Landwehr (Festung)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Eine Landwehr ist die natürlichste Form einer Grenzbefestigung/Einfriedung. Ihre einfachste und bis heute gebräuchlichste Anwendung ist die Gartenhecke. Zum Schutz von Lagerplätzen, Wohnhöhlen, Häusern, Anwesen und später ganzer Siedlungen vor überraschenden Angriffen von Raubtieren und Feinden benutzten schon die Menschen der Vor- und Frühzeit Sicherungen in Form von Einzäunungen aus Ästen und Dornensträuchern. Noch heute ist dies bei nomadisierenden Volksstämmen üblich. Julius Cäsar berichtet von dichten "Hagen", die von den "Nerviern" im heutigen Belgien angelegt wurden. Römische Soldaten errichteten Verteidigungslinien indem sie Bäume fällten und sie mit den Kronen zur Angreiferseite legten. Auch bei den Normannen ist die Existenz von "Hagediken" überliefert; das waren mit Hecken bepflanzte Wälle.
[Bearbeiten] Landwehren (Landheegen) als Grenzsicherungen
Landwehren in Form von Hecken (Heegen) und Gedörnen wurden bis ins Spätmittelalter hinein angelegt, insbesondere während der fränkischen Landnahme, als Gau-Grenze, Gerichtsgrenze, Herrschaftsgrenze. Nicht immer war sie als Verteidigungslinie ausgebaut. Sie wurden auch als ein vorgelagerter Teil einer Burg oder Festung mit dem Charakter einer Feldbefestigung als erster "Annäherungsschutz" angelegt. Militärisch hatten sie bis zur Neuzeit in Form von "Spanischen Reitern" den Sinn, den Angreifer einer Festung schon in deren weiteren Vorfeld zu Maßnahmen einer Belagerung zu zwingen. Ihre modernen Nachfolger sind die "Stacheldraht-Verhaue", welche in beiden Weltkriegen zum Einsatz kamen. Bis ins späte Mittelalter wurden Landwehren (Landheegen) auch entlang der Zollgrenzen errichtet.
Landwehren bestanden meist aus einem einfachen Graben, auch Wassergraben als Hindernis, hinter dem sich ein aus dem Grabenaushub geschaffener Erdwall befand, der mit einer dichten Hecke bepflanzt wurde. In manchen Fällen wurden diese Heckenpflanzen zu einem Gebück miteinander verflochten, besonders eigneten sich dazu Hainbuchen und Schwarzdorn. Daher auch manchenorts der Name "Gedörn". Die jungen Trieb der Hainbuchen und des Schwarzdorns bog (bückte) man zur Erde und pflanzte sie wieder ein, damit sie wieder wurzelten und anwuchsen. Bei regelmäßiger Pflege und "Heege" entstand so im Verlaufe weniger Jahre ein nahezu undurchdringlicher Gehölzstreifen, auch Gebück genannt. Aufwändigere Landwehren mit Verteidigungsfunktion bestanden aus mehreren parallelen Gräben und Aushubwällen mit Bepflanzung. Der Verlauf vieler einfacher Landwehren zeigt nach neuen Forschungsergebnissen, dass sie an vielen Stellen zu Verteidigungszwecken völlig ungeeignet waren. Daraus lässt sich schließen, dass sie nur als Grenzmarkierung dienten.
Neben der Funktion als vorgeschobene Verteidigung von Festungen spielen Landwehren eine große Rolle als Grenzbefestigung bestimmter Rechtsbezirke. Diese Landwehren wurden dann an einigen wenigen Stellen von Ausfall- oder Handelsstraßen durchbrochen. Diese Durchbrüche (Schlingen) wurden durch einfache Schlagbäume oder - an Landesgrenzen - durch Turmbauten gesichert. An den Schlingen befanden sich Zollstationen. Das lukrative Zollrecht konnte (oft in Verbindung mit dem Krugrecht) von ortsansässigen Bauern erworben werben.
In vielen Fällen wurde die Feldbefestigungen der Landwehr nach Beendigung des bewaffneten Konfliktes oder nach Aufhebung eines Amtsbezirks aufgegeben und eingeebnet. Als Bodendenkmal finden sich Überreste von Landwehren in ununterbrochen genutzten Waldgebieten, aber auch als Wallhecken in der freien Landschaft, teilweise in einer beeindruckenden Länge von mehreren Kilometern.
[Bearbeiten] Beispiele von Landwehren
- Die Bergisch-Märkische Landwehr zwischen dem Tal der Wupper und dem Tal der Ennepe
- Die Nord- und Ostlandwehr bei Dülmen
- Die Tilbecker Landwehr in den Baumbergen
- Die Lübecker Landwehr
- Die Lüneburger Landwehr (bei Vögelsen)
- Die (Dahler-) Landwehr in Mönchengladbach mit etwa 3km Länge von Engelsholt über Ohler nach Dahl.
- Die Landwehr in Mönchengladbach-Grossheide
- Die Landwehr in Niederkrüchten (Kreis Viersen)
- Der Württembergische Landgraben zwischen Beilstein und Heuchelberger Warte
- Die Rothenburger Heg (Rothenburg ob der Tauber)
- Die Schwäbisch Haller Heg (Schwäbisch Hall)
- Der Landgraben in Mühlhausen/Thüringen gilt als der best erhaltene in Deutschland
- Der Landgraben in Quedlinburg
- Der Berliner Landwehrkanal
- Die Frankfurter Landwehr (Frankfurt am Main)
- Die Sächsische Landwehr in Südthüringen, Landkreis Hildburghausen, 61 Kilometer lang, errichtet zwischen Sächsischen und Würzburgischen Besitzungen
- Die "Lüneburger", "Hohe" und "Spitze Landwehr" in Hannovers Stadtwald Eilenriede
- Die Braunschweiger Landwehr
- Die 10 Kilometer lange Landwehr bei Schmalkalden
- Die "Mittelhessischen Landheegen" (Innen-Heege und Außen-Heege), 29km bzw 16km lang, angelegt 1297-1307 bzw. 1359-1374 von der Landgrafschaft Hessen gegen die Grafschaft Nassau. Diese Landheegebn liegen im Westen des Landkreises Marburg-Biedekopf und im nördlichen Landkreis Gießen.
- Die Landwehr am Südrand von Neubrandenburg