Hermannsburg
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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen finden sich unter Hermannsburg (Begriffsklärung). |
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Celle | |
Koordinaten: | Koordinaten: 52° 50′ N, 10° 6′ O52° 50′ N, 10° 6′ O | |
Höhe: | 50 m ü. NN | |
Fläche: | 118,63 km² | |
Einwohner: | 8527 (30. Juni 2005) | |
Bevölkerungsdichte: | 72 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 29320 (alt: 3102) | |
Vorwahl: | 05052 | |
Kfz-Kennzeichen: | CE | |
Gemeindeschlüssel: | 03 3 51 013 | |
Gemeindegliederung: | 6 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Am Markt 3 29320 Hermannsburg |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Friedrich-Wilhelm Kaiser (parteilos) |
Die Gemeinde Hermannsburg liegt im Nordosten des Landes Niedersachsen in der Lüneburger Heide und gehört verwaltungsmäßig zum Landkreis Celle.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografische Lage
Die Örtze durchfließt den Hermannsburger Ortskern in Nord-Süd-Richtung, während der Weesener Bach, der in Hermannsburg Lutterbach genannt wird, den Ort in Ost-West-Richtung durchfließt und in der Nähe des Lutterhofes in die Örtze mündet. (Er ist nicht identisch mit dem gleichnamigen Fluss Lutter, der in die Lachte mündet.)
Hermannsburg selbst ist ein Grundzentrum und liegt etwa 28 Kilometer nördlich des nächsten Mittelzentrums, der Stadt Celle. Die Entfernung zur Landeshauptstadt Hannover beträgt rund 78 Kilometer. Hermannsburg liegt nordöstlich von Hannover und südlich vom etwa 100 Kilometer entfernten Hamburg. Hermannsburg liegt im westlichen Teil des Naturparks Südheide.
[Bearbeiten] Nachbargemeinden
An das Gemeindegebiet grenzen vier weitere Gemeinden und eine Stadt. Im Norden liegt die Gemeinde Wietzendorf, welche zum Landkreis Soltau-Fallingbostel gehört. Im Westen und Süden liegt das Gebiet der Stadt Bergen, im Osten außerdem die Gebiete der Gemeinden Unterlüß und Faßberg sowie das der Samtgemeinde Eschede. Sowohl die Stadt Bergen als auch die Gemeinden Unterlüß und Faßberg sowie die Samtgemeinde Eschede gehören zum Landkreis Celle.
[Bearbeiten] Gemeindegliederung
Die Gemeinde ist in sechs Ortsteile aufgeteilt. Der Ortskern Hermannsburg umfasst über die Hälfte der gesamten Einwohner. Im Norden schließt sich die zweitgrößte Ortschaft − Baven − unmittelbar an den Ortskern an. Im Süden liegt die Ortschaft Oldendorf, im Südwesten Beckedorf. Nordwestlich vom Kernort bzw. von Baven liegt die Ortschaft Bonstorf, der ein weiterer Ort − Hetendorf − zugerechnet wird. Östlich des Kernortes liegt außerdem die Ortschaft Weesen.
[Bearbeiten] Geschichte
Obwohl Hermannsburg urkundlich erst 1059 durch Kaiser Heinrich IV. erwähnt wird, ist sicher, dass es an seiner Stelle bereits früher eine Siedlung gegeben hat. Bei Umbauarbeiten an der St. Peter-Paul-Kirche 1957 wurde ein bronzenes Kruzifix gefunden, das aus dem 10. Jahrhundert stammt. Es gibt außerdem Hinweise, dass der Mindener Mönch Landolf im 9. Jahrhundert im Örtzetal missionierte und um 850 an der Stelle, wo sich heute die Peter-Pauls-Kirche erhebt, eine Taufkirche errichtete. Deren Fundamente wurden ebenfalls 1957 aufgefunden. Seinen Namen leitet der Ort von seinem mutmaßlichen Gründer, dem sächsischen Markgrafen Hermann Billung, einem Gefolgsmann Otto I., ab. Das Geschlecht der Billunger herrschte über die Region bis zu seinem Aussterben im Jahre 1106. Anschließend regierte die Welfen das Land, deren Herrschaft bis 1866 dauerte, mit kurzen Unterbrechungen durch französische Besetzungen während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) und der Zeit des Königreiches Westfalen (1807-1813). Ab 1866 gehörte Hermannsburg zur preußischen Provinz Hannover. Im Zuge der preußischen Kreisreform wurde der Ort dem Kreis Celle zugeordnet.
