Jürgen Girgensohn
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Jürgen Girgensohn (* 21. August 1924 in Kassel) ist ein deutscher Politiker (SPD). Er war von 1970 bis 1983 Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen.
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[Bearbeiten] Ausbildung und Beruf
Ab 1934 ging Girgensohn auf das Gymnasium in Soest, konnte aber erst 1947, nach Arbeitsdienst, Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft das Abitur machen.
Über die Ausbildung bei der Waffen-SS erzählte er als ehemaliges Mitglied der Waffen-SS in einem Fernsehinterview: „Wir waren in der Ausbildung wirklich auch abgerichtet worden, wenn Sie so wollen, mit manchmal sehr brutalen Mitteln. Nicht jeder hat das ausgehalten. Es gab auch einige, die da heraus wollten, die das nicht anders konnten als durch Selbstmord.” [1]
Jürgen Girgensohn nahm nach dem Krieg das Studium an der Pädagogischen Hochschule Dortmund auf. Nach Studienabschluss trat er 1952 als Lehrer in den Volksschuldienst ein. Von 1959 bis 1967 war er als Realschullehrer an der Realschule Oberaden in Bergkamen tätig, dabei ab 1965 als Konrektor.
Girgensohn ist verheiratet und hat 2 Kinder.
[Bearbeiten] Partei
1950 trat Girgensohn in die SPD ein und hatte dort verschiedene Vorstandsämter inne. Unter anderem war er von 1967 bis 1984 Mitglied im Bezirksvorstand Westliches Westfalen und dort ab 1972 stellvertretender Vorsitzender.
[Bearbeiten] Abgeordneter
Girgensohn war von 1952 bis 1956 Bürgerschaftsvertreter in Kamen, seit 1956 Kreistagsmitglied und ab 1959 stellvertretender Landrat.
Von 1966 bis 1985 war er außerdem Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen.
[Bearbeiten] Öffentliche Ämter
Von 1964 bis 1970 war Girgensohn Landrat des Kreises Unna.
Am 8. August 1970 wurde er als Kultusminister in die von Ministerpräsident Heinz Kühn geführte Landesregierung des Landes Nordrhein-Westfalen berufen.
Kernstück der sozialdemokratischen Schulpolitik in NRW unter Girgensohn war der Versuch, die neue Schulform der Gesamtschule im ganzen Land einzuführen. Gegen die zwangsweise Einführung der Gesamtschule richtet sich erbitterter Widerstand. In der Öffentlichkeit wurde vom "Schulkampf" gesprochen. Dieser kumulierte im Jahre 1978. Das neue Schulgesetz, auch gegen den Willen des Koalitionspartners FDP eingeführt,fand zwar eine Mehrheit im Landtag nicht jedoch in der Bevölkerung.
Die oppositionelle CDU, die Mehrzahl von Lehrer- und Elternverbänden sowie die Kirchen veranstalteten Großkundgebungen und Flugblattaktionen. Es bildete sich eine Initiative "Stoppt das Schulchaos", die vom 16. Februar bis 1. März 1978 mehr als 3,6 Millionen Unterschrift gegen die kooperative Gesamtschule sammelten und so die erforderliche 20 Prozent-Hürde für ein Volksbegehrens weit übertraffen[2]. Das neue Schulgesetz wurde so verhindert.
Damit war Girgensohns Gesamtschulpolitik gescheitert war und das gegliederte Schulsystem wurde erhalten.
In seine Amtszeit fielen auch die heftigen Auseinandersetzungen um die Auswirkungen des sog. Radikalenerlasses, den er nur zögerlich umsetzen ließ.
Im Zusammenhang mit der Abwahl von Ilse Brusis als Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wurde der Gewerkschaft öffentlich vorgeworfen "offenbar von Radikalen und Kommunisten" übernommen worden zu sein. Daraufhin wurden die Kabinettsmitglieder, die Mitglied der GEW waren, öffentlich aufgefordert, diese zu verlassen. Girgensohn entgegnete darauf: "Aus meiner Gewerkschaft trete ich nicht aus, da werde ich höchstens ausgeschlossen!"
Nach einer lange Amtszeit, in der er auch heftig umstritten war [3], trat Girgensohn am 25. Oktober 1983 von seinem Amt zurück.
[Bearbeiten] Kabinette
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ [1]
- ↑ [http://www.general-anzeiger-bonn.de/index.php?k=regi&itemid=10464&detailid=208069 General Anzeiger Bonn, 21. Juli 2006
- ↑ Archiv der Friedrich Ebert Stiftung
Wilhelm Hamacher | Heinrich Konen | Christine Teusch | Werner Schütz | Paul Luchtenberg | Werner Schütz | Paul Mikat | Fritz Holthoff | Jürgen Girgensohn | Hans Schwier | Gabriele Behler / Ilse Brusis | Ute Schäfer / Michael Vesper / Hannelore Kraft | Barbara Sommer / Andreas Pinkwart
Personendaten | |
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NAME | Girgensohn, Jürgen |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Politiker SPD |
GEBURTSDATUM | 21. August 1924 |
GEBURTSORT | Kassel |