Der Fliegende Holländer
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Operndaten | |
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Originaltitel: | Der Fliegende Holländer |
Originalsprache: | deutsch |
Musik: | Richard Wagner |
Libretto: | Richard Wagner |
Uraufführung: | 2. Januar 1843 |
Ort der Uraufführung: | Dresden, Königlich Sächsisches Hoftheater |
Spieldauer: | ca. 2 1/2 Stunden |
Ort und Zeit der Handlung: | Norwegische Küste, 1650 |
Personen | |
Der Fliegende Holländer ist eine romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner, die 1843 uraufgeführt wurde.
Den Stoff für die Handlung lieferte die Geschichte des niederländischen Kapitäns Bernard Fokke, siehe die Sage vom Fliegenden Holländer. Diesem gelang es - anders als vielen anderen Seefahrern - nicht, das Kap der Guten Hoffnung zu umfahren. Er versuchte, Gott und den Kräften der Natur zu trotzen, rang sie aber nicht nieder, weil er sie verfluchte, und war seither dazu verdammt, für immer mit seinem Geisterschiff auf den Weltmeeren zu kreuzen. Jedem, der diesem Schiff mit schwarzem Mast und blutroten Segeln begegnete, war Unglück vorbestimmt.
Richard Wagner schrieb die Oper unter dem Eindruck einer stürmischen Schiffsreise und verlegte die Handlung vom Kap der Guten Hoffnung nach Norwegen. Oft wird das Stück als sein Durchbruch zum eigenen Stil angesehen. Die Oper wurde 1841 fertig gestellt und am 2. Januar 1843 mit mäßigem Erfolg in Dresden uraufgeführt. Bereits nach vier Aufführungen wurde sie wieder vom Spielplan genommen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Biografische Hintergründe
Wagner hatte eine Dirigentenstelle in Riga, wo er vor seinen Gläubigern sicher war. 1839 verlor er diese Anstellung und sah sich aus Furcht vor seinen Gläubigern dazu gezwungen, die russisch-ostpreußische Grenze zu überschreiten. Er buchte eine Passage auf dem Schoner / der Bark „Thetis“ nach London. Die Überfahrt wurde stürmisch. Am 27. Juli lief das Schiff wegen dieses tobenden Sturmes in einem norwegischen Hafen ein.
Seine mitgereiste Frau Minna Wagner ließ sich angeblich mit einem Tuch an ihren Mann binden, um mit ihm gemeinsam zu sterben. Dort wurden Wagner allerhand Seemannsgeschichten erzählt, was ihm erste Inspirationen für den „Fliegenden Holländer“ brachte. Wahrscheinlich kannte Wagner die Holländer-Sage auch aus Heinrich Heines Erzählung „Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski“ (erschienen 1834). Prägend war für Wagner aber die Erfahrung von „Schuld und Sühne“. Sein „Lohengrin“, sein „Parsifal“ und auch sein (fast) unbekanntes Theaterstück „Leubald“ zeugen davon. Sein Seelenleben ist ein anderes Kapitel.
[Bearbeiten] Handlung
In einer früheren Fassung der Oper spielen nicht norwegische, sondern schottische Matrosen. Daland heißt hier Donald, Erik heißt Georg. Die restlichen Figuren sind unverändert.
Das Schiff des Daland gerät in einen schweren Sturm und findet an einer geschützten Stelle Zuflucht. Dort ankert auch das Schiff des Holländers, der einst gotteslästerlich schwur, er werde in Ewigkeit nicht ablassen, Kap Hoorn zu umrunden, und der deswegen tatsächlich auf ewig die See durchreisen muss. Allerdings darf der Holländer alle sieben Jahre an Land gehen. Findet er dort eine Frau, die ihm treu ist, so werden er und seine Mannschaft erlöst. Versagt die Frau aber angesichts des Schicksals des Holländers, so verfällt sie selbst der ewigen Verdammnis und der Holländer muss bis zum Jüngsten Tag weitersegeln.
Zum Zeitpunkt der Begegnung zwischen Holländer und Daland sind gerade wieder einmal sieben Jahre vergangen (Die Frist ist um - und abermals verstrichen sind sieben Jahr. Voll Überdruß warf mich das Meer an Land ...); doch der Holländer hat kaum noch Hoffnung, eine wahrhaft treue Frau zu finden. Sein einziger Trost ist die Aussicht, am Jüngsten Tag endlich sterben zu dürfen (Wann alle Toten auferstehn - dann werde ich in Nichts vergehn). Trotzdem wirbt er bei Daland um die Hand von dessen Tochter Senta und Daland, beeindruckt von den reichen Schätzen, die der Holländer auf seiner Fahrt gesammelt hat, stimmt zu.
