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Irchelpark

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Irchelpark wurde 1986 als naturnaher Landschaftspark und Erholungsoase im Stadtzürcher Quartier Unterstrass eingeweiht und erfreut sich in allen Schichten der Bevölkerung grösster Beliebtheit. Gleichzeitig ist der Irchelpark ein Treffpunkt von Öffentlichkeit und Hochschule, namentlich des Aussenstandorts Irchel der Universität Zürich, dessen Gebäude nahtlos in die Parklandschaft integriert wurden. Auch das Staatsarchiv des Kantons Zürich belegt ein grösseres Gebäude am Rande des Universitätsbereichs, und die Sportanlagen von Universität und ETH Zürich sind weitgehend unterirdisch Teil der Gesamtkonzeption. Die Künstler Hotz, Cinelli, Granwehr und Honegger haben mit ihren Werken die Parkanlage optisch unaufdringlich bereichert, sodass sie als homogener Bestandteil erscheinen.

Der Irchelpark ist eine künstlich gestaltete Landschaft, ein von Menschenhand geschaffener Naturgarten, was die ParkbesucherInnen meist nicht mehr wahrnehmen, so perfekt ist die «Synthese von Architektur und Natur» gelungen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Entstehungsgeschichte des Irchelparks

Bereits 1962 hatte die naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich vorgeschlagen, einige Universitäts-Institute zur verbesserten Synergienutzung und Kosteneinsparung in einer Aussenstelle, auf dem Strickhofareal am westlichen Rand des Zürichbergs, zu konzentrieren. Aber erst 1973 - die ETH Zürich hatte bereits 1963 ein ähnliches Projekt auf dem Hönggerberg eingeweiht - begannen die Bauarbeiten, und 1979 wurde die Universität Zürich Irchel der Öffentlichkeit übergeben.

Das zuvor von einer landwirtschaftlichen Schule genutzte Gelände, im unteren Bereich des Strickhofareals beim Milchbuck, sollte trotz der neuen Aussenstelle der Universität als Naherholungsgebiet dienen, was im Detail in der Wettbewerbsausschreibung zum Parkgelände Irchelpark nebst weiteren Erfordernissen der Landschaftsplanung festgelegt wurde.

Im Juni 1978 entschied sich die Wettbewerbsjury aus 13 Entwürfen für das gemeinsame Projekt «Terra» von ASP Atelier Stern und Partner und Eduard Neuenschwander. Stern und Partner übernahmen die Gestaltung des oberen östlichen und damit des ans Universitätsgelände grenzenden Teils, Neuenschwander den westlichen, unteren Teil der eigentlichen Parklandschaft, mit zentralem See und den Park vom Quartier abgrenzenden Hügeln und Allmenden. Die naturnahe Gestaltung wurde unterstrichen durch die Verwendung einheimischer Vegetation, als natürliche Fortsetzung des Zürichbergwaldes in Richtung Milchbuck.

1979-1986 wurde der Irchelpark unter der Bauherrschaft des Kantons Zürich und der Landschaftsarchitekten ASP Atelier Stern und Partner und Eduard Neuenschwander im Detail konzeptioniert und realisiert.

[Bearbeiten] Konzeption eines naturnahen Parkkonzepts

Die Konzeption des Parks stiess anfänglich auf unerwartet viel Widerstand - Parks hatten in den 60er- und 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts noch streng geordnet zu sein, mit schattenspendenden Alleen und planierten Terrassen zum Flanieren, gepflegten Rasen und bevorzugt Blumenbeeten, exotischen Ziersträuchern und perfekt geschnittenen Bäumen. Aus diesem Grund mussten die Gestalter des zukunftsweisenden, naturnahen Parkkonzepts mit einheimischen Pflanzenarten einigen Spott ertragen, obwohl oder vielleicht gerade weil die Jury diese ökologisch sinnvolle Konzeption bevorzugte.

