Heinrich Otto Seetzen
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Heinrich Otto Seetzen (genannt: Heinz Seetzen) (* 22. Juni 1906 in Rüstringen-Wilhelmshaven; † 28. September 1945, Suizid), studierte Jura an der Philipps-Universität Marburg und an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, war als SS-Standartenführer für den Massenmord an Zivilisten in der Ukraine und in Weißrussland verantwortlich.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Seetzen wurde 1906 als einziges Kind eines Feinkostgeschäftsinhabers in Rüstringen bei Wilhelmshaven geboren. Bereits als Schüler trat er dem Jungstahlhelm. 1929 bestand er sein Referendarsexamen in Kiel.
Seetzen arbeitete nach dem Studium der Rechtswissenschaften aushilfsweise in verschiedenen Anwaltskanzleien. Am 1. Mai 1933 trat er der NSDAP bei. Am 1. Februar 1935 wurde er SS-Mitglied. Nach einer vergeblichen Bewerbung um die Bürgermeisterstelle in Eutin nahm der beschäftigungslose Seetzen eine Stelle als Aushilfskraft beim Eutiner Regierungspräsidenten, dem SA-Brigadeführer Böhmcker, an. 1935 bewarb er sich erfolgreich um Aufnahme bei der preußischen Gestapo.
Nach seiner Beförderung zum Oberregierungsrat, wurde er nacheinander als Chef der Sicherheitspolizei und des SD in Aachen, Hamburg, Wien, Stettin und Kassel eingesetzt. Anschließend, ab Frühjahr 1943 war er Inspekteur der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes in Breslau.
Seetzen war nach Kriegsbeginn gegen die Sowjetunion Kommandeur des Sonderkommandos 10a, das der der Heeresgruppe Süd folgte und für Massenmorde im Süden der Sowjetunion verantwortlich war. Ein Mittäter im Massenmord, der österreichische Polizeibeamte Robert Barth sagte 1947 in Nürnberg über Seetzen:
Als besonders brutal wurde der Kommandoführer [...] Zeezen [sic] [...] bezeichnet. Er soll sich gebrüstet haben, daß sein Kommando die meisten Juden erschossen hätte. Auch wurde erzählt, daß bei seinem Kommando, als einmal die Munition bei Erschießungen von Juden ausging, die Juden lebendig in einen Brunnen von etwa 30 m Tiefe geworfen worden seien.
Vom 28. April 1944 bis August 1944 war er als Kommandeur der Einsatzgruppe B für Massenmorde in Weißrussland verantwortlich. Diese Mordeinheit war im Raum Minsk / Smolensk für den Tod von mehr als 134.000 Menschen verantwortlich.
Nach seiner Beförderung zum SS-Standartenführer und Oberst der Polizei wurde er im April 1944 KdS (Kommandeur der Sicherheitspolizei) in Weißruthenien. Von September 1939 bis 9. November 1944 war er im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) tätig.
Heinz Seetzen war mit Ellen Knickrem verheiratet.
[Bearbeiten] Nach 1945
Nach Kriegsende versteckte sich Seetzen unter dem falschen Namen Michael Gollwitzer bei einer Bekannten.
Diese berichtete, dass Seetzen "moralisch vollkommen fertig" gewesen sei. Er hätte ihr erzählt, "daß er schwere Schuld auf sich geladen habe [...] ein Verbrecher sei und sein Leben verwirkt habe. Er [...] sagte offen, daß er Cyankalium bei sich führe, um im gegebenen Augenblick, wenn man ihn erwische, Selbstmord begehen zu können."
Nach seiner Verhaftung durch die britische Militärpolizei in Blankenese, beging Seetzen am 28. September 1945 Selbstmord mit einer Blausäurekapsel.
Er wurde nicht identifiziert und als 'Michael Gollwitzer' bestattet. Deshalb befasste sich 1949 die Entnazifizierungskammer mit Seetzen und stufte ihn, "für den Fall, daß der Betroffene noch am Leben ist", in die Gruppe 3 der "Minderbelasteten" ein.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Klaus-Michael Mallmann, Gerhard Paul (Hgg) Karrieren der Gewalt. Nationalsozialistische Täterbiographien Darmstadt: WBG, 2004 ISBN 353416654X
- Lawrence D Stokes From law student to Einsatzgruppe commander: The career of a Gestapo officer Canadian Journal of History. April 2002. [1]
[Bearbeiten] Weblink
- http://www.olokaustos.org/bionazi/leaders/seetzen.htm - Biographie und Bilder von Seetzen (Italienisch)
- http://www.deathcamps.org/occupation/maly%20trostinec_de.html
- http://www.sehepunkte.historicum.net/2004/11/5521.html Buchbesprechung
Personendaten | |
---|---|
NAME | Seetzen, Heinrich Otto |
ALTERNATIVNAMEN | Seetzen, Heinz |
KURZBESCHREIBUNG | Mitglied der NSDAP und der SS; Angehöriger des Sicherheits-Hauptamt/RSHA; Massenmörder |
GEBURTSDATUM | 22. Juni 1906 |
GEBURTSORT | Wilhelmshaven-Rüstringen |
STERBEDATUM | 28. September 1945 |
STERBEORT | Blankenese |