Finnen
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Die ethnischen Finnen (Eigenbez. Suomalaiset) sind ein finno-ugrisches Volk in Finnland, wo sie 92,4 % der Bevölkerung stellen. Alteingesessene finnische Minderheiten leben in Schweden, Russland (Karelien), und Norwegen. Durch Auswanderung in den letzten 200 Jahren leben Finnen auch in Kanada und den USA. Hier ließen sie sich vor allem im Nordwesten des heutigen Bundesstaates Michigan nieder. Insgesamt gibt es weltweit etwa 7 Mio. ethnische Finnen. Die Finnen sprechen die finnische Sprache, die zu den finno-ugrischen Sprachen gehört.
Die Finnen kamen in vorgeschichtlicher Zeit von Osten in ihre heutigen Siedlungsgebiete. Sie verdrängten dort die Samen Richtung Norden. Im 12. Jahrhundert wurde Finnland Ziel eines Kreuzzugs des schwedischen König Erik IX.. Die Finnen kamen unter schwedischer Herrschaft und wurden erst Katholiken, später Lutheraner. 1809 wurde ganz Finnland als Großfürstentum russisch (Großfürstentum Finnland). 1835 veröffentlichte der Arzt Elias Lönnrot erstmals das von ihm gesammelte finnische Nationalepos Kalevala, das maßgeblich zum Aufleben des finnischen Nationalgefühls beitrug. 1917 erklärte sich Finnland für unabhängig.
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[Bearbeiten] Tornedalen
Vor allem in der Provinz Norrbotten Schwedens lebt die finnische Minderheit der Tornedalen (Tornedalianer). Im Gegensatz zu den finnischen Immigranten der neueren Zeit, die Schweden-Finnen genannt werden, sind die Tornedalen alteingessesene Einwohner. Diese Gruppe wurde aufgrund von Grenzziehungen zwischen Russland und Schweden im 19. Jahrhundert zu einer kleinen Minderheit in Schweden. Ihre Sprache ist eine Form des Finnischen, die einige ältere dialektale Züge beibehalten hat und sich durch eine hohe Anzahl schwedischer Lehnwörter auszeichnet (siehe Meänkieli). Um die Jahrhundertwende 2000 wurden die Tornedalen, ebenso wie die Samen, Roma, Sinti, Juden und Schweden-Finnen als Minderheit in Schweden und als geschützte Volksgruppe mit kultureller Autonomie anerkannt. Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat eine starke Assimilation stattgefunden; heute sind die Einwohner so gut wie ausnahmslos zweisprachig oder - besonders in den jüngeren Generationen - nur mehr einsprachig schwedisch. Die Anzahl der Sprecher des Tornedalfinnischen/"Meänkieli" wird auf 60.000–75.000 geschätzt.
[Bearbeiten] Kvener in Norwegen
Die etwa 10.000 Kvener (Kvæns) in Norwegen sind ursprünglich Finnen, die aber die Lebensweise der Samen angenommen haben, so dass sie eigentlich weder das eine, noch das andere sind.
[Bearbeiten] Finnen in Russland
Ca. 67.000 Finnen lebten 1989 als Minderheit in Russland, hauptsächlich im Gebiet von Sankt Petersburg und in der Republik Karelien (hier 2,3 % der Bevölkerung). 34,5 % sprachen Finnisch.
Seit fast 2.000 Jahren sind die Finnen in Karelien ansässig, wo sie seit dem Mittelalter unter schwedischer und russischer Herrschaft lebten. Das südwestliche Karelien und Ost-Salla waren bis 1940, Petschenga bis 1944 Teil Finnlands.
Die Finnen um Sankt Petersburg sind Nachkommen von Einwanderern, die nach 1618 diese Gebiete besiedelten, als Ingermanland bis zum Ende des Großen Nordischen Krieges (1721) schwedische Provinz war. Die protestantischen Finnen (Ingermanländer, Eigenbez.: Inkeriläinen) stellten am Ende dieses Zeitraums die Bevölkerungsmehrheit in diesem Gebiet. Nach der russischen (Rück-)Eroberung wurden die Finnen allmählich wieder zur Minderheit. Aufgrund ihrer eigenen Konfession mit finnischer Gottesdienstsprache und seit dem 19. Jahrhundert mit eigenen Schulen und Zeitungen war ihre kulturellen Identität jedoch nicht bedroht. Nach der Oktoberrevolution 1917 in Russland erklärte die lutherische Kirche ihre Selbständigkeit. In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts setzten starke Repressionen ein. Die Kirche wurde zerschlagen, die Schulen geschlossen. 50.000 sowjetische Finnen wurden noch vor dem Zweiten Weltkrieg deportiert beziehungsweise zwangsumgesiedelt. Weitere umfassende Deportationen folgten nach dem Krieg. Nach Finnland geflohene Ingermanländer mussten an die Sowjetunion ausgeliefert werden. Nachdem es im alten Siedlungsgebiet kaum noch Finnen gab, durften einige nach 1956 zurückkehren. Die größte Gruppe siedelte jedoch in der heutigen Republik Karelien, wo die finnische Sprache gepflegt werden durfte. Bis 2002 sind etwa 30.000 Russland-Finnen nach Finnland eingewandert. Die Ende der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts wiederentstandene lutherische Kirche hat erheblichen Einfluss erlangt und missioniert heute erfolgreich auch unter Russen.
Es kommt vor, dass der Begriff Ingrier (der eigentlich für die Ischoren steht) mitunter für die Finnen im Ingermanland verwendet wird.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Tornedalen Hauptsächlich in Schwedisch.
- Flags of the world - Tonedalen
[Bearbeiten] Weitere Quellen
- Rudolf A. Mark: Die Völker der ehem. Sowjetunion
- Manfred Scheuch: Atlas zur Weltgeschichte