Im Quartier wurde der erste Widerstand öffentlich geäussert, als im unteren Teil des Geländes bei der Tram- und Bushaltestelle Milchbuck das Profil für den Erdwall, der als Lärmschutz dienen sollte, ausgesteckt wurde: Der Hügelzug wurde von einigen Anwohnern als «störende Wand» wahrgenommen. Mit einer minimalen Reduktion der Wallhöhe um 50 Zentimeter liessen sich die Beschwerden erfreulichweise auf einfache Weise erfolgreich abwenden.

Die Gestalter investierten hernach viel Zeit in die Öffentlichkeitsarbeit mit Anwohnern und Vereinen/Verbänden in den angrenzenden Quartieren, zur breiteren Unterstützung des Projekts und um deren Vorstellungen bei der weiteren Detailkonzeption miteinfliessen zu lassen.

Beispielsweise wurden anstelle von Rutschbahnen und weiteren "klassischen" Spielmöglichkeiten für Kinder eine «Moränen-Burg» und ein «See-Spielplatz» mit Sand und kleinkindgerechtem «Findling-Versteck» realisiert, und ebenso dem See entlang, Feuerstellen mit unentgeltlich zur Verfügung gestelltem Holz.

In der Bauphase stellte sich heraus, dass die Parkanlage weiteren öffentlichen Bedürfnissen gerecht werden sollte: Dazu zählten eine grosse Zivilschutzanlage und ein Elektrizitätswerk, die beide grösstenteils unterirdisch realisiert wurden sowie ein schlussendlich nicht gebautes Feuerwehrdepot. Aber auch die grosse Sportanlage der beiden Universitäten mit überwiegend unterirdischen Hallen, Tennisplätzen, Kletterwand und nicht zuletzt die geschickt in die Parklandschaft integrierte Finnenbahn zeigen, wie diese Anforderungen mit dem Bedürfnis nach Grünfläche und Erholungsraum erfolgreich in Einklang gebracht wurden.

Der Baufortschritt und die gewünschten Veränderungen wurden von der Bevölkerung aufmerksam verfolgt und stiessen zuweilen weiterhin auf Kritik, was sich aber mit den ersten Wohnungs-Inseraten mit dem Hinweis «nahe Irchelpark» und zahlreichen Neuvermietungen von bislang leerstehenden Wohnungen änderte: Die anfängliche Skepsis und Ablehnung war vergessen, der naturnahe Park wurde mit seiner feierlichen Eröffnung 1986 als Mehrwert und grosses Plus an Lebensqualität für das gesamte Quartier erkannt.

[Bearbeiten] Der Irchelpark und seine Besucher

Der Irchelpark erfreut sich seit seiner feierlichen Eröffnung grosser Beliebtheit. Die Anwohner schätzen die naturnahe Umgebung inmitten von Strassenverkehr und Hektik. Studenten nutzen ihn gerne während der Vorlesungspausen oder zum Lernen. Insbesondere der breit dimensionierte und naturnah gestaltete Terrassen-Treppenaufgang (über die Winterthurerstrasse) zum/vom Gelände der Universität Zürich Irchel, mit Wildbewuchs zwischen den als Sitzplätzen dienenden Blocksteinen und mit Blick über die gesamte Parkanlage, machen dies an sonnigen Tagen zu einem wahren Genuss. Ökologisch Interessierte studieren fasziniert den "Wildwuchs" der naturnah gestalteten und bepflanzten Anlage und das (mehrheitlich) wohl organisierte ökologische Gleichgewicht. Sportbegeisterte schätzen die die Parkanlage umgebende Finnenbahn und bei zu schlechtem Wetter den direkten direkten Zugang zu den Sportanlagen von Universität und ETH Zürich.

