Konrad Zuse
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Konrad Zuse (* 22. Juni 1910 in Berlin; † 18. Dezember 1995 in Hünfeld bei Fulda) war ein deutscher Bauingenieur, Erfinder und Unternehmer (Zuse KG). Mit seiner Entwicklung des Z3 im Jahre 1941 gilt er als der Erfinder des Computers.
Insgesamt hatte Zuse acht Ehrendoktortitel und zwei Ehrenprofessuren. Nach ihm sind zwei Medaillen benannt, die zum einen von der Gesellschaft für Informatik und zum anderen vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Informatik vergeben werden.
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[Bearbeiten] Leben
Konrad Zuse wurde am 22.Juni 1910 in Berlin geboren. Seine Eltern waren Maria und Emil Zuse. Als er zwei Jahre alt war, zog die Familie in das ostpreußische Braunsberg, wo der Vater als Postbeamter arbeitete. In Braunsberg besuchte er das humanistische Gymnasium Hosianum. Schon früh entdeckte er seine Vorliebe für Technik und Kunst und begann, erste Erfindungen zu machen. Sehr oft musste er aber feststellen, dass vieles einfach schon erfunden war. Als er in der 9. Klasse war, zog die Familie Zuse nach Hoyerswerda, wo er das Reform-Realgymnasium, das heutige Lessing-Gymnasium, besuchte. Dort legte Konrad Zuse 1928 sein Abitur ab.
Er studierte dann an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg (heute Technische Universität Berlin) zuerst Maschinenbau, wechselte schnell zu Architektur und schließlich zu Bauingenieurwesen. Dies erschien ihm die ideale Kombination aus Ingenieur und Künstler.
1935 schloß er sein Ingenieurstudium mit einem Diplom ab. Danach arbeitete er als Statiker bei den Henschel-Flugzeugwerken in Berlin-Schönefeld. Nur ein Jahr später begann er selbstständig am Bau eines programmierbaren Rechners zu arbeiten. Vorüberlegungen gingen bis 1934 zurück. Da die Berechnungen in der Flugstatik sehr monoton und mühselig waren, kam ihm die Idee, diese zu automatisieren. Das Resultat war der 1938 fertiggestellte, elektrisch angetriebene mechanische Rechner Z1 mit begrenzten Programmiermöglichkeiten, der die Befehle von Lochstreifen ablas. Die Z1 arbeitete aufgrund von Problemen mit der mechanischen Präzision nie zuverlässig. Zuse erfuhr erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch das Patentamt von den Arbeiten von Charles Babbage. Auch die Ideen von Alan Turing oder Howard Aiken waren ihm während der gesamten Zeit der Entwicklung seiner Rechenmaschinen völlig unbekannt.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Konrad Zuse zweimal einberufen, konnte aber mit Hilfe seiner Freunde und Förderer aus der Studienzeit und bei den Flugzeugwerken erreichen, dass er „unabkömmlich“ gestellt und wieder bei den Henschel-Werken beschäftigt wurde. Dort entwickelte er die Apparate S1 und S2, bei denen es sich um Spezialrechner für aerodynamische Profile handelte. Während die S1 tatsächlich eingesetzt wurde, um Flügelprofile für Fliegerbomben zu optimieren, kam die S2 vor Kriegsende nicht mehr zum Einsatz.
1940 erhielt er von der Aerodynamischen Versuchsanstalt Unterstützung. Er baute die Z2, eine verbesserte Version mit Telefonrelais. Im gleichen Jahr gründete er seine eigene Firma „Zuse Apparatebau“, um programmierbare Rechner herzustellen.
1941 baute er in einer kleinen Wohnung in der Kreuzberger Methfesselstraße den Z3. Es war ein vollautomatischer in binärer Gleitkommarechnung arbeitender Rechner mit Speicher und einer Zentralrecheneinheit aus Telefonrelais. Berechnungen konnten programmiert werden, jedoch waren keine bedingten Sprünge und Programmschleifen möglich. Die Z3 gilt heute als erster funktionstüchtiger Computer der Welt.
Der Zweite Weltkrieg machte es ihm unmöglich, mit Rechnerspezialisten in Großbritannien und den USA in Kontakt zu treten. Die Z3 war an der Grenze, den theoretischen Anforderungen der Turingmaschine zu genügen. Der Beweis wurde erst viel später (1998) durchgeführt.
