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Malmedy-Massaker - Wikipedia

Malmedy-Massaker

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Tote nach dem Malmedy-Massaker
Tote nach dem Malmedy-Massaker

Das Malmedy-Massaker war ein Kriegsverbrechen im Zuge der Ardennenoffensive, bei dem 72[1] kriegsgefangene US-amerikanische Soldaten von Angehörigen der Waffen-SS völkerrechtswidrig erschossen wurden. Der Ort des Geschehens lag in der Nähe der belgischen Kreisstadt Malmedy südlich von Aachen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Die Ardennenoffensive war der letzte Versuch der Wehrmacht, die Initiative an der Westfront zurückzugewinnen. Drei deutsche Armeen der Heeresgruppe B sollten im Winter 1944 im unwegsamen Gelände der Ardennen den Vorstoß der alliierten Truppen Richtung Rhein zurückschlagen und durch einen überraschenden Vormarsch nach Antwerpen die Hauptnachschublinien der Alliierten unterbrechen. Den deutschen Kommandeuren war klar, dass es sich bei der „Unternehmen Herbstnebel“ genannten Operation um eine Verzweiflungstat handelte, von deren Gelingen man sich die Spaltung der alliierten Mächte und das Ende der Kämpfe im Westen erhoffte.

Während einer Lagebesprechung im Gefechtsstand Adlerhorst bei Bad Nauheim erläuterte Hitler am 12. Dezember 1944 seinen versammelten Generälen seine Ansicht, dass die bevorstehende Winteroffensive die bedeutendste Schlacht in einem „Entscheidungskrieg auf Leben und Tod“ sei. Nach Aussagen der damals Beteiligten gab Hitler auch die Anweisung, Gefangene nur dann zu machen, wenn es die „taktische Situation“ erlaube. Entsprechend wurden Anweisungen zur „rücksichtslosen Härte“ von den übergeordneten Einheiten an die unterstellten Befehlshaber weitergegeben. Besonders bei den Einheiten der Waffen-SS bedurfte es allerdings in der Regel keiner deutlichen Anweisungen. Infolge der weltanschaulichen Indoktrination der SS und der seit der Invasion in der Normandie herausgegebenen Propaganda, die Amerikaner und Briten seien genauso schlimm wie die Russen, war den meisten SS-Führern bereits klar, was von ihnen erwartet wurde.

[Bearbeiten] Die Kampfgruppe Peiper

Die Kampfgruppe Peiper unter dem Befehl des SS-Standartenführers Joachim Peiper war ein Verband der Leibstandarte "Adolf Hitler", der ungefähr 1000 Mann und 100 Panzerfahrzeuge umfasste. Für die Ardennenoffensive war die Kampfgruppe der 6. Armee unter Sepp Dietrich zugeteilt, deren Angriffsspitze sie stellen sollte. Die Aufgabe von Peipers Verband war der rasche Vorstoß zu den Maas-Brücken bei Huy und die Öffnung eines Korridors für nachfolgende Truppen. Wie Peiper selbst, war ein Großteil seiner Soldaten Veteranen der Ostfront, die die dort stattfindende Barbarisierung des Kampfes miterlebt hatten. Dementsprechend abgestumpft gegenüber „Humanitätsduseleien“ waren die Männer auch. Vor Beginn der Offensive lag Peipers Truppe weit hinter dem Zeitplan und drohte die gesamte Operation zu gefährden. Da gerade die Leibstandarte Adolf Hitler sich als Elite betrachtete, setzte die Angst vor dem Versagen die Kommandeure der Kampfgruppe stark unter Druck.

[Bearbeiten] Das Massaker

Am 17. Dezember 1944, dem zweiten Tag der Ardennen-Offensive, traf die schnell vorgehende Panzertruppe Peipers etwa 4 km südöstlich von Malmedy - an der Straßenkreuzung von Baugnez - auf einen LKW-Konvoi der Battery B des 285th Field Artillery Observation Battalion der US-Armee. Sofort nach der Entdeckung wurde der Konvoi beschossen und überwältigt. Die Angriffsspitze der Kampfgruppe Peiper - darunter auch Joachim Peiper selbst - kümmerte sich nicht um die Amerikaner und fuhr weiter. Soldaten von nachfolgenden Einheiten stellten die etwas über 100 Gefangenen auf einer Wiese nahe der Straßenkreuzung auf. Entsprechend den tatsächlich gegebenen oder bloß eingebildeten Befehlen wollten die Deutschen die Amerikaner weder laufen lassen, noch Ressourcen vergeuden, um sie in ein rückwärtiges Kriegsgefangenenlager zu bringen.[2]

Der genaue Ablauf oder eine eventuell vorhandene Befehlskette der nachfolgenden Ereignisse konnte nicht präzise geklärt werden. Sicher ist jedoch, dass die SS-Männer gegen Mittag des 17. Dezembers mit Maschinenpistolen und den Bordwaffen ihrer Fahrzeuge das Feuer auf die gefangenen Amerikaner eröffneten - unter denen sich auch Sanitäter und Verwundete befanden. Anschließend töteten einzelne SS-Männer die Überlebenden durch Schüsse aus nächster Nähe, was später ein klarer Beweis dafür war, dass es sich um ein Verbrechen und kein normales Gefecht gehandelt hatte. Insgesamt starben bei der Schießerei mindestens 72 Amerikaner, die erst im Januar 1945 von ihren Kameraden gefunden wurden.

