers befindet sich das Kloster zum Guten Hirten, das von 1905 bis 1968 als Erziehungsheim für Frauen und Mädchen betrieben wurde.

Am südlichen Stadtrand liegt der Freizeitpark Marienfelde und die Marienfelder Feldflur, ein Rest von landwirtschaftlicher Nutzung am Rande der Großstadt.

[Bearbeiten] Wirtschaft

  • Die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) übernimmt am 2. Oktober 1902 die marode Motorfahrzeug- und Motorenfabrik Berlin AG in Marienfelde. Am Anfang wurden zunächst noch Boots- und Schiffsmotoren produziert, ab 1905 werden bereits Lkw und Busse vom Band produziert.
  • 1907 wird in Marienfelde die Produktion von motorisierten Feuerwehrfahrzeugen aufgenommen. Marienfelde wird damit zur Automobilstadt. Heute werden hier u.a. die Smart-Motoren produziert.
  • Im Norden Marienfeldes war etwa 100 Jahre die Zentrale der Otto Reichelt AG beheimatet. Nach der Übernahme durch EDEKA zog Reichelt ins Umland. Am Standort Marienfelde blieb das Fleischverarbeitungswerk.

Zu den hier ansässigen großen Arbeitgebern, die ihren Sitz zum Teil in dem in den 1960er Jahren angelegten Industriegebiet an der Motzener Straße haben, gehören DaimlerChrysler, IBM Deutschland, Klosterfrau und Stollwerck. Am Diedersdorfer Weg sind Dienststellen des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz untergebracht: Teile des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, des Bundesinstituts für Risikobewertung und des Friedrich-Loeffler-Instituts.

Am 23. November 2004 gründen sieben Unternehmen (Bartelt und Sohn, Immobilienservice Wesner, India-Dreusicke Berlin, Klosterfrau Berlin, Semperlux, Weber, Willy Vogel AG) das Unternehmensnetzwerk Motzener Straße e.V. Der Zusammenschluss soll bei dringlichen Fragen hinsichtlich Betriebskindergärten, Einkaufsgemeinschaften, Fragen gegenüber der Politik und der Verwaltung ein kompetentes Wort mitsprechen. In diesem Bereich gibt es ca. 250 Betriebe mit ca. 5.000 Mitarbeitern

[Bearbeiten] Notaufnahmelager Marienfelde

Der Ortsteil ist bekannt für sein Notaufnahmelager, in dem zwischen 1953 und 1989 hunderttausende Deutsche aus der DDR auf ihrer Flucht in den Westen aufgenommen und versorgt wurden. Heute dient das ehemalige Notaufnahmelager als Heim für Spätaussiedler.

Seit April 2005 präsentiert die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde in erheblich erweitertem Umfang das Leben in diesem Lager. Dieses Museum zeigt durch Erinnerungsstücke und Dokumente das Schicksal der Zuwanderer in die Bundesrepublik Deutschland. Schwerpunkt ist natürlich die Flucht aus der DDR zwischen 1952 und dem Mauerbau 1961 sowie der Folgejahre bis 1989.

[Bearbeiten] Verkehr

Siemens-Drehstrom-Schnelltriebwagen (1903)
Siemens-Drehstrom-Schnelltriebwagen (1903)

[Bearbeiten] Verkehrsgeschichte

Zwischen Berlin-Marienfelde und Zossen wurden auf der Militär–Eisenbahn Marienfelde–Zossen–Jüterbog zwischen 1901 und 1904 verschiedene Schnellfahrtversuche mit elektrischen Lokomotiven und Triebwagen durchgeführt. Diese Fahrzeuge wurden mit Drehstrom von 10 kV und variabler Frequenz angetrieben. Die Stromzuführung erfolgte über drei übereinander angeordnete Oberleitungen. Es wurden Geschwindigkeiten von bis zu 210,2 km/h erreicht.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde in Berlin-Marienfelde die Stromrichterstation für die erste Anlage zur Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung errichtet („Elbe-Projekt“), die aber nicht mehr in Betrieb ging.

[Bearbeiten] Schienenverkehr

S-Bahnhof Marienfelde
S-Bahnhof Marienfelde

Seit 1875 führt die Dresdner Bahn durch Marienfelde. Diese Strecke wird derzeit nur von der S-Bahn (Linie S2 von Blankenfelde nach Bernau bei Berlin) befahren, wenn man von den einzelnen Müllzügen der BSR nach Schöneicher Plan bei Zossen absieht. Sie hat drei Haltepunkte im Ortsteil: S-Bahnhof Marienfelde, S-Bahnhof Buckower Chaussee und S-Bahnhof Schichauweg, der allerdings zum größten Teil in Lichtenrade liegt.