Besondere Bedeutung für Hermannsburg hat der evangelische Pastor Ludwig Harms. Er gründete 1849 das Missionsseminar, eine Ausbildungsstätte für Missionare, aus der sich die heute noch bestehende Hermannsburger Mission mit Aktivitäten besonders im afrikanischen Raum (Schwerpunkt südliches Afrika und Äthiopien) entwickelte. Als Vertreter der sog. Erweckungsbewegung prägte er auch das kirchliche Leben des Ortes nachhaltig. Das hatte u. .a. zur Folge, dass sich aus Sorge um das Zurückdrängen des lutherischen Bekenntnisses durch das reformierte preußische Königshaus 1878 die „Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche“ von der Hermannsburger Kirchengemeinde abspaltete.
Das wirtschaftliche Leben Hermannsburgs war lange Zeit von der Landwirtschaft geprägt. Im 17. Jahrhundert kam die Holzflößerei hinzu, die über sog. Bindestellen an der Örtze und anschließend über die Aller Holzflöße bis nach Bremen transportierte. Wichtig für die Weiterentwicklung war der Anschluss an die am 22. April 1910 eröffnete Bahnstrecke Beckedorf−Munster, mit der zugleich eine Verbindung bis nach Hannover ermöglicht wurde. Durch Eingemeindungen (zuletzt 1973 Weesen) und den Zuzug von Flüchtlingen nach 1945 erhöhte sich die Einwohnerzahl von 2.193 im Jahre 1910 auf ca. 8.500 zu Beginn des 21. Jahrhunderts erheblich.
[Bearbeiten] Religionen
[Bearbeiten] Hannoversche Landeskirche
[Bearbeiten] Ev.-luth. St. Peter-Paul-Kirche
Die vermutlich um 850 errichtete Taufkapelle wurde zunächst durch einen romanischen Kirchenbau ersetzt, der vermutlich im 15. Jahrhundert abbrannte. 1450 wurde eine Kirche im gotischen Stil errichtet, die bis 1956 genutzt wurde. Wegen ihres schlechten baulichen Zustandes und der angewachsenen Gemeindegliederzahl wurde beschlossen, das Kirchengebäude großzügig zu erweitern. Zunächst war geplant, den ursprünglichen Baukörper durch die Verlängerung des Kirchenschiffes und Anbau von Seitenschiffen zu vergrößern, doch stürzte während der Bauarbeiten das Dachgewölbe ein, sodass schließlich doch eine völlig neue Kirche entstand, für die nur der bisherige Dachstuhl und die alte Apsis wieder verwendet wurden. Die jeweils sechsfach untergliederten Seitenschiffe und der als Dachreiter ausgebildete Kirchturm geben der Kirche ein unverwechselbares Erscheinungsbild. Der Innenraum wird durch die der gotischen Vorgängerkirche nachempfundenen Gewölberippen und die durch die großen Fenster hervorgerufenen Lichtfülle geprägt. Älteste Inventarstücke sind das hölzerne Taufbecken und ein ebenfalls aus Holz gefertigter farbiger Kronleuchter, beide aus dem 18. Jahrhundert. Die übrige Ausstattung Altar, Kanzel, Orgel und die ringsum im Kirchenschiff angebrachten 26 Messingleuchter vermittelt einen typischen Eindruck von der Kirchenkunst der 1950er Jahre. An den Ursprung der Kirche erinnert eine Nachbildung des bei den Bauarbeiten 1956 aufgefundenen Bronzekruzifixes.
