Joachim Peiper
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Joachim "Jochen" Peiper (* 30. Januar 1915 in Berlin-Wilmersdorf; † 13. Juli 1976 in Traves, Frankreich) war Standartenführer der Waffen-SS. Er unterhielt persönliche Beziehungen zu Heinrich Himmler. Peiper wurde 1946 im Malmedy-Prozess als Kriegsverbrecher verurteilt.
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[Bearbeiten] Biographie
Peiper stammte aus einem bildungsbürgerlichen Elternhaus. Sein Vater, in Schlesien geboren, war als Hauptmann im Ersten Weltkrieg im damaligen Deutsch-Südwestafrika und in der Türkei tätig. Zur Schule gegangen ist Jochen Peiper in die Goethe-Oberrealschule. Als 17-jähriger entschied sich Peiper für eine militärische Laufbahn. Im Frühjahr 1933 trat er in die Hitlerjugend, bereits im Oktober des gleichen Jahres in die vom Reichsführer SS Heinrich Himmler geleitete Schutzstaffel (SS) ein.
1934 beantragte Peiper die SS-Offizieranwärterschaft. Er wurde in die sog. Junkerschule der SS in Braunschweig aufgenommen. Am 20. April 1936 zum Zugführer und SS-Untersturmführer ernannt, verpflichtete er sich zur sog. Leibstandarte Adolf Hitler, einer der ersten größeren Militäreinheiten der SS und damit eine der Kerneinheiten der späteren Waffen-SS. Am 01. März 1938 trat er in die NSDAP ein (Mitgliedsnr. 5508134). 1938 wurde Peiper in den persönlichen Stab Himmlers aufgenommen und 1939 zum ersten Adjutanten befördert. Dort lernte er seine zukünftige Frau kennen, die eine der Sekretärinnen Himmlers war.
1940 wurde Peiper auf einen reinen Militärposten der Leibstandarte geschickt und für militärische Operationen verantwortlich eingesetzt. Im Juli 1940 kehrte er in den Stab Himmlers zurück und blieb dort bis August 1941. Peiper wurde nach Kriegsausbruch im Jahre 1939 Kommandeur einer speziellen Kompanie an der Ostfront und schied im gegenseitigen Einvernehmen von Himmler. Er vertauschte nun den schwarzen Rock der allgemeinen SS mit dem feldgrauen der Waffen-SS, aber Himmler wurde von ihm bis 1945 mehrmals besucht.
[Bearbeiten] Boves
Nach der Landung der Alliierten in Sizilien nahm Peiper als verantwortlicher Bataillonskommandeur im Herbst 1943 an Vergeltungsmaßnahmen (Repressalien) seines Bataillons gegen die Zivilbevölkerung im italienischen Boves in der Nähe von Cuneo teil. Nach einem gescheiterten Befreiungsversuch zweier von Widerstandsgruppen entführter deutscher Soldaten drangen Peipers Einheiten in das Dorf ein. Mehrere Häuser wurden von den SS-Männern zerstört und in Brand gesteckt. 23 Zivilisten, die aus den Gebäuden flüchteten, wurden erschossen. Eine 87-jährige Frau verbrannte. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart stellte nach dem Krieg das Verfahren gegen Peiper aus Mangel an Beweisen ein, was vor allem in Teilen der italienischen Öffentlichkeit auf scharfe Kritik stieß. Eine weitere Klage in Italien 1968 scheiterte ebenfalls aus Mangel an Beweisen.
[Bearbeiten] Malmedy
Im Dezember 1944 war er während der Ardennenoffensive Kommandeur einer Kampfgruppe der 1. SS-Panzerdivision Leibstandarte Adolf Hitler. Für den Erfolg der Ardennenoffensive war die Einnahme von Brücken über die Maas eine notwendige Voraussetzung, für die Peipers Kampfgruppe, ein etwa 2000 Mann starker Verband, verantwortlich war. Es galt der Befehl, den raschen Durchbruch der amerikanischen Stellungen zu erzwingen und bei Lüttich zur Maas vorzudringen. Am 17. Dezember 1944 nahm Peipers Einheit ("LAH") an einer Straßenkreuzung bei Malmedy mehr als 100 US-amerikanische Soldaten gefangen und beschoss diese aus unbekannten Gründen nach der Gefangennahme mit Maschinengewehren. Hierbei wurden 71 amerikanische Soldaten getötet. Dieser Vorgang wurde als das Malmedy-Massaker bekannt. Während dieser Zeit kam es unter seiner Verantwortung bei Trois Ponts und Stavelot zu einem Massaker an der belgischen Zivilbevölkerung.
Nach Kriegsgefangenschaft im April 1946 in Dachau wurde er im Malmedy-Prozess wegen dieses Vorgangs zusammen mit 42 weiteren Soldaten als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt. Seine Strafe wurde in lebenslange Haft umgewandelt, aus der er 1956 vorzeitig entlassen wurde.
1957 begann er für Porsche zu arbeiten, wurde jedoch später auf Druck der Öffentlichkeit entlassen.
Nach der Tätigkeit bei VW siedelte er 1970 nach Frankreich über. Als seine Anwesenheit in der französischen Presse bekannt gemacht wurde, forderte die kommunistische Tageszeitung l'Humanité, Peiper nach Deutschland auszuweisen. Nachdem er Morddrohungen erhalten hatte, starb Peiper 1976 nach einem Brandanschlag auf sein Haus in Traves unter nicht geklärten Umständen. Die Pariser Gerichtsmediziner Ceccale, Michon und Campani konnten den erschossenen und verbrannten Toten trotz sorgfältiger Autopsie nicht sicher identifizieren. Im Sommer 1977 wurde er nach diversen eingehenden gerichtsmedizinischen Untersuchungen durch das Bezirksgericht der ostfranzösischen Stadt Vesoul offiziell für tot erklärt.
[Bearbeiten] Literatur
- Jens Westemeier: Joachim Peiper: (1915 - 1976); SS-Standartenführer. Eine Biographie Osnabrück 1996
- Brunner, Bernhard Der Frankreich-Komplex. Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland Göttingen: Wallstein, 2004 ISBN 3892446938 (Reihe: Moderne Zeit, 6) Rez. in: [1]
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Peiper, Joachim |
ALTERNATIVNAMEN | Peiper, Jochen |
KURZBESCHREIBUNG | Obersturmbannführer der Waffen-SS |
GEBURTSDATUM | 30. Januar 1915 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 13. Juli 1976 |
STERBEORT | Traves/Frankreich |