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Friedrich Wilhelm Carové

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Kreidelithographie nach 1852
Kreidelithographie nach 1852

Friedrich Wilhelm Carové (* 20. Juni 1789 in Koblenz; † 18. März 1852 in Heidelberg) war ein Jurist, Schriftsteller und Philosoph.

Carové wurde am 20. Juni 1789 als Sohn eines kurtrierischen Hofrates in Koblenz geboren. Er besuchte das Koblenzer Gymnasium, an dem damals Joseph Görres lehrte, und absolvierte in Koblenz ein Studium an der von den Franzosen eingerichteten Rechtsfakultät. 1809 wurde er zum Lizentiaten des Rechts promoviert und als Advokat am Trierer Appellationsgerichtshof zugelassen. Um privaten Studien nachgehen zu können, nahm er 1811-1816 verschiedene Verwaltungstellen in Zütphen, Leer, Aachen, Gernsheim und Andernach an. In Andernach war er von Februar bis August 1816 Einnehmer der Rheinschiffahrtsgebühren. Begeistert von Kunst und Literatur des deutschen Altertums gab er gemeinsam mit dem Kölner Eberhard von Groote ein "Taschenbuch für Freunde altdeutscher Zeit und Kunst auf das Jahr 1816" heraus, eine "Gemeinschaftsleistung der rheinischen Romantik" (Faber, S. 11). Sein darin enthaltener großer Aufsatz zur mittelalterlichen deutschen Kunst wurde von Görres im "Rheinischen Merkur" sehr gelobt.

Im gleichen Jahr 1816 sandte Carové den Brüdern Grimm im Dezember eine Sammlung von Volksüberlieferungen an Rhein und Mosel, die bis 1997 ungedruckt blieb. Einige dieser Aufzeichnungen betreffen Andernach, darunter die älteste Überlieferung des "Bäckerjungen-Motivs". Pikanterweise sind die Bäckerjungen bei ihm Bierbrauer (vgl. Klaus Graf, in: Hansen-Blatt 52, 1999, S. 57 [online]).

1816 nahm Carové in Heidelberg philosophische Studien auf. Er schloss sich Hegel an und wurde zum gemäßigten Führer der Heidelberger Burschenschaft. Er wirkte in ihr gegen Ausländerhass und Antisemitismus. Als einer der Vertreter der Burschenschaften hielt Carové auf der Wartburg am 19. Oktober 1817 eine Rede.

Carové war auf dem Wartburgfest im Jahre 1817 in Eisenach anwesend. Von ihm ist auch seine Rede an die anwesenden Studenten erhalten. Die Einladung zu dem Wartburgfest ging an die Studenten der deutschen Burschenschaften sämtlicher protestantische Universitäten Deutschlands, nicht aber an die katholischen. Da er aber der Führer einer Burschenschaft einer protestantischen Universität war, erging an ihn die Einladung.

1818 verlieh die philosophische Fakultät ihm den Doktorgrad. Im Wintersemester 1818 folgte er Hegel an die Universität Berlin, doch konnte dieser ihm die erstrebte Repetentenstelle nicht verschaffen. Die in Breslau ins Auge gefasste Habilitation scheiterte 1820 aus politischen Gründen, da ihn nicht zuletzt das burschenschaftliche Engagement und seine Schriften bei der preußischen Regierung verdächtig machten. Auch in Heidelberg konnte er 1821 nicht Privatdozent werden. Carové war ein "Opfer der Restauration" (Faber, S. 30) geworden. In den preußischen Zolldienst, von dem er lediglich beurlaubt worden war, wollte er nicht zurückkehren. Er lebte fortan als Privatgelehrter und Publizist abwechselnd in Frankfurt am Main und in Heidelberg, bis ihn 1846 materielle Gründe zur Aufgabe des Doppelwohnsitzes zwangen und er ganz nach Heidelberg zog. In den 1840er Jahren nahm er Anteil an der Konstituierung einer internationalen Friedensbewegung. 1848 initiierte er einen Aufruf zur Abschaffung der Sklaverei. Seine Argumente beeindruckten den Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung Jacob Grimm, der am 5. Juli 1848 in einem Antrag zu Artikel 1 der Grundrechte formulierte: "Alle deutschen sind frei, und deutscher Boden duldet keine Knechtschaft" (Schmidt). Carové selbst beteiligte sich 1848 an den Verhandlungen des Frankfurter Vorparlaments. Am 18. März 1852 ist er in Heidelberg gestorben.