[Bearbeiten] Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche
[Bearbeiten] Ev.-luth. Große Kreuz Kirchengemeinde
Die evangelisch-lutherische Große Kreuz Kirchengemeinde gehört zum Kirchenbezirk Niedersachsen-West der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) und entstand im 19. Jahrhundert. Nach der Niederlage der Welfen 1866 gegen Preußen, versuchte der preußische König die evangelische Union zwischen Reformierten und Lutheranern auch auf das Königreich Hannover auszuweiten. Auch hier wurde seitens des Staates in die Gottesdienstordnung, Verfassung und Lehre der Kirche eingegriffen. Hiergegen protestierte der Pfarrer der St. Peter-Paul-Kirche, Pastor Theodor Harms, Bruder von Ludwig Harms, der hierauf von der Landeskirche Amtsenthoben wurde. Am 13. Februar 1878 beschlossen viele den Austritt aus der Landeskirche und gründeten die Große Kreuz Kirchengemeinde. 1878/79 wurde die Kirche mit ca. 1.500 Plätzen gebaut. Der 52 m hohe Kirchturm ist weithin sichtbar. Heute gehören zur regen Kirchengemeinde ca. 2.500 Gemeindeglieder, die von zwei Pfarrern betreut werden. Das Gotteshaus steht unter Denkmalschutz.
[Bearbeiten] Ev.-luth. Kleine Kreuz Kirchengemeinde
Die evangelisch-lutherische Kleine Kreuz Kirchengemeinde gehört ebenfalls zum Kirchenbezirk Niedersachsen-West der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Die Kleine Kreuzkirchengemeinde entstand auf Grund von Auseinandersetzungen über die Nachfolge im Pfarramt. Am 14. Februar 1886 wurde der erste Gottesdienst in der Kleinen Kreuzkirchengemeinde gefeiert. Am 16. April trennte sich die Große Kreuz Kirchengemeinde von der hannoverschen evangelisch-lutherischen Freikirche, einer Vorgängerkirche der SELK. Somit gehörten für eine kurze Zeit die beiden Kreuzgemeinden unterschiedlichen Kirchenkörpern an. Die Kirche der Kleinen Kreuzgemeinde wurde am 30. März 1887 geweiht.
Nach dem Zusammenschluss unterschiedlicher lutherischer Freikirchen gehören beide Kirchengemeinden zur SELK und sind in Hermannsburg prägend.
[Bearbeiten] Kommunale Selbstverwaltung
Der Rat der Gemeinde hat 22 Sitze, die sich wie folgt aufteilen (Stand Ende 2006):
Nach der Umstellung des niedersächsischen Kommunalrechts wurde im September 2001 Friedrich-Wilhelm Kaiser zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. Seine Amtszeit läuft bis Oktober 2011. Die lange Amtszeit ist durch besondere Regelungen des niedersächsischen Rechts begründet. Die reguläre Amtszeit beträgt acht Jahre.
[Bearbeiten] Gemeindepartnerschaften
Seit 1976 unterhalten das Hermannsburger Christian-Gymnasium sowie die Christian-Realschule ein jährliches Schüleraustausch-Programm mit der französischen Ortschaft Auterive, welches 1979 zu einer offiziellen Partnerschaft zwischen Hermannsburg und Auterive führte..
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Theater
Der Hermannsburger Robert Brand hat eine Theatergruppe ins Leben gerufen, welche regelmäßig neue Stücke aufführte. Er plante im Rahmen seines Projekts „Theater 5 Euro“, ein Theatergebäude zu errichten. Seine Theatergruppe hat sich jedoch aufgelöst. Die Schauspieler haben sich jedoch neu zusammengefunden und eine eigene Truppe gegründet („Hermanns Burgtheater“).