Im Kontrast zu den modernen Bauten der Universität und der dicht besiedelten Umgebung um den Milchbuck dominieren im Park natürliche Baumaterialien und "Wildwuchs": Visionäre Ökologen und nicht die Gestalter der klassischen englischen Gärten schufen diese vielgestaltige Landschaft, samt von Menschenhand angelegten See - mit Fischen, Wasservögeln und auf den ersten Blick nicht leicht erkennbaren weiteren Bewohnern (vom Baden wird abgeraten) - bis zum Aussichtspunkt, der gleichzeitig das Universitätsgelände optisch abgrenzt. Zur Parkgestaltung gehören auch die Innenhöfe der Universitätsgebäude und die grosse Zugangsachse zwischen den Bauten.

[Bearbeiten] Parkanlage

Der Irchelpark inklusive der im höhergelegenen östlichen Bereich angrenzenden Universitätsbauten umfasst ein Gelände von ungefähr 44 Hektaren. Seine für Schweizer Verhältnisse grosszügige Anlage setzte neue Massstäbe - jahrzehntelang war in der Schweiz kein so grosser Park mehr gebaut worden.

Die eigentliche Parkanlage ist rund 32 Hektar gross, wobei die grosszügig gestalteten Gewässer des Parks etwa ein Fünftel der Gesamtfläche einnehmen. Grossräumig dimensionierte Hügelzüge schützen den Park vor den immissionsreichen Strassen - Autobahnausfahrt/-einfahrt und abzweigung (Milchbucktunnel). Sie sind abwechslungsreich in die Topografie eingeplant und schaffen dadurch differenzierte Landschaftsräume.

Die Grünflächen sind mehrheitlich Magerwiesen, die aufgrund des nährstoffreichen Untergrundes stetig zu Fettwiesen tendieren. Hecken und Bäume sind hauptsächlich in den Randzonen als zusätzlicher Immissionsschutz angepflanzt, wobei optisch ansprechende einheimische Laub- und Nadelbäume als Kontrapunkte in der Parkanlage wirken, aufgelockert und ergänzt durch Findlinge. Dazwischen behält die Natur ihren Freiraum und dementsprechend vielfältig sind die hier wachsenden Kleinpflanzen.

Die Teichanlage ist von einem Schilfgürtel und dichten Hecken umgeben, hinter denen sich Bäche vor dem Auge des oberflächlichen Betrachters verbergen, aber auf schmalen Feldwegen gleichsam erkundet werden können. Dazwischen erstreckt sich ein weitverzweigtes Netz von nicht asphaltierten Spazierwegen.

Der Wasserstand des Sees wird behutsam reguliert, was mittels aufwändigen Installationen fast unsichtbar den «natürlichen Wasserkreislauf» sichergestellt. Ein (einziges) Problem stellt bislang die Fütterung insbesondere der zahlreichen Wasservögel dar, aus der eine Überpopulation von Enten und Möwen resultiert, was wiederum zu einer Gewässerverschmutzung und einem für das kleine Gewässer zu grossen Fischbestand führt. In diesem Bereich existiert keine ökologische, sich selbst regulierende Balance - im Irchelpark gibt es, im Gegensatz zu den meisten herkömmlichen Parkananlagen, keine Verbotsschilder, und deshalb ist auch die Tierfütterung nicht untersagt. «Das ist eine menschliche Beziehung, die wir respektieren müssen und die auch nötig ist» so die Meinung der Parkgestalter.

All dies hinterlässt bei den Parkbesuchern die überzeugende Vorstellung, sich nicht in einem von stark befahrenen Strassen umgebenen, eingrenzenden Stadtgebiet aufzuhalten, sondern in der freien Natur, fernab von der Hektik der Stadt (zugegeben, der Verkehrslärm ist zuweilen deutlich wahrnehmbar).

Der Irchelpark gilt als das vielleicht bedeutendste Werk der ökologisch ausgerichteten Landschaftsarchitektur der Achtzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts in der Schweiz und hat die Stadt Zürich um ein vom Menschen geschaffenes Naturdenkmal bereichert.

[Bearbeiten] Quellen

  • Magazin Uni Zürich – Bulletin ETHZ - Artikel Naturgarten Irchelpark – «ein Missverständnis»

[Bearbeiten] Weblinks

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