[Bearbeiten] Die Folgen des Massakers

Ungefähr 40 G.I.s (unter ihnen auch Charles Durning) überlebten, ohne von den SS-Truppen bemerkt zu werden. Nachdem die deutschen Truppen abgerückt waren, flohen die Überlebenden. Bereits am Nachmittag des 17. Dezembers hatten sich die ersten Männer zu den eigenen Linien durchgeschlagen. Am 18. Dezember wurde das alliierte Oberkommando über den Vorfall informiert. Obwohl es nicht das einzige Kriegsverbrechen der SS gegen die Westmächte war und auch nicht blieb, nahm Malmedy später eine Symbolstellung ein, das Massaker stand für die brutale Rücksichtslosigkeit, mit der der Krieg von deutscher Seite geführt wurde.

Gedenktafel
Gedenktafel

Unter den amerikanischen Soldaten soll es nach Bekanntwerden des Vorfalls Kommandeure gegeben haben, die nun befahlen, bei SS-Truppen keine Gefangenen mehr zu machen. Obwohl deutsche Soldaten, die im Rahmen des Unternehmens Greif hinter die feindlichen Linien gesickert und festgenommen worden waren, mit aller Härte behandelt wurden (manche an Ort und Stelle als Spione hingerichtet, da sie in feindlicher Uniform agierten), sind während der Ardennenoffensive keine Vorfälle bekannt geworden, bei denen die US-Armee in vergleichbarem Umfang gegen SS-Einheiten vorgegangen ist.

Das Massaker blieb auch der Öffentlichkeit nicht lange verborgen. Bereits am 21. Dezember kursierten erste Berichte in der alliierten Presse. Bereits am 25. Dezember erschien ein weiterer Bericht im TIME-Magazin, weitere Artikel folgten in der Armeezeitung Stars and Stripes und in Newsweek.

Am 30. Dezember ersuchte das US-Amerikanische State-Department die Schweizer Botschaft, eine Protestnote mit der Bitte um Untersuchung des Vorfalls, an die deutsche Reichsregierung zu übergeben. Generalfeldmarschall von Rundstedt, Oberbefehlshaber im westlichen Kampfraum, meldete dem Führungsstab der Wehrmacht am 1. Januar 1945 , dass eine Voruntersuchung des Vorfalls ergebnisslos verlaufen sei und man wahrscheinlich von übelster Feindagitation ausgehen müsse. Eine weitergehende Untersuchung durch die deutsche Militärjustiz ergab, aus Mangel an Zeugen und als Folge der fortlaufenden Kampfhandlungen, keine eindeutigen Beweise für den Vorfall, so dass dem State-Departement am 8.März 1945 mitgeteilt wurde, dass der Bericht von 15 überlebenden US Soldaten über das angebliche Massaker unzutreffend sei.

Nach Kriegsende fand im Mai 1946 der Malmedy-Prozess in Dachau statt, bei dem die beteiligten deutschen Soldaten, die von den Alliierten noch aufgespürt werden konnten, vor Gericht gestellt wurden. Die Täter wurden zum Tode oder zu langen Freiheitsstrafen verurteilt. Da die Geständnisse jedoch auf zweifelhafte Weise zustande gekommen waren, wurden viele Urteile in der Folgezeit abgemildert und den Gnadengesuchen der zum Tode verurteilten Soldaten wurde durch den Oberkommandierenden der US Streitkräfte in Deutschland, General Thomas Handy, stattgegeben. Heute erinnert eine Gedenkstätte am Ort des Geschehens in Malmedy-Baugnez an die ermordeten Soldaten.

[Bearbeiten] Filme

[Bearbeiten] Literatur

  • Klaus-Dietmar Henke: Die amerikanische Besetzung Deutschlands, R. Oldenbourg Verlag, München, 1996
  • Wolfgang Benz (Hrsg.): Legenden, Lügen, Vorurteile. Ein Wörterbuch zur Zeitgeschichte., dtv, München, 2002
  • Alfred M. de Zayas: Die Wehrmachtuntersuchungsstelle, 6. überarbeitete Auflage, Universitas, 1998

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Die Angaben in der Literatur variieren, meist werden Zahlen von 71 bis 85 genannt. Für den Artikel wurde die Zahl aus Henke, Besetzung als jüngstes zur Verfügung stehendes Werk (1996) herangezogen.
  2. Nach den fragmentarisch erhalten gebliebenen Aufzeichnung der Hitler-Rede im Adlerhorst hatte dieser unter anderem ausgeführt, dass die Ardennenoffensive von einer „Welle der Gewalt und des Terrors“ vorgetragen werden müsse. Die Literatur geht davon aus, dass entsprechende Anweisungen an die jeweiligen Einheitsführer weitergegeben wurden, ein schriftlicher Befehl ist jedoch nicht bekannt. Peiper äußerte sich in seiner Vernehmung nach dem Krieg - in Bezug auf eine Besprechung mit seinen Offizieren - dazu wie folgt: „Auf dieser Besprechung habe ich mit keinem Wort davon gesprochen, daß Kriegsgefangene erschossen werden sollten, wenn die örtliche taktische Lage es erforderlich machte, weil alle bei der Besprechung erfahrene Offiziere waren, denen das klar war.“ (zit. nach Henke, Besetzung, S. 325).

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