Darmstadt Hauptbahnhof
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Der Hauptbahnhof der südhessischen Großstadt Darmstadt wurde 1912 errichtet. Mit ca. 35.000 Reisenden am Tag ist er nach dem Frankfurter Hauptbahnhof und dem Wiesbadener Hauptbahnhof der drittgrößte Bahnhof in Hessen. Täglich verkehren hier 220 Züge.
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[Bearbeiten] Geschichte
Am Steubenplatz hatte Darmstadt im 19. Jahrhundert zwei Hauptbahnhöfe. Dies waren seit 1846 für die Strecke Frankfurt–Heidelberg der Main-Neckar-Bahnhof und daneben liegend seit 1858 für die Strecke Mainz–Aschaffenburg der Ludwigsbahnhof. Die Platzverhältnisses waren auf beiden Bahnhöfen sehr beengt und die notwendige Erweiterung für den Ende des 19. Jahrhunderts immer stärker wachsenden Zugverkehr nicht möglich. Zusätzlich war der Straßenverkehr auf der höhengleich kreuzenden Rheinstraße stark behindert. Insgesamt wurden ab 1901 vier verschiedene Entwürfe, bei denen es vor allem um eine endgültige Lösung der Verkehrsführung ging, erarbeitet und verworfen. 1905 konnten sich schließlich die Stadt und die Eisenbahndirektion Mainz auf den fünften Entwurf einigen. Dieser sah vor, auf dem freien Felde einen neuen Durchgangsbahnhof ungefähr 800 Meter westlich der bestehenden Anlagen zu errichten. Die größere Entfernung zur Innenstadt war weniger wichtig, ein Anschluss mit der Straßenbahn wurde vorgesehen. Die Gleise wurden im südlichen Teil in einen Geländeeinschnitt gelegt, sodass die Straßen über die Bahn geführt werden konnten. Im Norden liegt die Bahn dagegen oben auf Dämmen. Die Bauarbeiten wurden 1906 begonnen, 1912 beendet und kosteten insgesamt 17 Millionen Mark.
Für den Bau des Empfangsgebäudes wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Auf ausdrücklichen Wunsch des Großherzogs Ernst Ludwig sollte der neue Bahnhof „von einem modernen Baumeister, nicht von einem Stilarchitekten“ gebaut werden. Insgesamt 75 Entwürfe wurden eingereicht. Friedrich Pützer und Fritz Klingholz erhielten je einen zweiten Preis. Mit der Erbauung wurde 1908 Friedrich Pützer durch die Eisenbahndirektion Mainz beauftragt. Er benötigte zwei Jahre für die Realisierung, wobei er auch von den Entwürfen seiner Kontrahenten einige gute Gedanken mitverwendete. Damals urteilten die Fachleute recht zurückhaltend über das neue Gebäude: „Zum Teil recht tüchtige Leistungen, aber eben keine hervorragenden Ideen.“ Heute gilt der Bau als einzigartig und steht unter Denkmalschutz.
[Bearbeiten] Architektur
Der Bahnhof repräsentiert die traditionalistische Architektur Pützers. Nur einige Fensterelemente erinnern an den Jugendstil, der damals in Darmstadt mit der Künstlerkolonie eine Heimat hatte. Der Darmstädter Hauptbahnhof verfügt über eine große Eingangshalle, von der aus man ebenerdig durch einen breiten Gang eine Brücke in der Bahnsteighalle erreicht. Von hier aus erreicht man über Treppen und Fahrstühle die zwölf tiefer gelegenen Gleise des Durchgangsbahnhofs. Die Bahnsteighalle ist 94 m lang und 34 m breit und soll bis 2008 für ca. 31 Millionen Euro vollständig erneuert werden. In Verlängerung dieser Querhalle entstand in den letzten Jahren schon ein Einkaufszentrum, dass den Zugang zu einem westlich gelegenen Stadtteil ermöglicht, in dem sich auch der Sitz der europäischen Weltraumorganisation ESOC befindet. Das Empfangsgebäude wurde schon in den Jahren 1998 bis 2002 aufwendig denkmalgerecht saniert. Eine Besonderheit bildet der so genannte Fürstenbahnhof. Dieser hatte einen eigenen Eingang vom Bahnhofsvorplatz aus, von dem man in einen Empfangsraum gelangte. Von hier aus konnte der Landesherr über eine Treppe den vornehmen Wartesaal und den eigenen Perron (Fürstenbahnsteig) erreichen.
2006 bis 2007 finden umfangreichere Umbaumaßnahmen statt, in deren Zuge die Dächer des Querbahnsteiges und der Bahnsteigüberdachungen saniert werden. Aus diesem Grund sind häufiger einzelne Bahnsteige gesperrt.
[Bearbeiten] Verkehrliche Bedeutung
Entsprechend seiner Bedeutung als Schienenknotenpunkt hatte der Bahnhof elf Bahnsteigsgleise. Die Elektrifizierung erfolgte 1958 und schon 1972 wurden die zwölf Stellwerke durch ein damals modernes Zentralstellwerk ersetzt.
Der Hauptbahnhof Darmstadt ist heute mit ca. 35.000 Reisenden und 220 Zugbewegungen am Tag der zweitgrößte Bahnhof in Hessen. Er ist mit der Linie S 3 an die S-Bahn Rhein-Main angeschlossen. Er ist ferner in das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn AG eingebunden, auch wenn die Mehrzahl der Fernverkehrszüge über die Riedstrecke fahren. Mehrere InterCity- und ICE-Linien verbinden die Stadt direkt mit Paris (über Mannheim und Kaiserslautern), Karlsruhe, Stralsund (über Hannover und Hamburg), Salzburg (über Stuttgart und München), Konstanz und Saarbrücken.
[Bearbeiten] Regionalverkehr
Regionalverbindungen bestehen heute noch nach Frankfurt am Main (über Langen), Wiesbaden über Groß-Gerau und Mainz, Aschaffenburg über Dieburg, Mannheim bzw. Heidelberg über Bensheim und Weinheim, Erbach (Odenwald) über Groß-Umstadt Wiebelsbach.
RMV-Linie | KBS | Verlauf | Artikel |
---|---|---|---|
60 | 650 | Frankfurt (Main) Hbf–Langen (Hessen)–Darmstadt Hbf–Bensheim–Weinheim–Mannheim Hbf/Heidelberg Hbf | Main-Neckar-Bahn |
63/75 | 651 | Aschaffenburg Hbf–Dieburg–Darmstadt Hbf–Groß-Gerau–Mainz-Bischofsheim–Mainz Hbf–Wiesbaden Hbf | Rhein-Main-Bahn |
65 | 641 | Darmstadt Hbf–Groß-Umstadt Wiebelsbach–Erbach (Odenwald)–Eberbach | Odenwaldbahn |
S3 | 645.3/650 | Darmstadt Hbf–Langen (Hessen)–Frankfurt (Main) Süd–Frankfurt (Main) Hauptwache–Frankfurt (Main) Hbf–Frankfurt (Main) West–Bad Soden (Taunus) | Limesbahn/Main-Neckar-Bahn |
Die Zugverbindungen nach Goddelau über Griesheim, Groß-Zimmern über Roßdorf und nach Pfungstadt sind dagegen schon seit langem eingestellt.
Mit Straßenbahn und Bus ist der Hauptbahnhof an das städtische Verkehrsnetz und die Regionalbuslinien angebunden.
Siehe auch: Nahverkehr in Darmstadt
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 49° 52' 21" N 8° 37' 44" O