Lexem
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Als Lexem wird in der Linguistik üblicherweise eine Einheit des Wortschatzes einer Sprache bezeichnet, die über verschiedene grammatische Wörter abstrahiert. Grammatische Wörter sind dabei Wortformen, die die gleiche Bedeutung aufweisen, aber sich in den morphosyntaktischen Eigenschaften unterscheiden, also Wortformen aus einem Flexionsparadigma. So sind Traum (Nominativ/Dativ/Akkusativ Singular), Traums (Genitiv Singular), Träume (Nominativ/Genitiv/Akkusativ Plural) und Träumen (Dativ Plural) grammatische Wörter zum selben Lexem TRAUM.
Ein einfaches Lexem heißt Simplex (auch: Grundwort). Das Simplex ist weder abgeleitet noch zusammengesetzt und kann als Ausgangspunkt weiterer Wortbildungen dienen.
Beispiele: gehen ist Simplex von eingehen, abgehen, Ausgang und Vergehen
Ein Paralexem (griech. para 'bei', lexis 'Wort') bildet in der Sprachwissenschaft den Gegensatz zu einem einfachen Lexem, welches auch zur Unterscheidung als Simplex bezeichnet wird. Im Unterschied zum Simplex ist ein Paralexem das Ergebnis einer Zusammenrückung bzw. einer Zusammensetzung (Kompositum) mehrerer Wörter (siehe auch: Wortbildung).
Beispiele: dt. der Gott-sei-bei-uns, frz. arc-en-ciel 'Regenbogen'
Ein Lexikon besteht aus einzelnen Lexemen. Das Wortgruppenlexem wiederum ist ein Paralexem, welches sich ebenfalls aus mindestens zwei lexikalischen Einheiten zusammensetzt, welche jedoch zusammen einen Eintrag im Lexikon bilden. (Siehe auch : Phraseologismus)
Beispiele: in Anspruch nehmen, instand setzen, gang und gäbe,
Das Lexem könnte auf beliebige Weise benannt werden, da es als Einheit, die über verschiedene Formen abstrahiert, selbst keine ausgezeichnete Form besitzt. Üblicherweise werden Lexeme aber nach einer konventionell bestimmten Form benannt, die dann Zitierform (auch: Grundform, Stichwort) dieses Lexems heißt. Wird diese Wortform in Großbuchstaben angegeben, so bezeichnet sie das Lexem mit allen seinen Formen.
Im Deutschen ist die Zitierform für Nomen normalerweise der Nominativ Singular (z. B. Traum), für Verben der Infinitiv Präsens Indikativ (z. B. träumen). Im Lateinischen ist die Zitierform für Verben das sogenannte Paradigma (etwa Beispiel), das eine Reihenfolge bestimmter Modi (Indikativ, Infinitiv, ...) und Tempora (Präsens, Perfekt, ...) angibt, die v.a. bei unregelmässigen Verben sehr hilfreich ist; diese Reihenfolge ist in den meisten Wörterbüchern: 1. (und manchmal auch die 2.) Person singular vom Präsens des aktiven Indikativs, 1. Person singular vom Perfekt des aktiven Indikativs, aktives Supinum I und aktives Infinitiv Präsens (z. B. für bringen lautet das Paradigma: fero, (fers,) tuli, latum, ferre).
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[Bearbeiten] Lexeme in der Informatik
Im Bereich des Compilerbaus sind Lexeme Folgen von lexikalischen Atomen. Lexeme sind also syntaktische Atome oder Symbole.
[Bearbeiten] Beispiele
- die Wortformen "gebe, gibst, gibt, gebt, geben, gab, gabst, gaben, gäbe, gäbest, gäbet, gäben, gegeben, gib" bilden zusammen das 'Lexem "geben"
[Bearbeiten] Relationen
- Lexeme treten semasiologisch untereinander in Wechselbeziehungen: Multisemie, Homonymie, Bisemie und Polysemie
[Bearbeiten] Literatur
- Laurie Bauer: Introducing Linguistic Morphology. Edinburgh University Press, Edinburgh 2003, ISBN 0-87840-343-4
- Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. Metzler, Stuttgart 2005, ISBN 3-476-02056-8
- Joachim Mugdan: Morphological Units. In: Ronald E. Asher (Hrsg.): The Encyclopedia of Language and Linguistics. Pergamon Press, Oxford 1994, ISBN 0-08-035943-4
- Clemens-Peter Herbermann: Wort, Basis, Lexem und die Grenze zwischen Lexikon und Grammatik. Fink, München 1981, ISBN 3-7705-1862-4
- Clemens-Peter Herbermann: Das Wort als lexikalische Einheit. In: D. Alan Cruse et al. (eds.): Lexikologie. de Gruyter, Berlin/New York 2002 (HSK 21.1.), ISBN 3-11-011308-2