Zuses Berliner Unternehmen wurde 1945 durch einen Bombenvolltreffer zusammen mit der Z3 zerstört. Die teilweise fertiggestellte Z4 war vorher in Sicherheit gebracht worden. Zuse entwickelte in der Zeit von 1941-1945 auch den Plankalkül, der als die erste universelle Programmiersprache der Welt gilt. Allerdings konnte sie auf den damaligen Computern noch nicht implementiert werden; das gelang erst im Jahr 2000.
Ebenfalls 1945 heiratete er Gisela Brandes in Berlin, mit der er fünf Kinder bekam.
Nach dem Krieg gründete Zuse 1949 in Neukirchen im damaligen Kreis Hünfeld die Zuse KG. Die Z4 wurde fertiggestellt und an der ETH Zürich installiert. Zu jener Zeit war das der einzige funktionierende Computer in Europa und der erste kommerzielle Computer weltweit. Die Z4 wurde einige Monate früher als die UNIVAC installiert.
Weitere Computer wurden gebaut, die Typenbezeichnung war immer ein Z und eine fortlaufende Nummer. Herausragend war die Z11, die der optischen Industrie und Universitäten verkauft wurde, und die Z22, der erste Computer mit Magnetspeicher.
1957 wurde der Firmensitz von Neukirchen nach Bad Hersfeld verlegt. Bis 1967 baute die Firma insgesamt 251 Computer. Ab 1964 stieg Zuse als aktiver Teilhaber aus der Firma aus, sie wurde später von Siemens übernommen. Zuse erhielt für seine Arbeit mehrfach Auszeichnungen. 1981 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Dresden verliehen. Nach seiner Pensionierung widmete er sich seinem Hobby, der Malerei. Unter dem Pseudonym „Kuno See“ schuf er abstrakte Bilder und Portraits berühmter Zeitgenossen. Auf der CeBIT in Hannover 1994 überreichte er Bill Gates ein selbstgemaltes Portrait von ihm.
1969 schrieb Zuse das Buch Rechnender Raum (Details siehe unter Werke). Darin entwickelte er eine Theorie der Zellulären Automaten und wendete sie, ähnlich wie später Stephen Wolfram, auch auf die Kosmologie an.
Ein funktionstüchtiger Nachbau der Z3 steht heute im Deutschen Museum in München, ein Nachbau der Z1 befindet sich im Deutschen Technikmuseum Berlin in Berlin. Dort steht auch eine komplette Z22 sowie diverse andere Zuse-Systeme. An der Fachhochschule Karlsruhe befindet sich noch eine funktionstüchtige Z22 in kompletter Ausstattung (siehe Artikel c't 20/02, Seite 100). Anfang 2005 wurde sie im Rahmen einer Ausstellung im Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe betriebsfähig aufgebaut.
Eine bis vor kurzem noch funktionsfähige Z23V befindet sich im Deutschen Technikmuseum Berlin (DTMB) (früher: Museum für Verkehr und Technik). Über eine heute noch funktionsfähige Z25 aus dem Jahr 1967 verfügt das Arithmeum in Bonn.
1985 wurde Zuse das erste Ehrenmitglied der Gesellschaft für Informatik. Seit 1987 verleiht diese auch alle zwei Jahre die Konrad-Zuse-Medaille. Seit 1995 ist er Ehrenbürger der Stadt Hoyerswerda.
Auf Initiative von Bill Gates traf sich Konrad Zuse mit diesem auf der CeBIT 1995. Ebenfalls 1995 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In diesem Jahr wurde er auch Ehrenmitglied im Chaos Computer Club. Er wurde 2003 im ZDF auf Platz 15 der größten Deutschen gewählt.
Das Museum der Stadt Hünfeld hat ebenfalls eine Konrad-Zuse-Abteilung eingerichtet, die einige interessante Exponate (z. B. Z23, Z25, Z64 Graphomat) zeigt. Des Weiteren existiert in Hoyerswerda das Konrad-Zuse-Computermuseum, welches sich mit der Geschichte der Rechentechnik und dem Leben Zuses beschäftigt.
[Bearbeiten] Herausragende Leistungen
Zuse hat die Methode der computergerechten Gleitkommazahlen auf Basis der Komponenten von Mantisse und Exponent theoretisch entwickelt und praktisch realisiert. Mit diesem Verfahren berechnet heute jeder gängige Computer Gleitkommazahlen, vom Taschenrechner bis zum Cluster. Auch die weithin verwendete IEEE-754-Normierung, d. h. die Festlegung auf ein bestimmtes Gleitkommazahlenformat, ist eine Folge von Zuses Grundlagenarbeit.