[Bearbeiten] Museen
Das Heimatmuseum wird seit 2000 vom Förderkreis Heimatmuseum des Heimatbundes Hermannsburg betreut, welcher sich aufgrund der drohenden Schließung des Heimatmuseums gründete. Eine Ausstellung des Heimatmuseums befindet sich in dem Gebäude der Gemeindebücherei in der Harmsstraße.
[Bearbeiten] Sport
Hermannsburg verfügt über ein Waldbad mit Frei- und Hallenbad. Seit der Saison 2003 wird das Freibad jedoch aus Kostengründen nicht weiterbetrieben. Ferner sind im Gemeindegebiet Tennisanlagen und Fußballplätze sowie vier Sporthallen und eine Motocross-Anlage vorhanden.
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
Alle drei Jahre im August findet das internationale Trachtenfest in Hermannsburg statt.
Die Hermannsburger Mission feiert in jedem Sommer das traditionelle Hermannsburger Missionsfest mit Gästen aus allen Wirkungsgebieten der Mission.
Das Hermannsburger Schützenfest findet regelmäßig am ersten Augustwochenende statt.
Der Südheide Volkslauf und Wandertag des TuS Hermannsburg findet regelmäßig im Frühjahr (April/Mai)statt.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
In der Nähe von Bonstorf befindet sich ein jungsteinzeitliches Grabhügelfeld, dessen Rekonstruktion besichtigt werden kann.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Verkehr
Die Landesstraße 240 verläuft von Celle aus durch die Ortschaft Beckedorf, in den Ortskern von Hermannsburg und durch Baven hindurch. Die Landesstraße 281 verläuft aus Richtung Bergen in die Ortschaft Beckedorf und führt von dort weiter nach Eschede.
[Bearbeiten] Öffentliche Einrichtungen
Die Verwaltung der Gemeinde liegt im Kernort am Marktplatz in einem Anfang der 1990er Jahre neu errichteten Rathaus. In diesem befindet sich auch die örtliche Polizeidienststelle sowie das Gemeindearchiv. Weiterhin gibt es eine Bücherei sowie einen Tourismusverein, welcher im Gebäude der Bücherei untergebracht ist.
[Bearbeiten] Bildung
An allgemein bildenden Schulen befinden sich neben einer Grundschule im Kernort außerdem eine Hauptschule, die Christian-Realschule sowie das Christian-Gymnasium. Die heutigen Christian-Schulen - Christian-Gymnasium und Christian-Realschule - gehen auf die Gründung einer Privatschule durch Pastor Christian Harms im Jahr 1817 zurück. Die Schule wurde als Privatschule der Missionsdirektoren und ab 1904 in der Trägerschaft der Hermannsburger Missionsanstalt (heute Ev.-luh. Missionswerk in Niedersachsen -ELM) weiter geführt. Vor der Abschaffung der Orientierungsstufe war der Hauptschule außerdem eine solche angegliedert. Außerhalb des Kernortes gibt es im Gemeindegebiet keine Bildungseinrichtungen.
Für die Erwachsenenbildung ist eine Volkshochschule vorhanden.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Söhne und Töchter des Ortes
- Christine Döring (* 10. Januar 1971 in Hermannsburg) − Schauspielerin, u. a. Bulle von Tölz, Küstenwache, SoKo 5113
Adelheidsdorf | Ahnsbeck | Beedenbostel | Bergen | Bröckel | Celle | Eicklingen | Eldingen | Eschede | Faßberg | Habighorst | Hambühren | Hermannsburg | Höfer | Hohne | Lachendorf | Langlingen | Lohheide (gemeindefreier bewohnter Bezirk) | Nienhagen | Scharnhorst | Unterlüß | Wathlingen | Wienhausen | Wietze | Winsen (Aller)