Der Bahnhof Marienfelde war ein Vorortbahnhof an der Dresdner Bahn mit einem Abfertigungsgebäude, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Geblieben ist ein S-Bahnsteig mit überdachtem Zugang. Zum Bahnhof gehört ein Rangierbereich. Über die S-Bahntrasse werden auch Güterzüge zum Ölhafen Lankwitz und in das Gewerbegebiet Gradestrasse geführt.

Der Ausbau der Dresdner Bahn zu einer schnellen Fernbahntrasse ist geplant. Die Anschlüsse zur Anhalter Bahn am S-Bahnhof Priesterweg sind schon gebaut.

[Bearbeiten] Individualverkehr

Am südlichen Stadtrand Berlins liegt in Marienfelde der Knotenpunkt zwischen einer Ost-West-Achse (Nahmitzer Damm, Hildburghauser Straße) und den von Norden aus der Stadt nach Süden herausführenden Straßen, der Bundesstraße 101 (Marienfelder Allee, Großbeerenstraße) und der Verbindung nach Lankwitz (Malteserstraße).

Die Bundesstraße 101 von Berlin-Mariendorf nach Aue im Erzgebirge ist eine wichtige Ausfallstraße von Berlin zum Berliner Autobahnring A 10. Unmittelbar hinter der Stadtgrenze liegt an dieser Straße das Güterverteilzentrum Großbeeren. Dieses und die Industrie- und Gewerbegebiete in Marienfelde, Mariendorf, Tempelhof und Neukölln sorgen für einen lebhaften LKW-Verkehr auf den Hauptstraßen im Ort.

[Bearbeiten] Öffentlicher Verkehr

Diverse Buslinien verbinden Marienfelde mit den angrenzenden Stadtteilen und den Orten südlich der Stadt.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

[Bearbeiten] Lebende Personen

Die Eingangsseite der Friedhofskapelle
Die Eingangsseite der Friedhofskapelle
  • Bushido, der kommerziell wohl erfolgreichste Rapper aus Berlin.

[Bearbeiten] Historische Personen

  • Adolf Kiepert, Besitzer des Rittergutes Marienfelde seit 1844.
  • Der Geograph Heinrich Kiepert.
  • Der ehemalige Bundespräsident Heinrich Lübke war seit 1926 Direktor der Deutschen Bauernschaft. Er ließ das Haus Emilienstraße 16 errichten.
  • Bruno Möhring, in Marienfelde wohnhafter bekannter Architekt. In Marienfelde hat er einige Häuser entworfen. Die sehenswerte Villa Emilienstraße 17 (Ecke Bruno-Möhring-Straße) hat den Zweiten Weltkrieg überstanden und strahlt heute in neuem Glanz. Er leitete die Renovierung der Dorfkirche und entwarf die sehenswerte Kapelle auf dem evangelischen Friedhof Marienfelde. Sein eigenes Wohnhaus in der heutigen Bruno-Möhring-Straße 14a ist durch eine neuere Randbebauung des Grundstückes nur noch schwer zu erkennen.

[Bearbeiten] Schulen und Ausbildungsstätten

[Bearbeiten] Grund- und Sonderschulen

  • Alfred-Adler-Schule im Erbendorfer Weg 13 ist eine Ganztagsgrundschule
  • Kiepert Grundschule in der Prechtlstraße 21–23
  • Malteser Grundschule im Tirschenreuther Ring 69
  • Steinwald Schule im Hanielweg 7–9 bietet besondere Fördermöglichkeiten
  • Katholische Schule St. Alfons in der Tennstedter Straße 1
  • Katholische St. Hildegard Schule in der Malteserstraße 171a, die speziell auf gesundheitlich geschädigte Kinder ausgerichtet ist

[Bearbeiten] Weiterführende Schulen

  • Gustav-Heinemann-Oberschule in der Waldsassener Straße 62 ist eine Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe
  • Solling Oberschule in Alt-Marienfelde 52 ist eine Haupt- und Realschule

[Bearbeiten] Ausbildungsstätten

  • Ausbildungszentrum des Berufsförderungswerkes für Bauberufe ist der Lehrbauhof Berlin in der Belßstraße 12

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Literatur

  • Hans-Werner Fabarius, 100 Jahre Berlin-Marienfelde in 333 Bildern, herausgegeben vom Gemeindekirchenrat der evangelischen Kirchengemeinde Marienfelde 2006
  • Hans-Werner Fabarius, Marienfelde - Vom Dorf zum Stadtteil Berlins, herausgegeben vom Gemeindekirchenrat der evangelischen Kirchengemeinde Marienfelde 2001

[Bearbeiten] Weblinks

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