Durch seine Spezifizierung der Programmiersprache Plankalkül entwarf er die erste universelle Programmiersprache der Welt.
Mit der Entwicklung, Konstruktion und Errichtung seiner ersten Computer (Z1–Z4), die jeweils auf den neuesten Schaltertechnologien aufbauten, schrieb er Forschungsgeschichte. Durch seine spätere Tätigkeit als Computerhersteller war er auch in großem Maße an der Einführung des Computers in Unternehmen der Wirtschaft beteiligt.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Werke
- Rechnender Raum. Friedrich Vieweg u. Sohn, Wiesbaden, 1969. ISBN 3528096098 (Download siehe Weblinks)
- Der Computer – Mein Lebenswerk. Springer, Berlin 1993. ISBN 3-540-56292-3
[Bearbeiten] Literatur
- Jürgen Alex, Hermann Flessner, Wilhelm Mons, Horst Zuse: Konrad Zuse: Der Vater des Computers., Fulda 2000, ISBN 3-790-00317-4
- Raul Rojas (Herausgeber): Die Rechenmaschinen von Konrad Zuse. Springer, Berlin 1998, ISBN 3-540-63461-4
- Jürgen Alex: Wege und Irrwege des Konrad Zuse. In: Spektrum der Wissenschaft (dt. Ausgabe von Scientific American) 1/1997, ISSN 0170-2971
- Jürgen Alex: Anmerkungen zu einem Aspekt der Schrift „Rechnender Raum“ von Konrad Zuse. In: Festschrift zum 85. Geburtstag von Konrad Zuse. Konrad-Zuse-Gesellschaft (Hrsg.), Bonn u. Hünfeld 1995
- Clemens Kieser: „Ich bin zu faul zum Rechnen“ - Konrad Zuses Computer Z22 im Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. 4/34/2005. Esslingen am Neckar. S. 180-184. ISSN 0342-0027
- Arno Peters: Was ist und wie verwirklicht sich Computer-Sozialismus: Gespräche mit Konrad Zuse. Verlag Neues Leben, Berlin 2000, ISBN 3-355-01510-5
- Paul Janositz: Informatik und Konrad Zuse: Der Pionier des Computerbaus in Europa - Das verkannte Genie aus Adlershof; in: "Der Tagesspiegel" Nr. 19127, Berlin, 09. März 2006, Beilage Seite B3.
- Jürgen Alex: Zum Einfluß elementarer Sätze der mathematischen Logik bei Alfred Tarski auf die drei Computerkonzepte des Konrad Zuse - TERTIUM NON DATUR - Technische Universität Chemnitz 2006, ISBN 3-18-150051-4
- Jürgen Alex: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Wirtschaftsinformatik? - Was würde Konrad Zuse dazu sagen? Deutsch-Polnisches Studium - 15 Jahre DSG - Uniwersytet Szczecinski - Hochschule Wismar 10/2006, ISBN 83-60637-01-6
- Jürgen Alex: Zur Entstehung des Computers - von Alfred Tarski zu Konrad Zuse - Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-18-150051-4,
ISSN 0082-2361
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Konrad Zuse im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Konrad Zuse und seine Rechner zusammengestellt von seinem Sohn Dr.-Ing. Horst Zuse, TU Berlin
- Biographie von Konrad Zuse (engl.) geschrieben von seinem Sohn Dr.-Ing. Horst Zuse.
- Zuse-Museum in Hoyerswerda. Beinhaltet auch biografische Daten Zuses.
- Konrad Zuse Internet-Archiv Umfangreiche Dokumentation seines Lebenswerks
- Download von Rechnender Raum aus Elektronische Datenverarbeitung 8 (1967) 336-344 (pdf) von idsia.ch
- Konrad Zuse Hotel Hünfeld Hotel in Zuses Heimatort mit öffentlich zugänglicher Ausstellung der originalen Z25
- Ein Ausschnitt aus der Autobiografie von Konrad Zuse
- Die Geburt des Ur-Computers Artikel zum 65. Jahrestag der Inbetriebnahme der Z3
- Interaktive Simulation des Z3-Addierers
- Links zum Thema „Zuse, Konrad“ im Open Directory Project
Personendaten | |
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NAME | Zuse, Konrad Ernst Otto |
KURZBESCHREIBUNG | Erfinder des ersten funktionstüchtigen Computers |
GEBURTSDATUM | 22. Juni 1910 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 18. Dezember 1995 |
STERBEORT | Hünfeld |