Carové hat viel publiziert: selbständige Veröffentlichungen wie Zeitschriftenbeiträge. Eine kleine Auswahl charakteristischer Buchtitel (Schürmanns Bibliographie der selbständig erschienenen Titel listet 39 auf):

  • Entwurf einer Burschenschafts-Ordnung und Versuch einer Begründung derselben, Eisenach 1818
  • Ueber die Ermordung Kotzebue's, Eisenach 1819
  • Ueber alleinseligmachende Kirche, 2 Bände, Frankfurt am Main 1826, Göttingen 1827
  • Der Saint-Simonismus und die neuere französische Philosophie, Leipzig 1831
  • Kosmorama. Eine Reihe von Studien zur Orientierung in Natur, Geschichte, Staat, Philosophie und Religion, Frankfurt am Main 1831
  • Ueber das Coelibatsgesetz des römisch-katholischen Klerus, 2 Bände, Frankfurt am Main 1832-1833
  • Ueber Emanzipation der Juden, Philosophie des Judentums und Jüdische Reformprojekte zu Berlin und Frankfurt a.M., Siegen und Wiesbaden 1845
  • Souverainität der Deutschen Nation und Competenz ihrer constituirenden Versammlung, Berlin 1848
  • Vorhalle des Christenthums oder die letzten Dinge der alten Welt. Ein weltgeschichtlicher Rückblick auf die vorchristlichen Religionen, Jena 1851.

Carové ging es in seinen philosophisch-politischen Schriften darum, Staat und Kirche auf das Ideal der Humanität auszurichten. Ein Schwerpunkt seiner Publikationen war die Auseinandersetzung mit dem Machtanspruch der katholischen Kirche, der er selbst angehörte. "Seine religiösen Ansichten und Ueberzeugungen koncentrirten sich in dem Ideal einer allgemeinen christlichen Kirche, rein von allen menschlichen Zusätzen, frei von aller Hierarchie und nur auf Anerkennung der allgemeinen Grundlehren des Christenthums beschränkt" (Heinrich Döring in: Neuer Nekrolog der Deutschen 30.1852). Carové kann als Mittler zwischen Frankreich und Deutschland betrachtet werden, denn nicht wenige seiner Schriften beschäftigten sich mit den geistigen Entwicklungen im Nachbarland.

Auf literarischem Gebiet sind seine beiden Bücher "Romantische Blätter" (Eisenach 1818) und "Moosblüthen, zum Christgeschenk" (Frankfurt am Main 1830) am wichtigsten. Die erstere Publikation enthält das spätromantische Kunstmärchen "Kinderleben". Die englische Übersetzung von Sarah Austin, erschienen 1834, hat diesen Text im englischen und amerikanischen Sprachraum äußerst beliebt gemacht.

Angemerkt sei noch, dass Carové auf Seite 190 einen altnordischen Text heranzieht: die Njalsage. Die Seite 199 referierte Mayener Genoveva-Legende kennt er laut Schweitzer (S. 136) aus Tiecks Theaterstück. Auf eine weitergehende Kommentierung verzichte ich. Urteilt man nach dem Büchlein von Josef Ruland, Andernach am Rheine (Koblenz 1988), so ist in Andernach die hier wiederentdeckte Erzählung in Vergessenheit geraten.

Carové ist in der überregionalen Forschung in den letzten Jahren verschiedentlich beachtet worden, wie die chronologisch geordnete Literaturliste (Siehe Link uni-freiburg) beweist, doch haben alle jüngeren Autoren die in anderen Forschungskontexten als den eigenen entstandenen Arbeiten leider kaum zur Kenntnis genommen.

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