Im zweiten Bild erscheint Senta, vom jungen Jäger Erik umworben, doch augenscheinlich verzückt von einem Bild des Holländers, von dessen sagenumwobenen Schicksal sie gehört hat, und den erlösen zu dürfen, sie von Herzen träumt. Unmutig verlässt Erik das Mädchen, als Sentas Vater mit dem Holländer das Zimmer betritt. Senta weiß nun, dass ihr beschieden sein wird, das Erlösungswerk zu vollbringen. Zwischen ihr und dem Holländer entstehen echte Gefühle und die Verbindung wird vorbereitet.
Im nächsten Bild drängt Erik Senta noch einmal, sich ihrer früheren Geneigtheit ihm gegenüber zu entsinnen. Der Holländer belauscht das Gespräch und ist sich sicher, dass auch Senta ihm nicht die Treue halten kann. Um sie vor der Verdammnis zu erretten, erzählt er ihr (was sie längst weiß) von seiner Verfluchung (Erfahre das Geschick, vor dem ich Dich bewahr) und eilt zu seinem Schiff zurück. Senta aber setzt ihm nach, stürzt sich von dem Felsen und stellt so ihre Treue zum Holländer unter Beweis. Dessen Schiff ist erlöst und verschwindet, aus den Wassern steigen die Seelen des Holländers und Sentas erlöst zum Himmel auf.
[Bearbeiten] Musik
Das Werk baut (insgesamt gesehen) auf der Arie des Holländers sowie auf der Ballade der Senta auf und entwickelt sich so zu einem Zweipersonenstück. Die Vorherrschaft geschlossener Liedformen zieht sich über die ersten beiden Bilder. Charakteristisch für die gesamte Oper ist die Darstellung der Naturgewalten. Streicher lassen hohe Wogen an die zerklüftete norwegische Küste donnern, Blitze werden durch hohe Bläser verinnerlicht. Fast schaurig wirkt das „Johohoe“ der Matrosen, wodurch das raue Seeleben gut vermittelt wird. Als einer der berühmtesten Opernchöre zeigt der Matrosenchor zu Beginn des dritten Bildes die Unvereinbarkeit zwischen Wirklichkeit und Vision, die im Gesangswettbewerb zwischen den Männern Dalands und der Crew des Holländers ausartet („Steuermann, lass die Wacht“). Im letzten Finale kehrt Wagner wieder zu konventionellerer Opernmusik zurück.
Bemerkenswert erscheint, dass der Komponist bis zu seinem Tod (1883) an der Verbesserung der Partitur arbeitete, obwohl Der Fliegende Holländer Wagners Durchbruch bedeutet hatte. Bei den Bayreuther Festspielen wurde der Fliegende Holländer erst 1901 in einer Inszenierung von Siegfried Wagner und unter der musikalischen Leitung von Felix Mottl zum ersten Mal aufgeführt. Damit war der Kanon der in Bayreuth zur Aufführung kommenden Opern Wagners vollständig.
[Bearbeiten] Aufführungen des Fliegenden Holländers im 19. Jahrhundert
[Bearbeiten] Inszenierungen in Originalsprache
Trotz des nur mäßigen Erfolgs der Uraufführung in Dresden im Januar 1843 brachten bereits ein halbes Jahr später zwei weitere Bühnen des Werk zur Aufführung: Riga (3. Juni 1843) und Kassel (5. Juni 1843). Es folgten Inszenierungen in Berlin (1844), Zürich (1852), Prag (1856), Wien (1860), München (1864) und Rotterdam (1869) und viele andere Orte.
[Bearbeiten] Inszenierungen in Übersetzungen
Ab 1870 wurde die Oper auch in Übersetzungen gespielt:
- italienisch (1870, London), Dublin (1877), Bologna (1877), Barcelona (1885), Turin (1885), Rom (1887), Florenz (1887), Buenos Aires (1887), New York, Met (1892), Mailand (1893), Lissabon (1893), Moskau (1894), Madrid (1896),
- englisch (London, 1870), New York (1877); Edinburgh (1877), Mexico (1891), Montréal (1895),
- schwedisch: Stockholm (1872),
- französisch: Brüssel (1872), New Orleans (1877), Lille (1893), Genf (1893), Rouen (1896), Paris (1897),
- ungarisch: Budapest (1873),
- dänisch: Kopenhagen (1884),
- flämisch: Antwerpen (1895),
- kroatisch: Zagreb (1896),
- slovenisch: Ljubljana (1900)
[Bearbeiten] Literatur
- Alfred Loewenberg: Annals of Opera